Vorbericht

Derby gegen Dynamo an der Gellertstraße mit umgekehrten Vorzeichen...

...im April 2015 trat eine wochenlang erfolglose, verunsicherte und durch die Suspendierung von Justin Eilers geschwächte Mannschaft beim CFC an und verlor fast schon erwartungsgemäß. Diesmal reisen die Dresden als klarer Favorit an.

Die aktuelle Saison unseres Gegners

13 Spiele vor dem Ende ist der Ex-Erstligist von 1995 ganz klar auf Zweitliga-Kurs, auch wenn der Motor auswärts seit Ende Oktober 2014 ein wenig stottert. 10 Punkte und zudem 18 Tore Abstand sind es auf den Tabellenzweiten, 12 Zähler auf den Relegationsplatz 3.

Seit Spieltag 3 haben die Schwarz-Gelben die Tabellenführung inne und bislang nicht wieder abgegeben. Bis zur Winterpause war vor allem die Heimstärke der Trumpf. Die ersten 6 Heimspiele wurden alle bei 17:4 Toren gewonnen. Neben Stuttgart II (4:1) und Erfurt (3:1) blieben auch der CFC, Osnabrück (2:1), Aalen (4:0) und Halle Verlierer. Erst Erzrivale Cottbus (0:1) durchbrach die Siegesserie. Saisonübergreifend waren zuvor 8 Dreier in Folge auf eigenem Platz gelungen. Bis zur Winterpause hatte man die Tabellenführung weiter zementiert. Cottbus blieb ein Ausrutscher, das nächste Nordost-Duell gegen Magdeburg im Klassiker (3:2) wurde verdient für sich entschieden. Nur Münster (0:0) erkämpfte sich noch Zählbares in Dresden. Beeindruckend auch die Auswärtsbilanz: Nach Würzburg (1:1) und Mainz (1:1) gelangen 5 Siege auf fremdem Platz. Dominant der Auftritt in Köln (5:1) und als echtes Spitzenteam in Rostock beim 3:1. Doch das knappe 2:1 in Kiel am 24.10.2015 sollte der vorerst letzte Auswärtssieg bleiben. In Wiesbaden (2:2) wurde die Niederlage im letzten Moment noch abgewendet, in Aue hatte Dresden beim 1:1 seine Mühe. Weder in Großaspach (0:0) noch bei Stuttgart II zum Rückrundenauftakt (1:1) gab es 3 Punkte, wobei auch hier wieder der Treffer kurz vor Ende den Punkt sicherte. Das ist eine der Stärken dieser Saison und ein Kontrast zur Vorsaison mit den verschenkten Spielen.

Wenig gelungen der Auftakt zur Frühjahrsrunde: In Erfurt (2:3) bei einem angeschlagenen Gegner ließ man zu oft die notwendige Konsequenz vermissen. Doch Dresden strafte folgend Mainz 05 II (3:0) ab, mit dem 9. Heimsieg im 11. Spiel. In Halle (0:0) stand man sich mit hochkarätigen vergebenen Chancen im Weg und musste gegen einen gut eingestellten HFC am Ende mit dem Zähler zufrieden sein. Gegen Bremen II folgte eine Kopie des Hinspiels, das 0:1 am Ende zum 2:1 gedreht.

Die Schwarz-Gelben stellen das klar heimstärkste Team mit 31 der möglichen 36 Punkte und der besten Heimoffensive (27). Auswärts reicht es knapp zum Spitzenrang, es stehen 5 Siege in 13 Gastspielen zu Buche. Die Defensive fällt hier zur Heimbilanz etwas ab (6.), Großaspach kann die 23 Tore knapp toppen (24). 49:25 Tore insgesamt sind die beste Offensive der Liga – bei der Besetzung in diesem Sektor nicht verwunderlich - und fünftbeste Defensive.

