Vorbericht

38. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Stuttgarter Kickers
Stuttgarter Kickers
0:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Saisonfinale bei einem wieder zitternden Gegner...

von Timo Görner

...der den Klassenerhalt aber zumindest noch in der eigenen Hand hat. Bei einem Remis sind die Stuttgarter Kickers sicher gerettet. Der CFC kann wieder befreit aufspielen, kann und will erneut gewinnen.

Die aktuelle Saison unseres Gegners

Nach dem 0:1 vergangene Woche in Bremen und den Siegen von Cottbus und Wehen Wiesbaden ist die Luft im Abstiegskampf noch mal dünner geworden. Die Kickers benötigen noch einen Punkt für den Klassenerhalt, bei einer Niederlage müssen sie nach Aalen, Wiesbaden und Cottbus schauen.

Nach 14 Spielen mit stetigem Abwärtstrend ging es für den Vorjahres-Vierten runter von Rang vier nach Runde acht auf Platz 12. Die ersten acht Spiele verliefen stark, nach dem 1:0 gegen Aufsteiger Magdeburg waren 15 Punkte eingefahren und Tuchfühlung zu den Aufstiegsrängen gehalten. Danach begann die Talfahrt. Aus sieben Begegnungen ging noch ein Punkt gegen Wehen Wiesbaden (3:3) hervor, es schlossen sich sechs Niederlagen bei 5:15 Toren an. Der Tiefpunkt war Großaspach (0:4) und das Lokalderby im eigenen Stadion "beim VfB II" (1:2). Vier Gegentore hagelte es auch in Münster (2:4). Das 0:1 in Erfurt beendete die Ära des einstigen Erfolgstrainers Horst Steffen. Für ein Spiel übernahm Alfred Kaminski, mit bescheidenem Erfolg gegen Mainz II (1:4). Mit Tomislav Stipic übernahm dann eine "richtige Lösung". Bis zur Winterpause konnte er aber das Ruder nicht herumreißen, die Kickers waren nun seit 13 Begegnungen sieglos. Auch beim CFC gab es keinen vollen Erfolg. Besonders schmerzten die Pleiten gegen die direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, in (1:3) und Bremen II (0:2).

Schwierig, aber machbar zeigte sich die Ausgangsposition vor den 17 Spielen im Jahr 2016 bei drei Zählern Abstand auf Rang 17. Personell wurde reagiert und fünf Neue verpflichtet für Mittelfeld und Angriff – bei 20 Toren eine Baustelle. Der Start ins Jahr 2016 verlief ambivalent: Sehr ordentlich der Auftritt gegen Aue (1:1), aber enttäuschend in Aalen (0:3). Der Rückstand zum rettenden Ufer wuchs auf fünf Punkte an. Jetzt kam der Zwischenspurt, der am Ende vermutlich den Klassenerhalt sichern wird, mit der Bilanz von sieben Siegen, drei Remis und drei Niederlagen. Zu Hause legten die Schwaben zu, blieben bis auf die erneute Pleite gegen Erfurt (0:1) ungeschlagen. Dafür holten sie wichtige Siege gegen Rostock (2:0), Stuttgart II (4:1), Wehen Wiesbaden, Münster und Halle (je 1:0). Dazu kamen solide Gastspiele in Dresden und Großaspach mit 1:1 sowie der Dreier in Mainz (2:1). Der "Matchball" zum Klassenverbleib in Bremen II wurde nach schwacher Vorstellung verspielt. Im eigenen Stadion haben nur zwei Mannschaften weniger Tore erzielt, die Kickers stehen als 16. bei 18:20 mit knapp positivem Saldo von sieben zu sechs. 38:51 Tore insgesamt bedeuten eine harmlose Offensive – nur fünf Vereine haben weniger - und die viertschlechteste Defensive. Das ist ein deutlicher Einbruch zur Vorsaison in allen Bereichen.

Im DFB-Pokal 2016/2017 ist man nicht dabei, scheiterte überraschend im Halbfinale bei Oberligist FSV 08 Bissingen mit 1:2 nach Verlängerung. Eine verspielte große Chance, denn die drei anderen Semifinalisten waren allesamt unterklassig.

Delegierungen seit dem Hinspiel

Wie beim CFC gab es einige Veränderungen in der Winterpause. Vier Spieler haben die Kickers seit dem Spiel im Herbst 2015 verlassen, dafür kamen fünf neue Akteure.

