Noch 2 Spiele zum DFB-Pokal 2023/2024 …
von Timo Görner
… für den CFC, Teil 1 muss am Mittwoch bewältigt werden. Die Favoritenrolle ist zwar klar vergeben im Duell mit dem abgeschlagenen Tabellenletzten der Oberliga. Aber nur eine konzentrierte Leistung wird die Geschichte des Rekordsachsenpokalsiegers erfolgreich fortschreiben.
Die letzten Jahre:
Am 27.04.2019 gab es das letzte Duell, der FC Oberlausitz schlug den späteren Drittligaaufsteiger 3:2 und holte wichtige Punkte für den Klassenverbleib. Den schaffte man dann auch sportlich als 15. in der 18er Staffel mit 1 regulären Absteiger, der aus Bautzen kam mit dem FSV Budissa. Am letzten Spieltag setzten die Blau-Weißen auch noch mal ein Achtungszeichen, gewannen 2:1 beim 1. FC Lok Leipzig. Dem Jubel über den Klassenerhalt folgte nur 4 Tage die kalte Dusche.
"Nach einer intensiven Prüfung der wirtschaftlichen und strukturellen Möglichkeiten kommt der Vorstand des Vereins zu dem Entschluss, dass er das Spielrecht für die Regionalliga in der kommenden Saison nicht wahrnehmen wird und seine Männermannschaft in die NOFV-Oberliga zurückzieht", so die Verlautbarung am 22.05.2019. Der Hauptgrund bekannt, der NOFV forderte ab 2020/2021 eine regionalligataugliche Flutlichtanlage. Diese hatte der FCO nicht zur Verfügung, es gab auch vor allem aus finanziellen Gründen keine Planungen oder Möglichkeiten.
So ist die Oberlausitz, nachdem man in unterschiedlicher Anzahl jahrelang fester Bestandteil der 4. Liga im Nordosten war, seit 2021 fünftklassig. Bischofswerda als Nr. 1 hielt bis dahin die Fahne hoch, stieg da aber mit lediglich 7 Punkten aus 12 Begegnungen in der vorzeitig beendeten Saison wegen Corona als Schlusslicht ab. Die Perspektiven sind nicht besser geworden. Der BFV hat sich aus dem Aufstiegsrennen in der Oberliga vor Wochen verabschiedet, der FSV Budissa kämpft gegen den Abstieg und unser Gegner ist im Grunde schon weg vom Fenster in Richtung Landesliga.
Die aktuelle Saison bislang:
Nach den Plätzen 4 und 8 in den 2 Jahren zuvor ist die Lage mehr als prekär, der Abstieg bei 12 Punkten und 24 Toren Rückstand auf Rang 14 als möglicher Relegationsplatz bei noch 8 Spielen kaum noch abzuwenden. Der FCO auswärts noch sieglos. Dazu heimschwächste Mannschaft, konnte erst 3 der 26 Partien siegreich gestalten. 17 Treffer stellen zudem die mit Abstand harmloseste Offensive.
Nach den ersten 6 Spieltagen war dieser Absturz so noch nicht abzusehen, 6 Zähler waren verbucht nach dem ersten Saisonsieg mit 1:0 gegen Westerhausen. Aus den folgenden 20 Spielen sollten dann nur 13 Punkte folgen. Der zweite Dreier gelang in Runde 12 mit dem Derbysieg gegen Bautzen – 2:1. Die Neugersdorfer da zwar schon in der Abstiegszone, aber als 16. mit Tuchfühlung zum rettenden Ufer. Zwei klare Pleiten gegen den SV Blau-Weiß Zorbau (0:4) und beim VFC Plauen (2:5) wurden ferner verbucht.
Bis zur Winterpause sah alles reparabel aus, es gab noch mal den letzten vollen Erfolg beim 2:1 gegen Staffelfavorit VfL Halle 1893. Zwei weitere 0:4-Klatschen beim FC An der Fahne Höhe und in Bischofswerda verhagelten die Stimmung. Schon damals Anzeichen der Talfahrt. Die Skepsis berechtigt. 2023 gab es wenig zu holen. 1:1 in Zorbau, 2:2 in Westerhausen. Dagegen mussten zuletzt 4 Niederlagen in Folge beklagt werden bei 2:12 Toren und 3 Niederlagen mit 3 Toren Differenz. Plauen holte sich bei der "Generalprobe" für den Mittwoch die Punkte mit einem klaren 3:0 in Neugersdorf.
Besser lief es im Pokal bis ins Halbfinale: über die Stationen VfB Fortuna Chemnitz (4:0), FV Dresden 06 Laubegast (3:2) –Landesliga, Vorjahressemifinalist SG Motor Wilsdruff (1:0) und SV Lipsia Eutritzsch (2:1) –Landesklasse wurde sich unter die letzten Vier gespielt. Die Chance, kommende Saison im DFB-Pokal zu spielen, hatte man schon mal 2013/2014. Damals kam der CFC zum Endspiel.
Die Sportliche Leitung:
Cheftrainer Stefan Fröhlich (43) übernahm das Amt zu Beginn 2019/2020. War zuvor fast 6 Jahre ab 2013 Co-Trainer beim FSV Budissa Bautzen. Als Spieler eben auch für die beiden Clubs aktiv. Co-Trainer ist der Tscheche Jiri Liska (41), Ex-Kicker u. a. bei Slovan Liberec. Kontinuität auch beim Torwart-Trainer. Marco Pöschmann (50) fungiert als solcher seit 2014. Wie Fröhlich und Liska ehemaliger Aktiver für den FC Oberlausitz.
