Vorbericht

4. Spieltag - 3. Liga - Saison 2014/2015
SC Fortuna Köln
SC Fortuna Köln
1:2
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Ein Zweitligaurgestein meldet sich zurück

von Erik Büttner

Ein treuer Begleiter guter alter Zweitligatage ist zurück. Von 1992 an standen sich der SC Fortuna Köln und der CFC zwölfmal gegenüber. Im Jahr 2002 trennten sich dann die Wege. Beide Vereine durchlebten schmerzhafte Zeiten – die Fortuna noch mehr als die Himmelblauen. Nun treffen sich beide zumindest drittklassig wieder.

Die letzten Jahre unseres Gegners

Die langjährige „Grande Dame“ des Zweitligafußballs ist zurück im Profifußball. Zwar musste die Fortuna den Platz an der Spitze der ewigen Zweitligatabelle an die Nachbarn aus Aachen abgeben und die Liga ist auch nur noch die dritthöchste. Doch für Köln ist diese Rückkehr nach mehr als 10 schwarzen Jahren ein großer Erfolg.
In der Saison 1999/2000 begann der Niedergang. Nach 26 Jahren fortlaufender Zweitligazugehörigkeit stieg der SC Fortuna in die Regionalliga ab. Nach zwei weiteren Spielzeiten ging es sogar noch tiefer in die viertklassige Oberliga Nordrhein. Im Januar 2005 gab es dann die schwärzeste Stunde in der Kölner Südstadt. Die erste Mannschaft wurde aus dem Spielbetrieb zurückgezogen und der Insolvenzplan fand keine Mehrheit. Erste eine Spendenaktion und ein Benefizspiel gegen den großen Bruder aus der Stadt sicherte wenigstens den Spielbetrieb und die Jugendabteilung, eine der größten der Bundesrepublik. Weiter ging es fortan in der fünftklassigen Verbandsliga Mittelrhein und später in der NRW-Liga, für die sich der SC aber nur qualifizierte, weil Meister VfL Leverkusen keine Spielberechtigung erhielt. Zumindest war das Glück im Namen in die Kölner Südstadt zurückgekehrt und half auch 2011 als die Fortuna in die Regionalliga aufsteigen konnte, weil Vizemeister Germania Windeck (2.) sein Aufstiegsrecht nicht annahm. Auch in den folgenden Jahren ging es stetig bergauf: Dem siebten Platz in der Regionalliga folgte ein zweiter in der Saison 2012/2013 und schließlich der Meistertitel in der zurückliegenden Saison. Spätestens am 37. Spieltag war der erste Platz in Sack und Tüten. Und dafür konnten die Kölner sogar verlieren, weil Verfolger Lotte ebenfalls nicht gewann und so die 5 Punkte Rückstand nicht mehr aufholen konnte.
Dass der SC Fortuna verdient aufgestiegen ist, unterstreichen nicht nur die am Ende sieben Zähler Vorsprung auf den Zweiten sondern auch die 73 Treffer, die Köln als treffsicherste Mannschaft der Staffel auszeichnen. Defensiv gab es kleinere Schwächen, hier waren drei Teams besser.
In der Aufstiegsrelegation gegen den FC Bayern München II ging es dann mehr als dramatisch zu. Noch nicht im Hinspiel, dass die Fortuna zu Hause vor reichlich 10.000 Zuschauern mit 1:0 durch ein spätes Tor von Thomas Kraus gewannen. Dafür spektakelte es dann in München. Knapp 8.000 Zuschauer sahen den FC Bayern in Führung gehen und diese in der 88. Minute auf 2:0 ausbauen. Dazwischen hatte Fortuna Kristoffer Andersen nach Gelb-Rot verloren. Doch in der vierten Nachspielminute verkürzte Oliver Laux auf 1:2 und die Fortuna war mit diesem Auswärtstor aufgestiegen.
Im DFB-Pokal hatte Fortuna im letzten Jahr unseren diesjährigen Gegner FSV Mainz zu Gast. Der SC ging sogar früh in Führung verlor aber durch einen späten Treffer doch mit 1:2. In diesem Jahr müssen die Südstädter zuschauen, weil sie im Viertelfinale gegen den Lokalrivalen und späteren Pokalsieger Viktoria Köln mit 0:1 durch einen späten Treffer verloren.

