Vorbericht

Achtelfinale - Sachsenpokal - Saison 2004/2005
FSV Budissa Bautzen
FSV Budissa Bautzen
1:3
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Der CFC zum Pokal-Gastspiel am östlichen Zipfel Sachsens...

von Timo Görner (Vorbericht) & Erik Büttner (Reisetipps)

...beim FSV Budissa Bautzen aus der Landesliga. Für die Himmelblauen der zweite Auftritt in einem Pflichtspiel gegen den Verein aus der Stadt, welche immer noch in erster Linie zu Unrecht mit geschichtlichen Komponenten früherer Zeiten in Verbindung gebracht wird.

Der FSV Budissa in der älteren Vergangenheit:
Wie viele der Vereine im Bereich des NOFV, so hat auch der offiziell 1904 gegründete FSV Budissa Bautzen eine wechselvolle Geschichte quer durch 2 Weltkriege und mehrere Systeme hinter sich. Vor knapp 100 Jahren wurde der Club durch mehrere Fußball-Enthusiasten in Bautzen gegründet, 1919 wurde man dann auch ins Vereinsregister eingetragen. Bis 1945 spielte man auf der Ebene von Kreis und später im Dritten Reich "Gaumeisterschaften", in diesem Fall des Gaues "Oberlausitz". Bis 1933 hatte man sich in der Stadt mit dem VfB und dem SC Bautzen der Konkurrenz zweier weiterer Vereine zu erwehren, die beide später zum Bautzener SC fusionierten.
Nach 1945 war auch Budissa 04 von der "Umstrukturierung im Sinne der neuen demokratischen Sportbewegung" als vermeintlich "bürgerlicher Verein" betroffen. Nach dem entsprechenden Befehl der damaligen SMAD in Deutschland wurde aus Budissa Bautzen die "Sparte Süd". Der BSC als Lokalrivale sollte künftig unter "Sparte West" auftreten. Die Gründung des BSV LOWA war Quelle der Fusion beider Bautzener Vereine in einen Fußballclub zur Bündelung der Kräfte und wohl auch gleichzeitig zur endgültigen Beseitigung unerwünschter Vereine. Beide Clubs wurden in diesem neuen Verein eingegliedert, der später noch in BSG LOWA umbenannt wurde und letztendlich als "BSG Motor Bautzen" am 01.08.1950 zukünftig in der damaligen DDR spielte. Die BSG Motor begann in der Bezirksklasse welche damals im Bereich des DFV der DDR quasi die "4. Liga" hinter der 1. DDR-Liga und Oberliga darstellte. Bis zum Ende der DDR erlebte die BSG Motor später zunehmend im Schatten der erfolgreicheren BSG Fortschritt Bischofswerda eine sportlich wechselvolle Zeit.

Der FSV Budissa seit 1990:
Wie für viele Betriebsportgemeinschaften bedeutete das Jahr 1990 auch das Ende der BSG Motor, zumindest in den alten Strukturen. In Bautzen wurden daher wie vielerorts alte Traditionen wieder aufgenommen und durch eine Gruppe von Fußballfreunden der "FSV Budissa Bautzen" aus den Beständen der BSG Motor wieder gegründet.
1992 kam dann der überraschende Aufstieg in die Landesliga Sachsen auch durch das Engagement von Hauptsponsor "DEBAG". Doch schon 1994 erfolgte der Abstieg zurück in die Bezirksliga Dresden. 1998 geriet der FSV dann in ernsthafte wirtschaftliche Turbulenzen, die nur durch die Arbeit einiger Funktionäre einigermaßen bewältigt werden konnten.
Das Comeback des FSV in der Landesliga Sachsen glückte 2001/2002. Es gab einen neuen Sponsor, Spieler aus Tschechien wurden verpflichtet und so die Rückkehr geschafft. Die fünfte Liga konnte bislang gehalten werden, in dieser präsentierte sich der Club mit den Vereinsfarben schwarz-weiß bislang recht ordentlich. schon in der ersten Saison 2002/2003 wurde ein sehr guter 5. Platz belegt und zeitweilig sogar ganz oben mitgespielt. 2003/2004 reichte es sogar zu Platz 4, was natürlich Begehrlichkeiten auf die Oberliga weckte.
Mit dem "Stadion Müllerwiese" wurde im Sommer 2002 auch die Spielstätte des FSV in einen mehr als annehmbaren Zustand versetzt. Der Verein hat mittlerweile knapp 700 Mitglieder und gilt als einer der wichtigsten sozialen Integrationspunkte der Stadt mit ihren sozialen und wirtschaftlichen Problemen im "Randgebiet Sachsens".

