Comeback des KFC Uerdingen 05 an der Gellertstraße ---
von Timo Görner
… nach etwas mehr als 15 Jahren. Damals gab es ein 0:0 des anrennenden CFC gegen den Gast aus dem Westen der Republik. Die damaligen Himmelblauen blieben dabei zum dritten Mal in Folge zu Hause gegen die Blau-Roten ohne Gegentreffer. Am Samstag kommt ein ambitionierter, gut besetzter und auswärtsstarker Gegner.
Das letzte Spieljahr unseres Gegners:
Für nicht wenige Kenner der Liga galten die Aufsteiger als "Geheimfavorit". Auch waren die Ambitionen des russischen Vereinschefs und Mäzens entsprechend. Bis zur Winterpause sah es gut aus, Relegationsplatz 3 mit 37 Punkten aus 20 Spielen die Bilanz. Der direkte Aufstieg nur 2 Zähler entfernt. Ausbaufähig die Offensive, 26 Treffer konnten 11 überbieten. Trumpf die Auswärtsstärke mit 7 Siegen. Besser nur Aufsteiger Karlsruhe. Zu Hause reichte es nur zum 10. Was relativ ist, da man die Gäste nicht in der "Grotenburg", sondern in Duisburg empfangen musste. Der Auftakt ging gegen Unterhaching (1:3) daneben, es folgten aber 6 Spiele ohne Niederlage mit 5 Siegen. Der KFC nach 7 Spielen sogar Tabellenführer, Lohn vor allem für die Siege in München, Münster, Würzburg. Erst beim Spitzenspiel in Karlsruhe (0:2) riss die Serie, Niederlage dann auch gegen Zwickau (1:2). Von Runde 12 bis 14 gab es noch mal einen Einbruch mit 3 Pleiten, enttäuschend gegen Lotte (0:2). Es wurde sich gestrafft und oben dabei geblieben, beeindruckend die folgende Serie mit 6 Dreiern. Stark die Defensive bei 14:1 Toren. Trotz der Bilanz dann in der Pause einige Wechselspiele, 6 teils bekannte Profis mit Adriano Grimaldi und Osayamen Osawe für je 200.000 € Ablöse wurden dem Kader hinzugefügt, 7 gingen. Vermutlich der Grund für den Absturz der Frühjahrsrunde, in der sich 4 Trainer mit Stefan Krämer, Norbert Meier, Frank Heinemann und Heiko Vogel versuchten. Ab da ging erstmal nichts, sieglos mit 4 Remis aus 11 Spielen ging es runter auf 12. Der Auftakt gegen Würzburg (0:3) richtungweisend, die Defensive kriselte. Auf Reisen wurde zu viele Tore kassiert wie in Großaspach, Meppen (2:3), Halle (0:4). Gegen den KSC ebenfalls (1:3). Mit 41 Punkten vor den letzten 7 Spielen drohte der Abstiegskampf, kritisch weil die selbstsichere Vereinsführung keine Regionalliga-Lizenz beantragt hatte. Für Stefan Krämer war bereits nach Würzburg Schluss, offiziell wegen "unterschiedlichen Vorstellungen und Sichtweisen". Norbert Meier musste nach 8 Spielen ohne Sieg gehen. Unter Heiko Vogel konnte in 9 Partien eine Stabilisierung erreicht werden, abgesehen von den mageren Ergebnissen in Duisburg. Die Dreier in Aalen und Lotte waren entscheidend. Zum Abschluss ging der Niederrhein-Pokal an die 05er mit dem 2:1 im Finale beim Wuppertaler SV, ein Zittersieg. Man hatte sich mehr erhofft als Platz 11.
Delegierungen für diese Saison bislang:
Es hat sich einiges getan, 14 gingen und 13 kamen.
Mit Robin Benz (24/Bonner SC) ging die Nr. 2 nach 2 Jahren in die Regionalliga West, kam auf 11 Einsätze. In der Abwehr wechselte Kapitän Mario Erb (29) ebenfalls in Liga 4 und seine Heimatstadt zu Aufsteiger Türkgücü München. Christopher Schorch (30/Saarbrücken) zog es auch eine Etage tiefer, als Stammkraft und Spielführer zuvor ab Ende Januar 2019 suspendiert, Hintergrund unbekannt. Im Mittelfeld schaffte Stefan Aigner (31/6) den Sprung in Liga 2 zu Aufsteiger Wehen Wiesbaden, Connor Krempicki (25/Duisburg) blieb in der Liga. Mit Maximilian Beister (28) verließ der Top-Torjäger die Krefelder Richtung Ingolstadt, er kam auf 11 Tore. Oguzhan Kefkir (28) spielt wie Denis Grote mittlerweile in Essen, Bilanz: 6 Treffer. Sturm-Talent Johannes Dörfler (22) machte den SC Paderborn auf sich aufmerksam, kam zu insgesamt 23 Spielen mit 2 Toren und 3 Vorlagen. Davon 5-mal in der Anfangsformation. Das die erwähnenswerten Abgänge von den 14.
