CFC empfängt Leitzke-losen FC Sachsen...
von Timo Görner
...denn am Montag musste Hans-Jörg Leitzke die Trainerbank räumen. Für den FC Sachsen besteht 5 Spiele (+1 Nachholer) vor dem Ende der Saison nur noch eine kleine Chance auf den Aufstieg.
Der FC Sachsen 2007/2008 bislang:
Die Qualifikation für die neue Regionalliga scheint noch machbar, es müsste aber in den nächsten Wochen eigentlich alles für die Grün-Weißen laufen. Weniger der Rückstand an derzeit 7 Punkten mit einem Spiel weniger zumindest auf Platz 4 ist das Problem. Doch es müssen 5 Mannschaften überholt werden, die entsprechend mehrmals stolpern müssten.
Ausschlaggebend für die unbefriedigende Situation ist die Heimbilanz. Zwar konnten lediglich Spitzenreiter Halle (1:0) und Auerbach (2:0) bei den Sachsen siegen, auf der anderen Seite gelangen erst 4 Siege im WM-Stadion 2006. Bei 13 Spielen zuwenig. Es gab die "Pflichtsiege" gegen Bautzen (4:1), Eilenburg (3:0), dazu recht ordentliche Auftritte gegen die Überraschungsmannschaften aus Gera (4:2) und Dresden (3:1). In einer Saison, in der die Heimstärke dominiert, sind 19 Zähler zuwenig, um ganz oben mitzuspielen.
Auswärts gab es Licht und Schatten. Das "Lokalderby" in Markranstädt (3:0) sowie die Partien in Jena (4:3) und Meuselwitz (2:0) überzeugten Fans und Vereinsführung. Dagegen stehen die Gastspiele in Auerbach (1:5), Halberstadt (0:2), Bautzen (1:1) oder Sangerhausen (1:1). Zudem blieb der FCS bei den Spitzenteams in Halle (1:2), Dresden (1:2) und wieder mal Plauen (0:2) ohne Erfolg. So unruhig und unbeständig wie das Umfeld die gesamte bisherige Saison, so launisch zeigte sich das Kollektiv auf dem Rasen. 37 Tore konnte Leipzig feiern, das ist Staffelmittelfeld. 32 Gegentore entsprechen auch dieser Einordnung.
Das Endspiel im Sachsenpokal 2008 gegen den CFC wurde knapp verloren. Die Grün-Weißen erreichten es über die Stationen Markkleeberg (2:1), Auerbach (3:1 n. V.), Eilenburg (2:1 n. V.) und Neugersdorf (5:1).
Gewinner der Saison bislang:
Daniel Lippmann (26) galt für diese Saison eigentlich als Nr. 3 im Tor. Nach dem Abgang von Steffen Süssner nach Aue und den Verletzungsproblemen bei Rene Twardzik ist er aber seit Beginn der Rückrunde gesetzt. Da Twardziks Vertrag nach Ende der Saison ausläuft und er seine Laufbahn wohl beenden wird, dürfte Lippmann egal in welcher Liga auch in der kommenden Spielzeit die im FCS-Kasten stehen.
Hinzu kommen mehrere junge Spieler, welche in der Mannschaftsrubrik lobend Erwähnungen finden.
Verlierer der Saison:
Nach dem er im letzten Jahr schon ab- und dann wieder eingesetzt wurde, musste Hans-Jörg Leitzke (47) die Verantwortung für die Oberligamannschaft erneut abgegeben. Mehr dazu unter der Rubrik „Trainer“.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
3 Spieler verließen den Oberligakader in der Winterpause. Stammkeeper Steffen Süßner (30) wechselte nach Aue, Torjäger Christian Reimann (28) musste man aufgrund eigener Versäumnissen ablösefrei zum 1. FC Magdeburg ziehen lassen. Ferner wurde Routinier Bela Viraq (32/Abwehr) ausgemustert. Der Ungar (2 Spiele in der Hinrunde) agiert mittlerweile in der II. Mannschaft (Landesliga Sachsen). Dadurch wurde der Kader auf 20 Spieler verkleinert. Weitere mögliche Abgänge wie Oswald, Rozgonyi oder Racanel, die als die "teuren Spieler" gelten, kamen am Ende nicht zustande.
Der Trainer:
Unerwartet aber nicht unbedingt überraschend hat der FC Sachsen am Montag Hans-Jörg Leitzke beurlaubt. Man wolle damit ein unmittelbares Signal für einen Neuanfang des Traditionsvereins setzen, begründete der FCS-Vorstand seine Entscheidung. Leitzkes Vertrag galt eh nur bis zum Saisonende, eine Verlängerung seines Engagements stand in den Sternen. Schon länger schwirrten mögliche neue Trainer durch den Raum, zuletzt Ex-Nationalspieler Frank Baum - pikanterweise langjähriger Spieler des 1. FC Lok Leipzig zu DDR-Zeiten. Vorerst übernehmen aber Michael Breitkopf (Trainer II. Mannschaft des FCS) und Jamal Engel (Trainer B-Jugend des FCS) die sportliche Leitung der ersten Mannschaft. Der Trainerwechsel ist bezeichnend für die gesamte Außendarstellung in den letzten Monaten.
