Vorbericht

19. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2001/2002
Dresdner SC
Dresdner SC
1:0
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Der DSC vor dem freiwilligen Abgang in Liga 4 oder wie ein Traum zum Albtraum wird ...

von Timo Görner (Vorbericht) & Erik Büttner (Reisetipps)

... denn nach dem vor allem spielerisch und wohl auch kämpferisch eher desaströsen 0 : 2 gegen den VfL Osnabrück am 10.11.2001 oder dem 16. Spieltag dieser Saison kündigte ein maßlos frustrierter und enttäuschter Thomas Dathe als Vereinschef mehr oder weniger den freiwilligen Rückzug in die Oberliga an. Blasse Stars rauswerfen, will meinen mindestens auf die Tribüne setzten und dafür mit jungen Spielern aus dem Nachwuchs des DSC sich für die Oberliga einspielen, um dort eine entsprechend schlagkräftige Mannschaft zur Verfügung zu haben. Diese soll wiederum dann die Rückkehr in die 3. Liga anpeilen. Nichts mehr vom Traum mit dem Dresdner SC die sportlich vor allem im Fußball einst ruhmreiche sächsische Landeshauptstadt wieder in höhere Etagen zu hieven. Ortsrivale Dynamo Dresden kämpfte mehr mit sich selber und bot weitaus weniger Perspektiven als die Schwarz-Rote Vereinigung an der Dresdner "Yenidze". An diesem 16. Spieltag war der Klassenerhalt durchaus in Reichweite, den DSC trennten 4 Zähler vom rettenden 14. Platz. Was Dathe aber wohl diese "vorgezogene Kapitulation" verkünden ließ waren auch monatelange erhebliche Probleme im Umfeld. Sponsoren waren säumig, die Dresdner ignorierten den ehemaligen deutschen Meister weitestgehend und ließen die Zuschauerzahl "bedrohlich nahe an den dreistelligen Bereich wandern" und trugen wenn überhaupt ihr Geld lieber zum Ortsnachbarn Dynamo. Dazu kamen z. T. oberligareife Vorstellungen auf dem Platz mit der Krönung der Niederlage gegen die krisengeschüttelten Osnabrücker, die eigentlich an diesem Tag ohne sich ein oder zwei Beine rausreißen zu müssen was für ihr Torverhältnis hätten tun können, wenn nicht müssen.

Vor der Saison wurde noch ein "einstelliger Tabellenplatz plus x" angepeilt, dazu sollte die wirtschaftliche Konsolidierung des Vereins mit erfolgen. Die Rückkehr ins Ostra-Gehege zur Rückrunde der vergangenen Saison hatte nicht den erwünschten Zulauf an Fans gebracht, dieser ging eher noch nach unten. Von den kalkulierten fast 3.000 Zuschauern pro Spiel musste man erhebliche Abstriche machen. Folge war ein wochenlanger schwerer Kampf um die Regionalliga-Lizenz für diese Saison. Diese war erst wenige Tage vor der Einreichung der Unterlagen beim DFB in Sack und Tüten. Dennoch konnte der Kader der abgelaufenen Saison weitestgehend gehalten werden, den Verein verließen die Herren Bustos (Argentinien), Gleis (Stahl Riesa), Maglica und Schmidt gingen Richtung Oberliga zum OFC Neugersdorf, der langjährige Stammkeeper Andreas Weidner trainert beim FV Dresden-Laubegast 06 in der Landesliga Sachsen ab. Dafür holte man sich mit Hendryk Lau den Torjäger vom Zweitligaaufsteiger SV Babelsberg 03, Martin Bronec als gestandenen Oberliga-Abwehrspieler vom FSV Hoyerswerda, Alexej Kurilenko vom hessischen Pleite-Oberligisten VfB Gießen und Sergio Sanchez als der "Shooting-Star" der Regionalliga-Saison 1999/2000 kam brav aus Buenos Aires zurück. Stellt sich die Frage, wie man mit einem soliden, ordentlichen Kader nach 16 Spieltagen schon so desillusioniert ist und "für den Abstieg plant". Das Scheitern von Hans-Jürgen Kreische wurde von nicht wenigen befürchtet und vorrausgesagt, der DSC-Vorstand zierte sich deswegen auch und gab dem Ex-Dynamo-Virtuosen auch nur einen Vertrag bis Jahresende, den er nicht mal erfüllen konnte. Am 12.09. musste das Dresdner Fußball-Idol erwartungsgemäß seinen Stuhl nach nicht einmal 1 Jahr Coaching-Dasein räumen. Ausschlaggebend war nach dem 1 : 3 bei den bis dato sieglosen Preußen aus Münster die schleichende Negativentwicklung der Mannschaft und was man "Schulle" von Vereinsseite vorwarf, das er zu "weich" gegenüber Stinkstiefeln wie "Sympathieträger" Sven Ratke war wurde nun auch Kreische vorgehalten und Dathe tat dies exakt auch mit seinem Nachfolger Karsten Petersohn, mal wieder ein ehemaliger Oberliga-Kicker von Dynamo Dresden. Am 7. Spieltag stand der DSC auf einem Abstiegsplatz mit 6 Zählern, einen weniger als unser CFC, den man am 2. Spieltag mit 2 : 1 an der Gellertstraße nach einer taktisch und spielerisch reifen Leistung bezwang. Damals flatterte ein Transpi in der DSC-Kurve mit den Worten "Bieten Söldner und Kreische, wollen Schulle wieder mit nehmen". Oder so ähnlich. Einfach war das Verhältnis der Fans mit dem zuweilen knorrigen und mürrischen Kreische nie und so musste sich "Hansi" schon vor diesem Spieltag immer wieder von den wenigen Fans im "Steyer-Stadion" bepflaumen lassen. Die sahen bis dato eine 0 : 2 -Auftaktpleite gegen den KFC Uerdingen (den "Albtraum" des Fußball-Ostens ;)) und ein 0 : 1 gegen die Kölner Fortuna. Wäre das CFC-Volk vermutlich auch sauer gewesen. Das 3 : 0 gegen die Werder-Amateure schob die Kreische-Entlassung nur auf, nach dem blamablen 1 : 3 in Münster handelte man und legte fortan keinen Wert mehr auf die Dienste des ehemaligen mehrfachen Torschützenkönigs der Oberliga. So konnte sich Kreische wieder in aller Ruhe seiner Fußballschule in Weißig widmen.