Im Tor kam der erfahrene Österreicher Lukas Königshofer (30/Unterhaching), sollte Rene Vollath Druck machen oder Nr. 1 werden. Dazu Philipp Bachmeier (20/Ingolstadt 04 II). In der Abwehr wurden 2 Innenverteidiger geholt mit Oliver Steurer (24/Heidenheim) auf "Leihbasis" und dem Dänen Andreas Maxsö (25) vom Schweizer Erstligisten FC Zürich, der aus persönlichen Gründen nach 2 Monaten ging und in seiner Heimat (Bröndby) spielt. Er wechselte im "Doppelpack" mit dem französischen Linksverteidiger Hakim Guenouche (19). Für das Mittelfeld zog es "6er" Jan Kirchhoff (28/Magdeburg) zum KFC, auf dieser Position ist auch Jean Manuel Mbom (19) vorgesehen, ausgeliehen aus Bremen. Selim Gündüz (25/Rechts) sah in Darmstadt keine Perspektive, ausgebildet beim VfL Bochum. Er fiel ab Mitte November 2018 wegen Kreuzbandriss aus. Im Angriff wurden gleich 5 vermeldet. Tobias Rühle (28) als "falsche 9" aus Münster, dort nicht mehr Eckpfeiler. Der Holländer Tom Boere (26/FC Twente Enschede) ist Mittelstürmer, war beim Ex-Verein von Hans Meyer primär in der II. aktiv mit 16 Toren. Linksaußen Christian Kinsombi (20/Mainz 05 II) kickte in der Regionalliga Südwest, der Kameruner Franck Evina (19) ist Ausleihe vom Ligarivalen FC Bayern II, U23-Spieler der Afrikaner. Boubacar Barry (23/Bremen) kam auf gleicher Basis, bei Werder in der II. der Nord-Staffel eingesetzt.
Die sportliche Leitung:
Daniel Steuernagel (40) ist seit dem 16.10.2019 Cheftrainer, Stefan Reisinger (38) der Teamchef, nachdem er vom 25.09.2019 an für 2 Spiele Interim war. Er selbst übernahm von Heiko Vogel (44), der auf Abstiegsplatz 17 und nach dem 0:3 gegen Mannheim beurlaubt worden war. Reisinger ist als Spieler vor allem mit den Stationen Fürth, 1860 München, Freiburg, Düsseldorf bekannt. 96 Spiele in der 1. Bundesliga mit 17 Toren für die Breisgauer und Fortuna von 2010 bis 2014 stehen zu Buche, dazu 209 in Liga 2 für Burghausen, 1860 und die Franken bei 54 Treffern. 2015 das Ende der Karriere in Saarbrücken. Anschließend der Start der 2. Laufbahn in der Jugend Unterhachings, über Elversberg ging es 2017 nach Uerdingen als Co. Steuernagel ist ohne Profi Erfahrung, begann als Coach 2008 bei Verbandsligist Viktoria Nidda. Er wurde Mitte September nach nur 2 ½ Monaten in Offenbach entlassen aufgrund der sportlichen Lage für den ambitionierten OFC. Anfang Oktober wurde dann Ex-Nationalspieler und Ex-Bayern-Star Stefan Effenberg (51) als neuer Manager präsentiert, soll eng mit Geschäftsführer Nikolas Weinhart (37) zusammenarbeiten.