Die Saison 2004/2005 in der Landesliga bislang:
Der FSV konnte seine beiden Platzierungen der beiden vergangenen Spielzeiten bislang durchaus bestätigen und sorgte bei der "Generalprobe" ausgerechnet beim Landesliga-Spitzenreiter FC Erzgebirge Aue/A. mit einem 2:1 für ein Achtungszeichen. Mit diesem Sieg wurde der Abstand auf Rang 1 von 5 auf 2 Zähler verkürzt und sich auf Rang 4 vorgearbeitet.
Der Auftakt war jedoch mit 4 Punkten aus 3 Spielen ein wenig durchwachsen, zumal das Derby beim Bischofswerdaer FV 08 in Runde 2 vor bemerkenswerten 1.200 Besuchern mit 0:1 verloren ging. Seit 5 Spielen ist man aber nun schon ungeschlagen und holte in diesem Zeitraum insgesamt 9 von 15 möglichen Punkten. Zuletzt wurde der VfB Zittau vor eigener Kulisse mit 4:0 abgefertigt, in Aue - wie schon erwähnt - 2:1 gesiegt und sich damit im möglichen Aufstiegsrennen zurück gemeldet.

Der FSV im Sachsenpokal bislang:
In dieser Saison sorgte der FSV gleich in Runde 1 für eine, zumindest kleine Überraschung und warf die bislang auswärts allerdings auch schwachen Zwickauer mit 3:1 aus dem Rennen. Vergangene Spielzeit musste man im Bezirk Dresden dem SV aus der Biermetropole Neueibau ;-) den Vortritt lassen und konnte sich nicht qualifizieren. Wiederum eine Saison zuvor erreichte man die 2. Runde nach einem 4:1 gegen Concordia Schneeberg, scheiterte dann zu Hause mit 0:2 am VfL Pirna-Copitz 07. 1996 hatte Bautzen nach dem Pokalsieg im Bezirk Dresden bereits in der 1. Runde den CFC zu Gast, zog aber nach früher Führung doch erwartungsgemäß mit 1:4 den Kürzeren.
Der Einzug ins Viertelfinale am Dienstag könnte damit der bislang größte Erfolg im Landespokal werden.

Das Kollektiv des Gegners:
Bekanntester Akteur in der Mannschaft des FSV ist sicherlich Frank Rietschel (33), der vor der Saison 2003/2004 vom Regionalliga-Aufsteiger FC Sachsen Leipzig als dortiger Kapitän aus beruflichen und familiären Gründen nach Bautzen umzog. Er gilt als feste Größe in der Mannschaft. Regionalliga-Erfahrung hat ebenfalls Jens Schaumkessel (25), der in der Saison 2002/2003 im Angriff des Dresdner SC aktiv war. Er spielt bislang aber keine große Rolle und kam ausschließlich als Reservist zum Einsatz. Mit 5 Toren in 7 Punktspielen ist der Tscheche Karel Vokal (29) auch nach seinem Wechsel vom VfB Zittau nach Bautzen eine der Topp-Torjäger der Sachsenliga und gilt neben Spielern wie Frank Rietschel, Dirk Rettig, Stefan Schier oder Slawomir Ovecka als feste Größe im Team der Schwarz-Weißen.

Der Trainer:
Thomas Hentschel ist seit 1999 der verantwortliche Trainer für die 1. Mannschaft und konnte mit dem Aufstieg in die Landesliga 2002 seinen größten Erfolg als sportlicher Chef feiern.

Das Umfeld/Stimmung/Fans:
Die Spieler der Schwarz-Weißen in dieser Saison sahen bislang im Schnitt 617 Besucher. 2003/2004 war man mit 657 Fußballfreunden pro Heimspiel der Zuschauerkrösus der Landesliga Sachsen und erreichte in den Derbies gegen den NFV Gelb-Weiß Görlitz (1.500) und VfB Zittau (1.200) vierstellige Besuche. Fazit: Für einen Landesligisten also mehr als ordentlich.
Interessant an dieser Stelle ist auch die Bestrebungen des ehemaligen OFC Neugersdorf vor seiner Umbenennung in FC Oberlausitz Neugersdorf den FSV mit dem VfB Zittau für einen gemeinsamen Verein "FC Oberlausitz" ins Boot zu holen, was sich aber letztendlich als nicht realistisch erwies und somit bleibt der FSV Budissa Bautzen auf lange Sicht verständlicherweise eigenständig.
Vereinschef ist Dietmar Stange, der Bruder des ehemaligen DDR-Auswahltrainers Bernd Stange. Unterstützt wird der FSV von einem Sponsorenpool mit insgesamt 120 Firmen und Institutionen der Region, die für ein wirtschaftlich einigermaßen solides Vereinsleben sorgen. Der Internetauftritt der Bautzener ist aus meiner Sicht für einen Verein in Liga 5 mehr oder weniger erstklassig und trägt seinen Teil zur guten Außendarstellung bei.

