Startschuss mit dem Bezirksderby gegen den FSV …
von Timo Görner
… der letztmalig am 09.12.1995 in Chemnitz gewinnen konnte, damals mit 1:0 im "Sportforum". Es folgten zuletzt 4 Siege für die himmelblauen Farben, darunter das letztjährige Halbfinale im Sachsenpokal. Das Duell am Sonntag hat was von einem "Klassentreffen". Auf Seiten der Gäste stehen mittlerweile 4 Spieler, die bereits beim CFC aktiv waren.
Die letzte Saison unseres Gegners:
Platz 5 in der 3. Liga 2016 war die erfolgreichste Saison seit 1998/1999 mit Platz 3 in der damals drittklassigen Regionalliga Nordost. Was folgte, war der Niedergang zeitweise bis in die Fünftklassigkeit, 2 Insolvenzen 1999 und 2010. Grundlage für den jüngsten Erfolg war eine famose Rückrunde als zweitbeste Mannschaft mit 39 Punkten, der sportliche Aufwärtstrend begann aber bereits zum Ende der Hinrunde ab Spieltag 17 gegen Paderborn (3:0) als Mitkonkurrent im Tabellenkeller. Der Abstand zum rettenden Ufer auf 3 Punkte verkleinert. Bis dahin waren die Bilanzen nur bedingt drittligatauglich, speziell im eigenen Stadion. Der FSV heimschwächstes Team mit nur 1 Sieg in 8 Spielen, allerdings deutlich gegen den späteren Aufsteiger Regensburg (4:0). Dagegen standen Niederlagen gegen Wehen Wiesbaden in Dresden (0:3), Erfurt (1:2), Großaspach (0:2), Münster (0:1). Besser lief es auf Reisen mit Siegen in Bremen (3:1), Aalen (1:0). Welche die Klatschen in Rostock (0:5), Kiel (0:3) kompensierten. Nach Paderborn gelang bis zur Winterpause zwar noch nicht der Absprung aus dem Tabellenkeller, in Osnabrück (0:1) und gegen Staffelsieger Duisburg (1:1) wurde sich aber gegen Spitzenteams weiter deutlich verbessert präsentiert. Umstellungen im Team und zwei erfahrene Neuzugänge mit Robert Koch (Mittelfeld) und Jonas Acquistapace (Abwehr) waren die beiden maßgeblichen Gründe für den Aufschwung. In der Rückrunde setzten die Muldestädter dann zum Marsch nach oben an, wurden vor allem auf dem eigenem Platz zur Macht. Alle 9 weiteren Spiele in Eckersbach wurden ohne Niederlage verbucht, 8 gewonnen. Nur Hansa (2:2) konnte 1 Punkt entführen, schlitterte am Ende knapp an der Pleite vorbei. Enorm wichtig vor allem die Dreier gegen Bremen II (2:1), Mainz II (1:0), auch der CFC und Kiel mussten sich geschlagen geben. Als Gast gelangen wertvolle Siege in Großaspach (2:1), Frankfurt (1:0). Bei den Hessen wurde bereits nach 31 Spieltagen der Klassenverbleib gesichert. Enttäuschend lediglich die Gastspiele in Wiesbaden (0:3) und gegen Ende in Münster und Duisburg (1:5). Als Heimteam mit Platz 5 waren es 5 Punkte mehr als der CFC, auf Reisen 1 mehr für uns. Im DFB-Pokal gab es das knappe Aus in Runde 1 gegen den Hamburger SV (0:1), im Landespokal im Halbfinale beim CFC. Die erneute Qualifikation, diesmal über die Liga als 4. war bis 1 Spiel vor dem Ende theoretisch noch machbar.
Delegierungen für diese Saison bislang:
Es hat sich einiges getan im Kader, dafür sprechen 14 Ab – und 10 Neuzugänge.
In der Abwehr verließ Jonas Acquistapace (28/Sportfreunde Lotte) den FSV nach nur ½ Jahr wieder, beide Seiten konnten nicht einigen. Ihn wollte man behalten, er galt nach dem Antritt in Zwickau in der Rückrunde als Leistungsträger.
Im Mittelfeld wechselte Patrick Göbel (24/9) wie Björn Jopek und Dennis Mast zu Zweitligaabsteiger Würzburg, der FSV kassierte hier zumindest eine nicht bekannte Ablöse. Mit ihm ging einer der Top-Vorbereiter 2016/2017, der 15x auflegte.
Im Angriff verloren die Rot-Weißen Jonas Nietfeld (23) an Zweitligaaufsteiger Regensburg, Empfehlung 6 Tore und 3 Vorlagen in 33 Begegnungen. Marcel Bär (25/Aalen) wiederum blieb in der Spielklasse. Sein 3. Wechsel in 3 Jahren mit den Stationen Braunschweig (II.) – Jena – Zwickau.
