Fortwährender Abstiegskampf in der Orlasenke
von Timo Görner
Die Saison 2006/2007 bislang:
Der VfB Pößneck steckt nicht unerwartet im Abstiegskampf, kann diesen aber aus eigener Kraft erfolgreich gestalten. Nach einem sehr guten Start mit Rang 6 nach 7 Spieltagen ging die Reise bis zur Winterpause wieder in Richtung Tabellenkeller. Aus 9 Begegnungen holten die Thüringer nur 6 Zähler bei 5:18 Toren. Schwachpunkt in der Hinrunde war die Defensive, denn mehr Gegentore als die Thüringer (25) hatten nur Auerbach und Erfurt II kassiert. Die Abstiegsregion war im Winter nur 3 Punkte entfernt.
Dieser Vorsprung auf Platz 14 als potentieller Relegationsplatz konnte bis heute nicht ausgebaut werden. Dabei ist die Bilanz im Punktspieljahr 2007 gar nicht mal so schlecht, sondern ausgeglichen (3 Siege/2 Remis/3 Niederlagen). Zu Hause konnte Pößneck in den ersten 3 Spielen gegen direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt - wenn auch knapp - Siege verbuchen (Zwickau 1:0/Erfurt II. 3:2/Dessau 2:1), bis Auerbach am vergangenen Samstag diese kleine Serie beendete (1:2). Auswärts warten die Thüringer mittlerweile seit dem 01.10.2006 (Erfurt II. 3:0) bei nur 4 Unentschieden auf einen Sieg. Das war insgesamt zu wenig, um die in den letzten Wochen erstarkte Gegnerschaft aus Zwickau und Auerbach entscheidend abzuhängen.
Zu Hause liegen die „09er“ knapp im positiven Bereich (6/5) und ganz solide in der Liste der Heimmannschaften. Als Gastkollektiv sind nur 3 Mannschaften schlechter, insgesamt erreichte der VfB mit 12:21 Toren 10 Punkte. Den beiden Auswärtssiegen in Zwickau (1:0) und Erfurt stehen 6 Pleiten gegenüber. Tiefpunkte dieser Spielzeit waren die klaren Niederlagen gegen den CFC (0:5/H) sowie in Dresden-Nord und Bautzen (0:3). Daneben wurden jedoch auch Ausrufezeichen in Plauen und Meuselwitz (1:1) oder zu Hause gegen den HFC (1:0) gesetzt. Der VfB darf also nicht unterschätzt werden, auch wenn die Abteilung "Toreverhinderung" ihre Arbeit nur unbefriedigend versehen hat (38) - nur die Kollegen aus Erfurt (50) und Dessau (39) waren da noch schlechter.
Im Landespokal des Thüringer Fußballverbandes war bereits im Achtelfinale (3. Runde) beim ZFC Meuselwitz (1:4) Endstation.
Verlierer der Saison bislang:
Daniel Kögl (24) wurde Ende November 2006 aus dem Kader geworfen und ist seitdem auf Suche nach einem neuen Verein.
Gewinner der Saison bislang:
Die Gewinner sind die Spieler Christoph Weichert (19/Mittelfeld), Sascha Rode (18/Mittelfeld), Immo Trübger (20/Angriff) oder auch Frank Müller (20/Abwehr), die im noch jungen Fußballalter den Sprung in den Oberligakader schafften. Mit Göran Renner (22) erhielt ein ebenfalls noch „junger Spund“ von Anfang an das Vertrauen des Trainers im Tor. Daran konnte auch eine Rote Karte am 9. Spieltag mit anschließender Sperre nichts ändern.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Es gab Bewegung in der Mannschaft. Ende November wurden die 3 Spieler Daniel Kögl (24), Christoph Hartmann (25) und Jens Karch (23/alle Mittelfeld) wegen laut Verein „undiszipliniertem Verhalten“ suspendiert. Kögl sucht seitdem einen neuen Club, Hartmann spielt jetzt beim stark abstiegsbedrohten FC Emmendingen in der Oberliga Baden-Württemberg und Karch ging in die Thüringenliga nach Rudolstadt. Kögl und Hartmann galten als Stammkader, Karch weniger. Mit Sebastian Mees (25) wechselte ein Leistungsträger Januar 2007 nach Meuselwitz.
Dem gegenüber stehen 4 Neuzugänge in der Winterpause. Für die Abwehr kam aus Jena (Carl Zeiss II) Michael Urbansky (25), dazu als Leihgabe aus Meuselwitz Frank Müller. Ebenfalls aus Meuselwitz, aber "festangestellt", gekommen, ist Sascha Rode. Aus Polen kam vom Drittligisten Pomerania Police für den Angriff Patryk Bejnierowicz (24). Die Fluktuation im Kader seit Saisonbeginn ist enorm. 23 Spieler haben den VfB seit Juli 2006 verlassen, neu hinzugekommen sind bis jetzt 19.
