Der CFC an der "Lohmühle" unter Druck…
von Timo Görner
…denn angesichts der Gastspiele in Halle und Babelsberg sowie des mageren Remis gegen Hertha II zählt am Freitag nur ein Sieg. Der letzte in Lübeck allerdings liegt schon 15 Jahre zurück.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang
Dem guten Abschneiden bis Mitte der Hinrunde folgte die Talfahrt in die Nähe der Abstiegszone. Der VfB konnte zunächst mit Platz 5 am 12. Spieltag positiv überraschen. Grundlage dafür waren niederlagenfreie Partien zu Hause und 3 Auswärtssiege. Gegen Magdeburg (1:1) und die HSV II (0:0) gab es an der "Lohmühle" nur Remis. Danach gelangen 4 Siege in Folge gegen Türkiyemspor (1:0), Rostock (6:2), Plauen (2:1) und Wilhelmshaven (3:0). Auf Reisen präsentierte sich der VfB bei Erledigung der Aufgaben beim Goslarer SC, St. Pauli II (jeweils 3:1) und Oberneuland (2:0) ebenfalls solide und kompensierte so 3 Pleiten. Tiefpunkt bis dato war das 0:5-Debakel bei Staffelfavorit Wolfsburg, auch beim CFC war bereits nach 45 Minuten klar, was dann noch knapp ausfiel.
Nach unten war damals mit 23 Punkten viel Luft und es herrschte Appetit auf mehr. Umso enttäuschender, dass der Ex-Zweitligist den Faden und 6x in Folge (bei nur einem Tor) verlor. Die 1. Heimniederlage gegen Babelsberg (0:1) war noch "im Rahmen", auch das 0:1 in Magdeburg. Unzufriedenheit herrscht aber nach den Auftritten bei Türkiyemspor (0:3), in Halle (0:4) und zu Hause gegen Aufsteiger Meuselwitz (0:1). Von Platz 5 ging es auf Rang 9 und das Polster auf die Abstiegszone schrumpfte auf 4 Zähler. Das Wetter stoppte auch Lübeck. Nach 4 Absagen starteten die Marzipanstädter am 06.03.2010 in die Frühjahrsrunde und kamen gegen Hertha BSC II (1:1) endlich wieder zu 1 Punkt. Aber die Wende zum Besseren blieb aus, bei Hansa II (1:2) wurde zum 7. Mal in der 8. Partie verloren. Der VfB steckt weiter im Abstiegskampf, dies sollte eigentlich vermieden werden.
Damit ist auch die Heimstärke der guten Phase der ersten 12 Duelle ist dahin, 4 Siegen stehen 3 Niederlagen bei 15:10 Toren gegenüber. Der letzte Heimsieg datiert vom 17.10.2010. Auch in der Auswärtswertung ist Lübeck nach den Schlappen der letzten Wochen deutlich nach unten gerutscht. Insgesamt 26 erzielte Treffer sind "Durchschnitt", 31 Gegentore ebenfalls.
Im DFB-Pokal präsentierte sich der VfB stark: Erstligist Mainz wurde in Runde 1 eliminiert (2:1 n. V.), der VfB Stuttgart hatte in Runde 2 enorm viel Mühe und siegte erst in der Verlängerung mit 3:1. Im Landespokal steht man im Halbfinale.
Delegierungen seit dem Hinspiel
Die beiden Abgänge spielten kaum eine Rolle. Interessanter sind die Winterpausenzugänge mit Abwehrroutinier Rouven Schröder (33) vom VfL Bochum II. 2007 war er aus Lübeck in den "Ruhrpott" gewechselt um nun mit der Erfahrung von 48 Zweitligaspielen für Duisburg und Bochum sowie 8 Erstligaspielen für den VfL heimzukehren. Für das Mittelfeld wurde zudem aus der eigenen II. Mannschaft André Senger (21) berufen, in 2 Begegnungen zuvor schon in der Regionalliga eingesetzt. Für den Angriff stieß der in Babelsberg perspektivlose Clemens Lange (23) zu Team hinzu.
Der Trainer
Hans-Peter Schubert (43) hat weiter das Sagen auf dem Trainerposten. Sein Vertrag läuft noch bis Juli 2013.
Gewinner der Saison bislang
Stefan Richter (25) schaffte durch den Wechsel vom FC Altona 93 nach Lübeck den Klassenerhalt und konnte sich beim VfB durchsetzen.