Die bisherigen Spiele in dieser Saison

Die Fortuna hat sich von Spiel zu Spiel gesteigert: Im ersten Spiel der Saison verlor der SC bei Mitaufsteiger Großasbach nach eigener Führung mit 1:2. Gegen den anderen Mitaufsteiger Mainz II kam die Fortuna nur zu einem Remis. Die Gäste egalisierten zweimal die Führung der Kölner, beim 2:2 vom Elfmeterpunkt aus. In Halle schließlich ging der SC wieder in Führung und konnte die sogar auf 2:0 ausbauen und das Ergebnis zum ersten Sieg halten.

Delegierungen für diese Saison bislang

Als Aufsteiger investierte Fortuna Köln naturgemäß in seinen Kader. So stehen 7 Abgängen 10 Neuzugänge gegenüber.
Unter den sieben Abgängen ist Tobias Steffen der bedeutendste. Der 21-jährige Linksaußen verbuchte in der Aufstiegssaison 27 Ligaspiele, in denen er 9 Treffer erzielte und 11 vorbereitet. Ihn zog es zu Rot-Weiß Essen. Zumindest auf mehr als 10 Einsätze brachten es Frederic Brill und Stipe Batarilo meist aber nur als Ersatzspieler. Namhaftester Abgang ist Albert Streit. Er war im Januar dieses Jahres nach einigen Problemen von Viktoria Köln gekommen. Doch nach sechs Einsätzen in der Fortuna-Stammelf mit zwei Toren holten ihm im März Knieprobleme ein, die ihn zum Saisonende schlussendlich auch zum Karriereende bewegten.
Der bekannteste Name unter den Zugängen ist Johannes Rau. Der 28-jährige Mittelfeldspieler kommt von Arminia Bielefeld, wo er in der letzten Saison in Liga 2 auch aufgrund von Verletzungen nicht mehr richtig zum Zug kam. Zuvor gehörte er zwei Jahre zum festen Stamm beim DSC. Des Weiteren angelte sich die Fortuna Innenverteidiger Leon Heine (19) sowie auf Leihbasis Verteidiger Denis Engelman (19) aus dem Leverkusener Nachwuchs. Beide waren im letzten Jahr wichtige Spieler der A-Jugend-Mannschaft, hatten aber aufgrund der aufgelösten U23 keine Perspektive mehr bei der Werkself. Aus der Nachwuchsabteilung der „Geißböcke“ kamen Stürmer Marco Ban (19/Kroate) mit bereits Regionalliga-Erfahrung (5 Tore) sowie der Brasilianer Cauly Oliveira Souza (18/offensives Mittelfeld). Sascha Marquet (24/Mittelfeld) gehörte in den letzten zwei Jahren zum Stammpersonal von Alemannia Aachen in der Dritten und Regionalliga. Lars Bender (26/Mittelfeld) war in der zurückliegenden Spielzeit Stammspieler des Regionalligisten Eintracht Trier und bringt die Erfahrung von 84 Spielen in der Dritten und 13 Einsätzen in der Zweiten Liga aus seinen früheren Stationen bei Kickers Offenbach und TuS Koblenz mit. Boné Uaferro (22/Abwehr) war zuletzt zwei Jahre für Schalke II am Ball. Er stammt aber aus der Kaderschmiede von Union Berlin und durfte dort auch schon zweimal in der Zweiten Liga ran. Dino Bisanovic (24/Mittelfeld) kehrt nach einem knappen Jahr in seiner bosnischen Heimat zurück nach Köln, wo er seine fußballerische Ausbildung beim FC erhielt. Nach vier Jahren in der Regionalliga für die Zweite des FC versuchte er sich in der vergangenen Saison in der ersten bosnischen Liga beim FK Sarajevo. Nach einigen Vollzeiteinsätzen in der Hinrunde, kam er aber in der Rückrunde kaum noch zum Zug und beendete im Februar 2014 sein Engagement. Und schließlich rückte noch Daniel Isken aus dem Nachwuchs in den erweiterten Profikader auf.