Runde 1 im DFB-Pokal 2016/2017 ist so gut wie sicher. Entweder über die Liga bei 15 Punkten auf den 5. oder den Sachsenpokal, wo man im Halbfinale den Erzrivalen aus dem Lößnitztal empfängt. Mögliche Gegner im Finale sind der FSV Zwickau oder Landesligist Einheit Kamenz. Im Achtelfinale wurde der blasse CFC ausgeschaltet, im Viertelfinale hatte man weitaus mehr Mühe beim VfB Auerbach in 120 Minuten beim 1:0, wieder kurz vor Ende markiert.

Delegierungen seit dem Hinspiel

Es hat sich mit einem Abgang und 2 Neuzugängen wenig getan.

Aus Angriff zog es Mathias Fetsch (27) aufgrund der fehlenden sportlichen Perspektive Richtung Kiel.

2 Tage nach Start der Frühjahrsunde 2016 wechselte Abwehrspieler Fabian Holthaus (21) auf Leihbasis von Zweitligist Düsseldorf an die Elbe. Dort kam er im Herbst 2015 nur zu 2 Einsätzen in Liga 2, einmal in der Anfangsformation. Ebenfalls als "Ausleihe" kam Stefan Kutschke (27/Nürnberg). Eine Rückkehr zu den Wurzeln, der gebürtige Dresdner stammt aus dem Nachwuchs des FV Laubegast 06. Über Babelsberg ging es 2010 zum Leipziger Marketing-Projekt, wo er Leistungsträger wurde. Danach verlief die Entwicklung eher ambivalent. 2013 wagte er den Sprung zum VfL Wolfsburg, blieb dort ohne Durchbruch und wurde an Bundesliga-Aufsteiger Paderborn ausgeliehen, kam dort zu immerhin 19 Einsätzen (siebenmal in der Anfangsformation) mit 1 Tor und 2 Vorlagen. Im Juli 2015 ging die Reise zu Zweitligist Nürnberg. Mehr als 5 Kurzeinsätze sprang nicht heraus, nun der nächste Neubeginn eben in der Geburtsstadt. Ein Wiedersehen mit dem Sturmpartner aus Babelsberger und Leipziger Zeiten wird es wenn dann nur außerhalb des Platzes geben.

Der Trainer

Uwe Neuhaus (56) steht auch im Rückspiel in der Verantwortung für die 1. Mannschaft. Der Hoffnungsträger hat die Erwartungen erfüllt, sitzt sicher im früher oft so unsicheren Trainersattel der Dresdner.

Die Mannschaft

Klare Nr. 1 im Tor ist Janis Blaswich (24). Der Franzose Jean-Francois Kornetzky (33) vertrat den verletzten Blaswich an Spieltag 16, 17 und beim Pokalspiel in Auerbach. Er überzeugte aber weder Verantwortliche noch Fans und wurde in Runde 18 durch Markus Schubert (17) ersetzt, gegen Münster mit starker Partie. Schubert ist U17-Nationalspieler mit 12 Einsätzen. Keine Rolle spielt Patrick Wiegers (25), der zur Winterpause 2014 Idol Benjamin Kirsten verdrängt hatte. Er ist noch ohne Einsatz.