Petersohn übernahm ein schwieriges Amt, die Mannschaft plagten Verletzungsprobleme (Lau) und schwelende Unzufriedenheiten über wieder auftauchende Verzögerungen bei den Gehältern. Der DSC kam nie so richtig auf die Beine, gegen die Werder-Amateure gab Petersohn sein Chef-Debüt mit einem hoffnungsvollen 3 : 0 in einem Nachholespiel zu Hause, um im nächsten Spiel gegen Holstein wiederum an der Weißeritzstraße mit 3 : 4 baden zu gehen. Es schloss sich eine erwartete erneute Klatsche in Braunschweig an, wieder hieß es klar und deutlich 1 : 4, nur durfte diesmal der Trainer bleiben. Für "Schulle" war am 25.11.2000 "Sense" nach dem gleichen Ergebnis. Damals standen die Friedrichsstädter auf einem sicheren Mittelfeldplatz. Und was lernen wir daraus ? Neue Besen kehren nicht immer gut, vor allem wenn der neue eher morsch und brüchig ist. Wieder keimte Hoffnung, als man am 10. Spieltag sich mit einem 2 : 1 gegen den FC Erzgebirge Aue Sympathiepunkte bei den himmelblauen Fans verdiente und den FCE so nebenbei mit in die Abstiegsränge beförderte. Heute trennen beide Vereine wieder 8 Zähler. Achterbahn hiess es in den nächsten beiden Spielen, 4 : 5 nach einer turbulenten Partie in Wattenscheid, 5 : 1 gegen die Leverkusener Amateure wiederum zu Hause. Zumindestens ging der Kontakt zum rettenden Ufer nicht verloren. Was sich aber anschloss waren 4 sieglose Spiele in Folge mit nur 1 bescheidenen Zähler beim eher glücklichen 1 : 1 gegen den SC Verl. Längst hatte sich endgültig Frust und Enttäuschung bei den Fans breitgemacht, die nur noch in sehr bescheidener Zahl den Weg an die Marienbrücke fanden. Am 16. Spieltag ließ Dathe dann die Bombe platzen und seine Abwanderungsgerüchte zu Dynamo hielten sich beständig. Die Vorführung gegen die Osnasen wollten sich jedenfalls gerade mal noch 850 Fans antun, davon noch rund 150 aus Niedersachsen. Dynamo gegen Jena wiederum sahen zum ungefähr gleichen Zeitpunkt über 11.000. Das man dann ausgerechnet in einem "Himmelfahrtskommando" an der Lübecker Lohmühle wieder punktete und dies nicht mal unverdient, passt irgendwie zu dieser Saison.