Der Trainer

Cheftrainer Uwe Koschinat (42) amtiert bereits seit Sommer 2011 bei der Kölner Fortuna und kann er seinen Vertrag erfüllen, dann auch noch bis mindestens 2016. Seine Trainerlaufbahn startete er bei TuS Koblenz, wo er zunächst die A-Jugend betreute und später fünf Jahre als Co-Trainer arbeitete. Als Spieler war er für Wolfsburg Anfang der 90iger in der zweiten Liga am Ball und später bei TuS Koblenz in der Ober- und Regionalliga mit einem Intermezzo beim FV Engers. Bemerkenswert: Seine Einstellung bei der Fortuna wurde im Rahmen des Projektes DeinFußballclub.de von den Mitgliedern abgesegnet und das mit einer Mehrheit von fast drei Vierteln. Das Vertrauen hat sich bisher ausgezahlt. Unterstützt wird Koschinat von Co-Trainer und Ex-Spieler Massimo Cannizzaro (33) sowie Torwarttrainer Michael Hafkemeyer (52).

Die Mannschaft

Seine richtige Stammformation hat Trainer Koschinat noch nicht gefunden. In jedem der drei Spiele wurden einige Leute gewechselt. Gesetzt ist aber André Poggenborg im Tor. In der Abwehr davor sind Oliver Laux und Tobias Fink feste Kräfte. Die Viererkette vervollständigen Markus Pazurek, Jan-André Sievers oder Boné Ufarro. Michael Kessel und Johannes Rahn sind die Felsen im Mittelfeld. An ihren Seiten aber gibt es noch Fluktuation zwischen Sascha Marquet, Hamid Dahmani, Kusi Kwame, Kristoffer Andersen und unserem ehemaligen Spieler Florian Hörnig. Sturmführer ist Thomas Kraus, getroffen hat er aber noch nicht. Für die bisher 5 Tore sorgten Fink, Pazurek, Kessel, Rahn und Ercan Aydogmus. Er ist der Toptorjäger der vergangenen Spielzeit, saß aber in Halle nur einsatzlos auf der Bank. Bemerkenswert: Von den Neuzugängen hat damit nur Johannes Rahn einen festen Platz im Team errungen. Ufarro und Marquet sind zumindest auf dem Weg zum Stammspieler.
Der Fortuna fehlen aktuell noch wichtige Spieler aufgrund von Verletzungen. Kapitän Daniel Flottmann fällt mit einem Kreuzbandriss auf unbestimmte Zeit aus. Sein Vertreter Sebastian Zinke liegt mit einem Bandscheibenvorfall flach und Ozan Yilmaz laboriert noch an einem Beckenbruch. Hinzu kamen in dieser Woche Andersen (Adduktorenprobleme) und Marquet (Bänderverletzung), deren Einsatz am Wochenende fraglich ist.
Mit 25,4 Jahren im Schnitt (CFC: 23) hat Köln einen der älteren Kader der Liga. Das Aufgebot von 29 Mann toppt keine andere Mannschaft.

Das Umfeld

Seit 2006 ist Klaus Ulonska – Kölner Urgestein, Unternehmer und olympischer Goldmedalliengewinner 1962 – Präsident des SC Fortuna Köln. Neben Fußball gibt es auch noch eine Handballabteilung. Der Verein aus dem Kölner Süden betreibt eine der größten Nachwuchsabteilungen im deutschen Fußball, zeitweise waren 27 Mannschaften aktiv. Die erste Männermannschaft ist seit Januar 2009 in eine eigene Spielbetriebsgesellschaft ausgelagert. Geschäftsführer dieser GmbH ist neben Präsident Ulonska auch Michael W. Schwetje. Schwetje ist Internetunternehmer in Köln und ein wichtiger Investor bei der Fortuna. Sein Engagement hätte aber bei Nichtaufstieg zur Diskussion gestanden. Auf Rosen gebettet sind die Fortunen trotzdem nicht. Im Schatten des omnipräsenten FC und in Konkurrenz zur Viktoria mit seinem Mäzen ähnlich wie es früher Jean Löring bei der Fortuna war - ist es für die Südstädter weiterhin ein Kampf, die nötigen finanziellen Mittel aufzutreiben. Hauptsponsor ist eine Supermarktkette, daneben fungieren die üblichen Verdächtigen als potente Geldgeber: Der Energieversorger der Region, die lokale Sparkasse und eine örtliche Brauerei.
Kreativität in Sachen Geldbeschaffung bewies die Fortuna in ihren schweren Jahren, als die Insolvenz drohte. Mit dem Projekt DeinFußballclub.de unter der Schirmherrschaft von Regisseur Sönke Wortmann konnte man für knapp 40 EUR ein Mitspracherecht für wichtige Entscheidungen im Verein erwerben – siehe die Verpflichtung von Trainer Koschinat. Immerhin 180.000 EUR spülte das in die Vereinskasse. Im Jahr 2012 übernahm dann Investor Schwetje die Anteile, die Mitgliedschaft wurde in eine Premiummitgliedschaft im Verein umgewandelt, für die man beispielweise drei Freikarten pro Saison und Zugang zu geschützten Inhalten auf der Website erhält.

