Ein richtungsweisendes Gastspiel beim Staffeltopfavorit im Aufwind...
von Timo Görner & Erik Büttner
...denn der FC Sachsen lag eigentlich schon recht hoffnungslos im Niemandsland der Tabelle, konnte aber durch wenn auch glanzlose Siege und die Patzer der Konkurrenz Boden gut machen.
Der FC Sachsen 2006/2007 bislang:
Die Leutzscher haben sich rangekämpft. Der Start mit 2 "Pflichtsiegen" (Halberstadt 2:1/A, Erfurt II. 2:1/H) war zunächst mühsam aber gelungen. Den ersten Dämpfer setzte es im ersten schwereren Spiel in Meuselwitz (1:3) und es ging stockend weiter. Nur 1 Sieg sprang aus den folgenden 4 Partien heraus, u.a. ging das brisante Heimspiel gegen Halle (0:1) verloren. In 3 dieser 4 Spiele blieb der FCS ohne Torerfolg, so auch beim CFC (0:0). Rang 8 und 6 Zähler Abstand auf Rang 1 bei 7:7 Treffer waren die Bilanz, welche Chefcoach Hans-Jörg Leitzke nicht ganz unerwartet auf den Co-Trainerposten kurz vor dem Spiel in Chemnitz degradierte und Eduard Geyer Platz machen ließ. Doch die Wende zum Sturm nach oben blieb auch dem Trainerwechsel erst einmal aus. Nach Runde 13 und 6 Spielen unter Geyer trennten 13 Punkte und 18 Tore Leipzig vom Aufstiegsplatz 1. Selbst Aufsteiger Jena II lag noch vor den Messestädtern, die auch noch zwei wichtige Auswärtsspiele (Cottbus II 0:2/Plauen 0:1) abgaben. 4 Siege + 5 Remis + 4 Niederlagen = Durchschnitt. Die Defensive zeigte sich solide (13), die Offensive mit 12 Treffern und 6 torlosen Spielen ausbaufähig.
Dass der FC Sachsen mittlerweile wieder so was wie Tuchfühlung zur Spitze hat, ist einer Serie neben den Patzern der Konkurrenz zu verdanken. 5 Siege in Folge wurden vor dem 1:1 in Auerbach eingefahren, beginnend mit dem Sieg in Bautzen (4:0). Schwerster Gegner wohl Meuselwitz (2:0) am 3. Spieltag der Frühjahrsrunde. Der Rest der Gegnerschaft gilt wie Bautzen als "machbar" (Erfurt II. (2:1/A, Halberstadt 3:2/H, Dessau 1:0/H). Zumindest wurden die Punkte nicht liegen gelassen. Im Zentralstadion erwiesen sich die Grün-Weißen als fleißiger Punktesammler und zeitigten 21 von 30 Punkten bei nur 8 Gegentoren. Die letzte Niederlage in der WM-Arena setzte es gegen Halle am 01.10.2006. Ärgerlich waren die Punktverluste gegen Auerbach (0:0) und Zwickau (1:1) wie auch gegen den unverhofften Mitbewerber Eilenburg (2:2). Auswärts ist die Bilanz noch ausgeglichen (3 Siege). Insgesamt haben 5 Mannschaften öfter ins gegnerische Schwarze getroffen (25), die Defensive präsentierte sich bislang sehr solide (17).
Im Sachsenpokal steht „Chemie“ im Viertelfinale gegen Auerbach und würde im Fall des Weiterkommens beim FC Erzgebirge II. antreten. Stationen zuvor waren Sachsenligist Krumhermersdorf (7:0/A) und Eilenburg (3:0/A).
Verlierer der Saison:
Unser ehemaliger Stammkeeper Steffen Süßner (29) kam bislang nicht mal in der II. zum Zug und erlebte die Rückkehr an die Gellertstraße nur "in zivil". Nico Breitkopf (25/Angriff) fiel bereits die komplette Hinrunde mit einem Kreuzbandriss aus und dürfte nach der Rückkehr angesichts der neuen Konkurrenz (Reimann) einen schweren Stand haben.
Gewinner der Saison:
Ronny Garbuschewski (21/Mittelfeld) schaffte gegen Ende der Hinrunde den Sprung in den Stammkader. Miroslav Rada (30), aus Meuselwitz gekommen, konnte sich von Anfang an etablieren. Dem jungen Maximilian Watzka (20/Mittlfeld) gelang dies ebenfalls.
Ein Gewinner dieser Saison könnte die Neuverpflichtung aus Plauen, Christian Reimann (27) werden, wenn es weiter so gut für ihn beim FC Sachsen läuft. Zumindest bei den gewohnt kritischen Leutzscher Fans hat er sich nach den ersten Spielen einen entsprechenden Kredit erspielt – wen wunderts...?
