Hinrundenfinale mit guten Vorzeichen…
von Timo Görner
...denn gegen den VfB Stuttgart II sind wir noch ungeschlagen und konnten sogar beide Gastspiele auf der Waldau mit 1:0 gewinnen - und beide Male auch noch an einem Freitag.
Die letzte Saison unseres Gegners
Zum dritten Mal in Folge wurde die U23 des Erstligisten beste II. hierzulande. Dazu reichte 2012/2013 Platz 14, das schlechteste Abschneiden seit Gründung der 3. Liga mit den Rängen 11, 10, 10 und wiederum 11 zuvor. Die Herbstrunde sah die Stuttgarter mit 29 Punkten aus 20 Spielen im sorgenfreien Bereich, richtet man den Blick auf die Abstiegszone. Als Platz bauende Gemeinschaft jagte man seinen Gegnern dabei keinen Schrecken ein, konnte nur 3 der 9 Begegnungen gewinnen bei 6 Niederlagen, unter anderem gegen den CFC (0:1). Zumindest das brisante Derby gegen den damals noch um seine Form kämpfenden Karlsruher SC (2:0) konnte man ziehen. Der VfB II war damals schlechteste Heimmannschaft mit nur 8 erzielten Toren. Ambivalent die Bilanz als Gast: In 11 Spielen wurde lediglich beim 1:3 in Darmstadt verloren. Dagegen konnte man 5 Dreier auf fremdem Rasen verbuchen, und das teils torreich wie in Unterhaching (3:0), Halle (4:1), Burghausen und Offenbach (jeweils 3:1).
2013 ging es dann eher Richtung Tabellenkeller. Bezeichnend verlief der Start mit 4 Niederlagen in den ersten 5 Auftritten. Das "Heimauswärtsspiel" bei den Kickers (1:3) ging ebenso daneben wie das Rückspiel gegen Abstiegskandidat Darmstadt (0:2). Zwei Spiele vor dem Finale stand der Klassenerhalt quasi fest, als 11. mit 6 Punkten und 14 Toren Vorsprung auf den 18. Als Heimteam konnte man sich steigern, holte in der Frühjahrsrunde noch mal 3 wichtige Siege gegen Offenbach und Erfurt (jeweils 1:0) sowie wiederum Halle (3:0). Eben diese Siege waren der Grundstein für das Minimalziel Klassenerhalt. Der Sieg gegen den HFC am 13.04.2013 war der letzte bis zum Ende der Spielzeit, wo man aus 6 Begegnungen nur noch einen mageren Zähler bei 2:9 Toren holte. So verschaffte man Aachen (2:4) einen erfolgreichen, etwas tröstlichen Heimabschluss und konnte Dortmund II den entscheidenden Sieg (0:1) auf der Waldau gewähren. Die Ausbeute im eigenen Stadion blieb im Liga-Maßstab wenig erbaulich: 21 Punkte waren zu vermelden; weniger holte nur Aachen. 10 Duelle gingen jeweils an den Gast. Weniger als 14x traf keine Heimmannschaft ins Tor. Die sechstbeste Bilanz als Gast kompensierte den Saldo. 35:42 Tore sprachen für eine Offensive nur knapp "über dem Strich" und eine dafür sehr gute Defensive (5.).
Delegierungen für diese Saison bislang
Mit 14 Neuzugängen und 10 Abgängen gab es einige Bewegung im Kader.
Aus der Abwehr wurde Michael Vitzthum (20) – beim VfB mit Profivertrag – für ein Jahr zu Zweitligist Karlsruhe ausgeliehen. Aus dem Angriff zog es Christoph Hemlein (22) in die niederländische Ehrendivision zum NEC Nijmegen, wo er übrigens Stammspieler ist. Beim VfB schaffte er nicht den Durchbruch im Profikader. Nach 3 Kurzeinsätzen 2011/2012 in der 1. Bundesliga reichte es vergangene Saison nur zu 3 einsatzlosen Nominierungen für den Kader von Bruno Labaddia. Der Deutsch-Algerier Soufian Benyamina (20) empfahl sich mit 12 Treffern für höherklassige Vereine und spielt mittlerweile in Dresden, allerdings nur in genau 4 Kurzeinsätzen. Der Rest der Abgänge spielte keine Rolle. Mit Benyamina hat man einen der Topstürmer der 3. Liga abgegeben, er zeichnete für fast ein Drittel der VfB II-Tore direkt verantwortlich.
