Auf zur 13 beim Amateurmeister der 3. Liga...
von Timo Görner
...denn der VfB Stuttgart II ist in der mittlerweile weitestgehend "Reserve freien" 3. Liga die klare Nr. 1 dieser Teams. Und die Chancen für das 13. himmelblaue Spiel in Folge ohne Niederlage stehen so schlecht nicht.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang
Die U23 des schwäbischen Traditionsvereins schickt sich an, der "Marktführer" der Reserveteams in Fußball-Deutschland zu werden. Die Chancen stehen gut, auch in der kommenden Saison Drittligafußball zu spielen - im Gegensatz zu unserem letzten Gegner aus Bremen. Der Klassenverbleib ist jedoch noch nicht gesichert. Verantwortlich dafür ist eine relativ deutliche Abwärtstendenz seit Ende der Herbstrunde.
Nach 17 Spieltagen stand ein mehr als respektabler 3. Platz zu Buche. 12 Ränge und 9 Zähler vor dem CFC übrigens. Grundstein für das sportlich starke Abschneiden bildete die Heimstärke. Nur Sandhausen war zu dem Zeitpunkt auf eigenem Platz besser. In 9 Auftritten auf eigenem Rasen kassierte der VfB II nur eine Niederlage. Dazu absolvierte man je 2x 5 Begegnungen in Folge ohne Pleite. Der Auftakt bei Zweitligaabsteiger Bielefeld gelang mit einem 2:1 gut. Die Heimsiege gegen Erfurt (2:0), Heidenheim (1:0) und Osnabrück (1:0) waren ebenfalls durchaus bemerkenswert. Auf Reisen wirkte Stuttgart weniger beständig. Niederlagen in Regensburg und Offenbach (jeweils 0:2) standen zu Buche, bei Abstiegskandidat Nr. 1 Bremen II (1:3) wurde ebenfalls gepatzt. Mit Runde 18 begann die Negativentwicklung. Die restlichen 4 Spiele im Jahr 2011 wurden ohne Sieg bestritten. Respektabel war noch der Auftritt in Aalen (2:2). Eine heftige die Klatsche setzte es hingegen gegen Bielefeld (2:5). Von Rang 3 ging es erst einmal runter auf 7, immerhin aber noch mit einem dicken 11-Punkte-Polster auf die Abstiegszone.
In der Winterpause wurden gleich 5 Akteure mangels Perspektive ausgemustert. Für Unzufriedenheit gab es keinen Grund, Platz 7 war ja sehr ordentlich. Der Auftakt 2012 ging daneben, in Erfurt (1:3) lag man nach 5 Minuten bereits 0:1 hinten. Dafür besiegte man mit Regensburg (1:0) nur 3 Tage später ein Spitzenteam. Es blieb ein Strohfeuer und der letzte Sieg bis heute. Gegen gute Gegner wie in Heidenheim (0:1) und gegen Burghausen (2:3) wurde knapp verloren, enttäuschend dann das Gastspiel am vergangenen Wochenende in Unterhaching (0:4). Der Start wurde hier verschlafen, nach 13 Minuten war bereits eine gewisse Vorentscheidung (0:2) gefallen. 4 Minuten nach dem Pausentee kassierte man noch das 0:3. Nicht zum ersten Mal, dass man zu Spielbeginn und nach der Halbzeit schwächelt. Ohne vollen Erfolg blieb auch der Nachholer gegen Münster (1:1). Als platzbauende Gemeinschaft (12.) war man schon mal besser, in den letzten 6 Duellen im eigenen Stadion gelang nur 1 Dreier. 18:16 Tore sprechen für eine ausbaufähige Offensive, aber eine solide Defensive. Auf Reisen (14.) liegt man tendenziell ungefähr gleich. Auch bei der Torbilanz.
Delegierungen seit dem Hinspiel
5 Akteure wurden wie schon erwähnt zur Winterpause aus dem Kader gestrichen, sie spielten allesamt aber keine Rolle in der Herbstrunde.
Neu im Tor ist hingegen Bernhard Hendl (19) aus Österreich. Im Juli 2010 ging es vom dortigen Erstligisten AKA Admira Wacker Mödling zum SV Wehen/Wiesbaden. Dort in der A-Jugend bis Juli 2011 beschäftigt bis Ende Januar. 2012 folgte der Wechsel zum VfB.
Der Trainer
Ex-Profi Jürgen Kramny (40) betreut die Mannschaft seit Saisonbeginn. Er hat noch einen Vertrag bis Ende der kommenden Spielzeit.