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Bemerkenswert sind zwei Neue in der Winterpause. Vom VFC Plauen holte der FCS für eine Ablöse von 50.000 EUR mit Christian Reimann den Topstürmer der Staffel mit bis dahin 9 Toren in 15 Spielen. Für die Abwehr gab es ein bekanntes Gesicht mit dem Ungarn Bela Viraq (30), der bereits von Juli 1997 bis Juli 2001 für die Leipziger kickte. Stationen danach waren Austria Lustenau (Österreich) sowie die beiden ungarischen Erstligisten FC Siofok und VSC Drebrecen.
Der Trainer:
Eduard Geyer (62) muss wohl nicht mehr vorgestellt werden. Der ehemalige Bundesligatrainer des FC Energie Cottbus amtiert offiziell seit dem 04.10.2006 als Cheftrainer der 1. Mannschaft und hat noch einen Vertrag bis Juli 2008. Er wird unterstützt von Co-Trainer Hans Jörg Leitzke (46) und dessen ehemaligen Assistenten Steffen Hammermüller (40).
Die Mannschaft:
Mit 26,2 Jahren im Schnitt stellt der FC Sachsen den erfahrensten Kader dieser Staffel. Nummer 1 im Tor ist der Tscheche Rene Tzwardzik (32), in der Abwehr gelten Landsmann Miroslav Rada (30) und der Deutsch-Ungar Marcel Rozgonyi (27) als gesetzt. Potentieller Stammspieler ist wohl auch Neuzugang Bela Virag, der jedoch momentan wegen Verletzung ausfällt. Interessant besetzt ist das nominelle Mittelfeld, u. a. mit mehreren Akteuren die schon 1. und 2. Bundesliga gespielt haben. Der Rumäne Catalin Racanel (30), Rolf-Christel Guie Mien (32) konnten sich neben Spielern wie Maximilian Watzka (20) oder auch Ronny Garbuschewski (21) etablieren. Nicht zu vergessen ist unser ehemaliger Zweitligaspieler Karsten Oswald (32), der aber wie Daniel Ferl (26) zeitweise mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Einer der Wechselspieler zwischen Abwehr und Mittelfeld ist Adebowale Ogunbure (25), der sich öffentlich selbstkritisch eine eher unbefriedigende Hinrunde bescheinigte und Besserung gelobte. Die neue Nummer 1 im Sturm ist Neuzugang Christian Reimann, der die letzten 5 Treffer der Leutzscher allein markierte und dabei in den Spielen in Erfurt und gegen Meuselwitz jeweils mit einem "Doppelpack" die kritischen Sachsen-Fans verzückte. Er löste damit den bisherigen Torschützenbesten, den noch jungen Tino Semmer (21) ab, dem 3 Tore aus den ersten 16 Punktspielen dafür genügten. Eher durchwachsen präsentierte sich der als Torjäger und Hoffnungsträger verpflichtete Josef Ivanovic (32), dem erst 1 bescheidener Treffer gelang. Ivanovic dürft dennoch als gesetzt für die nächsten Spiele gelten.
Das Umfeld:
Die Leipziger haben erwartungsgemäß mit 3.328 Fußballfreunden im Schnitt den größten Zuspruch der Liga knapp vor dem CFC (2.900). Allerdings sind die rund 33.000 Besucher insgesamt weniger als die komplette Kapazität des Zentralstadions. Den ZFC Meuselwitz sahen immerhin wieder 5.800 Besucher, ein paar sahen die ersten Minuten aber nicht, da man zu wenige Kassen geöffnet hatte – kennen wir ja... Ob gegen den CFC der bisherige Rekordbesuch aus dem Halle-Spiel (9.000) überboten wird, bleibt ganz interessant.
Mittlerweile konnte nun endlich auch ein Brustsponsor gewonnen werden, daneben gibt es 6 Hauptsponsoren. Den Einstieg eines österreichischen Getränkekonzerns mit einer Millionenspritze verhinderten nach wochenlangen Spekulationen und Verhandlungen die Statuten des DFB - jedenfalls vorerst. Die Anhängerschaft der Leutzscher spaltete sich in dieser Zeit und auch jetzt noch in Traditionalisten und "Realos" welche notfalls Vereinsfarben, Vereinsname und Logo für den (möglichen) schnellen sportlichen Erfolg geopfert hätten.
Für die Regionalliga 2007/2008 wurde bei der Lizenzierung ein Etat von rund 3,3 Mio. EUR angegeben. Imagewerbung hat der FC Sachsen in den vergangenen Monaten nicht gerade betrieben. Die Diskussionen um den Einstieg der Mateschitz-Firma, offene Angebote an Spieler direkter Konkurrenten, Ausschreitungen einzelner Fans wie in Halberstadt zogen den Verein ins negative Licht. Wohin der Weg bei einem nach wie vor realistischen Nichtaufstieg führen wird, bleibt abzuwarten...