In der Abwehr bilden bislang Kapitän Michael Hefele (25), der Italo-Argentinier Giuliano Modica (24), Fabian Müller (29) das Gerüst. Hefele kommt auf 6 Tore, zuletzt am 06.11.2015 in Wiesbaden. Modica kann 2 aufweisen und rettete den Punkt beim 1:1 in Stuttgart gegen den VfB II in der Schlussminute. Dazu kommen Niklas Kreuzer (22) und der Portugiese Nils Teixeira (25). Er kam Ende November 2015 letztmalig zum Zug, stand dann nicht im Kader und hatte zwischenzeitlich mit Erkrankung (Pfeiffersches Drüsenfieber) zu kämpfen. Gegen Werders U23 begann Neuhaus mit der Viererkette Müller – Modica – Hefele - Holthaus. Das ist auch am Wochenende denkbar.
Prunkstück der Mannschaft das Mittelfeld. Offensiv hat man zentral mit dem Deutsch-Syrer Aias Aosman (23), auf links Marvin Stefaniak (21) und rechts Justin Eilers (27) ein Trio zusammen, was maßgeblich für den Erfolg verantwortlich ist. Stefaniak ist mit 15 Vorlagen der Top-Spieler der Liga in diesem Bereich, bereitete beim 3:2 gegen Halle alle 3 Treffer vor. Aosman hat die Quote 3 plus 4 aufzuweisen, konnte letztmalig allerdings Ende Oktober 2015 an einem Tor mitwirken und fiel in 4 Begegnungen nach nachträglicher Bestrafung durch den DFB aus. Eilers teilt sich bei 15 Toren Platz 1 mit Christian Beck. Zuletzt gab es aber "Lieferschwierigkeiten bei der Torfabrik" bei nur einem Tor in 10 Begegnungen. Speziell in Halle ließ er Torchancen sträflich ungenutzt. Sowohl bei Aosman, Stefaniak und Eilers war zuletzt Sand im Getriebe und standen Aufwand und Ertrag im schlechteren Verhältnis. Dazu kommen hier mit Andreas Lambertz (31) und Marco Hartmann (27) zwei weitere Akteure, die in dieser 3. Liga nicht gerade zum "Fallobst" gehören. Sinan Tekerci (22) spielt nicht die große Rolle, muss bei der Konkurrenz wirklich alles in die Waagschale werfen, um sich zu empfehlen. Quirin Moll (25) wurde wegen Verletzungen zurückgeworfen. Jim-Patrick Müller (26) ist Ergänzungsspieler, ebenso Robert Andrich (21). Keine Rolle spielt Luca Dürholtz (22), der angesichts der Konkurrenz bereits über einen Wechsel nachdachte.
Im Angriff bleibt es nach dem Fetsch-Weggang und Kutschke-Wechsel bei 3 Angreifern. Klare Nr. 1 hier mit Pascal Testroet (25/11) der Torschütze vom Hinspiel, sollte er wie gegen Bremen ausfallen, dürfte erneut Stephan Kutschke beginnen - gegen Werder II mit dem ersten Tor. Der Finne Tim Väyrynen (22) hat momentan weniger gute Karten, stand letztmalig am 5. Spieltag in der Startelf, absolvierte seitdem 4 Kurzeinsätze. Er sucht nach Verletzung im Oktober (Schienbeinprellung) seine Form und Chance.

Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen

In der Abwehr fehlt Niklas Landgraf (19), er ist im Aufbautraining nach Außenbandanriss im Sprunggelenk, zugezogen Mitte Januar. Er stand allerdings bislang auch noch nicht im Kader seit Saisonbeginn. Niklas Hauptmann (19/Mittelfeld), Filius von Ralf Hauptmann, steht auch nicht zur Verfügung und absolviert ebenfalls noch das Aufbautraining, hier nach einer Muskelverletzung. Mit Pascal Testroet (25) musste der erfolgreichste Stürmer der Dresdner gegen Bremen II passen, Schuld eine Fersenverletzung. Einsatz am Samstag offen.
Auf der Strafbank sitzt symbolisch wiederum Andreas "Lumpi" Lambertz (31), der defensive Mittelfeldakteur holte sich gegen Werders II die 5. Gelbe Karte und fehlt damit wie schon im Hinspiel.

Die Einkaufsbilanz

16 Neuzugänge stehen bis heute zu Buche. Von denen konnten sich mit Janis Blaswich (Gladbach II), Fabian Müller (Aue), Giuliano Modica (Offenbach), Aios Aosman (Regensburg), Andreas Lambertz (Düsseldorf) und Pascal Testroet (Bielefeld) 6 Spieler etablieren. Alle genannten Akteure sind als "Verstärkungen" anzusehen - Testroet sicherlich als "Volltreffer". Zieht man die Spieler aus dem eigenen Nachwuchs ab, die nicht erwartungsgemäß gleich als Stammkader einschlagen, kommt man noch auf 10 externe Verpflichtungen. Kutschke und Holthaus sind noch nicht zu bewerten, bleiben deren 8. Fazit also: sehr gut eingekauft, die Substanz der Mannschaft, die vergangene Saison nach der starken Herbstrunde 2014 sicherlich teilweise überschätzt wurde, konnte deutlich verbessert werden.