Heim der Fortuna ist immer noch das alt bekannte Südstadion, dass noch nichts an seinem nostalgischem Charme verloren hat. Hier und da wird etwas gewerkelt, um die Arena wenigstens für den Profifußball fit zu halten. Eine grundlegende Renovierung oder ein Neubau ist kein Thema. Rund 12.000 Zuschauer dürfen die Stadiontore passieren. Das ist aktuell völlig ausreichend. Das erste und bisher einzige Heimspiel gegen Mainz II besuchten 1.653 Zuschauer. Gegen uns werden es sicher ein paar mehr werden, ausufern wird die Zahl aber auch nicht. Eingedenk der zuschauerträchtigen Spiele gegen Duisburg, Münster, Bielefeld oder vielleicht auch Dortmund II schielt Präsident Ulonska auf einen Schnitt um 4.000. Vorsichtigere Leute im Verein sehen eher 2.500 im Mittel. Irgendwo dazwischen wird wohl die tatsächliche Zahl liegen.
4. Spieltag - 3. Liga - Saison 2014/2015
Sonntag, 10. August 2014, 14:00 Uhr
Südstadion, Köln
Zuschauer: 2.336
Schiedsrichter: Rohde (Rostock)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

SC Fortuna Köln Chemnitzer FC
8Tabellenposition1
4
3
1,3
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
7
3
2,3
1 (33,3%)
1 (33,3%)
Siege
Niederlagen
2 (66,7%)
0 (0,0%)
5 : 4
1,7 : 1,3
Tore
Tore pro Spiel
5 : 0
1,7 : 0,0
2:0 gegen Hallescher FC (A)Höchster Sieg3:0 gegen Hallescher FC (A)
1:2 gegen SG Sonnenhof Großaspach (A)Höchste Niederlage
n-U-sDie letzten Spieles-S-U
2 Spiele in Folge ungeschlagenAktuelle Serien3 Spiele in Folge ungeschlagen
3 Spiele in Folge ohne Gegentreffer

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele1263313:11
Heimspiele64118:4
Auswärtsspiele62225:7
Ligaspiele1263313:11
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

1992/19932. Bundesliga21. SpieltagChemnitzer FC - SC Fortuna Köln1:0 (0:0)
1992/19932. Bundesliga44. SpieltagSC Fortuna Köln - Chemnitzer FC1:1 (0:1)
1993/19942. Bundesliga4. SpieltagSC Fortuna Köln - Chemnitzer FC0:1 (0:1)
1993/19942. Bundesliga23. SpieltagChemnitzer FC - SC Fortuna Köln1:0 (0:0)
1994/19952. Bundesliga1. SpieltagSC Fortuna Köln - Chemnitzer FC3:0 (2:0)
1994/19952. Bundesliga18. SpieltagChemnitzer FC - SC Fortuna Köln0:1 (0:1)
1995/19962. Bundesliga6. SpieltagSC Fortuna Köln - Chemnitzer FC1:2 (0:1)
1995/19962. Bundesliga23. SpieltagChemnitzer FC - SC Fortuna Köln1:1 (1:1)
1999/20002. Bundesliga4. SpieltagSC Fortuna Köln - Chemnitzer FC1:0 (1:0)
1999/20002. Bundesliga21. SpieltagChemnitzer FC - SC Fortuna Köln2:1 (0:1)
2001/2002Regionalliga Nord3. SpieltagSC Fortuna Köln - Chemnitzer FC1:1 (1:1)
2001/2002Regionalliga Nord20. SpieltagChemnitzer FC - SC Fortuna Köln3:1 (1:1)