Die Mannschaft
Im Tor ist André Weis (22) die etatmäßige Nr. 1. Mit Bernd Leno (20) verließ der Stammkeeper der ersten 3 Spiele die Stuttgarter bekanntermaßen Richtung Leverkusen als Nachfolger von Rene Adler. Weis‘ Vertreter ist Jonas Wieszt (19). In der Abwehr haben sich Thomas Geyer (21), Benedikt Röcker (22), der Italiener Felice Vecchione (21) und der Deutsch-Brasilianer Daniel Vier (29) etabliert. Letzterer fiel mit 4 Treffern im Saisonverlauf auf. Im Mittelfeld zählen Tobias Rathgeb (29), Manuel Janzer (20) und der Österreicher Raphael Holzhauser (19) zum Gerüst. Im Angriff fehlt Jürgen Kramny ein echter "Knipser". So ist Anton Fink mit seinen 7 Toren in 8 Einsätzen erfolgreicher als alle Stürmer des VfB II. Christoph Hemlein (21) ist aktuell die Nr. 1, dafür reichen bereits 5 Tore in 22 Begegnungen. Er schoss auch das 1:1 im Hinspiel. Anfang Dezember konnte er zum bislang letzten Mal jubeln. Mit Alexander Aschauer (19) findet sich ein weiterer Kicker aus der benachbarten Alpenrepublik. Das Talent von RB Salzburg kommt auf 3 Torerfolge, allerdings alle in einem Spiel markiert. Beim 3:1 gegen Babelsberg Ende Oktober 2011war er damit der "Matchwinner". Der Ex-Jenenser Soufian Benyamina (22) liegt gleichauf. Alexander Riemann (19) mühte sich zu "einer Bude weniger". Erfreulich, dass unser Angriff mittlerweile effektiver agiert als einige anderer Mannschaften, das war lange Zeit nicht so. Einsätze von Erstligaprofis sind selten zu vermelden, bemerkenswert sind die 2 Berufungen des Franzosen Matthieu Delpierre (30/Abwehr). Beide in der Frühjahrsrunde. Mit Rani Khedira (18/Mittelfeld) durfte der Bruder vom Nationalspieler 5x in der II. ran, primär steht er der A-Jugend zur Verfügung.
Die Einkaufsbilanz
14 Akteure wurden als Neuzugänge vermeldet, davon 9 aus der eigenen A-Jugend. Andre Weis aus Koblenz konnte sich im Tor durchsetzen, Manuel Janzer (20) im Mittelfeld und Christoph Hemlein (21) im Sturm. Das ist insgesamt auf den ersten Blick eher mager, allerdings ist der Ausbildungscharakter zu beachten und der Fakt, dass das Gros der Neuen aus der A-Jugend stammt.
Gewinner der Saison
Christoph Hemlein, aus der Regionalliga Süd von der TSG Hoffenheim II gekommen, schaffte den Sprung in den Stammkader. Dazu empfahl er sich 3x für einen Einsatz in der Bundesliga. Allerdings in der Hinrunde.
Prognose
Wenn 45 Punkte für den Klassenverbleib notwendig sind, muss sich der VfB II bei 36 Zählern etwas mehr strecken als der CFC. Eben die fehlenden 8 bis 9 Zähler sollten aber machbar sein, für einen einstelligen Tabellenplatz wird es aber wohl nicht reichen. Tipp: Rang 12 bis 14.
Das Umfeld
Nichts Neues auch beim VfB Stuttgart II. Der Zuspruch im Stadion der Stuttgarter Kickers ist überschaubar. Weniger als 720 Besucher im Schnitt haben nur "die Kollegen aus Bremen". Nur gegen Heidenheim (1.700) und Saarbrücken (1.200) wurde es "vierstellig". Den Tiefpunkt registrierte man gegen Babelsberg mit 300 zahlenden Besuchern. Gegen Münster am Dienstag wurden 480 begrüßt. Gespielt wird wie schon eingangs erwähnt in der kleinen Arena des Regionalligisten Stuttgarter Kickers. Die Spielstätte, welche seit 2004 und voraussichtlich bis 2014 den Namen eines Produkts der Garmo AG trägt, fasst offiziell rund 11.400 Zuschauer. Für die U23 des VfB Stuttgart wie auch die Kickers ist sie absolut ausreichend. 2008 sollte sie für rund 5,4 Mio. EUR aufgemöbelt und drittligatauglich gemacht werden, Umbaupläne waren bereits beschlossen. Der Abstieg der Kickers in die Regionalliga ließ die Pläne und Beschlüsse erst mal in der Schublade verschwinden. Für die Spiele der U23 hält man seitens des DFB alles derzeit für ausreichend. Der Verbleib in Liga 3 ist klares Ziel für einen Verein mit einer der angesehensten Nachwuchsabteilungen der 1. und 2. Bundesliga.
