Macht es noch einmal wie vor fast exakt einem Jahr...
von Timo Görner
...denn damals besiegten die himmelblauen Jungs die Oberbayern mit 2:1, das 2. Spiel ohne Niederlage in Serie und quasi der Beginn einer Wahnsinnserie. Zweiteres wird nicht mal verlangt, erneut 3 Punkte schon.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang
2011/2012 war Burghausen mit Rang 6 zweifellos eine der positiven Überraschungen, zumal in der Frühjahrsrunde sogar lang Relegationsplatz 3 in Griffweite war. Nach dem Abgang mehrerer Stammspieler waren die Erwartungen für diese Saison nicht unbedingt gleich. Das Niveau konnte man nicht ganz halten, Platz 3 ist als 8. momentan 8 Punkte und 23 Tore entfernt. Zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison hatte man ebenfalls 29 Punkte geholt, der Rückstand auf den Relegationsplatz betrug aber nur 3 Zähler. Grund: Burghausen hat 6 Spiele mehr verloren.
Wacker kam nur schwer in die Gänge, ging zum Hinspiel ohne Punkte auf den Rasen. Dem 0:2 gegen unseren letzten Gegner folgte ein 2:3 in Aachen. Die ersten Zähler zeitigte man gegen uns, geriet dabei zum dritten Mal in Folge mit 0:1 ins Hintertreffen. Man präsentierte sich bis Spieltag 9 launisch. Schatten warfen die Pleiten in Dortmund (1:2) und Saarbrücken (0:3). Ordentlich zeigte man sich gegen Rostock (2:0). Seit Runde 9 arbeitete man sich dann hoch. Das 0:0 gegen Wehen/Wiesbaden war Teil 1 einer Serie von 6 Punktgewinnen, davon bemerkenswerte 5 Dreier (3 auswärts) am Stück. Bei den "Kellerkindern" in Erfurt (3:0) und den Stuttgarter Kickers (2:1) wurden "machbare Aufgaben" gelöst, auch beim Zweitligaabsteiger Karlsruhe (2:1) gewonnen. Zu Hause ging Staffelfavorit Heidenheim (4:1) unter und Aufsteiger Halle (2:0) reiste erfolglos ab. Burghausen rückte dicht an die Aufstiegsrängen ran: Als 5. waren es nur 2 Punkte auf den 3 und die direkten Aufstiegsplätze waren mit 4 Zählern in Reichweite.
Der aktuelle Trend zeigt ins Mittelfeld. Aus den vergangenen 6 Begegnungen konnte man nur einen Sieg einfahren: Babelsberg (3:1) war beim SVW chancenlos. Dagegen stehen 4 Niederlagen, zuletzt gleich 2x in Folge ohne eigenen Treffer bei den starken Gegnern in Bielefeld (0:3) und Münster (0:2). Analog zum CFC geht für oben gegen gute Gegner zu wenig. Keine Punkte und Tore gegen Münster, ebenso Niederlagen in Bielefeld, Unterhaching. Immerhin gelang ein Remis gegen Osnabrück. Mit 9 Siegen – 2 Remis – 9 Niederlagen ist man Durchschnitt der 3. Liga. Die "Remiskönige" der Saison 2011/2012 mit 18 Unentschieden sind die Wackeren nicht mehr.
Wacker ist heimstark, nur 2 der 10 Begegnungen wurden abgegeben, dafür 6 Teams geschlagen und 20 Zähler als fünftbestes Heimkollektiv geholt. Die Diskrepanz in den Gastspielen verdirbt eine bessere Ausgangsposition 2013. Den letzten, der 3 Triumphe auf Gegners Platz holte man am 20.10.2012 in Stuttgart, es folgten 3 Pleiten ohne Tor. Marco Holz erzielte in der 73 Minute in Degerloch das letzte Auswärtstor. Als himmelblauer Fußballfreund sind solche Statistiken alles andere als aufbauend... 7 der 8 Gegentore zuletzt kassierte man erst in Halbzeit 2. 26:28 Tore sprechen für eine durchschnittliche Offensive und Defensive.
Im DFB-Pokal wehrte man sich heftig gegen Bundesligaaufsteiger Düsseldorf, fing das 0:1 erst nach 76 Minuten. Im Landespokal steht das Viertelfinale bei Oberligist Würzburger FV an.
Delegierungen seit dem Hinspiel bislang
Es gab bis heute keine Veränderungen im Kader.
Der Trainer
Mit Georgi Donkov (42) steht innerhalb von nicht mal einer Woche zum zweiten Mal ein Bulgare dem Gastverein als Trainer an der Gellertstraße vor. Sein Vertrag gilt noch bis Ende der Saison 2013/2014. Stationen als Spieler in Deutschland waren unter anderem der 1. FC Köln, der VfL Bochum und der SC Paderborn 07. Seine Bilanz als Wacker-Trainer sind 1,38 Punkte im Schnitt pro Spiel.