Spieler aus der eigenen A-Jugend dominieren die Neuzugänge. Daneben gelang aber im Sturm eine bemerkenswerte Verpflichtung. Für das Tor kam vor Saisonbeginn Kevin Müller (22) aus Rostock, dort in 28 Spielen die Nummer 1. Anfang Oktober stieß dann noch der vereinslose Mario Miltner (22) zum VfB, bis Ende 2012/2013 bei Greuther Fürth II. Für die Abwehr holte man Tim Leibold (20) von Oberligist SGV Freiberg. Benjamin Kirchhoff (19), der Bruder von Bayern-Kicker Jan, spielte zuletzt in der A-Jugend des FSV Frankfurt. Gleich 3 Akteure wurden aus der eigenen U19 berufen mit dem Serben Milos Degenek (19), dem Österreicher Francesco Lovric (18) und dem zweiten Rot-Weiß-Roten Alpenkicker Philipp Mwene (19). Im Mittelfeld findet sich der litauische Nationalspieler Gratas Sirgedas (18) von der "Nacionaline futbolo akademija" der Baltik-Republik, ebenso wie Julius Aleksandravicius (19) in der A-Jugend des CFC. Besar Halimi (19) spielte Regionalliga Süd beim 1. FC Nürnberg II. Marvin Wanitzek (20) Oberliga beim FC Astoria Walldorf. Robin Yalcin (19) ist ein interner Neuling aus der U19. Im Angriff lotste man zum Verdruss der blau-weißen Kickers Marco Grüttner (27) heran, mit 18 Toren im Vorjahr einer der Gründe für den knappen Klassenerhalt der Degerlocher. Felix Lohkemper (19) ist ein weiterer Spieler der VfB A-Jugend.
Der Trainer
Jürgen Kramny (42) hat seit nunmehr fast zweieinhalb Jahren das Sagen. Der Vertrag des ehemaligen langjährigen Bundesliga-Kickers geht noch bis Ende der kommenden Saison. Er wird unter anderem von Heiko Gerber (41) unterstützt, unserem ehemaligen Zweitligakicker aus Sportforum-Zeiten.
Die Mannschaft
Im Tor gibt es einen Zweikampf zwischen dem Deutsch-Griechen Odisseas Vlachodimos (19/12) und Neuzugang Kevin Müller (22/6). Am Freitag wird wieder Müller im Kasten stehen, Vlachodimos fällt seit dem 23.11.2013 verletzungsbedingt bis zur Winterpause aus. Bilanz des VfB II wenn Müller im Tor stand: 4 Siege und 2 Niederlagen. Müller zählte zudem noch dreimal zum Kader der Profis in der Bundesliga, wartet aber dort noch auf einen Einsatz. Die Abwehr sieht Thomas Geyer (22), Tim Leibold (20), Steffen Lang (20) und den Deutsch-Brasilianer Daniel Vier (31) als Gerüst. Vier fällt allerdings bis Jahresende verletzungsbedingt aus und soll zur Winterpause nach Heidenheim wechseln. Im Mittelfeld sind Marvin Wanitzek (20), Kapitän Tobias Rathgeb (31) und Manuel Janzer (21) gesetzt. Daneben kämpfen mehrere Spieler um einen dauerhaften Stammplatz wie Lukas Kiefer (20), Sinan Gümüs (20), Besar Halimi (18) und Timo Cecen (19). Im Angriff konnte Marco Grüttner (28) mit soliden 7 Toren und 2 Vorlagen die Erwartungen erfüllen. Dahinter kommen der Deutsch-Ghanae Erich Berko (19) mit 2 "Buden" sowie Alexander Riemann (21), der mit Verletzung und 3 Wochen Ausfall zu kämpfen hatte. Pascal Breier (21) ist bislang eher der "klassische Joker" und war zweimal erfolgreich. Der Kader ist gespickt mit aktuellen oder ehemaligen DFB-Nachwuchs-Auswahlspielern wie Müller, Vlachodimos, Geyer, Leibold (U20), Lang, Riemann (U19), Janzer (U18), Berko (U17) und Kiefer (U16). Mwene durfte in der U19 des ÖFB ran. 21,4 Jahre im Schnitt bedeuten den zweitjüngsten Kader dieser Liga, Unterhaching unterbietet mit 21,2.
