Nach dem Hügel Rostock und der "kleinen Anhöhe" Wiesbaden nun ein großer Berg...
von Timo Görner
...vor dem der CFC jetzt steht. Der Gegner am Samstag ist die "Mannschaft der Stunde", zudem sind wir in bislang 6 Spielen gegen die "Großen 5 der Tabelle" (noch) ohne Sieg.
Die aktuelle Saison unseres Gegners
Zeitweise schon etwas weg vom "Aufstiegsfenster" ist der FC Heidenheim aktuell wieder "dick im Geschäft". Bis Spieltag 17 legte der FCH eine "mittlere Achterbahnfahrt hin. Von Rang 9 nach Spieltag 1 bis zwischenzeitlich auf Platz 2, dann runter auf 8 mit Rang 1 nach 8 Runden, ging es kurz vor der Winterpause wieder ins Mittelfeld.
In die Saison startet Heidenheim gleich mit dem "Knaller" gegen Zweitligaabsteiger Karlsruhe (2:2), der in den letzten 9 Minuten das 2:0 verspielte. Was die Nordostschwaben können, demonstrierten sie danach in Erfurt (4:0). Nach 8 Spieltagen stand man ganz oben, kassierte nur in Unterhaching (1:4) eine Pleite, dort aber deftig. In Münster holte man ein Remis (1:1) und besiegte auch den CFC. Doch das hohe Niveau konnte Heidenheim erst einmal nicht halten; Unbeständigkeit war die Regel. Gegen Rostock (1:2) wurde die erste Heimpleite kassiert, gegen Osnabrück (1:3) dann die zweite. In Burghausen (1:4) blieb man ebenfalls ohne Zähler. Das 0:1 in Bielefeld war Beginn einer kleinen Negativserie von 4 sieglosen Begegnungen, die im enttäuschenden 1:2 in Dortmund gipfelte. Nach Spieltag 17 war aus Platz 1 Rang 9 geworden. 7 Zähler auf den Relegationsplatz, schon 11 auf die Tabellenspitze bildeten den Abstand - zu wenig für den ehrgeizigen Club. Aber die Mannschaft straffte sich und zeitigte bis zur Winterpause 3 Siege in 4 Spielen. Einzig in Karlsruhe ging man erfolglos vom Rasen, kassierte innerhalb von 18 Minuten 3 Treffer zum 2:5. Trotzdem war langsam die Aufstiegszone in Sicht gekommen.
In der spielfreien Zeit wurde der Kader verändert. 2 Spieler gingen, 3 kamen. Die Aufholjagd wurde mit einem exzellenten Wiederbeginn fortgesetzt. 4 Spiele = 4 Siege, 11:5 Tore. Die 3 Heimspiele wurden gezogen: Erst Unterhaching auf Distanz gehalten, dann Erfurt im Kampfspiel ebenfalls mit 2:1 besiegt - begleitet allerdings von zumindest diskussionswürdigen Schiedsrichterentscheidungen. Schwer tat man sich auch bei Abstiegskämpfer Babelsberg (4:2) – schaffte erst in den letzten 2 Minuten die 2 Siegtreffer. Bei 70 Minuten Überzahl kassierte man das 2:2. Mit dem Sieg im Spitzenspiel gegen Münster (3:1) am letzten Samstag wurde der Anschluss an die Aufstiegsregion geschafft, der Druck auf die ersten 4 verstärkt. Vergangene Saison hatte man aus 25 Duellen 38 Zähler, aktuell 47 (im letzten Jahr hätten die übrigens für den "Platz an der Sonne" gereicht). 16 Treffer mehr als im Vorjahr stehen auf der Habenseite, damals hatte man aber 9 Gegentore weniger.
Heidenheim stellt die fünftbeste Platz bauende Gemeinschaft, auf Augenhöhe mit den Konkurrenten Osnabrück, Münster, Karlsruhe. Nur Unterhaching hat 1 Tor mehr erzielt (25). Auf Platz 5 rangiert der FCH auch als Gast mit knapp im positiven Saldo - gewann 6x und verlor 5x. Dabei waren die die letzten 4 Reisen mit 9 von 12 Punkten durchaus erfolgreich. 22:20 Tore sprechen für die beste Auswärtsoffensive mit dem KSC, aber 13 Kollektive sind defensiv hier besser. Ein Spiegelbild die Gesamtbilanz: 47:36 Tore sind die beste Offensive in Liga 3 – aber nur Rang 16 für die Abwehr.