Der Trainer:
Jörn Schwinkendorf (36) hat noch einen Vertrag bis Saisonende. Er gab sein Dasein als Spieler neben dem Amt als Trainer im Dezember 2006 offiziell auf, wechselte sich aber in den letzten beiden Spielen vor Auerbach noch mal für wenige Minuten ein. Am Samstag wird er jedoch wohl nicht an der Gellertstraße auflaufen.
Die Mannschaft:
Im Tor war bislang Göran Renner klare Nummer 1. In der Abwehr gilt Neuzugang Michael Urbansky als feste Größe. Dazu konnte sich hier wie auch im defensiven Mittelfeld Thomas Sawetzki (25) durchsetzen. Zum Stammkader zählt seit der Winterpause zudem Frank Müller. Im Mittelfeld sind Thomas Hurt (23), Ivan Markow (21) und Christoph Weichert gesetzt. Mit Sascha Rode kämpft außerdem eine „Leihgabe“ aus Meuselwitz bis Saisonende um einen Stammplatz in der Zentralem; er kam zuletzt 2x in Folge von Anfang an zum Einsatz. Im Angriff ist David Mydlo (30) trotz Torflaute nach tollem Start (5 Tore in den ersten 7 Spielen – danach nur noch 1 Treffer) derzeit weiter Stammspieler. Torjäger des VfB ist mittlerweile der Pole Andrzej Sawicki (32), der bislang 7x traf. Sehr gut entwickelt hat sich im Angriff mit Immo Trübger (2 Tore) ein weiterer noch junger Spieler im Kader von Jörn Schwinkendorf. Ein guter Griff war sicher auch der Pole Patryk Bejnierowicz, der seit seinem Einstand im Januar 2007 in 7 Spielen 2 Tore erzielte. Traf Bejnierowicz, gewann der VfB auch. Gute Perspektiven hat in der Offensive momentan auch noch Mirko Horn (22). Als „Joker“ im Sturm gilt Marc Ziermann (21/1 Tor).
Der Kader der Pößnecker weist Parallelen zum CFC auf: Er ist relativ klein und gespickt mit mehreren jüngeren Aktiven, die zum Teil bereits den Sprung in den Stammkader geschafft haben.
Das Umfeld:
Der Zuschauerzuspruch ist auch in dieser Saison bescheiden. Mit 364 Besuchern im Schnitt haben nur Cottbus II und Dresden-Nord weniger Zuschauer. Das eigentlich enorm wichtige Duell um den Klassenerhalt mit dem VfB Auerbach wollten nur 226 beobachten. Am Samstag ist an der Gellertstraße deshalb nur mit einer sehr kleinen Delegation aus Thüringen zu rechnen. So gesehen dürfte die Perspektive für die Thüringer im Hinblick auf die Reform der Regional- und Oberligen keine rosige sein - abgesehen davon, dass der Klassenerhalt diese Saison noch nicht in Sack und Tüten ist.
In der Vereinsführung gab es Ende Februar 2007 Bewegung. Mit Andreas Goretzky wurde ein "starker Mann" als neuer sportlicher Direktor installiert, der von der 2. Mannschaft bis in den Nachwuchsbereich der G-Jugend als Cheftrainer fungieren soll. Dazu gibt es seitdem mit Marc Roßner einen "Abteilungsleiter Nachwuchs" zur besseren Koordinierung der Nachwuchsabteilung und dem primären Ziel der Absicherung des Spielbetriebs in den einzelnen Klassen. Mit David Mydlo betreut ein Oberligaspieler die C-Junioren.
Im Marketingbereich wird recht emsig gearbeitet. Es existiert nach wie vor der "Club 100" in dem jedes Mitglied dem Verein pro Saison einen Betrag von 500 EUR zur Verfügung stellt. Dazu gibt es ein ganz ordentliches Engagement der Kommune mit Landrat Frank Roßner als Aufsichtsratsmitglied und Bürgermeister Michael Modde im "Club 100". Ansonsten ist auch hier der Kreis der Sponsoren fast ausschließlich in der Region ansässig, angeführt von den Stadtwerken Jena-Pößneck als Hauptsponsor. Mit diesen Bedingungen hätte der VfB dennoch auf Jahre hinweg den Oberligafußball für die Stadt erhalten können. Doch bei der Reform des DFB für die unteren Spielklassen zählt Pößneck nun wohl eher zu den Verlierern.
