Spielbericht

12. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2004/2005
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
0:1
Hamburger SV II
Hamburger SV II

Rückschlag, aber alles beim Alten

von Thoralf Wätzold

Nach dem Hoffnungsschimmer der Vorwoche, als die Himmelblauen überraschend, aber völlig verdient den ersten Saisonsieg einfuhren und unter der Woche Dirk Barsikow als neuer Cheftrainer vorgestellt wurde, machen sich wieder lange Gesichter breit. Vor 2350 Zuschauern auf der Fischerwiese unterlag der CFC den Amateuren des Hamburger SV mit 0:1 (0:1).

Dabei sahen die Zuschauer das gewohnte Bild. Und da auch der Autor den immer noch angetrunkenen Fußballgott verflucht und keine Lust hat, sich schon wieder Phrasen aus den Fingern zu ziehen, die sein Leid am besten widerspiegeln, bedient er sich Zitaten aus den bisherigen Spielberichten dieser Saison. Denn dieses Spiel unterschied sich nur unwesentlich von den bisherigen.

Spielte solide, konnte aber die Niederlage nicht verhindern: Oldie Ulf Mehlhorn„Die von Coach Dirk Barsikow gut eingestellte Truppe spielte, kämpfte, dribbelte [...] - aber nach 90 gespielten Minuten blieb erneut nur der Platz für die Fortsetzung einer geradezu erschütternden Bilanz: Kein Sieg, kein Punkt. Nein, noch nicht einmal ein Tor war den Himmelblauen an diesem Tage [...] vergönnt.“ - „Selbst kleinere taktische Änderungen waren zu beobachten:“ - „Da lief nämlich plötzlich ein Spieler mit der legendären Nummer 11 über den Platz, der so gar nicht nach dem etatmäßig diese Nummer tragenden Nico Stein aussah. Dirk Barsikow hatte Oldie Ulf Mehlhorn [...] auf der Liberoposition aufgeboten. Dafür rückte der etatmäßige Libero Steffen Karl ins Mittelfeld.“ - “Doch erstmal gab's den ‚typischen Club’. Gerade mal vier Minuten waren gespielt, als [...] das erste Mal [...] die Kugel im Tor von Steffen Süßner“ zappelte. - „Wer nun befürchtet hatte, daß der CFC - wie bereits oft gesehen - zum Nervenbündel wurde, sah sich getäuscht. Der Club tat das einzig Richtige: Kämpfen! Weiterspielen!“ - „Der CFC wirkte hilflos, obwohl man der Mannschaft den Willen nicht absprechen konnte.“ - „Die weiteren Angriffsversuche der Himmelblauen verpufften, weil Ideen, Mittel und Durchsetzungsvermögen fehlten.“ - „Sämtliche Standards der Himmelblauen, ob Freistöße oder Ecken (Kanitz), waren leichte Beute der [...] Abwehr.“ - „Pfiffe begleiteten die CFC-Kicker zur Halbzeit in die Kabine. Dort muß es eine laute u.v.a. kurze Ansprache [...] gegeben haben, denn bereits [einige] Minuten vor Wiederanpfiff standen die Himmelblauen wieder auf dem Platz. Wer jetzt dachte, es würde noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft gehen, wurde wieder (zum wievielten Mal eigentlich?) schwer enttäuscht.“ - „In der Folge boten beide Mannschaften nicht mehr viel erwähnenswertes, allerdings hatte man den Eindruck, dass sich [Hamburg] mehr oder weniger schonte, und der CFC, trotz guten Willens, einfach nicht besser konnte.“ - „Wer [...] auf ein bedingungsloses Anrennen gehofft hatte, sah sich abermals mehr enttäuscht. Es gelang den Chemnitzern nicht, noch einmal richtig Druck aufzubauen, und so blieben echte Einschussmöglichkeiten aus.“ - „Sowieso hat die Mannschaft vom Potential her nur dann eine Chance, den Klassenerhalt zu schaffen, wenn sie mit 100 Prozent Einsatz, Kampf und Geschlossenheit auftritt.“ - „Der Chemnitzer FC von 2004/2005 ist nur ein Schatten seiner selbst, ohne Struktur und zur Zeit auch ohne das spielerische Können, die Hoffnung auf einen Klassenerhalt macht.“