Im DFB-Pokal verpasste man die nächste Sensation, scheiterte an Zweitligist Bochum (0:2). Im Landespokal steht man im Halbfinale - mögliche Gegner sind die Regionalligisten Ulm, Großaspach und Landesligist Neckarsulmer Sport-Union.
Delegierungen seit dem Hinspiel
6 Spieler sind nicht mehr dabei – darunter 1 Ausleihe. 3 sind dafür neu hinzugekommen.
Bemerkenswert sind 2 Abgänge: Mit Frank Lehmann (23) verließ der Stammkeeper der ersten 11 Spiele den Verein in der Winterpause, ohne neuen Verein. Stürmer Nico Frommer (34) ging in die II. Mannschaft. Er kam in der Herbstrunde auf 4 Einsätze mit 1 Treffer. Nach gutem Start in Heidenheim hatte er seit Ende September 2011 mit Verletzungspech zu kämpfen.
Einer für das Tor + einer für die Abwehr + einer für den Angriff – so die Einkaufsliste. Keeper Rouven Sattelmaier (24) spielte bis Juli 2012 bei Regionalligist FC Bayern München II. Zudem stand er einmal im Kader der Profis beim Hamburger SV. Kevin Kraus (20) ist eine Ausleihe von Bundesligaschlusslicht Fürth - dort ohne Einsatzchancen. Im Angriff verpflichtete man mit Florian Niederlechner (21) den Topstürmer aus Unterhaching und "Alptraum des CFC" - mit 8 Toren und 5 Vorlagen auch einen der 3. Liga insgesamt. Dafür blätterte Heidenheim den klammen Hachingern 300.000 EUR Ablöse hin; utopisch für den CFC wie andere Drittligavereine. Grund für diese Verpflichtung ist die Bilanz im Sturm: Thurk stark mit 8 Toren, dahinter sieht es noch durchwachsen aus.
Der Trainer
Frank Schmidt (39) betreut die 1. Mannschaft seit mittlerweile fünfeinhalb Jahren, wäre beim Vertragsende 2015 immerhin 8 Jahre im Amt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er auch bei einem (erneuten) Nichtaufstieg weiter am Ball bleiben darf.
Die Mannschaft
Erol Sabanov (38) ist seit auskurierter Verletzung (Innenbandriss) und 14 Spielen die Nummer 1 im Tor und darf damit diesmal an der Gellertstraße nicht erst nach 2 Minuten ran... In der Abwehr bilden Tim Göhlert (28), Ingo Feistle (31) und Dennis Malura (28) das Gerüst. Malura glänzte dabei mit 6 Vorlagen und 3 Toren als einer der torgefährlichsten Abwehrspieler der Liga. Dahinter kommen der Deutsch-Pole Mathias Wittek (23) und der Deutsch-Italiener Sandro Sirigu (24). Marc Endres (21) ist auf einem guten Weg, sich in Team zuspielen.
Im Mittelfeld ragt auch im Ligamaßstab Marc Schnatterer (27) heraus. Der Kapitän bringt es auf bereits 12 Tore und eben so viel Vorlagen. Er ist damit an 24 der 47 Treffer beteiligt. Dazu muss man Robert Strauß (26) erwähnen. Ferner verdient noch Marcel Titsch-Rivero (23) eine Nennung. Allgemein ist das Gefälle hinter Schnatterer aber groß. Mit Andreas Spann (28) fällt aber auch einer der Leistungsträger der Vorsaison auf noch unbestimmte Zeit mit Kreuzbandriss aus. Allerdings auch die einzige Personalie mit Krankenakte. Auch hier drängt mit Michael Deutsche (20) ein jüngerer Spieler nach vorn.
