3 Punkte sind Pflicht gegen Bremer Reserve auf Drittligaabschiedstour...
von Timo Görner
...denn dass die U23 des SV Werder in der kommenden Spielzeit weiterhin Spiele in der 3. Liga absolviert, ist derzeit recht unwahrscheinlich. Bei allem Respekt vor diesem Gegner ist ein Sieg am Sonntag das, was zählt.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang
In der Vorsaison nur durch den Zwangsabstieg von Ahlen und die Nichtzulassung von Koblenz in der Drittklassigkeit verblieben, galt die Mannschaft als Abstiegskandidat Nr. 1. Das hat sich bis auf wenige Lichtblicke bewahrheitet. 11 Punkte und 14 Tore fehlen auf den rettenden 17. Platz. Schon nach 8 Spielen waren die Werder-Bubis im Abstiegskampf angekommen und zierten zum dritten Mal in Folge das Tabellenende bei erst 2 Punkten. Gegen Offenbach (0:4) und Regensburg (1:4) setzte es 2 Heimklatschen. Die Punktgewinne gelangen gegen Aufsteiger Münster (0:0) und den "zweiten Fastabsteiger" Burghausen (1:1). Ausgerechnet vor dem CFC-Gastspiel gab es mit dem ersten Dreier bei den damals starken Unterhachingern (2:0) einen Hoffnungsschimmer. Es war der Start in die bislang beste Phase, trotz der folgenden nächsten Heimpleite gegen uns. Nach Spieltag 16 war der Kontakt zum rettenden Ufer hergestellt. 2 Punkte fehlten auf den 17. aus Bielefeld, der war CFC auch nur 4 Punkte weg. Es gelangen Achtungszeichen, als in Babelsberg (3:2) in der letzten Viertelstunde ein 0:2 gedreht und Stuttgart II mit 3:1 besiegt wurde. Gegen Jena egalisierten die Grün-Weißen in den letzten 9 Minuten ebenfalls einen 0:2-Rückstand zum 2:2. Ordentlich verlief auch der Auftritt in Osnabrück (1:1). Bis zur Winterpause wurde auf den Sprung aus der Abstiegszone gehofft, dies hat sich dann aber erledigt. 4 Niederlagen in Folge mit 5:12 Toren warfen Werder II erheblich zurück. Die Heimbilanz blieb nicht klassentauglich. Aalen triumphierte mit 4:0, Bielefeld mit 3:2 auf Platz 11 des Weserstadions. Gegen Arminia fing man sich die Tore zum 1:2, 1:3 innerhalb von 4 Minuten ein.
Die Ausgangsposition vor dem Start in die Frühjahrsrunde zeigte sich deutlich verschlechtert. Platz 19 stand zu Buche sowie 9 Zähler und 12 Tore weniger als der damalige 17. aus Chemnitz. Neuzugänge um die Klasse zu halten bzw. verstärkte personelle Unterstützung "von oben" waren nicht zu erwarten. Sandro Wagner, mit 3 Toren in 9 Spielen durchaus noch ein Hoffnungsschimmer, war mittlerweile nach Kaiserslautern delegiert worden. So kam in den ersten beiden Heimspielen wenig rein. Das 1:1 gegen Erfurt war noch ordentlich Erfurt. Gegen einen (noch) direkten Mitkonkurrenten aus Wiesbaden gelang ebenfalls nur ein 1:1. Der Trend Richtung Regionalliga konnte nicht aufgehalten werden. Werder II ist 2012 noch ohne Sieg. Der letzte volle Erfolg gelang am 29.10.2012. Nah dran war man gegen Saarbrücken, gab dort eine 2:0-Führung aus der Hand (2:2). Am vergangenen Wochenende wurde der letzte Strohhalm gegen Unterhaching (1:1) weggegeben. 11 Spiele sind noch zu absolvieren, bei 19 Punkten fehlen lt. der Rechnung unseres Vereinschefs noch 26 für den sicheren Klassenverbleib.