Aus dem Mittelfeld sind der Deutsch-Rumäne Andreas Ivan (21) und Marco Gaiser (23) nicht mehr dabei. Ivan spielt wie Frank Löning in Essen, Gaiser wurde bis Saisonende an den FC Homburg in die Regionalliga Südwest ausgeliehen. Im Sturm zog es Daniel Engelbrecht (25) nach Aachen. Der Italiener Elia Soriano (26) heuerte bei Ligarivalen Würzburger Kickers an. Soriano erzielte in der Herbstrunde 2015 drei Treffer für die Kickers, für die Franken erwies er sich mit bislang sieben Toren und zwei Vorlagen als echte Verstärkung.
Für die Abgänge musste neues Personal her. Für die mittlere Zone kam Klaus Gjasula (26) aus Offenbach und José-Alex Ikeng (27) wechselte aus Rostock an den Neckar. Für den Angriff wurden der Kosovare Bajram Nebihi (27) vom Zweitligisten 1. FC Union Berlin geholt. Vom TSV 1860 München kam Stephané Mvibudulu (22) und aus der Schweiz der Kroate Petar Sliskovic (25) vom Erstligist FC Aarau. Sliskovic ist uns noch in unguter Erinnerung beim 1:2 gegen die Mainz II Ende November 2014 an der Gellertstraße mit beiden Toren. Beim FSV gelang der Sprung in den Profikader nicht, es folgte der Wechsel in die Schweiz.

Für die neue Saison steht ein wichtiger Abgang bevor: Sandrino Braun (27/Mittelfeld) zieht es nach Münster.

Der Trainer

Der Kroate Tomislav Stipić (36) übernahm die Mannschaft am 9. November 2015 von Interimslösung Alfred Kaminski, der Horst Steffen abgelöst hatte. Stipić startete als Trainer im Juli 2010 bei der A-Jugend des FC Ingolstadt. Über die U23 ging es dann bekanntermaßen Anfang September 2014 nach Aue, deren Abstieg er am Ende nicht verhindern konnte. Seine Bilanz bei den Kickers: sieben Siege, sechs Remis, neun Niederlagen und Platz 16 nach 18 beim Antritt. Diskussionswürdige Personalentscheidungen haben ihn in die Kritik gebracht, er ist nicht gerade unumstritten. Sein Vertrag läuft noch bis Ende der kommenden Saison, gilt aber nur für die Zweite und Dritte Liga.

Die Mannschaft

Im Tor kamen wie beim CFC mit Rouven Sattelmaier (28), Carl Klaus (22) und Korbinian Müller (25) drei Keeper zum Einsatz. Über die Saison war Sattelmaier der, mit den meisten Einsätzen, fällt seit Anfang April allerdings aus. Klaus war zwischenzeitlich Nummer eins, zog sich dann aber auch eine Verletzung (Schulter) zu und verlor den Stammplatz. In den letzten "sechseinhalb Begegnungen" war Müller der Mann im Kasten, er wurde zur Halbzeit gegen Großaspach eingewechselt.
In der Abwehr konnten sich Fabian Baumgärtel (26), Marc Stein (30) und Fabio Leutenecker (26) als Gerüst etablieren. Dahinter kommen Hendrik Starostzik (25), der Italiener Alessandro Abruscia (25) und Manuel Bihr (22). In Bremen begann Stipic in der Viererkette mit Leutenecker - Starostzik - Stein – Baumgärtel.
Der einzige Fixpunkt im Mittelfeld ist Sandrino Braun (27), für vier Tore verantwortlich. Winter-Neuzugang Klaus Gjasula (26) wurde Stammspieler. Daneben verdienen noch der Bulgare Edisson Jordanov (22) und Markus Mendler (23) eine Erwähnung. Bentley Baxter Bahn (23) warf Mitte Dezember 2015 ein Schlüsselbeinbruch aus dem Rennen, er absolvierte zuvor 20 Spiele, davon 16 Mal in der Anfangself. Dazu kommen zwei Entscheidungen, die Stipic angelastet werden, mit den Suspendierungen von Vincenzo Marchese (32) und Gerrit Müller (31/3), die in die Reserve abgeschoben wurden. Marchese verweist immerhin auf zehn Jahren mit drei Jahren Unterbrechung bei den Kickers und 19 Toren in den zwei Jahren davor.
Herausragend im Angriff, auch im Liga-Maßstab ist der Deutsch-Ghanae Erich Berko (21), mit der Bilanz von elf Toren und fünf Vorlagen. Zuletzt traf er gegen Halle. Soriano steuerte vor dem Wechsel drei Tore bei. Auch hier soll Stipic maßgebend für die Trennung gewesen sein. Dahinter kämpfen die drei Neuzugänge aus der Winterpause um ihren Platz im Team mit Bajram Nebihi (27), Petar Sliskovic (25), dem Kongolesen Stephané Mvibudulu (22) sowie dem Franko-Senegalesen Lhadji Badiane (29). Manuel Fischer (26) als Torjäger der Vorsaison (8) kam verletzungsbedingt 2016 nicht mehr zum Einsatz.