Durchwachsen der Angriff. Klarer Frontmann ist Routinier Michael Thurk (36) mit 8 Torerfolgen und 5 Vorlagen. Zuletzt war er mit dem 2:1-Siegtreffer gegen Erfurt der "Matchwinner". Dahinter fehlt ein adäquat erfolgreicher Akteur, deshalb die Niederlechner-Verpflichtung. Bastian Heidenfelder (27) bilanziert noch ganz ordentlich mit 2 + 2. Patrick Mayer (24/1) plagte sich mit einer längeren Verletzung herum, fiel im Herbst 2012 mal 3 Monate aus. Marco Sailer (27) traf auch erst einmal ins "Schwarze". Niederlechner zählte nach "Gelb-Sperre" zuletzt dreimal zum Stamm, traf dann auch gegen Münster. Er und Thurk werden wohl auch am Samstag auflaufen.
Einkaufbilanz
11 Neuzugänge stehen zu Buche. Vor der Winterpause waren es derer 8. Von denen konnten sich Wittek, Endres, Titsch-Rivero und Deutsche zeitweise als Stammspieler etablieren, ohne jedoch richtig zum Gerüst zu zählen. Im Tor ist Winterneuzugang Rouven Sattelmaier (24) aktuell Reservist. Kevin Kraus (20) hingegen ist in der Abwehr gesetzt, Florian Niederlechner (21) durfte in den letzten 3 Spielen von Anfang an mitwirken. Gesamtfazit: ordentlich, aber nicht "berauschend".
Gewinner der Saison bislang
Mit Michael Deutsche (20/Heidenheim II) und Marc Endres (21/SC Freiburg II) konnten sich 2 Nachwuchsspieler für mehrere Spiele in den Stamm spielen.
Prognose
3 Komponenten werden entscheiden: Leistungsträger dürfen nicht länger ausfallen – namentlich vor allem Schnatterer, Thurk und Malura. Im Angriff muss Niederlechner als "starke zweite oder gar erste Kraft" neben Thurk einschlagen. Dazu muss man in der Defensive stabiler werden. Dann kann man ernsthaft um Platz 1 bis 3 mitspielen. Tipp: Relegation.
Das Umfeld
Mit fast 8.000 Besuchern im Schnitt hat der FC Heidenheim einen – wenn auch nur sehr leichten – Vorsprung vor Ex-Erstligist Arminia Bielefeld. Das ist immerhin fünftbeste Besuch der Staffel, ein stetiger Anstieg gegenüber 6.732 in der Vorsaison sowie 6.003 und 5.206 in den zwei Spielzeiten davor. Der sportliche Aufwärtstrend der letzten zwei Saisons wird damit deutliche honoriert. Der Auftritt des Karlsruher SC am 1. Spieltag mit 9.200 zahlenden Fußballfreunden, die Stuttgarter Kickers und Rostock mit jeweils 9.000 waren die Rekordbesuche. Münster im letzten Heimspiel knapp 8.000. Am Samstag ist ein dreistelliger Gästeanhang an der Gellertstraße durchaus realistisch.
Mit einem Etat von rund 5,0 Mio. EUR für den Gesamtverein als reiner Fußballclub ist man im "soliden Mittelfeld" der Liga. Für die Lizenzspielerabteilung hat man ordentliche 3,5 Mio. EUR verplant. Der FCH ist nicht steinreich, aber in der Lage einen Spieler wie Niederlechner für eine stattliche Ablöse im Drittligamaßstab zu verpflichten. Auch wenn der Aufstieg nach außen "kein Muss" ist, die 2. Bundesliga wird angepeilt. Mit Sandhausen und Aalen gibt es schließlich die Vorreiter im gleichen Bundesland. Sollte der große Wurf gelingen, muss die "Voith-Arena" auf 15.000 Zuschauer ausgebaut werden, um die Auflagen der DFL zu erfüllen. Maßnahmen wären der Ausbau der Gegentribüne und das Schließen der noch freien Ecken. Die offiziell 10.001 Zuschauer Kapazität wäre damit deutlich erweitert. Im Umfeld scheint der Verein gut aufgestellt, eine solide Vermarktung und eine Vereinsführung ohne Querelen könnten auch in der 2. Bundesliga den Grundstein für die Etablierung bilden.
