Schwieriger Auswärtsauftakt bei einem Sieger vom 1. Spieltag …
von Timo Görner
… der zudem mit neuem Trainer in die Spielzeit ging. Hertha BSC II kam durchaus überraschend bei Vizemeister Greifswald zu einem 1:0-Auswärtserfolg und geht mit viel Selbstvertrauen in den Heimauftakt.
Die letzte Saison:
War eine schwierige, gekennzeichnet durch Fluktuation in den Aufstellungen und latente Gefahr in die Oberliga zu gehen durch die unsichere Anzahl an Absteigern. Letztendlich konnte man den Klassenverbleib vorzeitig sichern, grundlegendes Ziel auch in der abgelaufenen Spielzeit. Somit blieb Hertha BSC II "Inventar der Regionalliga Nordost". Rang 14 war allerdings die schlechteste Platzierung seit 2013 nach mehreren einstelligen Jahren und dem 4. in der CFC-Aufstiegssaison 2018/2019. Und auch wenn das Abschneiden an sich, sofern in der Liga bleibend, nicht das primäre der U23 ist, es führte diesmal zum Trainerwechsel. Der Schwachpunkt die Defensive als Gastmannschaft.
Dabei der Start famos mit 4 Siegen. Am Ende wichtig. Auf Reisen wurden die Derbys bei Altglienicke (6:2), BAK (1:0) gewonnen. Zu Hause hielten sich die Herthaner gegen die Sachsen von Chemie (3:0) und Zwickau (4:3) schadlos. Das Niveau wurde so nicht gehalten. Aus 12 weiteren Partien bis zur Winterpause wurden lediglich 8 Zähler hinzugefügt. Auf die 4 Dreier folgten 10 sieglose Begegnungen mit nur 2 Punkten bei Lok (3:3) und in Meuselwitz (1:1). Dafür hagelte es Pleiten beim CFC, in Luckenwalde, den Heimspielen gegen den BFC (1:2), Viktoria (0:1). Den Absturz in die Abstiegszone verhinderte das 2:0 in Erfurt wie 1:0 im "Krisengipfel" gegen die II. des FC Hansa (1:0).
Der Start 2024 durchwachsen, "Pflichtsieg" gegen Absteiger BAK (3:1) – aber danach wieder Wochen ohne Sieg in 7 Anläufen. Deutlich die Schlappen in Zwickau (1:4), Cottbus (0:3). Dazu kam die ärgerliche Heimpleite im Abstiegskampf gegen Eilenburg (2:3). Das 2:1 in Babelsberg kam dann wieder zur richtigen Zeit, turbulent mit 2 Toren in der Nachspielzeit. Über Wasser sollten letztendlich die Dreier gegen Luckenwalde und Erfurt (1:0) halten. Gegen den CFC gab es ein Debakel, das 3:1 beim FC Hansa II sollte der "Big-Point" werden. Zum Abschluss feierte Cottbus in Berlin den Aufstieg.
Im eigenen Stadion die Ausbeute unbefriedigend, als 15. bei 21 Zähler aus 6 Siegen und 8 Niederlagen. Die Offensive mager, weniger als 20 erzielten nur der BAK und Eilenburg. In 5 Heimspielen gelang kein Treffer. Auf Reisen bereitete die Abwehr Sorgen. Mehr als 40 Tore kassierte niemand. In 9 Gastspielen musste der Keeper mindestens 3-mal hinter sich greifen.
Delegierungen für diese Saison:
Je 11 gingen und kamen neu. Für eine U23 fast schon ein "nur kleinerer Umbruch". Im Vorjahr war die Formel 16/13, zuvor 19/14. Dazu entschied man sich für einen Wechsel beim Trainer.
Innenverteidiger Marlon Morgenstern (23/2) verließ die U23 zum 2. Mal nach 2022. Erst September 2023 zurückgekehrt. Nebenmann Joel Da Silva Kiala (20/2) zog es in die Südwest-Staffel zur II. von Eintracht Frankfurt/M. Im Mittelfeld wechselte in der zentralen Offensive Tony Rölke (21/SC Cambuur Leeuwarden) in die zweite Liga der Niederlande. Gleiche Position Maurice Covic (26/Babelsberg), der Kapitän ging nach 10 Jahren – 7 Vorlagen. Dritter Abgang auf der Position Mustafa Abdullatif (20/Hannover 96 II), der Deutsch-Syrer schaffte den Aufstieg. Empfehlung: 6 Tore. Im Angriff packte Rechtsaußen Nader Jindaoui (27) nach 2 Jahren seine Sachen, nichts mit dem Profivertrag. Reichte zu 2 Kurzeinsätzen in der Ersten, für die U23 8 Tore und Vorlagen in 46 Einsätzen. Gerüchte munkeln von einem Wechsel nach Rostock.