Schade für die DSC-Fans, dass beim 0 : 3 in Uerdingen vergangenes Wochenende wieder alles "wie immer" war. Zwischenzeitlich setzen ein paar Spieler, allen voran Rocco Milde, dem Verein ein Ultimatum bis zum 25.11., mit der Forderung bis dato die ausstehenden Gehälter zu bekommen. Damit ist wohl das Tischtuch zwischen dem in dieser Saison eher enttäuschenden Milde und dem Verein zerschnitten. Vergiftetes Klima an der Weißeritzstraße am Samstag dürfte der Ex-Rostocker wohl kaum auflaufen. Ebenso nicht Kurilenko, den man vor knapp 3 Wochen vom Spielbetrieb suspendiert hatte und zur II. Mannschaft in die Bezirksliga strafversetzt hatte. Freiwillig sind mittlerweile noch einige Fans gegangen, der Zuschauerschnitt diese Saison bewegt sich nach 8 Heimspielen bei bescheidenen 1.071 Zuschauern, dabei stellte die Begegnung gegen Fortuna Köln mit 1.700 zahlenden Besuchern noch den Rekord dar, gegen die Werder-Amateure verirrten sich nur 650 ins "Steyer-Stadion". Gute Chancen also für den CFC, am Samstag so was wie ein "halbes Heimspiel" zu haben. Sergio Sanchez ist einer der wenigen Lichtblicke dieser ansonsten eher tristen DSC-Saison mit 8 Treffern, also damit 1/3 der erzielten Treffer. Das er trotz seiner zweiten guten Saison immer noch beim finanziell chronisch klammen DSC spielt, verwundert ein wenig. Sanchez war übrigens vor dieser Saison angeblich auch beim CFC im Gespräch. Die potentielle Ablöse von mindestens 100.000 DM schreckte aber wohl von vornherein ab.

In diesem Sinne einen netten Ausflug in die Landeshauptstadt zum "kleinen Bruder" Dynamos.

Das Stadion

Das Heinz-Steyer-Stadion im Dresdner Ostragehege zählt sicher zu den geschichtsträchtigsten Arenen in Deutschland. Doch leider ist vom alten Glanz nicht mehr viel übrig.
Am 12. Oktober des Jahres 1919 eröffneten die Fußballer des Dresdner Sportclubs im Ostragehege ein neues Stadion, ihr Stadion. Den bis dato Die Haupttribüne waren die Kicker des 1898 gegründeten Vereines über Dresdens Sportplätze getingelt, ohne irgendwo richtig heimisch zu werden.
Geschaffen hatte sich der DSC ein Stadion für 20.000, dass neben einer Laufbahn auch, für damalige Zeiten ungewöhnlich, eine Steintribüne besaß. Doch so richtig Glück hatten die Rot-Schwarzen mit ihrer Arena nicht. Immer wieder sorgten Feuer oder Elbehochwasser für große Schäden. Doch das alles brachte den DSC und seine Anhänger nicht aus der Fassung. 1929 wurde die durch einen Brand zerstörte Tribüne, zusammen mit einem Klubhaus, wieder eröffnet. Ein Jahr forderte der DFB für ein Länderspiel eine weitere Tribüne an und so entstand auf der Gegengeraden die Holztribüne. 50.000 drängten sich schließlich zum Vergleich Deutschland-Ungarn ins Ostragehege. 5 Jahre später, als es gegen die Tschechoslowakei ging, waren es sogar mehr als 60.000. Die Nazis hatten indes ganz große Pläne und wollten im Ostragehege ein Riesenstadion errichten. Es blieben Pläne.
Der Krieg setzte auch dem Stadion mächtig zu. So wurde fast die ganze Arena samt Steintribüne völlig zerstört, nur die Holztribüne nahm kaum Schaden. Schnell waren aber die Reparaturen abgeschlossen und so kam es am Silvesterabend des Jahres Die Gegengerade mit Holztribüne 1949 zu einer Deutschlandpremiere: 25.000 wurden im nun umbenannten Heinz-Steyer-Stadion Zeuge des ersten Flutlichtspieles. 12 Scheinwerfermasten mit je 2.000 Watt sorgten für das nötige Licht. Zusätzlich wurde noch der Ball mit einer Phosphorschicht überzogen. Es muss ein bewegender Abend gewesen sein.
Reichlich ein halbes Jahr später erhielt das Steyer-Stadion einen neuen Hausherren. Nach dem sich große Teile des DSC-Nachfolgers SG Friedrichstadt nach West-Berlin abgesetzt hatte, traten von nun an die Fußballer der SG Volkspolizei, dem Vater der SG bzw. des FC Dynamo, im Ostragehege an.
Trotz das Dynamo seit 1957 im Harbig-Stadion seine Oberliga-Spiele austrug, blieb das Steyer-Stadion bei sportliche Großveranstaltungen in Dresden Nummer 1. Immer wieder fanden Länderspiele der DDR-Auswahl in ihm statt und auch Dynamo kehrte regelmäßig zu Europapokalspielen zurück. Und auch die Friedensfahrer kämpften hier um Etappensiege.
Doch mit Beginn der 70iger wurde es ruhig im Steyer-Stadion. Zwar wurden Laufbahn, Haupt- und Holztribüne Die Gästekurve renoviert und eine elektronische Anzeigetafel installiert, aber nur um gelegentlich Leichtathletikwettkämpfe im Ostragehege austragen zu können. Auch mit den einst großen Zuschauerzahlen war es vorbei. Wegen des ständig einbrechenden Elbehochwassers musste der Innenraum um einen halben Meter angehoben werden.Schließlich fanden noch 32.000 Platz auf den Rängen.
Wieder etwas lebhafter wurde es Ende der 90iger als sich der wiedergegründete Dresdner SC aus der Bezirksklasse in die Regionalliga hochgearbeitet hatte. Doch weil die Rot-Schwarzen aus Dresden-Friedrichstadt im Schatten Dynamos standen und stehen verirrten sich nie mehr als 2000 Zuschauer in das vom DFB nur für 10.000 Leute zugelassene Ostragehege. Aber vielleicht gelingt es ja der hoffentlich großen Chemnitzer Anhängerschar wieder ein wenig von der alten Stimmung ins Steyer-Stadion zu bringen, und wenn auch nur für dieses eine Spiel.
Die Anhänger der Gäste können sich in den Kurvenblöcken U, V, W, die sich gegenüber der Anzeigetafel befinden, breit machen. Rein geht's direkt von der Pieschener Allee. An Nahrung bekommt man Wurst, sowie Bier, Kaffee, Fanta und Cola.
Die Tickets gibt es zu folgenden Preisen:
Vollzahler: 12,00 DM
Ermäßigt:    8,00 DM
Kinder:       5,00 DM