Die Mannschaft
Kapitän Nourreddine Semghoun (28) ist Platzhirsch im Tor. In der Abwehr bilden Michael Hohnstedt (21), Moritz Marheineke (25) den Kern. Dazu etablierten sich über weite Strecken der Spielzeit Christoph Bergmann (22), Marcel Gebers (23) und Patrick Peters (22). Im Mittelfeld spielt der Österreicher Rolf Martin Landerl (34) mit 5 Toren und 4 Vorlagen eine gute Saison. Nils Lange (23), Philipp Röhr (23), Hendrik Helmke (24) verdienen ebenfalls eine Erwähnung. Gerrit Lange (21) schaffte gegen Ende der Hinrunde den Sprung zurück in den Stammkader. Frontmann im Sturm ist Stefan Richter (25), der sich 6x als Torschütze auszeichnen konnte und zudem 4x auflegte. Allerdings wartet er exakt seit dem 31.10.2010 auf das nächste Erfolgserlebnis, blieb zudem in 16 Begegnungen ohne ein solches. Hinter ihn kann man Bastian Henning (26/5) einordnen. Für Jakob Sachs (26), eine der positiven Überraschungen der Vorsaison (8 Tore), läuft es noch durchwachsen (3). Nico Schrum (23) schaffte bislang nicht den erhofften Durchbruch. Dem Torjäger 2008/2009 der Oberliga Schleswig-Holstein mit 15 Treffern für Holstein Kiel II bleibt aktuell nur die "Joker-Rolle". Clemens Lange (23) soll die Belebung im Angriff bringen. Beim 1:2 in Rostock traf er im 3. Einsatz immerhin schon mal für den VfB. 23,6 Jahre im Schnitt zählt der junge Kader, in dem sich Spieler wie Peters, Bergmann, Lange, Hohnstedt bislang wacker schlagen.
Die Einkaufsbilanz
14 Neuzugänge hat es bis heute bereits gegeben, von denen sich 6 Spieler etablieren konnten. Die Neuverpflichtungen der Winterpause - Schröder, Clemens Lange, Senger - zählen aktuell zur Anfangsformation. Ein richtiger "Volltreffer" war irgendwie nicht dabei, dennoch bleibt das Fazit "gut".
Prognose
Der VfB kann sicherlich mehr als es der aktuelle Tabellenstand aussagt. Dennoch wird man wohl bis zum Ende im Abstiegskampf verbleiben. Knackpunkt wird sein, ob Lübeck zu alter Heimstärke zurückfindet und wie die junge Mannschaft mit dem zunehmenden Druck zu Recht kommt. Tipp: Der VfB rettet sich 1 Spieltag vor Schluss, auch weil die beiden neuen Akteure Schröder und Lange sich als Verstärkungen erweisen werden.
Das Umfeld
Am 16.02.2010 ging ein großes Aufatmen durch Verein und Umfeld als die Gläubiger eine Zerschlagung des Traditionsvereins verhinderten. Fast 2 Jahr lang schwebte das Damoklesschwert der Insolvenz über dem VfB. Erreicht wurde das gute Ende durch ein radikales Sparprogramm, dem auch Sportdirektor Dietmar Hirsch am 01.10.2009 durch eine umstrittene Kündigung zum Opfer fiel. Sponsoren drohten daraufhin in dieser sowieso schon schwierigen Phase mit Rückzug, da man in Hirsch die einzige sportliche Kompetenz im Verein sah. Mitgeholfen bei der Abwehr des Ruins haben aber auch das starke Abschneiden der Regionalliga-Mannschaft im DFB-Pokal und der einhergehende warme Regen von TV- und Zuschauergeldern. Das Erstrundenspiel gegen Mainz 05 sahen 7.800 Zuschauer, das Fast-Weiterkommen gegen den VfB Stuttgart sogar 16.700.
Diese Besucherzahlen sind von denen in den Punktspielen meilenweit entfernt. Aktuell liegt der Schnitt bei 2.545 Fußballfreunden/Spiel. Rund 3.800 Interessenten zum Auftakt gegen Magdeburg und 3.200 gegen Babelsberg waren der größte Andrang an den Stadionkassen. Ansonsten bewegte sich der Zuspruch im "Rahmen harter Kern" von etwas mehr als 2.000. Am Freitag sind deshalb vielleicht 2.300 bis 2.400 Einheimische zu erwarten.