Der Rest spielte insgesamt keine Rolle oder keine wichtige, erwähnenswert, dass mit Marian Unger (33) der langjährige Stammkeeper bis zum Aufstieg 2016 nach 5 Jahren "Ade" sagte und sich Oberligist VFC Plauen wie 1 weiterer Akteur anschloss. Trainer dort Ex-FSV Coach und Sportdirektor Nico Quade.
10 Neue wurden verpflichtet, zum Teil mit einem Achtungszeichen.
Für das Tor kamen Max Sprang (19) aus der A-Jugend des FC Mecklenburg Schwerin, dazu per "Leihgabe" aus Magdeburg Lukas Cichos (21). Beim FCM seit 2013 im Profikader, aber ohne Einsätze.
Auf gleicher Basis wurde der Deutsch-Türke Ali Odabas (23) aus Regensburg geholt, beim Jahn nach schwerer Verletzung und Ausfall bis Mitte Dezember 2016 (Kreuzbandanriss) gegen Ende mehrmals Stammkader, in der entscheidenden Phase aber außen vor. Anthony Barylla (20) stieß aus der aufgelösten U23 von RB Leipzig dazu , absolvierte 24 Spiele in der Regionalliga Nordost (2 Tore).
6 Neue wurden im Mittelfeld vermeldet, das Gros der Zugänge.
Hierbei gleich 2 ehemalige CFC-Kicker mit Ronny Garbuschewski (31) und Christian Mauersberger (22). "Garbu" kam aus Rostock, wo er keinen neuen Vertrag erhielt. In der Winterpause 2015/2016 aus Cottbus zu Hansa gewechselt spielte er eine gute Frühjahrsrunde 2016 als Stammspieler mit 5 Vorlagen. In der letzten Saison kämpfte er wie in Cottbus mit Verletzungen (Außenmeniskuseinriss, Knie-OP). Kam nur noch auf 12 Kurzeinsätze. Mauersberger war beim FC Schalke 04 II in der Regionalliga West am Ball mit dem Abstieg in die Oberliga. Bilanz: 3 Tore + 1 Vorlage, 11 Einsätze im Stamm. Sinan Tekerci (23) wurde auch beim CFC als Neuzugang gehandelt, war 1 Jahr von Dresden nach Münster ausgeliehen. Dort meist gesetzt mit 4 Treffern. Fridolin Wagner (19) zog es wie Barylla von RBL II an die Mulde, Julian Hodek (19) ist ein interner Wechsel aus der A-Jugend.
Im Sturm wurde sich zurückgehalten bis auf Fabian Eisele (22/Hertha BSC II). Referenz: 11 Treffer in der Regionalliga Nordost 2016/2017.
Der Trainer:
Torsten Ziegner (39) geht in seine mittlerweile bereits 6. Saison als Cheftrainer. Er kann auf seine Fahne schreiben, den FSV nach dem Aufstieg 2016 in der 3. Liga letztendlich souverän gehalten zu haben. Unterstützt wird er nach wie vor u. a. von Co-Trainer Danny König (42).
Die aktuelle Saison bislang:
9 Testspiele und ein Trainingslager in Bad Blankenburg wurden in Vorbereitung auf die aktuelle Saison absolviert, die stärksten Gegner waren Zweitligist SpVgg Greuther Fürth (0:3) in Fürth, der tschechische Erstligist FK Dukla Prag (1:1) in Mittweida und Regionalligist FSV Wacker Nordhausen (2:2) in Nordhausen. Die Generalprobe für den CFC ging daneben, bei Oberligist VFC Plauen wurde nach durchwachsener Vorstellung mit 0:1 verloren. Trotz des erwarteten Übergewichts an Spielanteilen und Torchancen. Offensiv blieb Luft nach oben, dementsprechend zerknirscht gab sich nach Spielende dann auch der Trainerstab. Nach dem Bezirksderby am Sonntag sind die Sportfreunde Lotte der Gegner zum Heimauftakt am 29.07. Nach Erfurt kommen mit Würzburg, Magdeburg zwei Mitfavoriten in Folge auf die Aufstiegsplätze nach Zwickau. Im DFB-Pokal ist man diesmal nicht dabei, für den Sachsenpokal steht noch kein Gegner fest.
