Das erste Punktspiel für den Chemnitzer FC im Jahr 2005 fiel den schlechten Witterungsbedingungen zum Opfer. Nein, ausgefallen ist das Spiel nicht. Auf einer gewalzten, geschlossenen Schneedecke, mit roten Linien und rotem Ball, erlebten 2.510 Zuschauer eine Nullnummer der besonderen Art. Der CFC trennte sich von Preußen Münster mit 0:0.

Nach dem die Platzkommission die Spielfläche für bespielbar hielt und auch der angereiste Schiedsrichter am Spieltag der Auffassung gewesen ist, ein Fußballspiel durchführen zu können, wurde pünktlich 14:00 Uhr zum Kampf um den Klassenerhalt geblasen. Die beiden Neuzugänge, Calicchio und Devoli, saßen zunächst nur auf der Bank, Baumann sollte die linke Abwehrseite dicht machen und Lenk für ordentlich Wirbel im Strafraum sorgen. Doch kaum war der erste Ball gespielt, machte sich Verwunderung, Unverständnis und Pessimismus unter den Zuschauern breit. So schön weiß der Schnee auch war, wirklich spielen konnte man darauf nicht. Die Spieler versanken zentimetertief im Schnee, ein kontrolliertes Zuspiel oder gar eine Flanke waren nicht möglich, der Adressat eines jeden Abspiels wurde per Zufall ermittelt. So war allen schnell klar, dass hier, wenn überhaupt, nur der Glücklichere gewinnen kann.
Aber es half ja nichts, 3 Punkte gegen den Abstieg mussten her. Dazu noch gegen einen direkten Konkurrenten. Also versuchte der CFC, das Beste draus zu machen und stellte sich der weißen Übermacht und kämpfte. Sebastian Meyer auf der rechten Seite und Fabio Pinto eigentlich überall wuselten am meisten, aber wirklich zählbares sprang zunächst nicht heraus. Nach gut einer halben Stunde schlenzte Mehlhorn einen Freistoß in den Strafraum, doch ein Münsteraner Kopf klärte den Ball knapp neben den Pfosten ins Seitenaus. Schade, ein Eigentor in dieser Phase wäre dem CFC gut bekommen. So wurde weiter gerackert, und Lenk und Pinto kamen noch einmal im Strafraum zu Schussgelegenheiten, die aber keine Gefahr für das Gästetor darstellten. Die Abwehr der Gastgeber stand gut, Münster konnte sich nicht großartig entfalten. Ein Schuss kam auf das Tor von Süßner, mehr war in Halbzeit 1 von den Gästen nicht zu sehen. Einen Aufreger gab es dann noch, als Pinto in den Strafraum stürmt und sein Gegenspieler beim Ausrutschen von hinten auf seine Beine fällt. Eigentlich ein Foul, und so mancher Schiri gab dafür schon einen Elfmeter. Doch Herr Kuhl entschied auf Stürmerfoul, weswegen wohl auch der Abwehrspieler zu Fall gekommen ist.

Die zweite Halbzeit begann wieder turbulent. Nach einer Flanke von links und einem missglückten Abwehrversuch kommt der Ball im Fünfmeterraum zu Lenk, der wahrscheinlich unfreiwillig noch den Torwart ausspielt und den Ball einnetzt. Doch die Fahne des Assistenten war oben, und diese Entscheidung war sehr knapp. Zwischen der berühmten gleichen Höhe und Abseits lagen hier wirklich nur Millimeter. Schade, das hätte es sein können. Kurz darauf hatte auch Münster die erste richtig gute Torchance, doch Süßner war zur Stelle. Das Spiel plätscherte nun so dahin, und auch die Fangesänge passten sich teilweise dem Niveau des Spiels an. Aber da die Bedingungen auf den Traversen ähnlich denen auf dem Spielfeld waren sei dies noch einmal verziehen. In der 65. Minute hatte Lenk die größte Chance im Spiel, doch sein Schuss von der Strafraumgrenze nach schöner Einzelaktion war sichere Beute für den Torhüter.
Das Highlight des Spiels erlebten die Zuschauer in der 70. Minute. Als sich Okeke den Ball an der Seitenauslinie zum Freistoß zurecht legt, fällt an der Strafraumgrenze aus einer Spielertraube heraus ein Münsteraner Spieler, der bereits durch unsportliche Schauspieleinlagen mehrfach aufgefallen war, plötzlich um. Der Schiedsrichter, der diese Szene nicht wahrgenommen hatte, befragte seinen Assistenten, der nach dieser Situation seine Fahne nicht gehoben hat, ob er denn was gesehen hätte. Scheinbar hat er das, denn es gab Gelb für Beer und Rot für Calicchio. Es lässt sich leider nicht auflösen, was in besagter Szene wirklich passiert ist, da niemand genau hingeschaut hat und es auch keiner Fernsehbilder dazu gibt. Wahrscheinlich wollte der insgesamt schwache Schiedsrichter etwas Farbe ins Spiel bringen, was ihm auch gelang. Für kurze Zeit flogen etliche Schneebälle durch die Luft, bei den Bedingungen eine einfache, aber für den Verein eventuell teure Methode, seinem Ärger Luft zu machen. Mit dem Schiedsrichter, der nach einer guten ersten Halbzeit im zweiten Durchgang völlig den Faden verlor, gleiche Szenen mehrfach unterschiedlich bewertete und immerhin 4 Karten verteilte, ohne die entsprechende Szene überhaupt wahrgenommen zu haben, hatten die Fans ihren Buhmann gefunden. Aber noch waren 20 Minuten zu spielen, und die Angst vor einer Heimniederlage ging um. Aber dank einer kämpferischen Leistung stand die Null und der erste Punkt im neuen Jahr war geholt.
Zusammengefasst muss man sagen, dass beim Blick auf die Tabelle am heutigen Tag zwei Punkte verschenkt wurden. Bei Blick auf die Platzbedingungen muss man froh sein, dass sich keiner verletzt hat, und beim Blick auf das Spiel lässt sich feststellen, dass das Unentschieden leistungsgerecht ist. Zuversichtlich stimmen kann den geneigten CFC-Fan der kämpferische Einsatz der Truppe, allen voran Pinto sei hier positiv hervor zu heben. Mit einer ähnlich engagierten Leistung auf grünem Rasen sollten die nötigen Punkte für den Klassenerhalt noch möglich sein.
[..] Auf dem gewalzten Schneeboden war dem Zufall Tür und Tor geöffnet. "Wir haben versucht, den Ball weit und hoch nach vorn zu schlagen. Viel anders ging es nicht", sagte Mario Fillinger. Das gleiche Rezept probierten die Preußen. Doch da beide Defensivabteilungen aufmerksam agierten und kompakt standen, kam über weite Strecken nicht mehr als eine Bolzerei heraus.