Das Stadion
Was haben nicht für Nationen im Sommer 2006 im rappelvollen Leipziger Zentralstadion gefeiert: Niederländer, Franzosen, Angolaner, Mexikaner, Argentinier, Slowenen und, und, und... Mittlerweile heißt die brutale Realität wieder 2000 bis 2500 Zuschauer gegen Dessau oder Halberstadt – die knapp 6000 gegen Meuselwitz waren da schon fast wieder ein Highlight...
Trotzdem, auch wenn jetzt nach der WM eigentlich keiner mehr das Zentralstadion braucht, ein schönes Stadion ist es dennoch. Denn anders als die Kollegen in Mönchengladbach, Düsseldorf usw., die eher unaufgeregt klotzig daher kommen, hebt sich die 116 Mio. EUR teuere Leipziger Arena durch einige architektonische Besonderheiten ab. Denn die neue Arena ist in die Wälle des einstigen Stadions, das bis zu 100.000 Menschen beherbergte, eingelassen. Über Brücken gelangt man vom Wall in die neue Arena. Auch die gekrümmte Dachform und der unterbrochene, gewölbte Oberrang geben dem Stadion ein eigenes Gesicht.
Daneben bietet die Sportstätte alles, was eine moderne „Kommerzarena“ haben muss: 27.500 Sitzplätze im Unter-, 17.000 Sitzplätze im Oberrang, natürlich alle überdacht. Dazu 1200 Business-Seats und 300 Logen. Damit fasst das neue Leipziger Zentralstadion genau 44.345 Zuschauer – nicht einmal die Hälfte seines Vorgänger. Außerdem gibt es natürlich Videowände, ein in das Dach integriertes Flutlicht, eine Unmenge an Kiosken, eine Tiefgarage, Rasenheizung, usw. Insgesamt ist das neue Leipziger Zentralstadion einer dieser modernen Kommerztempel, aber ein durchaus interessanter.
Seit März 2004 ist der FC Sachsen im Zentralstadion heimisch. Die Anhänger der Grün-Weißen versammeln sich im Sektor B (Hintertortribüne Süd). Die Fans des CFC werden gegenüber im Sektor D untergebracht. Außerdem gibt es Tickets für die Gegengerade (Sektor C). Die Plätze können in allen Sektoren frei gewählt werden. Die Gegengerade erreicht man über die Westseite (am Elsterbecken). An den Kiosken kann schnell ein ordentliches Angebot an Nahrung erworben werden - zumindest war das vor der WM so...
Die Route
Die Anreise nach Leipzig ist schneller geworden. In Chemnitz fährt man auf die A72 Richtung Leipzig um dann an ihrem derzeitigen Ende in Niederfrohna auf die bekannte B95 zu wechseln. Durch Frohburg hindurch und nunmehr an Borna vorbei gelangt man schnell an den Südrand von Leipzig. Vorerst bildet aber weiter die B95, nun vereint mit der B2, die Grundlage für die Reifen des motorisierten Gefährts. Das bleibt auch so, bis sich dann in der Messestadt die erste Ampel in den Weg stellt. Dort biegt man nach links in die Karl-Tauchnitz-Straße ein. Die fährt man dann am Clara-Zetkin-Park entlang bis zum Kreisverkehr. Unterwegs kann man sich links und rechts schon mal nach einem Parkplatz umschauen. An diesem Kreisverkehr steht man nun vor der Qual der Wahl, ob man noch ein paar Meter die Straße hinunter fährt, um dort eine eventuelle Stellfläche zu ergattern. Oder ob man eine Runde um den Kreisverkehr dreht und sein Kfz am Zetkin-Park parkt. Auf jeden Fall sollte man spätestens an der Tankstelle nach dem Geländer der DHfK (Deutsche Hochschule für Körperkultur) wenden und zurück fahren.
Wenn dann das Auto steht, dann läuft man einfach die Straße, die man eben entlanggefahren ist, gerade aus weiter. Mit Querung der Jahnallee und ihrer Micro-U-Bahn sieht man dann auch schon links vorn das Dach des Zentralstadions. Nun muss man einfach nur noch mal links hoch auf den Stadionring und schon ist man fast da.
Auch wenn die Mehrzahl der FC Sachsen-Anhänger durch und durch friedfertig sind. Für die paar Kaputten, die es nicht sind, sollte man Trikot, Schal und sonstige Utensilien erst mal unter der Jacke behalten.