Die Mannschaft:
Kann man als "solide" bezeichnen, von den 14 Abgängen können lediglich die 4 angesprochenen Akteure als wichtig angesehen werden, für die ebenfalls 4 mit Drittligaerfahrung verpflichtet wurden. Im Tor sollte weiterhin Johannes Brinkies (24) die Nr. 1 bleiben, der sich 2016/2017 als "guter Griff" erwies. Die beiden Neuen mit Lukas Cichos (21) und Max Sprang (17) kommen dahinter. In der Abwehr sind mit Kapitän Toni Wachsmuth (30), Nils Miatke (27) zwei "Kernspieler" 2016/2017 weiter dabei, ebenso Morris Schröter (21), der es im letzten Jahr auf mehrere Einsätze in der Stammelf brachte. Dazu kommt Neuzugang Ali Odabas (23) und Rückkehrer Alexander Sorge (27) nach Kreuzbandriß Ende September 2016. Anthony Barylla (20) muss den Sprung aus der 4. Liga schaffen. Gut besetzt ist das Mittelfeld mit den ehemaligen Chemnitzern Ronny Garbuschewski (31) und Christian Mauersberger (22), Sinan Tekerci (23), Robert Koch (31), Mike Könnecke (28) und Davy Frick (31) wie René Lange (28) als meist feste Größen im Vorjahr. Hier gilt es den Abgang von Patrick Göbel (24) aufzufangen als einer der herausragenden Akteure der 3. Liga 2016/2017. Im Angriff gilt Ronny König (34/17) als zweitbester Torschütze als gesetzt, daneben Aykut Öztürk (29). Für Oliver Genausch (26) und Neuzugang Fabian Eisele (22) dürfte es schwierig werden. Bei der Generalprobe in Plauen begannen unser Gegner mit Brinkies – Schröter, Wachsmuth, Frick, Lange – Wagner – Tekerci, Könnecke, Miatke – Eisele, König. Christian Mauersberger kam zur 2. Halbzeit, Ronny Garbuschewski wurde nicht eingesetzt, befindet sich nach Problemen mit den Adduktoren noch im Aufbautraining. Das Team gegen Plauen wird in der Startelf so oder so nur zum Teil die Aufstellung am Sonntag sein. 25,4 Jahre im Schnitt liegen über dem CFC mit 24,3. Ebenso relativ klein ist der Kader mit 23.
Das Krankenlager/Strafbank:
Christoph Göbel (28/Mittelfeld) fehlt seit Mitte März 2016 wegen eines Kreuzbandriss. Rückkehr aktuell ungewiss.
Prognose:
Mit P. Göbel, Acquistapace, Nietfeld und Bär wurden 4 Leistungsträger der erfolgreichen Saison abgegeben, diese müssen ersetzt werden. Spieler wie Tekerci, Garbuschewski, Mauersberger bringen Drittligaerfahrung mit. Gelingt dies, sollte der FSV erneut vorzeitig den Klassenverbleib erreichen. Platz 5 wird man aber wohl nicht wieder erreichen. Tipp: Platz 12 – 14.
Das Umfeld:
Der FSV zwar neben dem CFC einer von 9 Vereinen, welche die Lizenz 2017/2018 Ende April unter Auflagen erteilt bekam. Es galt weitere Sponsorenverträge vorzulegen, was wie beim CFC zum ersten Termin nicht möglich war. Außerdem waren dem Verband die tatsächlichen Umsatzerlöse der aktuellen Saison sowie die Personalaufwendungen des Profikaders nachzuweisen. Auch hier war ein Benefizspiel Teil der Lizenzunterlagen, hier Borussia Dortmund aus der Partnerstadt. Die Aufgaben wurden gemeistert wie bereits die wesentlich schwierigere Nachlizenzierung zum Jahreswechsel, als der DFB ein Defizit im laufenden Spieljahr von 411.000 € dokumentierte. Fehlende Sponsoreneinnahmen bzw. geringere als geplant, das ausgefallene Eröffnungsspiel zum Stadion gegen Dresden nach Veto der Sicherheitskräfte, Altlasten aus den letzten Jahren waren maßgebliche Ursachen. Zum 23.01.2017 mussten die Zahlen stimmig sein, was gestemmt wurde. Für die aktuelle Spielzeit wird mit einem Gesamtetat von 5.3 Mio € agiert, 3.3 Mio. € für die Profiabteilung mit den Personalkosten der ersten Mannschaft und deren Spielbetrieb, in der vor allem die Miete des Stadions und weiteren spieltagsbezogenen Kosten wie ÖPNV, Ticketing, Security, Verbandsabgaben, Reisekosten, Trainingslager einfließen. Für das Nachwuchsleistungszentrums sind 400.000 € veranschlagt. Die Defizite der letzten Jahre sollen durch Mehreinnahmen und Kostenreduzierungen egalisiert werden, dafür spricht u. a. die Verkleinerung des Kaders durch den Überhang der Abgänge. Der FSV muss wie der CFC kleine Brötchen backen, die schmerzlichen Erfahrungen zwingen zur Vernunft. Für die aktuelle Spielzeit kalkuliert man mit einem Schnitt von 5.000, vergangene Saison kamen 5.305. Damit rangieren die Rot-Weißen etwas unter dem Gesamtwert von 5.900. Ausverkauft war das Derby gegen den CFC (9.673), danach folgten die Oberliga-Klassiker gegen Magdeburg (7.844), Rostock (7.540), Halle (7.360). Tiefpunkt bildeten das "Heim-Auswärtsspiel" in Dresden gegen Wehen Wiesbaden mit 3.194 und Paderborn in der wohl schwierigsten Phase der Saison (3.301). Als Vorstandssprecher fungiert Tobias Leege (39), Rechtsanwalt aus Chemnitz, der Anfang Februar 2017 eigentlich aussteigen wollte, mittlerweile aber weiter im Amt bleiben wird.