Abstiegsreif sind einige Posten: In der Heimbilanz ist Bremen mit nur einem Sieg "Schlusslicht". Nur Oberhausen hat weniger Tore geschossen (25), keiner mehr Gegentore (49) kassiert, weniger Spiele (3) gewonnen und mehr Begegnungen verloren (14). Es scheint wohl darauf hinauszulaufen, dass sich die Werder-Reserve in den verbleibenden 11 Duellen vorerst endgültig aus Liga 3 verabschiedet. Bislang zumindest gibt es keine Anzeichen, dass eine Mannschaft zwangsweise aus dieser Staffel absteigen wird, ebenso nicht aus der 2. Liga in die Regionalliga durchgereicht.
Delegierungen seit dem Hinspiel
Neuzugänge gab es - wie bereits erwähnt – keine. Nennenswert erscheint, dass mit Stürmer Sandro Wagner (24) ein Spieler nicht mehr zur Verfügung stehen wird, welcher in der 1. Mannschaft den Durchbruch versuchte und für Spielpraxis 9x in die U23 abgestellt wurde. Er wechselte zum 1. FC Kaiserslautern.
Der Trainer
Thomas Wolter (48) betreut die U23 mittlerweile seit über 9,5 Jahren. Er hat noch einen Kontrakt bis Juli 2015. Bei der Kontinuität des SV Werder in diesem Bereich, auch bei zeitweise unbefriedigenden Ergebnissen, ist wohl davon auszugehen, dass er die Mannschaft bei Abstieg auch weiter trainieren wird.
Die Mannschaft
Nr. 1 im Tor ist mit Christian Vander (31) die aktuelle Nr. 3 der Profis hinter Tim Wiese und Sebastian Mielitz. Sein Vertreter ist Bernd Düker (19). In der Abwehr konnten sich Clemens Schoppenhauer (19), Sandro Stallbaum (30) und Alexander Hahn (19) etablieren. "Werder U23-Urgestein" Stallbaum (seit 2003) fiel von September 2011 bis zum Start 2012 verletzungsbedingt aus. Er musste sich einer Schulter-OP unterziehen. Gerade dieser Mannschaftsteil konnte über Wochen auch deswegen hinweg keine echte Struktur entwickeln. Stallbaum gilt als Schlüsselspieler für Wolter. Seit Mitte Februar ist zudem Schoppenhauer nicht einsatzfähig. Herausragend im Mittelfeld, zumindest aus Werder Sicht, ist bislang mit Felix Kroos (20) - ein Profi aus dem Erstliga-Aufgebot. Der Ex-Rostocker und Bruder von Nationalspieler Toni Kross kam nach Hansas Zweitligaabstieg 2010 an die Weser und versucht seit knapp 2 Jahren den Durchbruch bei Thomas Schaaf - bislang eher erfolglos. Nach immerhin 5 Spielen 2010/2011 – davon 3x in der Stammelf – blieb er in dieser Saison noch ohne Bundesligaeinsatz. Wenigstens in der II. läuft es bei 22 Spiele mit 4 Toren und 4 Vorlagen ordentlich. Gegen Saarbrücken erzielte er beide Tore. Florian Nagel (19), Andreas Schön (22), Tom Trybull (19), Leon Henze (19) und Malte Grasshoff (20) sind weitere Akteure im Mittelfeld, welche sich zumindest über weite Strecken als Stammspieler empfehlen konnten. Problematisch für Wolter sind die Verletzungsprobleme von Aleksandar Stevanovic (20) und Bruder Predag (21). Beide gehören seit dieser Spielzeit zum Kader der Profis, gelten dort derzeit als "Anschlusskader" und sind somit eigentlich Verstärkungen für die U23. Ersterer fällt noch bis Mai 2012 wegen Kreuzbandriss aus, Bruder Predag fällt seit Anfang Februar 2012 längerfristig