Das Gastspiel der Nr. 1 der (Fußball)-Oberlausitz...
von Timo Görner
...und Deutschlands östlichstem Oberligisten. Mit dem FSV Budissa Bautzen kreuzten wir bislang nur auf Pokalebene die Klingen.
Der FSV Budissa in der letzten Saison:
Mit Platz 8 legte der Aufsteiger aus der Landesliga Sachsen eine absolut solide Saison hin. Der FSV blieb dabei im positiven Bereich (11 Siege/10 Remis/9 Niederlagen/46:33 Tore) und wurde hinter Erfurt II zweitbester Neuling. Zu Hause waren 6 Mannschaften besser, auswärts derer 8. Das Ergebnis ist fast logisch: Rang 8 insgesamt. Die Offensivabteilung arbeitete recht ordentlich (46), die Defensive aber noch besser (33) - sie war die viertbeste Abwehr der Staffel. Bautzen präsentierte sich in Hin- und Rückrunde recht ausgeglichen (21 zu 22 Punkte). Highlights waren die beiden siegreichen Spiele gegen die Profis vom FC Sachsen (1:0/H, 2:0/A), gegen Absteiger Völpke (6:0/H, 6:1/A) oder die Heimspiele gegen den FC Oberlausitz (4:0) und Meuselwitz (2:1). Unter dem Schnitt blieb der FSV in den Spiele in Auerbach (0:3) und gegen Pößneck (1:2/H). Bemerkenswert war ferner, dass Bautzen zwischen Spieltag 20 und 24 alle 5 Spiele gewinnen konnte (17:3 Tore). Diese Serie legte den Grundstein für den einstelligen Tabellenplatz. Im Sachsenpokal war nach einem 0:1 schon in Runde 1 bei Landesligist Bischofswerda Endstation.
Der FSV Budissa in dieser Saison bislang:
Der Start in die aktuelle Spielzeit verlief eher holprig, auch wenn die Lage nicht prekär war. Dem „Pflichtsieg“ gegen Dresden-Nord (1:0/H) folgten 3 Spiele ohne Sieg, dabei mit 2 Niederlagen in Folge (Cottbus II./H, Pößneck/A jeweils 0:2). Positiv war dagegen das Remis in Eilenburg (1:1). Der FSV straffte sich dann und konnte bis zum Spiel am Samstag in Chemnitz immerhin 17 Punkte aus 8 Begegnungen (nur 1 Niederlage) einfahren - der CFC holte im selben Zeitraum nur derer 11. Lohn war der Vormarsch bis ins Vorderfeld der Tabelle (5.), so gut standen die Lausitzer in der Oberliga noch nie da. Bemerkenswert ist dabei mit 3 Siegen ohne Gegentor in Zwickau (2:0) Jena II (3:0) und Meuselwitz (2:0) das Auftreten auf des Gegners Platz. Aus der Reihe schlug dabei nur das Spiel in Halberstadt (0:4). Zu Hause wurde ebenfalls fleißig gepunktet: 2 Siege und 2 Remis stehen zu Buche (Dessau 0:0/Plauen 3:3/ Erfurt 5:3/Auerbach 2:0). Heim (5.) wie auswärts (6.) ist der FSV jeweils im „grünen Bereich“. Auf fremden Plätzen wurden in 6 Spielen erst 7 Gegentreffer kassiert, wenn auch „nur“ 8 erzielt. 3 der 6 Spiele blieb Bautzen ohne Gegentor. Keine schlechte Bilanz für den FSV. Die Offensive (3. mit dem CFC/19) ist stark, die Defensive (8./15) Durchschnitt. Im Sachsenpokal tritt Budissa am 22.11.2006 im Achtelfinale bei Landesligist Aue II an. In Runde 1 spielte der FSV in Sebnitz beim Landesligisten BSV (4:1/A). Mit dem CFC am Samstag stehen dem FSV 3 schwierige Begegnungen (CFC/A, FC Sachsen/H, Halle/A) bevor.
Das Personalkarussell vor und während dieser Saison:
11 Spieler gingen bis heute, dafür kamen 8 Neue. Bemerkenswerteste Abgänge sind die von Torjäger Steffen Kellig (25) zum Chemnitzer FC und Kapitän Frank Rietschel (35/Abwehr) zur SG Nebelschütz (Bezirksklasse Dresden). Rico Glaubitz (33/Mittelfeld) zog es bekanntermaßen zum FSV Zwickau sowie Thomas Pannach (26/Mittelfeld) zum VfB Auerbach. Martin Noack (21/Abwehr) ging übrigens zur II. des CFC. 4 weitere Spieler wurden in den Kader der II. Mannschaft (Bezirksklasse Dresden) delegiert.