Die Route

Endstation Sehnsucht: Der Gästeeingang Auf der A4 geht es diesmal nicht gen Westen sondern in Richtung Osten, auf Dresden zu. An der Anschlussstelle Dresden-Altstadt (78) verläßt man die Autobahn und fährt stadteinwärts auf der Meißner, später Bremer Straße, immer der B6 folgend. Dann kommt eine Links-Rechts-Kurven-Kombination und schließlich landet man auf der Magdeburger Straße. Auf der linken Straßenseite kann man nun schon Konturen des Sportareals Ostragehege erkennen.
Zum Parken fährt man am Besten in die Pieschener Allee, dort gibt es links und rechts mehrere Parkflächen. Ansonsten die Pieschener Allee weiter fahren und am neuen Messegelände parken.

Vom Hauptbahnhof aus kann man die Straßenbahnen der Linien 8, 11 oder 26 bis zur Haltestelle Maxstraße nehmen, oder man läuft gleich rund 20min bis zum Stadion.
19. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2001/2002
Samstag, 01. Dezember 2001, 13:30 Uhr
Heinz-Steyer-Stadion, Dresden
Zuschauer: 2.498
Schiedsrichter: Marks (Berlin)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich


Dresdner SC Chemnitzer FC
34,68 % Chancen gegeneinander 65,32 %
16 Tabellenposition 2
16
18
0,89
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
35
19
1,84
5 (27,78 %)
12 (66,67 %)
Siege
Niederlagen
11 (57,89 %)
6 (31,58 %)
24:35
1,33:1,94
Tore
Tore pro Spiel
33:16
1,74:0,84
5:1 gegen Bayer Leverkusen Am. (H) Höchster Sieg 5:0 gegen SG Wattenscheid 09 (H),
Rot-Weiss Essen (H)
1:4 gegen Eintracht Braunschweig (A) Höchste Niederlage 1:3 gegen SC Paderborn 07 (H),
Bayer Leverkusen Am. (A)
1 Niederlagen,
seit 1 Spielen nicht gewonnen
Aktuelle Serie 1 Sieg,
1 Spiel nicht verloren

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele430111:2
Heimspiele32017:2
Auswärtsspiele11004:0
Ligaspiele32018:2
Pokal-/Relegationsspiele11003:0

Der Ergebnisrückblick

1996/1997SachsenpokalFinaleChemnitzer FC - Dresdner SC3:0 (1:0)
1998/1999Regionalliga Nordost4. SpieltagChemnitzer FC - Dresdner SC3:0 (2:0)
1998/1999Regionalliga Nordost21. SpieltagDresdner SC - Chemnitzer FC0:4 (0:3)
2001/2002Regionalliga Nord2. SpieltagChemnitzer FC - Dresdner SC1:2 (0:1)