Die Mannschaft:
Nummer 1 im Tor ist Daniel Lippmann (26). In der etatmäßigen Abwehr sind derzeit Marcel Rozgonyi (32), Enrico Köckeritz (22), Jens Möckel (20), Richard Baum (24) und Matthias Kühne (20) gesetzt.
Im Mittelfeld konnten sich Ronny Garbuschewski (22) und Kai Hempel (21) etablieren. Hinzu kommen die beiden Routiniers, der Rumänen Catalin Racanel (31/4 Tore, 6 Vorlagen) und Karsten Oswald (32). Beide sind für die Zukunft fraglich, die Spitzenverdiener möchte der Verein lieber los werden. Eine sehr solide Saison spielt mit Daniel Heinze (20/4 Tore) einer der Hoffnungsträger.
Leistungsträger im Angriff ist Tino Semmer (22) mit bislang 6 Treffern. Mit Timo Breitkopf (19/4 Tore) schaffte ein weiterer junger Spieler den Sprung zum soliden Oberligaspieler. Auch noch ein "Jungspund" ist Norman Lee Gandaa (22), der für insgesamt 8 Tore verantwortlich ist und als Vorlagengeber glänzt (5). So gesehen ist der Kader der Leipziger vom Alter her optimal; der Neuaufbau hat im Grunde bereits voll begonnen. Spieler wie Möckel, Kühne, Köckeritz, Hempel, Heinze, Semmer, Breitkopf und Lee Ganda sollten für die Zukunft stehen. Die Zeit der teuren Neueinkäufe ist sowieso (vorerst) vorbei. Bleibt die Frage, ob Leipzig jeden dieser Kicker wird halten können.
Das Umfeld:
Diese Rubrik könnte den Rahmen sprengen. Derart viel Unruhe dürfte es in der langen Geschichte einschließlich der BSG Chemie noch nie gegeben haben. Wochenlang drohte fast täglich die Insolvenz. Mitte April wurden noch einmal die Karten auf den Tisch gelegt. Was dort zum Vorschein kam, dürfte nicht unbedingt beruhigend gewirkt haben. Die Verbindlichkeiten mit rund 1,48 Mio. EUR sind nach wie vor besorgniserregend. Allein 750.000 EUR sind bei der Kölmel-Gruppe offen. Bedrohlich wirken dabei rund 400.000 EUR an kurzfristig Schulden. Ohne die Tilgung dieser drohte das Aus im laufenden Spielbetrieb. Dieses konnte vorerst durch neue Kredite vermieden werden. Zudem flossen wieder mal Gelder als Darlehen von Kölmel, zahlten städtische Betriebe 115.000 EUR für das Nachwuchsleistungszentrum, welches schon mal als "Klotz am Bein" bezeichnet wird. Eine grundlegende Sanierung erscheint kurzfristig nicht in Sicht. Eher erinnert die momentane Situation derzeit noch an ein "Fass ohne Boden". Dramatische Auswirkungen hatte der Einbruch der Sponsorengelder von 1,6 Mio. EUR auf 380.000 EUR.
Für die mögliche Regionalliga wurde die Lizenz beantragt, Sachsen Leipzig kalkuliert mit einem Etat von 1,68 Mio. EUR. Geplant wird zweigleisig, primär jedoch für die Oberliga. Der Etat soll auf 1,1 Mio. EUR halbiert werden, Vollprofis wird es dann nicht mehr geben. "Bis Mittag arbeiten – nachmittags trainieren" heißt das Motto. Der Verein will weiter im Zentralstadion spielen, auch in der Oberliga. Die Rückkehr in den "Alfred-Kunze-Sportpark" schließt man derzeit aus. Der erste und bislang einzige Versuch (Auerbach 0:2) brachte keinen Effekt. Die Spielstätte gilt als einer der Streitpunkte im zerrütteten Verhältnis zwischen Ultras und Verein. Der gipfelte im Boykott der Heimspiele gegen Pößneck und Dresden und verursachte zudem neue Grabenkämpfe zwischen Ultras und anderen Gruppierungen.
Offiziell sahen Borea Dresden 1.371 Zuschauer, die Medien schätzten die Zahl eher auf 700. Plauen wollten zuletzt 1.989 Interessierte sehen. Die Spitzenposition in der Zuschauertabelle mussten die Grün-Weißen vor 2 Wochen an uns abgeben. 2.857 Fußballfreunde im Schnitt begeisterten sich bislang für die Heimspiele. Den größten Run erlebte der FCS gegen Erzfeind HFC mit 5.075, den CFC sahen 4.872. Bemerkenswert war der Zuspruch beim einzigen Auftritt in der eigentlichen Heimstätte gegen Auerbach mit 4.700. Am Samstag werden sich wohl um die 500 Schlachtenbummlern auf der Fischerwiese einfinden.