Das Kollektiv:
Zählt 4 Torhüter, von denen sich Lukas Königshofer (30) durchgesetzt und René Vollath (29) verdrängt hat. Dazu kommen Robin Udegbe (20) und Philipp Bachmeier (20). In der Innenverteidigung haben sich der Kongolese Assani Lukimya (33/2) und der "gelernte 6er" Kapitän Jan Kirchhoff (29/1) etabliert. Bei den Kickers wegen 5x "Gelb" gesperrt. Keine Rolle spielt hier der Slowene Dominic Maroh (32), voriges Jahr feste Größe. Für Links setzten die Trainer auf Christian Dorda (30), zuletzt 3x nicht am Start aufgrund Muskelfaserriss. Ersetzt 2x durch Oliver Steurer (24) und in Würzburg von Weltmeister Kevin Großkreutz (31). Aufgrund Sperre von 4 Spielen und Verletzung (Hüftprobleme) erst 6 Einsätze in der Bilanz. Dorda steht am Samstag wieder im Kader. Auf Rechts gibt es ein Wiedersehen mit Alexander Bittroff (31), seit 2 ½ Jahren beim KFC. Im defensiven Mittelfeld hat sich für Jean Manuel Mbom (19) die Ausleihe aus Bremen gelohnt, der DFB U20-Spieler wurde 14x in die Anfangself berufen. Daneben sind Kirchhoff, Manuel Konrad (31) und der ehemalige polnische Nationalspieler Adam Matuschyk (30) zu nennen. Der Chef setzt auf das 4-2-3-1 nach dem 4-1-4-1 von Vogel zuvor. Die linke Seite hat sich der Kameruner Franck Evina (19) gesichert, 4 Tore – letztens am 03.08.2019 – in den ersten 4 Spielen beigesteuert. 1 davon beim Stammverein. Dazu kommen 3 Vorlagen. Boubacar Barry (23) ist der Mann auf Rechts vor Christian Kinsombi (20). Selim Gündüz (25) spielt hier keine Rolle. In der offensiven Zentrale agiert meist der Schweizer Roberto Rodriguez (29/2), der mit 7 Vorlagen beeindruckt und auch Links kann. Im Angriff ist Potential vorhanden. Die beste Bilanz kann Tom Boere (26) aufweisen mit 5 Toren in nur 9 Spielen, zuletzt als "Doppelpack" in Würzburg. Trifft er, gewinnen die Krefelder. Tobias Rühle ist noch ohne Tor, konnte sich nicht durchsetzen aber 2x auflegen. Der Ex-Hallenser Osayamen Osawe (26) blieb Mitläufer, der Nigerianer fungiert als "Joker" ohne Glück. Auch der Albaner Ali Ibrahimaj (28) ist ein solcher. Adriano Grimaldi – siehe die Rubrik darunter. Der Kader hat Qualität siehe Kirchhoff, Königshofer, Grimaldi, Matuschyk, Großkreutz, Konrad, Osawe. Die aber ihr Potential nur zeitweise ausschöpfen. Denkbar, dass man sich noch von Akteuren trennt wie Osawe oder Konrad. Letzterer flog für 2 Spiele aus dem Kader, Grund: Verbreitung einer WhatsApp über den Vereinsboss zu dessen Standpauke in der Kabine nach dem Spiel gegen Mannheim.
Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
Hakim Guenouche fehlt seit Anfang November noch 3 Wochen wegen Außenbandriss. Im Angriff muss Adriano Grimaldi (28) seit Anfang September wegen Sehnenanriss und Muskelverletzung passen, wird noch bis Jahresende fehlen. Er kämpft bereits seit seinem Wechsel von 1860 in der Winterpause der Vorsaison mit Verletzungen, kam diese Spielzeit nur zu 3 Einsätzen.
Die aktuelle Saison bislang:
Der ambitionierte Halbfinalist im EC der Pokalsieger 1985 und Ex-Erstligist ist aktuell "jenseits von Gut und Böse" mit 6 Punkten zum Dritten und 7 zur Abstiegszone. Für die Ansprüche vor allem des Geldgebers zu wenig. Auch wurde der Trainer wieder gewechselt, für Heiko Vogel war am 24.09. Schluss nach dem 0:3 gegen Waldhof Mannheim in der "Relegations-Revanche" 2018. Bereits das 2:1 zuvor in Zwickau mit dem Siegtreffer kurz vor Ende war eher der Schwäche des FSV in der Schlussphase geschuldet. Auch das 1:0 gegen Halle zum Auftakt eher glücklich, der erste Torschuss bei vielen Chancen des HFC brachte die 3 Punkte. Nach 7 Spieltagen, ohne weiteren Sieg und dem Aus im Landespokal bei Rot-Weiß Essen (1:2) war die Krise da, der KFC auf Abstiegsplatz 17 mit 6 Punkten. Für Vogel übernahm Stefan Reisinger als Zwischenlösung, erfolgreich in Meppen (2:1) und ungeschlagen auch gegen Magdeburg beim 0:0. Der Trend ging weiter aufwärts, wie im Vorjahr war man auswärts solide und gewann auch bei 1860 (1:0). Gegen Schlusslicht Jena gelang wieder ohne Gegentor dann der Sprung ins gesicherte Mittelfeld. Blass der Auftritt in Duisburg (0:2), schwach gegen das Krisenteam aus Kaiserslautern beim deprimierenden 0:3. In Würzburg konnte das erneute Abdriften in den Abstiegskampf vermieden werden. Die Krefelder stellen eine der auswärtsstärksten Mannschaften, im positiven Saldo als 6. mit 4-2-2 und 11:10 Toren. Die Probleme liegen wie im Vorjahr "zu Hause", diesmal in Düsseldorf mit erst 8 Punkten aus 8 Spielen, entgegengesetzt mit 2-2-4.