aus (Knie). Beide waren bis dato Stammkader. Florian Trinks (19) ist noch zu erwähnen, ebenfalls mit Profivertrag. Er wird am Sonntag übrigens 20. Im Angriff ist Niclas Füllkrug (19) bislang der Erfolgreichste mit 5 Toren. Lennart Thy (21) folgt mit 3 Treffern. Er kam beim Testspiel des SV Werder im Sommer an der Gellertstraße zum Einsatz. Max Wegner (22) blieb etwas unter den Erwartungen. Nach 13 Toren in der Vorsaison für Wilhelmshaven sind es aktuell derer 2. Bei den eingesetzten Akteuren sind mehrere aus dem offiziellen Kader von Thomas Schaaf dabei, teilweise auch schon im Einsätzen dort. Füllkrug, Trybull, Thy, Trinks, die Stevanovic-Brüder, Vander im Tor, Leon Balogun (23/Abwehr), Onur Ayik (20/Sturm) sind zu nennen. Am Sonntag spielt somit keine "Gurkentruppe" auf. Eher eine auch durch Verletzungen geschwächte sehr junge Mannschaft, die nur zeitweise ihr Potential ausschöpfen konnte.
Die Einkaufsbilanz bislang
15 Akteure waren neu oder erneut geholt worden. Von denen konnten sich 8 wenigstens zeitweise im Stammkader etablieren. Ein echter "Volltreffer" ist aber irgendwie nicht darunter bzw. eine echte Verstärkung. Allerdings zählten auch 10 davon bislang zur A-Jugend des SV Werder. Fazit: die sportliche Substanz konnte nicht verbessert werden.
Gewinner der Saison bislang
Stürmer Niclas Füllkrug (20) kam aus der A-Jugend und erkämpfte sich einen Stammplatz in der U23. Dazu reichte es schon mal zu 4 Kurzeinsätzen in der 1. Bundesliga.
Prognose
Platz 17 ist nur noch durch ein "mittelschweres Wunder" zu erreichen - sprich eine enorme Steigerung bis zum Saisonfinale. Es sind noch 24 bis 25 Punkte aus 11 Begegnungen notwendig. Rang 19 ist durchaus noch machbar, Tipp: Rang 19 oder 20.
Das Umfeld
Der Abstieg in die Regionalliga nach insgesamt 4 Jahren Abstiegskampf in Liga 3 ist für den Traditionsverein aus Norddeutschland kein "Weltuntergang" jedoch ein ziemlicher Rückschlag für die seit Jahren gute Nachwuchsarbeit an der Weser. Die neue Regionalliga Nord wird nicht unbedingt die Plattform bieten, um die Talente auf dem Weg zur Bundesliga entsprechend zu fördern und zu fordern. Denkbar ist, dass der SV Werder deshalb so schnell wie möglich die Rückkehr in die 3. Liga anstreben wird. Bei mindestens 80 Teams in dieser "kaputtreformierten Todesliga" ist das kein einfacher Weg. Der Beleg, dass die U23 Teams der Erst- und Zweitligisten fraglos die Verlierer der Reform sind, wie auch die Vereine z. B. aus Halle, Kiel, Magdeburg, Essen.
Rein atmosphärisch herrschen auf dem Platz 11 des Weserstadions bereits seit Jahren eher Oberliga-Verhältnisse. 626 Besucher wurden im Schnitt begrüßt, der schlechteste Zuspruch in 4 Jahren Werder II und Liga 3. Vergangene Saison waren es noch relativ ordentliche 1.014. Keine Mannschaft hat in dieser Spielklasse weniger aufzuweisen. Münster mobilisierte 1.600, Bielefeld 1.200 zahlende Fußballfreunde mit dem entsprechenden Anteil von Gästefans. Für Unterhaching und Saarbrücken interessierten sich zuletzt noch 300. Den CFC sahen in der Hinrunde 600.