Das Kollektiv:
In den Punktspielen kamen alle 3 Torhüter zum Einsatz. Die meisten Berufungen konnte der Tscheche Zlatan Kostal auf sich ziehen mit 17 Partien. Am Mittwoch wird aber entweder Lukas Böhm (21) oder Kostals Landsmann Patrik Klouda (26) als Nr. 1 auflaufen. Böhm stammt aus der Dresdner Dynamo-Jugend, kam über die U19 des 1. FC Magdeburg hierher.
Als Innenverteidiger sind Julian Janz (19), Tim Krutoff (23), Paul Körner (19), Pitt Krahl (23), Max Keller (19) zu nennen. Janz kam in der Winterpause, bis Juli 2022 in unserer U19 aktiv. Mit 12 Bundesliga-Spielen (1 Tor) in der Anfangsformation. Ab Anfang März nicht mehr berücksichtigt. Keller und Krutoff sind "Eigengewächse". Links verteidigt Eric Merkel (27), gebürtiger Chemnitzer. Von 2011 bis 2015 in der Aue-Jugend. Louis Schmidt (20) auf Rechts wurde wie Böhm bei der SGD ausgebildet. Hat die Nase gegen Ivo Marzok (19) vorn.
Als "6er" vor der Abwehr ist Tim Cellarius (27) gesetzt, Kapitän Karl Petrick (32) und Leonhard Wolf (23). Petrick bereits im 10. Jahr beim FC Oberlausitz, zuvor beim Rivalen in Bautzen aktiv. Auf der linken Außenbahn agiert in der Regel Moritz Keller (20) – auch als Linksverteidiger verwendbar, vor Toni Orosz (20/2). Auch der zentral offensiv angesiedelte Niklas Herrmann (18/2) ist noch jung an Jahren.
Im Angriff ist Mittelstürmer Manuel Seibt (23/5) torgefährlichster Akteur, einer der Lichtblicke. Alternativ auf dieser Position Lucas Selinger (19/3), Kevin Bönisch (28/2). Der Engländer Daniel Olaoye (26/1) mit nigerianischen Wurzeln ist Rechtsaußen, kann aber auch Links oder wie in Auerbach zentrale Spitze. Bewegte Vergangenheit mit Stationen in Griechenland, Schweden, England bis 2020. Hannes Kiesewalter (19), Neuzugang im Winter wie Janz, ist "Allrounder" im Sturm. David Solaja (24) kommt über Links.
Mehrere Spieler stammen aus der Jugend der SG Dynamo Dresden wie Böhm, Seibt, Schmidt, Orosz, Böhnisch, Kiesewalter. 3 aus Tschechien. 22,5 Jahre im Schnitt sind der drittjüngste Kader der Oberliga Nordost Süd. Darunter liegen nur Auerbach und Bischofswerda. Letztes Jahr lag man bei 22,8 mit insgesamt 32 statt 24 Kickern im Team.
Strafbank / Krankenlager / Parteistrafen:
Zlatan Kostal (22) sah in Eutritzsch in der Nachspielzeit "Gelb-Rot" und verpasst somit das Spiel.
Gewinner der Saison:
Julian Janz stand nach dem Weggang aus der U19 des CFC ohne Verein da, hat mit dem Wechsel zum FC Oberlausitz in der Winterpause keinen schlechten Griff gemacht. Ist hier Stammkader. Eventuell ja das Sprungbrett, um zumindest weiter Oberliga zu spielen.
Die Bilanz gegen den FC Oberlausitz Neugersdorf:
5-mal trafen beide aufeinander, 2-mal im Landespokal. 4 Begegnungen konnten wir gewinnen, zuletzt gab es die Pleite in der Aufstiegssaison 2018/2019. 3 Spiele absolvierten wir ohne Gegentreffer.
Das Umfeld:
Einen Vorteil sollte der Abstieg haben, die Reisen werden kürzer. So waren es stattliche 339 km zum SV Westerhausen nach Sachsen-Anhalt oder 254 km zum SV Blau-Weiß Zorbau. Fortan wird man sich in Sachsen bewegen, schon da waren die Fahrten aufgrund der Randlage teilweise erheblich. Ein allerdings nur schwacher Trost, sechstklassig waren die Blau-Weißen zuletzt 2013. Zumal die Derbys gegen Bautzen und Bischofswerda vermutlich beide entfallen.
113 Zuschauer im Schnitt sahen die Spiele diese Saison in der "Sparkassen-Arena Oberlausitz". Die für 4.000 Besucher zugelassen ist. Sollte am Mittwoch mehr als ausreichend sein, den größten Zuspruch gab es in diesem Jahr gegen Bautzen mit 241. Den FC Grimma sahen als Minusrekord nur deren 55. Für das Halbfinale sollte man mit rund 200 – 250 einheimischen Fußballfreunden rechnen. Zaungäste aus dem Umfeld des Vereins der Landeshauptstadt wie 2014 nicht eingerechnet.
Hauptsponsor ist ein in Neugersdorf ansässiges mittelständiges Unternehmen des Maschinenbaus. Dazu kommen 3 Premium-Sponsoren, Classic-Sponsoren und Basic-Sponsoren in der Struktur der Förderer und Partner. Alles in allem ist man da also nicht so schlecht aufgestellt und sollte die Rückkehr in die Oberliga mit Wiederaufstieg anpeilen können. 296 Mitglieder zählt man derzeit, Sprecher des Vorstands ist Lothar Berndt (69).