Gewinner der Saison bislang

Aois Aosman schaffte mit dem Wechsel von Absteiger Regensburg doch den Klassenerhalt, könnte nun sogar bald eine Etage höher spielen. Pascal Testroet war bei Zweitligaaufsteiger Bielefeld fast ausschließlich "Joker" und ist in Dresden eine feste Größe. Janis Blaswich schaffte nach dem knapp verpassten Aufstieg mit Gladbachs U23 den Sprung in Liga 3 und ist der Stammkeeper geworden. Auch ein Modica (24) darf sich freuen, nach dem bitteren Aus in der Relegation mit Offenbach blieb die 3. Liga kein Wunschtraum.

Prognose

Auch wenn momentan die große Überlegenheit fehlt, es sollte reichen, um am Ende vorzeitig den Aufstieg zu sichern. Tipp: es bleibt bei Rang 1, mindestens 2 Spiele vor dem Ende steht der große Wurf.

Das Umfeld

Eitel Sonnenschein ? Nicht so ganz momentan. Der souveräne Platz 1 und 12 Punkte auf den Dritten haben bei manchen Zuschauern Spuren hinterlassen, die Ansprüche sind gestiegen. Beim 2:1 gegen Bremen II waren diverse Besucher in den "besseren Blöcken" aufgrund des erwarteten und nicht gebotenen Fußball-Feuerwerks gegen die Bremer "Gurkentruppe" nach 20 Minuten erbost und äußerten ihre Unzufriedenheit als Zuschauer oder besser "Konsumenten" mit Pfiffen gegen die eigene Mannschaft. Grund für klare Worte aus dem K-Block, wo aber auch die eigene Besetzung an "zuviel Gut-Wetter-Mitläufern" moniert wurde.

Die Arena an der Lennestraße bietet weiter Stoff für Nachrichten. Aktuell geht es um den Zuschuss zur bekannt hohen Stadionmiete. Bis 2019 sollte die SGD 1,5 Millionen EUR zusätzlich zum ligaabhängigen Zuschuss der Stadt von aktuell 2,3 Millionen EUR erhalten - beschlossen vom Stadtrat im Dezember 2014. Nur hat Dynamo diese Vereinbarung bislang nicht unterzeichnet, seit September 2015. Von den 1,5 Millionen EUR sollten rund 250.000 EUR als Rücklage für Instandhaltungsmaßnahmen angelegt werden. Der Verein hat aber die kompletten 1,5 Millionen EUR in den laufenden Etat eingeplant. Am heutigen Freitag war die Deadline gesetzt, ohne Zustimmung des Drittligisten drohte die Verweigerung der Auszahlung. Parallel dazu will die Stadt die Arena von der Projektgesellschaft 2019 kaufen, die rot-rot-grüne Regierung sieht hier bessere Perspektive für Dresden und Verein. Zuweilen durfte die Mannschaft nicht im Stadion trainieren, was Uwe Neuhaus entsprechend verstimmte.

Finanziell scheint man eigentlich in ruhigerem Fahrwasser zu agieren. Im Oktober 2015 konnte man die baldige Schuldenfreiheit anvisieren, wurden rund 2,4 Millionen EUR Euro an Gläubiger Dr. Kölmel überwiesen. Diese wurden generiert aus einer Mitgliederumlage und dem Benefizspiel gegen den FC Bayern München mit einem Erlös von 1,25 Millionen EUR. Dies machte auch einen enorm starken Kader für diese Saison möglich, hier und da auch kritisch bewertet von der Konkurrenz Marke "Sanieren ohne zu sparen". Mit Geschäftsführer Robert Schäfer ist der Macher des finanziellen Aufwärtstrends bald nicht mehr dabei. Er wird den Verein Ende April verlassen und als Vorstandschef nach Düsseldorf zur Fortuna wechseln.