Das Krankenlager/Strafbank/Parteistrafen

Es gibt mehrere Problemfälle: Keeper Rouven Sattelmaier (28) ist seit Anfang April aufgrund von Adduktorenbeschwerden verletzt, Rückkehr unbekannt. Im Mittelfeld fehlt derzeit der Ex-Rostocker José-Alex Ikeng (28) wegen eines Knorpelschadens; frühestens im August 2016 kann er wieder angreifen. Im gleichen Sektor muss der Italiener Marco Calamita (33) noch pausieren; er zog sich Mitte April 2015 einen Meniskusriss zu und kämpft derzeit um Training um sein Comeback. Im Angriff kann derzeit Bajram Nebihi (27) wegen muskulärer Probleme nicht spielen. Manuel Fischer (26) zog sich Ende Januar 2016 einen Außenbandanriss im Knie zu. Dazu muss Stipic ausgerechnet im "Abstiegsendspiel" am Samstag auf Sandrino Braun (27) verzichten, der in Bremen die zehnte Gelbe Karte sah.

Die Einkaufsbilanz

Bemerkenswerte 14 Neuzugänge stehen bis heute zu Buche, neun vor der Winterpause und fünf in dieser. Davon konnte sich Rouven Sattelmaier (27/Heidenheim) im Tor weitestgehend etablieren. In der Abwehr schafften Alessandro Abruscia (25/Hoffenheim II) und Manuel Bihr (21/Nürnberg II) über weite Strecken der Saison den Sprung in den Stammkader. Im Mittelfeld wurde Klaus Gjasula (26/Offenbach) Stammkader, auch der Bulgare Edisson Jordanov (22/Dortmund II) hat sich durchgesetzt, ebenso Markus Mendler (23/Nürnberg II). Im Angriff gelang mit Erich Berko (21/VfB Stuttgart II) ein "Volltreffer" mit elf Toren und fünf Vorlagen. Im Angriff gab es ja gleich drei Neue in der Pause zwischen den Jahren. Bajram Nebihi (27/1. FC Union Berlin) war bis zur Verletzung gesetzt, kommt auf zwei Tore in 12 Spielen. Stephané Mvibudulu (22/1860 München II) war ebenfalls meistens gesetzt bei einem Tor in 15 Spielen. Der Rest spielte bis jetzt keine wichtige Rolle oder gar keine. Nachtrag: Petar Sliskovic (25) blieb bislang "Mitläufer".
Fazit: Könnte schlechter gelaufen sein, einige der Neuen kamen zudem aus zweiten Mannschaften, wo man nicht zwingend Stammspieler und echte Verstärkungen erwarten kann.

Gewinner der Saison

Klaus Gjasula (26) verpasste nach der bitteren Pleite in der Relegation gegen Magdeburg den Aufstieg in die 3. Liga, schaffte es aber mit dem Wechsel nach Stuttgart wenigstens für ein halbes Jahr.

Prognose

Am Ende wird es knapp reichen und Tomislav Stipic wird den "Alptraum des zweiten Abstiegs hintereinander in Baden-Württemberg" wohl nicht erleben.

Das Umfeld

Sollte es am Ende reichen, wird es wie beim CFC heißen "Nichts erreicht – nur verhindert." Die Erwartungen nach den starken sportlichen 18 Monaten vor dieser Saison waren durchaus größer als das aktuelle Abschneiden. Der Traum von der Rückkehr in die Zeite Bundesliga war greifbar und wurde von einigen im Umfeld nach Platz vier in der Vorsaison geäußert. Am Ende steht man wieder da wie vor knapp drei Jahren, im Tabellenkeller. Der Abstieg in die wirtschaftlich eher trostlose Regionalliga wäre für die gerade erst in ruhigerem Fahrwasser schwimmenden Kickers ein herber Rückschlag.

