Teil 1 der "Berliner Woche"...
von Timo Görner
...beginnt mit einem nicht gerade als Liebling des CFC zählenden Gegner. Die Gastspiel-Bilanz bei der 2. Mannschaft des Berliner SC Hertha ist eher mager. Nur 1 Sieg und 4 Niederlagen in 5 Begegnungen stehen seit 1993 zu Buche, einschließlich des vergeigten DFB-Pokal Halbfinals 1993. Doch in diesem Jahr ist ja bei den Himmelblauen alles anders...
Die aktuelle Saison unseres Gegners
In den letzten beiden Jahren steckten die Berliner lang Abstiegskampf um dann auf den Plätzen 12 und 11 zu landen. Auch in diesem Jahr ist das Ziel der „kleinen“ Hertha nur der Klassenerhalt und aktuell ist man durchaus auf einem guten Weg dahin. Rang 11 und 7 Punkte Vorsprung bei 1 Spiel weniger auf die Abstiegszone sind eine gute Ausgangsposition.
Hertha II startete mit einer starken Auftaktphase in die Saison. Nach Runde 6 war nur der CFC besser, die Berliner lagen mit 3 Zählern dahinter. Nach 11 Begegnungen hatte man immer noch Rang 4 inne. Sowohl in der Hauptstadt als auch auf Reisen wurde fleißig gepunktet, bemerkenswert ist eine Serie von 3 Siegen in Folge auf fremden Plätzen. Siege in Magdeburg (2:1), Hannover und im Orts Derby "bei Türkiyemspor" (je 2:0) gelangen. Dagegen stand die Niederlage an der Gellertstraße und in Wilhelmshaven (je 1:3). Doch das Niveau konnte nicht gehalten werden. Bis zur Winterpause gelang bei einem mageren Punkt kein Sieg mehr. In Leipzig und gegen Wolfsburg (je 0:2) wurden die Grenzen aufgezeigt, in Plauen (1:3) klar verloren. Respektabel dafür der Auftritt beim damals deutlich aufstrebenden VfB Lübeck (1:1). Auch die Berliner waren dann von Spielabsagen betroffen, so blieb es bei nur 15 Partien im Herbst 2010. Bereits am 20.11.2010 war dann erstmal Schluss. Zum damaligen Zeitpunkt war man im gesicherten Mittelfeld angekommen. Für die Reserve des Erstligaabsteigers nicht unbefriedigend zumal es keine Ambitionen auf die 3. Liga gab.
2011 präsentiert sich Hertha II bislang durchwachsen mit einem kleinen Abwärtstrend. Die beiden Siege gab es gegen Absteiger Türkiyemspor und in Havelse (je 1:0). Dagegen stehen 3 Pleiten und 2 Remis. Sehr ordentlich war noch die Dienstreise nach Halle (1:1), dafür ging man in Kiel (0:5) sang- und klanglos unter und kassierte in Braunschweig (0:3) eine weitere Klatsche. Da die Teams unterhalb der Blau-Weißen nicht unbedingt fleißig punkteten, reichte es aber noch um etwas Luft zur "roten Zone" aufzuweisen.
Bei den Platz bauenden Gemeinschaften sind 12 Kollektive aktuell erfolgreicher, liegt man knapp im positiven Saldo. Der CFC ist der 11. Heimgegner, 3 davon konnten alle 3 Punkte entführen: HSV II, Wolfsburg und Hannover 96 II (3:1) vor knapp 2 Wochen. Auswärts stellt man die achtbeste Mannschaft, Bilanz hier: 4 Siege und 6 Niederlagen. 30:38 Tore wurden verbucht, damit ist die Offensive Marke "befriedigend" – die Defensive ebenfalls. Nach dem Chemnitz-Spiel stehen mit Magdeburg (H) und Meuselwitz (A) zwei vorentscheidende Begegnungen im Kampf um den Klassenerhalt an.
Delegierungen seit dem Hinspiel
1 Abgang in der Winterpause und 1 Neuzugang Ende August 2010 sind zu vermelden. Shervin Radjabali-Fardi (19/Abwehr) schaffte den Sprung in die 2. Liga, wechselte nach Aachen. David Krecidlo (26/Abwehr) kehrte Ende August 2010 zu den Berlinern zurück. Im Sommer 2006 verließ er Hertha BSC II Richtung Düsseldorf in Liga 3, danach ging es für 2 Jahre zum SC Paderborn 07 wo er 2009/2010 keine Berücksichtigung mehr in der 2. Liga fand.