Perspektive für das Spieljahr:
Unwahrscheinlich, dass man noch mal oben angreift, fraglich auch, ob man nach den Erfahrungen der Vorsaison in der Winterpause kräftig investiert. Tipp deshalb: Rang 9 bis 12. Mit Teil 2 der Prognose beschäftigt sich die letzte Rubrik in diesem Vorbericht.
Die Bilanz gegen den KFC Uerdingen 05:
Ist ausgeglichen an Ausgängen und Toren mit je 3 Siegen, 4 Remis und 13:13 Toren. In Chemnitz konnten beide 1x gewinnen, 3x endete es Remis mit 7:8 Toren. Die Krefelder siegten in der Saison 1993/1994 am 3. Spieltag mit 4:1 im Sportforum in der 2. Liga, der CFC in der drittklassigen Regionalliga Nord am 13.03.2004 mit 2:0. Denkwürdig der letzte Spieltag 2001/2002, als die Himmelblauen ein 1:4 ausglichen. Damit vermutlich die Prämie von Sponsoren für Platz 6 sicherte, welche für die Lizenz benötigt wurde. Dazu kam die umstrittene Suspendierung von Kapitän Torsten Bittermann. Das letzte Gastspiel der Westdeutschen war am 28.08.2004 beim 0:0, das Rückspiel gewannen wir mit 3:0. Am Ende blieb der CFC durch den Lizenzentzug der 05er drin, wurde der Abstieg noch mal verschoben.
Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:
An der Stelle empfiehlt sich ein Blick zur sportlichen Nr. 1 der Stadt mit dem Krefelder EV in der DEL. Dem droht die Insolvenz, weil einer der maßgeblichen Gesellschafter und Geldgeber keine Zahlungen mehr leistet. Ende September war von offenen 415.000 € die Rede, für die abgelaufene Saison. Im Oktober bereits von einem Betrag in Millionenhöhe. Als Gründe gibt der Vereinschef und Investor des KFC Uerdingen 05 "respektloses Verhalten", "Falsche Informationen des KEV an die DEL bei der Lizenzierung für die aktuelle Saison" und "eigene Schulden des KEV bei ihm" an. Schlagzeile einer bekannten westdeutschen Tageszeitung vor ein paar Wochen "der KEV in der Ponomarev-Falle". Die offensichtliche Abhängigkeit des ehemaligen deutschen Eishockey-Meisters vom Russen könnte auch für die Nr. 2 Krefelds bedrohlich werden. Denn auch der KFC baut erheblich auf die finanzielle Unterstützung von Michail Ponomarev. Das Ziel ist klar die 2. Bundesliga, mindestens um die Investitionen versilbern zu können. Die Nichtbeantragung der Lizenz für die 4. Liga in der vergangenen Spielzeit war bezeichnend, mit dem zu erwartenden Absturz in die Oberliga wäre es Schluss mit dem Engagement gewesen. Ob er die Blau-Roten auch in der kommenden Saison in der wirtschaftlich defizitären 3. Liga, vor allem bei den Rahmenbedingungen mit wenig Zuspruch auf den Rängen und erneutem Ausweichen aus Uerdingen in die Fremde, weiter unterstützen wird, bleibt fraglich. Vergangene Saison war Duisburg 25 km östlich der Standort. Als Miete für die MSV-Arena wurden 800.000 € gelöhnt, zur Hälfte an den MSV und die Stadiongesellschaft. Die "Ehe" endete mit Scheidung, waren die Gäste mit Zahlungen in Verzug, speziell für den Sicherheitsdienst. Die Verantwortlichen in der einstigen "Tatort-Stadt" sperrten deshalb die Spielstätte sogar für das letzte Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden. Der Schnitt lag bei 4.130 und damit höher als mit 2.818 in der Regionalliga West ohne große Euphorie. Osnabrück sahen 6.301, Rostock 5.614. Teilweise lag der Zuspruch unter 4.000. Für die aktuelle Spielzeit ging es nun nach Düsseldorf, liegen die Westdeutschen beim Besucherandrang von 3.373 pro Spiel. Da die "Grotenburg" wohl 2020/2021 keine Option für die 3. Liga sein wird, wurde bereits jetzt bei der Stadt der Rheinmetropole für die weitere Nutzung angefragt. Tendenz aktuell eher positiv.