Der Rest spielte keine wichtige Rolle. Mit Jindaoui, Abdullatif, Covic ging offensiv Substanz. Mit Morgenstern und Da Silva Kiala in der Defensive.
Nur 3 der 14 Neuen kamen von außen. 10 wurden aus der eigenen U19 befördert.
Neu für das Tor Dennis Smarsch (25/Duisburg) und Laurenz Pohlmann (17/U19). Smarsch beim Drittligaabsteiger nur mit 1 Einsatz im Pokal, stammt aus dem Hertha-Nachwuchs. 2020 der Wechsel zum FC St. Pauli. Dort 8 Einsätze in der 2. Bundesliga.
Als Innenverteidiger stießen Léonard Palma (18/U19) und Jaime Sherwood (18/U19) zum Team. Palma mit italienischen, Sherwood englischen Wurzeln. Palma bei Zehlendorf "groß geworden". Eliyas Strasner (19/U19) und Noah Kardam (19/U19) verteidigen Links. Kardam zuvor bei TeBe, BAK, FC Viktoria. Rechtsverteidiger Janne Berner (19) kam aus der U19 von Erstligist Heidenheim. Dort Eckpfeiler mit 26 Einsätzen, 9 Toren und 4 Vorlagen in der Bundesliga Südwest.
Im defensiven Mittelfeld ist Boris Lum (19/U19) zu Hause. Dazu kommt der Litauer Lukas Michelbrink (19), Allrounder in der Zentrale und immerhin 7-facher U19-Auswahlspieler der Balten.
Im Angriff gab es 5 Neue. Mittelstürmer Luca Wollschläger (21/Rostock) war "Leihgabe", kehrte zurück. Kam von Januar 2024 bis Ende der Saison bei der II. auf 14 Spiele und 3 Treffer. Auf dem linken Flügel sollen der Deutsch-Kameruner Jelani Ndi (19/U19), Luis Trus (19/U19) wirbeln. Dazu wurde der Türke Ensar Aksakal (22) aus dem Kader der Profis berufen. Vergangene Spielzeit ausgeliehen an den türkischen Erstligisten Göztepe, dort nur 2 Einsätze. 1-mal Stammelf. Pepe Pereira Mendes (19/U19) agiert Rechtsaußen.
Mit Berner und Michelbrink kamen zwei interessante Spieler, vielversprechende Talente. Nicht zu vergessen ein schon erfahrener Keeper Smarsch. Das Durchschnittsalter der 11 Akteure beträgt 19 Jahre. Das der Abgänge hingegen 24,1. Das Team wurde damit noch mal deutlich verjüngt.
Die sportliche Leitung:
Als Nachfolger von Stephan Schmidt übernahm der Bosnier Rejhan Hasanovic (32), zuvor Coach der U17. Als Spieler ausschließlich in unteren Ligen Berlin unterwegs, u. a. beim BFC Dynamo II. Letzter Club der SV Bosna Berlin im Stadtteil Pankow. 2014 der Beginn der Trainerlaufbahn in der Jugend der Dynamos. 2018 dann der Wechsel in die Jugendabteilung des BSC.
Als Co-Trainer unterstützt der Serbe Admir Hamzagic (38), zuletzt in gleicher Funktion der Ersten Mannschaft. Gleiche Aufgabe für Ex-Kapitän Tony Fuchs (34), der nach der letzten Saison seine Töppen an den Nagel hängte. Alfred Bär (46) fungiert weiter als Teammanager.
Die aktuelle Saison bislang:
Konterkarierte erfreulicherweise für die Verantwortlichen die letzte Saison als schwächste Auswärts-Defensive. Ausgerechnet beim offensiv stark besetzten, im Vorjahr so agierenden Greifswalder FC wurde 1:0 gewonnen, also ohne Gegentor. Saisonübergreifend wurden 3 der letzten 4 Spiele gewonnen.
Die erste Halbzeit bereits ausgeglichen. Kurz nach der Pause wurde ein Elfmeter vergeben, dann wenige Minuten später das "Goldene Tor" markiert. Es folgte ein offener Schlagabtausch, in der die Führung gut verteidigt wurde. Durchaus verdienter Sieg. Nach dem Duell mit dem CFC geht es zum VFC Plauen, womit der nach Viktoria auch im zweiten Heimspiel eine Berliner Mannschaft empfängt. Zweiter Gast dann Erfurt.
Das Spieler-Kollektiv:
Auch in dieser Saison wird es Einsätze von nominellen Profikadern geben bzw. von Akteuren, die in der Zweitliga-Mannschaft als "Anschlusskader" oder "Perspektivspieler" gelten wie Keeper Tim Goller (19), in Greifswald im Tor. Bislang noch ohne Einsätze in der Ersten. Damit sahen die beiden Neuen sowie Maximilian Mohwinkel (20) das Spiel von außen.