Der Trainer
Nach wie vor hat "Hertha-Inventar" Karsten Heine (55) das Sagen bei der U23 des Erstligaabsteigers. Mittlerweile kennt er den CFC wohl zur Genüge. Er war übrigens vor Saisonbeginn der einzige Coach, welcher die Himmelblauen als Aufsteiger sah und nicht den Verein aus der Messestadt.
Die Mannschaft
Für das Tor wurden bereits 4 verschiedene Keeper aufgeboten. Sascha Burchert (21) durfte insgesamt 15x ran, kam bei den Profis in der Hinrunde gegen den FC Erzgebirge Aue zum Einsatz. Ebenso standen im Tor schon Tom Schmidt (19/1), der Österreicher Richard Strebinger (17/2) sowie in Kiel Routinier Marco Sejna (38), im Sommer 2010 vom FC Ingolstadt 04 an die Spree zurück gekehrt und die Nr. 2 bei den Profis. In der Abwehr bilden Alfredo Morales (20), Shervin Radjabali-Fardi (19) und Bene Brecht (18) das Gerüst. David Krecidlo (26) zog sich mit einer Roten Karte am 9. Spieltag für 3 Begegnungen aus dem Verkehr und hatte danach mit Verletzungen zu kämpfen. Im Mittelfeld finden sich Kapitän Marvin Knoll (20), Routinier Andreas Neuendorf (35) und Gramoz Kurtaj (19). Knoll kommt auf 5 Tore, 4 erzielt nach Minute 70, 3 davon nach der 85. Minute. Neuendorf kann dies knapp überbieten (5) und ist mit 9 Gelben und einer Gelb-Roten Karte der "Aggressive Leader" im Team. Im Angriff fehlt bislang ein Torjäger. Terrence Boyd (19) sorgte in 5 Fällen für Jubel, Pierre-Michel Lasogga (19), der nur sporadisch in der U23 spielt, schaffte dies 3x in nur 5 Begegnungen. Junior Torunarigha (20) begann gut, fiel dann im September 2010 bis zum Start der Frühjahrsrunde verletzungsbedingt aus.
Bei Herthas U23 ist die Verzahnung zwischen Profis und U23 diese Saison stärker als in den letzten Jahren. 14 Spieler, die in der Zweiten zum Einsatz kamen, zählen offiziell auch zum Kader der Zweitligamannschaft. Sascha Burchert (21) kann auf 3 Spiele in der 1. Bundesliga 2009/2010 verweisen, Marvin Knoll (20) durfte 2x bei den Profis ran. Mehrere Einsätze von schon erfahrenen Spielern aus dem Babbel-Kader gibt es mit Christoph Janker (25), Fabian Lustenberger (22) auch zu vermelden. Im Angriff ist Pierre-Michel Lasogga (19) eine Art "Grenzgänger". Unter Marcus Babbel immerhin schon 17x aufgestellt, erzielte er 8 Treffer in Liga 2. Auch diese Saison stellt Hertha II mit 39 aufgebotenen Aktiven (mit und ohne Einsätze) den größten Kader der 54 Regionalligisten - 5 Torhüter gibt es zu verzeichnen.
Die Einkaufsbilanz
12 Neue wurden angegeben. Davon haben sich mit Brecht, Krecidlo, Neuendorf und Kurtaj 4 Akteure dauerhaft oder weitestgehend etablieren können. Für eine Ausbildungsmannschaft ist das nicht so schlecht. In der Regel gilt hier die Hälfte sowieso nur als "Anschluss- und Perspektivkader".
Prognose
Beim großen Kader der Hertha II fällt auch in dieser Saison eine Prognose schwer. Es sollte aber zumindest für den Klassenerhalt reichen. Einstellig wird es aber wohl nicht werden, eher Rang 11 bis 13.
Das Umfeld
Erfreulich für die Mannschaft ist, dass der Zuspruch steigt; allerdings auf bescheidenem Niveau von 213 im Schnitt der Vorsaison auf aktuell 265. Darüber lagen die Heimspiele gegen Halle mit 446 und Oberneuland mit 428. Heimspiele mit gerade mal 100 Fußballfreunden waren auch dabei. Das letzte Heimspiel vor mittlerweile über 1 Monat gegen die U23 aus Wolfsburg wollten 375 sehen. Gespielt wird wahlweise im "Amateur-Stadion" am Olympiastadion oder im traditionsreichen "Jahn-Sportpark" auf dem Prenzlauer Berg.
Ziel bleibt für die Heine-Truppe der Klassenerhalt, die Regionalliga wird als gut für die Heranführung der Talente an die 1. Mannschaft und den Aufbau von Spielern der A-Jugend angesehen, welche als eine der erfolgreichsten Kollektive dieser Art hierzulande gelten.