Die Mannschaft
Nummer 1 im Tor ist der junge René Vollath (22). Seine Vertreter mit Alexander Eiban (18) oder Marco Aulbach (19) sind sogar noch jünger. Die Abwehr sieht Fabian Aupperle (26) und Josef Cinar (28) von Anfang an als Gerüst. Hinzu kommt mit Jonas Strifler (22) ein weiterer "Jungspund", bis Juli 2011 für Dynamo Dresden aktiv. Anfang August kam er als "Leihgabe" von Alemannia Aachen. Michael Schick (24) kommt in diesem Sektor auf 7 Spiele in der Stammelf, in der Winterpause 2011/2012 auch beim CFC zur Probe am Ball und bekanntlich nicht verpflichtet. Neben Schick kämpfen zudem Thomas Leberfinger (22) und der Österreicher Moritz Moser (20) um einen Stammplatz - auch noch jung an Jahren, aber schon mehrmals in der Anfangsformation aufgeboten. Im Mittelfeld etablierten sich Kapitän Alexander Eberlein (24), Marco Holz (22), Routinier und "Inventar" Ronald Schmidt (35) – seit über 10 Jahren in Burghausen – sowie Maxi Thiel (19) und der Deutsch-Marokkaner Youssef Mokhtari (33). Mokhtari und Thiel mit seinen 19 Jahren sind die Eckpfeiler im Mittelfeld. Thiel kommt auf 5 Tore und 4 Vorlagen; der "Oldie" bereitete 5x vor. Keine Rolle spielt Matthias Heidrich (35). Im Angriff vermisst man momentan noch einen richtigen "Knipser". So ist mit Sahr Senesie (27) eher ein "Joker" der Torschützenkönig. Dafür reichten 4 Treffer, 3 davon als Einwechselspieler. Gegen den CFC traf er zum 2:1. 11x wurde er eingewechselt. Felix Luz (30) kommt mit 3 Toren knapp dahinter, ist zumindest Stammspieler. "Joker Nr. 2" ist Ahmet Kulabas (25), erzielte 2 der 3 Treffer als Auswechselkicker – das war er 12x. Noch ohne den Durchbruch ist der Österreicher Alexander Aschauer (20), Ausleihe aus Salzburg vom dortigen angehenden Traditionsverein. 27 Akteure werden aufgeboten, von denen 22 eingesetzt wurden. Eine Mannschaft mit Perspektive, mit der es aber schwer werden dürfte, zumindest diese Spielzeit ganz oben mitzuspielen. Junge Kicker wie Vollath, Thiel, Strifler, Holz sind etabliert. Spieler wie Leberfinger, Moser auf einem guten Weg.
Die Einkaufsbilanz
10 Neue waren geholt worden. Davon haben sich Strifler und Luz dauerhaft etabliert, Schick zumindest zeitweise. Kulabas und Aschauer kämpfen noch um den Sprung in den Stammkader. Der Rest spielte bislang kaum eine Rolle. Fazit: es könnte besser aussehen. Einen Ersatz für Sebastian Glasner (27/Cottbus) mit 13 Toren konnte man nicht vermelden, einen für Nicky Adler (27/Sandhausen) – 8 Tore in 2011/2012, ebenfalls nicht. Im Sturm hat man an Substanz verloren. Wacker Burghausen 2012/2013 fehlen insgesamt die herausragenden Akteure, man punktet mehr mit mannschaftlicher Geschlossenheit.
Gewinner der Saison bislang
Maxi Thiel (19) kam vor 2 Jahren aus der B-Jugend in den Profikader. Nachdem er in der Vorsaison insgesamt 22x von der Ersatzbank in Spiel kam, ist er diese Saison eine feste Größe. Er bleibt dem Verein vorerst treu, verlängerte den zu Saisonende auslaufenden Vertrag vorzeitig bis Juli 2014. Jonas Strifler (22), in Aachen ohne richtige Perspektive nach dem Wechsel aus Dresden, ist bei Wacker ebenfalls gesetzt. Nach dem voraussichtlichen Zwangsabstieg der Alemannia stehen die Zeichen auf ein Bleiben in Burghausen gut.
Prognose
Siehe CFC: ER reicht wohl nicht dafür oben mitzuspielen. Bleibt man von Ausfällen wegen Verletzungen und Sperren verschont, sollte der Abstiegskampf kein Thema sein. Dazu ist der Kader in der Lage. Tipp: Platz 9 bis 11.
Das Umfeld
Obwohl es seit knapp eineinhalb Jahren deutlich besser läuft, als in den Jahren davor, ist der Zuspruch ausbaufähig. Mit 2.536 Besuchern im Schnitt haben nur Dortmund II und Unterhaching weniger Zuschauer. Das ist ein nochmaliger kleiner Rückgang gegenüber 2.822 in der Vorsaison. Den größten Andrang erlebten die Stadiontore zum Auftakt gegen Preußen Münster mit 3.000 zahlenden Fußballfreunden. Ansonsten bewegten sich die Zahlen von 2.000 bis 2.800, zuletzt konnten sich 2.200 Fans zum Gang in die Arena begeistern, Gegner war der SV Babelsberg 03. Den CFC wollten 2.700 im zweiten Heimspiel bestaunen. Am Samstag ist deshalb bei einer Anfahrt von rund 410 km wohl mit maximal 100 Wacker-Freunden zu rechnen.
Der Etat zählt eher zu den Kleineren der Liga, man spricht von rund 2 Mio. EUR für die Lizenzspielerabteilung und einem Gesamthaushalt von 3,2 Mio. EUR - also weniger als beim CFC. Der SV Wacker schenkte seit knapp 3 Jahren der finanziellen Konsolidierung das Hauptaugenmerk, sprich setzt in der 1. Mannschaft der Fußball-Abteilung auf jüngere Kräfte für die Zukunft. Der Sanierungsprozess gilt mittlerweile als abgeschlossen. Auch für den SV Wacker Burghausen ist diese 3. Liga kein weiches Pflaster. Nach dem Abstieg aus der 2. Liga 2006/2007 geriet man kurzzeitig in finanzielle Turbulenzen, auch durch personelle Fluktuation. Aktuell gilt der Verein bzw. die ausgegliederte "Wacker Fußball GmbH" als solide und kaum ernsthaft in Gefahr. Man ist nicht gerade steinreich, aber auch ganz gut aufgestellt. Das gleichnamige Unternehmen der Chemie-Branche, unter anderem mit den Standorten Freiberg und Jena, ist zu 19,9 % an der Fußball GmbH beteiligt.