Die aktuelle Saison bislang
...war wechselhaft, zwischen Rang 4 und 15. Der Auftakt mit einem Zähler aus den ersten 3 Spielen verlief mager wie beim CFC. Auswärts gab es weder in Dortmund (0:1) und Rostock (1:3) was zu holen. Wie uns gelang der erste Dreier an Spieltag 4, hier gegen Saarbrücken (2:0). Es folgte ein deutlicher Aufwärtstrend bis hoch zu Platz 4 als Lohn für 25 Punkte aus 15 Begegnungen. Zu Hause zeigte man sich im Vergleich zur Herbstrunde 2012 deutlich stärker, war bis dato drittbeste Gemeinschaft mit nur einer Niederlage; Halle holte sich den Sieg (1:2) in Degerloch. Dafür wurden Erfurt (2:1), Burghausen (4:0) und auch Osnabrück (2:1) auf deren Rasen besiegt. Auswärts blieb man solide, konnte den Saldo mit 3 Siegen und 3 Niederlagen ausgeglichen gestalten. Das Lokalderby "bei den Kickers" ging voll auf (2:0), ebenso die Auftritte in Elversberg (2:0) und Münster (3:1). Doch die Tabellenspitze ist mittlerweile wieder weiter entfernt, aus Rang 4 wurde 10. Zumindest ist man, wenn auch am Ende wertlos – (noch) Mitglied im Verfolgerfeld auf den aktuellen Tabellendritten. Die Talfahrt begann in Unterhaching mit einem 0:4. Es folgte die Heimklatsche gegen Spitzenreiter Heidenheim (0:3). In Regensburg (0:2) hatte man sich mehr ausgerechnet, blieb aber wieder punkt- und torlos, war aber lange Zeit gleichwertig und dran am Ausgleich. Marco Grüttner erzielte vor über 4 Wochen den letzten VfB-Treffer beim 2:1 gegen Osnabrück. Aktuell ist man kaum gefährdet, muss aber bis zur Winterpause zumindest noch 3-4 Punkte einfahren. 24:25 Tore sind eine solide Offensive (8.) und durchschnittliche Defensive (12.). 9 Gegentreffer in den letzten 3 Spielen sind unbefriedigend, nach zuvor lediglich 5 in 6 Begegnungen.
Prognose
Der Abstiegskampf sollte kein Thema werden, die Offensive ist schon jetzt tendenziell besser als in der Vorsaison. Ebenso ist man zu Hause stärker einzuschätzen, Tipp: Platz 10 bis 13.
Das Umfeld
Das Interesse an den Heimspielen des VfB II bleibt bescheiden. Weniger als 896 Zuschauer im Schnitt hat kein Drittligist, was sich kaum groß nach oben ändern wird, denn mit dem Karlsruher SC ist ein Zuschauermagnet nicht mehr als Gegner vorhanden. Der bescherte dem VfB einen Schnitt von 2.027 im Vorjahr. Darmstadt mit 1.500 und Saarbrücken mit 1.000 in den ersten Heimspielen waren über dem Schnitt, Duisburg mit 1.200 und Osnabrück mit 1.500 waren dann auch noch mal ordentlich. Den CFC sahen letzte Saison übrigens 1.100 Fußballfreunde.
Der VfB baut angesichts finanzieller Zwänge weiter verstärkt auf seine bundesweit anerkannt starke Nachwuchsabteilung. Die U23 ist seit 4 Jahren beste Reservemannschaft der Bundesligen, die A-Jugend Tabellendritter in der Bundesliga, die B-Jugend sogar Tabellenführer. Mit zehn A-Junioren- und sechs B-Junioren-Meisterschaften ist der VfB Stuttgart deutscher Rekordmeister im Nachwuchssektor. Spieler wie Khedira, Gomez, Kuranyi spielen in Spitzenmannschaften europäischer Ligen. Die 3. Liga soll für das Flagschiff unbedingt gehalten werden.