Trotz des Absturzes in den Abstiegskampf wurde der Zuspruch zur Vorsaison sogar ganz leicht von 4.4200 auf 4.500 erhöht. Einen "Kassenschlager" dieser Saison wird man aber 2016/2017 nicht mehr haben, denn der VfB Stuttgart II muss die Liga ja verlassen. Hier wurden mit 6.980 zahlenden Besuchern die zweitmeisten Fußballfreunde begrüßt. Primus ist auch hier Dresden mit 8.000. Über dem Schnitt lagen noch die Spiele gegen Magdeburg (6.270), Aalen (5.450) sowie Großaspach, Köln und Rostock mit jeweils knapp 5.000. Die Tiefpunkte waren Osnabrück mit 3.415 und Kiel bei 3.450. Am Samstag sollte man angesichts der Bedeutung noch mal mit rund 5.000 Einheimischen rechnen.

Es kann unter Umständen ein rabenschwarzer Tag für den Traditions- und einst auch so erfolgreichen Stuttgarter Fußball werden mit drei Abstiegen: VfB I und II sowie Kickers. Wirtschaftlich sind die Kickers nach wie vor eines der "Kellerkinder" der Dritten Liga, konnten aber die Lage etwas stabilisieren und Ende November 2015 einen Überschuss von rund 24.000 Euro erwirtschaften. Dazu wurde das negative Eigenkapital auf 2,1 Millionen Euro verringert. Das DFB-Pokalspiel gegen Borussia Dortmund im Sommer 2014 spülte dabei einen Gewinn von rund 500.000 Euro in die klammen Kassen. Der Aufstieg in die Zweite Bundesliga mit einer Erhöhung der TV-Gelder von 877.000 Euro auf 5 Millionen Euro wäre für die Kickers der "Sechser im Lotto mit Zusatzzahl" gewesen. Dann könnte deutlich offensiver agiert werden als zuletzt.
38. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Samstag, 14. Mai 2016, 13:45 Uhr
Gazi-Stadion auf der Waldau, Stuttgart
Zuschauer: 5.970
Schiedsrichter: Dr. Thomsen (Kleve)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

Stuttgarter Kickers Chemnitzer FC
16Tabellenposition7
43
37
1,2
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
52
37
1,4
11 (29,7%)
16 (43,2%)
Siege
Niederlagen
14 (37,8%)
13 (35,1%)
38 : 51
1,0 : 1,4
Tore
Tore pro Spiel
51 : 46
1,4 : 1,2
4:1 gegen VfB Stuttgart II (H)Höchster Sieg5:1 gegen FSV Mainz 05 II (H)
0:4 gegen SG Sonnenhof Großaspach (H)Höchste Niederlage2:5 gegen Holstein Kiel (A)
n-N-s-S-nDie letzten Spieles-S-n-s-S
keineAktuelle Serien2 Siege in Folge
2 Spiele in Folge ungeschlagen

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele1675418:17
Heimspiele85219:4
Auswärtsspiele82339:13
Ligaspiele1565416:16
Pokal-/Relegationsspiele11002:1

Rückblick auf die letzten 15 Spiele

1992/1993DFB-Pokal2. RundeStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC1:2 (0:0)
1992/19932. Bundesliga27. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC1:1 (1:1)
1993/19942. Bundesliga13. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC2:0 (0:0)
1993/19942. Bundesliga32. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers1:0 (1:0)
1999/20002. Bundesliga15. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC2:2 (1:0)
1999/20002. Bundesliga32. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers1:1 (1:1)
2000/20012. Bundesliga14. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC4:0 (1:0)
2000/20012. Bundesliga31. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers0:2 (0:0)
2012/20133. Liga18. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers2:0 (0:0)
2012/20133. Liga37. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC1:1 (1:0)
2013/20143. Liga10. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers1:0 (0:0)
2013/20143. Liga29. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC0:3 (0:2)
2014/20153. Liga6. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC2:0 (0:0)
2014/20153. Liga25. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers1:1 (0:0)
2015/20163. Liga19. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers1:0 (0:0)