Das Stadion

85 Jahre hat das Stadion Müllerwiese in Bautzen nun schon auf dem Buckel und mittlerweile gilt es als eine der modernsten und schönsten Sportanlagen in Sachsen. Das sollte es aber auch, denn schließlich flossen in den letzten 4 Jahren 4,5 Mio. EUR in das an der Spree gelegene Sportareal.
Am 5. Mai 1929 wurde die „Städtische Kampfbahn Müllerwiese“ eingeweiht. In diesen Tagen war es Tradition, dass der Dresdner SC (damals eine der ersten Adressen in Fußballdeutschland) an Silvester auf eine Partie in Bautzen vorbei schaute.
Zu Zeiten der DDR dann wurde der Anlage nur ein Sportlerheim und ein possierlicher Kampfrichterturm verpasst. Höhepunkt dieser Zeit war das DDR-Pokalendspiel zwischen Stendal und Chemie Leipzig vor 15.000. Eigentlich war die Müllerwiese für maximal 10.000 Zuschauer zugelassen.
Ende der 90iger Jahre bildete das Stadion mit ein paar Stehtraversen und dem Turm auf der einen und ein paar Stehtraversen mit orangenen Sitzschalen auf der anderen Längsseite ein eher trauriges Bild. Das fand auch der Bautzener Stadtrat und beschloss im Herbst 1999 die grundhafte Sanierung der Müllerweise. Im Herbst 2000 ging es dann auch an die Arbeit und am 1. Juni 2002 konnte der erste große Teil der Rekonstruktion mit einer Feier abgeschlossen werden. Zum Landesligaauftakt 2002 kam dann auch der VfB Zittau und 1.400 Zuschauer ins schöne neue Stadion. Erbaut worden war eine Tribüne mit 500 überdachten Sitzplätzen und je 500 Stehplätzen an den beiden Seiten. Ein neuer Sanitärtrakt, der die Hälfte der Südkurve ausfüllt, war entstanden Der Rasenplatz wurde komplett neu aufgebaut und eine Flutlichtanlage installiert. Im vergangenen Jahr wurde dann auch noch der alte Hartplatz in einen Kunstrasenplatz umgewandelt und mit einer Lichtanlage versehen.
Insgesamt verfügt die Stadt Bautzen jetzt über eine erstklassige Anlage für Leichtathletik und Fußballveranstaltungen, in der 3.000 Menschen Platz finden.

Die Route

Auch diesmal beginnt die Reise wieder auf der A4, Richtungsfahrbahn Dresden. Es geht am Dreieck Nossen vorbei, ebenso am Dreieck Dresden-West und Dresden-Nord. Immer weiter geht die Reise auf der A4 Richtung Bautzen bis die Oberlausitzer Metropole erreicht ist.
An der Anschlussstelle Bautzen-West (89) verlässt man die Autobahn und fährt Richtung Bautzen der B96 entgegen. An der ersten Ampel biegt man links ab. Nach der Brücke über die Spree folgt man der B96, biegt dazu an der nächsten Ampel nach rechts Richtung Oppach ab. Gleich nach der Brücke über die Eisenbahn fährt man rechts in die Preuschwitzer Straße. An der nächsten Kreuzung (!) biegt man wieder rechts in die Humboldtstraße ein. Der Parkplatz befindet sich dann rechter Hand am Eingang zur Müllerwiese. Ist dort schon alles belegt, muss man im umliegenden Industriegebiet einen Stellplatz suchen.
Achtelfinale - Sachsenpokal - Saison 2004/2005
Dienstag, 28. September 2004, 19:00 Uhr
Stadion Müllerwiese, Bautzen
Zuschauer: 1.000
Schiedsrichter: Viehrig (Dresden)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele11004:1
Heimspiele00000:0
Auswärtsspiele11004:1
Ligaspiele00000:0
Pokal-/Relegationsspiele11004:1

Der Ergebnisrückblick

1996/1997Sachsenpokal1. RundeFSV Budissa Bautzen - Chemnitzer FC1:4 (1:3)