Die Abwehr wird wohl als Viererkette auftreten. In Greifswald hieß die Formation Sebastian Weiland (19) - Peter Matiebel (19) - Jaime Sherwood (19) - Eliyas Strasner (19). Ein enorm junger Abwehrverbund also, der seine Sache aber sehr gut machte.
Zwei "6er" wurden vor die Abwehr postiert mit Boris Lum (19) und Lukas Michelbrink (19). Alternativen wären noch Selim Telib (19), Mesut Kesik (21), Safa Yildirim (20). Den Angriff sollten 3 offensiv ausgerichtete unterstützen. Rechts begann Pepe Pereira Mendes (19), eigentlich gelernter Rechtsaußen. Zentral hinter der einzigen Spitze durfte der Kosovare Dion Ajvazi (20) beginnen, ehemals U19-Auswahl seines Landes. Eine Option hier noch Routinier Änis Ben-Hatira (34). Die linke Außenbahn besetzte Ensar Aksakal (22).
Im Sturm setzten die Trainer auf 1 Spitze mit Oliver Rölke (19), dem auch das Tor zum Auswärtssieg gelang und der sich vom vergebenen Elfmeter nicht beirren ließ. Erhielt für diese Spielzeit einen Profivertrag, dürfte aber primär in der U23 zum Einsatz kommen. Gleiche Position hat Rückkehrer Luca Wollschläger (21).Neben den Neuen steht auf Rechtsaußen noch Dominik Schickersinsky (21) bereit.
In Greifswald standen 4 der Neuen in der Stammelf mit Sherwood, Strasner, Lum, Michelbrink. Später kamen noch Wollschläger, Aksakal zum Einsatz.
Krankenlager / Strafbank:
Aktuell sind keine Ausfälle bekannt.
Prognose:
Herthas U23 sollte das Ziel Klassenerhalt wieder erreichen, vorzeitig. Denkbar, dass man auch die Platzierung um einige Ränge verbessert.
Bilanz gegen unseren Gegner:
20 Duelle gab es bislang, Hertha BSC II liegt nur noch knapp vorn mit 9 Siegen gegen 8 auf unserer Seite bei 32:30 Toren.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Die U23 bleibt weiter Flagschiff der Nachwuchsabteilung der Nr. 2 der Stadt. Ein Abstieg in die Oberliga war nicht akzeptabel, die Regionalliga Nordost gilt mit der guten Besetzung seit Jahren und jetzt erst recht als optimale Spielklasse, um Kader aus der U19 schrittweise in den Herrenbereich zu integrieren. Der Trainerwechsel war Reaktion auf eine eher unbefriedigende Entwicklung nach dem starken Start in die Saison. Auch ansonsten gab es Bewegung auf der Leitungsebene im Nachwuchsleistungszentrum. Ante Covic (48), noch gut bekannt als langjähriger Coach der U23, übernahm die U17 von Rejhan Hasanovic, der wiederum nun unseren Gegner vom Sonntag betreut. Der wiederum vor 2 Jahren Stephan Schmidt abgelöst hatte – rückte zur U23 auf. Für die U19 ist nunmehr Michael Hartmann (50) verantwortlich, zuvor gleiche Aufgabe beim FC Bayern München. Nachfolger von Oliver Reiß (41), dessen neues Team: Manchester United U18. Zu guter Letzt kam noch Dirk Kunert (56) ins Spiel, zuletzt ja ohne neuen Vertrag beim BFC Dynamo. Er fungiert als Übergangstrainer von U17 bis zu den Profis.
Im Vorjahr mussten die Herthaner in den "Friedrich-Ludwig-Jahn"-Sportpark ausweichen, da das eigene Amateurstadion zu den Füßen des Olympiastadions im Frühjahr 2024 wegen Modernisierungsarbeiten zur Nutzung als Trainingsstätte der Österreicher zur EM nicht zur Verfügung stand. So trat damals auch der CFC in der Spielstätte an, wo schon einige Europapokal-Schlachten des BFC Dynamo geschlagen wurden. Im Schnitt kamen 1.496 zahlende Besucher zu den Heimspielen an beiden Orten. Alles in allem recht ordentlich für eine U23. 6 Teams hatten deutlich weniger Zuspruch wie die Lokalrivalen BAK, FC Viktoria und Altglienicke. Mit denen man sich das Stadion teilen musste. Allerdings auch noch mal nach oben verbessert zum Abschluss gegen Energie Cottbus. Von den 10.490 Fußballfreunden kamen ca. 9.000 aus Cottbus. In 7 weiteren Begegnungen wurden mehr als 1.000 begrüßt. Vorn hier die BSG Chemie bei 1.786. Für den CFC interessierten sich hingegen nur deren 467.