Als Neuzugänge kamen mit Marcus Winkler (21), Markus Dörry (22) für die Abwehr, Sebastian Nuhs (24/Mittelfeld) und Denny Matthes (23/Angriff) gleich 4 Spieler aus der U23 des FC Energie Cottbus. Von Oberliga-Absteiger FC Oberlausitz wechselte Stefan Fröhlich (28/Abwehr) nach Bautzen. Aus der Landesliga sind Alfred Kühn (21/Dynamo II.) und Robert Riedel (21/Bischofswerda) für den Sturm gekommen. Im Großen und Ganzen bleibt der Abgang von Steffen Kellig wohl das Bemerkenswerteste in dieser Rubrik.
Der Trainer / Die Mannschaft:
Thomas Hentschel (42) betreut die 1. Mannschaft schon seit 1998 und besitzt noch einen Vertrag bis zum Ende der Saison. Er wird unterstützt von Co-Trainer Andreas Hain (43). Bautzen ist übrigens DFB-Stützpunkt für die Talenteförderung der 10- bis 17-jährigen und Hentschel einer von 3 Honorartrainern des DFB.
Nummer 1 im Tor ist Stefan Schier (25). In der Abwehr sind Stefan Fröhlich (28), Markus Dörry (22) und Andreas Zichner (25) gesetzt; im Mittelfeld kann man dies von Routinier Dirk Rettig (37/2 Tore), Sebastian Nuhs (24) und dem Tschechen Pavel Runt (30/3 Tore) behaupten. Klare Nummer 1 im Sturm ist Jens Schaumkessel (27) mit 5 Toren in 11 Spielen und bringt Regionalligaerfahrung aus seiner Zeit beim Dresdner SC (2002/2003) mit. Er kam bislang noch nie über die kompletten 90 min. zum Einsatz; in den ersten 4 Spielen wurde er jeweils eingewechselt, in den weiteren Spielen vorzeitig ausgewechselt. Nummer 2 im Sturm war in den letzten Spielen der Tscheche Lukáš Helcelet (26/1 Tor). Weiterhin kämpfen Danny Matthes (23/1 Tor) und Alfred Kühn (21/1 Tor) um einen Stammplatz im Angriff. Mit insgesamt 21 Spielern (2 Torhüter) stellt der FSV einen eher kleineren Kader dieser Staffel und mit 26,3 Jahren im Schnitt den ältesten nach Plauen (27) und Meuselwitz (26,9). Bis auf 3 tschechische und 1 slowakischen Kicker spielen ausnahmslos Aktive in Bautzen, welche für eine der DFB-Auswahlmannschaften spielberechtigt wären.
Das Umfeld:
In der Oberlausitz gab es mal 3 Vereine aus denen nach den Vorstellungen verschiedener Funktionäre ein starker Club mit Ambitionen auf die Regionalliga oder vielleicht auch höher hervorgehen sollte. Aus dem „Dreieck“ Bautzen, Neugersdorf und Zittau ist nur ein Verein übrig geblieben, der sich sportlich und auch wirtschaftlich behaupten konnte. Neugersdorf ist in der Landesliga verschwunden, Zittau wurde in die Bezirksklasse durchgereicht. Nur der FSV konnte sich in der Oberliga etablieren.
2005/2006 sahen die Heimspiele im Schnitt 911 Fußballfreunde. Den größten Andrang erlebte das Stadion „ Müllerwiese“ dabei gegen die Traditionsvereine aus Leipzig (2.450), Halle und Magdeburg (jeweils 1.850). Ordentlich war aber auch der Besuch gegen Vereine fast gänzlich ohne mitgereisten Anhang (Erfurt II. 1.250) oder mit wenigen Gästen (Meuselwitz 1.050) zumindest zu Beginn der Spielzeit, wobei es auch schon mal eher trostlose Kulissen (Cottbus II. 285) gab. Diese Saison sahen die Bautzener Zuschauer noch keinen richtig zugkräftigen Gegner, was einen Rückgang auf zur Zeit 726 im Schnitt brachte. Dresden-Nord und Cottbus II sahen jeweils 900 Fans, das letzte Heimspiel (Auerbach) 580. Der FSV sendet ein eigenes Programm (Budissa TV), eingespeist als Teil des Programms von „Oberlausitz TV“.
Hauptsponsor ist ein regionales Bauunternehmen, welches noch in der Bezirksliga einstieg und auch für die Rekonstruktion des Stadions „Müllerwiese“ verantwortlich zeichnet. Der Aufstieg aus den Niederungen der Bezirksklasse bis in die Oberliga wurde durch ein konsequent verfolgtes Konzept seit Ende der 90er erreicht, was den FSV mit mittlerweile 700 Mitgliedern und 18 Mannschaften im Spielbetrieb zur klaren Nummer 1 der Oberlausitz machte. Die Bautzener sind sportlich wie wirtschaftlich beileibe keine „Laufkundschaft“.