Kanitz in der RückwärtsbewegungMit diesen Worten aus den letzten 5 Spielen ist eigentlich alles zum Verlauf des Spiels gesagt. Das Tor des Tages erzielte der Hamburger Sen bereits nach 4 Minuten, nachdem er von Kanitz, der beim Klärungsversuch über den Ball schlägt, erst in diese aussichtsreiche Position gebracht wurde. Im gesamten Spiel gab es vier Torchancen zu verzeichnen, zwei auf jeder Seite. Steffen Karl hatte Ende der ersten Halbzeit die größte, als er aus 5 Metern völlig freistehend seinen ganzen Frust in den Schuss legt, darunter aber neben den Fans nur die Werbebande leiden musste. Die zweite CFC-Chance hatte Ulf Mehlhorn kurz vor dem Ende, doch sein Kopfball war zu schwach, um eine Gefahr für das Hamburger Tor darzustellen. Zu erwähnen sind noch zwei Szenen im Strafraum der Hamburger, bei denen das Publikum wehement Handelfmeter forderte. Aber wir wissen ja: Elfmeter ist, wenn der Schiri pfeifft. Und Babak Rafati tat es in beiden Situationen nicht. In wie fern dies berechtigt war, wage ich aus meiner Position vom Würstchenstand nicht zu beurteilen. Und so reichte dem Hamburger SV ein frühes Tor und eine bessere Trainingseinheit aus, um hier 3 Punkte mitzunehmen. Denn spielerisch boten auch die Gäste nicht viel, sie waren auf jeden Fall an diesem Tag schlagbar.

Fazit: Die Zuschauer sahen einen bemühten und engagierten CFC, und man konnte jedem Spieler anmerken, dass er gewillt ist, alles aus sich heraus zu holen und den Sieg aus dem Osnabrück-Spiel hier zu veredeln und somit den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze herzustellen. Doch was da an Fehlpässen, verunglückten Flanken und Ideenlosigkeit geboten wurde, macht keine Hoffnung auf den Klassenerhalt. Nur das Wollen allein reicht eben leider nicht aus. Diskutiert wurde unter der Woche, dass zum Klassenerhalt jedes zweite Spiel gewonnen werden muss. Aber darauf zu setzen, jetzt jedes Auswärtsspiel zu gewinnen, halte ich für leicht realitätsfern. Und so geht das Leiden weiter.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern wie mir die Gesichtszüge eingeschlafen sind, als in der Saison 99/00 im Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 Gustav Policella in der 87. Minute mit einem Kopfballtor die Serie von 11 Monaten ohne Gegentor im heimischen Stadion beendet hat. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich schon jetzt nicht mehr richtig an das letzte CFC-Tor auf der Fischerwiese erinnern. Die Festung Fischerwiese ist nur noch eine Sandburg ...

Abschließen möchte ich den Bericht mit den Worten eines Bergbewohners, welcher letzte Woche mit seinem Auftritt die deutsche Öffentlichkeit schockierte, der aber nach langen undeutlichen und sehr peinlichen Äußerungen sagte: „Mir blaiben eiar Fäns!“

Wertung: 4

Beste Himmelblaue: Süssner, Mehlhorn, Karl

Pressestimmen

Freie Presse
CFC: Harmlos, hilflos, einfallslos [..] Was ist nur aus dem Chemnitzer FC geworden? [..] . Einige, die nach dem 3:2-Auswärtssieg in der Vorwoche beim VfL Osnabrück noch an eine Wende geglaubt hatten, mussten sich am Sonnabend endgültig eines Besseren belehren lassen.

Hamburger Abendblatt
Nach Sieg in Chemnitz wieder Spitze [..] Der 1:0-Sieg der HSV-Amateure beim Chemnitzer FC riß die 2350 Fans nicht mit. Er war aber effektiv, clever und cool herausgespielt.

12. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2004/2005
Samstag, 09. Oktober 2004, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 2.350
Schiedsrichter: Rafati (Hannover)
Chemnitzer FC
T Süssner
A Mehlhorn
A Ahlf
A Gillert
M Fillinger
M Göhlert
M KarlGelbe Karte
M KanitzGelbe Karte (84. Jendrossek)
S Schindler (78. Meissner)
S Lenk (56. Stark)
S Meyer

Trainer: Barsikow
Hamburger SV II
T Horn
A Leschinski
A Zott
A KlingbeilGelbe Karte
A AdewunmiGelbe Karte (65. SchmidtGelbe Karte)
M Hampel
M Hanke
M Joy
M Laas (65. Lipke)
S Sen
S Baich (86. Stahlmann)

Trainer: Doll
Tore
0:1 Sen (4.)