Pokalauftakt mit dem Willen zum Befreiungsschlag aus der aktuellen Krise …
von Timo Görner
… beim gut gestarteten Aufsteiger in die Landesklasse. Ein durchaus schwerer Gang für die himmelblaue Truppe.
Die letzten Jahre unseres Gegners:
2003/2004 spielt der BSV 53 noch in der 1. Kreisklasse, die 10. Liga im hiesigen Vereinsfußball. Zum damaligen Zeitpunkt war der heutige Vogtlandkreis noch aufgesplittet in mehrere kleinere Landkreise mit Auerbach (AE), Reichenbach (RC), der Stadt Plauen (PL) und das Obere Vogtland (OVL) – dazu gehören Kommunen wie Klingenthal, Oelsnitz, Schöneck. Somit gab es auch keine einheitliche Struktur im Vereinsfußball. 2008 kam die Gebietsreform im Freistaat, die 4 Kreise wurden zum heutigen Vogtlandkreis (V) zusammengelegt mit Plauen als einer Art Hauptstadt. Bis 2009/2010 war auch der Vereinsfußball in der Ligastruktur gesplittet. Ab 2010/2011 gab es dann die Kreisoberliga als Unterbau der Landesklasse, wie bei der Vogtlandklasse als regional einheitliche Spielklasse.
2004/2005 gelang der Sprung in die Kreisliga B und schon im Jahr darauf der Durchmarsch in die Kreisoberliga als Meister. Dort etablierte man sich umgehend an der Spitze und konnte 2010 den dritten Aufstieg innerhalb von 5 Jahren feiern. Man war angekommen in der Bezirksklasse Chemnitz. Musste diese aber als 13. gleich wieder verlassen. Zurück in der Kreisoberliga Vogtland spielte man zunächst mehrere Jahre in den unteren Regionen, schaffte aber immer den Klassenerhalt. Verbesserte sich wieder und sprang 2018 wieder hoch auf Rang 2. Wurde am Ende Zweiter in einem spannenden Dreikampf mit dem FSV Treuen und dem SC Syrau, der in der aktuellen Spielzeit nunmehr ein Kontrahent in der 7. Liga ist. Erst am letzten Spieltag fiel die Entscheidung in einem Fernduell der 3 Mannschaften. Alle gewannen und somit blieb es bei den Tabellenplätzen.
Das Ziel Aufstieg war in diesen Jahren nicht unbedingt das große Ziel, man hätte sich aber schon damals nicht gewehrt. 2019/2020 entfernte man sich erstmal davon. 1 Jahr danach ein gewisser Einbruch mit dem Fall auf Platz 11. Zumindest aber ohne Abstiegssorgen. Die 3 Spielzeiten danach waren auch im Vogtlandfußball von Corona gezeichnet. Februar 2020 der erste Einschlag, wurde abgebrochen und die Quotientenregelung ließ die Rand-Zwickauer weiter oben auf 4 einkommen. Die folgende Ägide ließ dann nur 8 Spiele zu, bevor im November 2020 der Vorgang erneut fiel, der BSV 5. Ganz anders verlief dann nun 2021/2022. Einer normalen Herbstrunde folgte eine Auf – und Abstiegsrunde, welche die Irfersgrüner als Teilnehmer der "oberen Hälfte" sah. Aber ohne echte Perspektive für ganz oben mit Platz 4 wie auch 5 vor der letztjährigen grandiosen Serie zum Aufstieg.
Damit ging es erstmals hoch in die 7. Liga und mit Spielen bei und gegen Vereine außerhalb des Vogtlandkreises. Mit Derbys wie gegen den nur wenige km entfernten VfB Auerbach II, den Partien gegen den SV Merkur 06 Oelsnitz aus dem Oberen Vogtland wie den SC Syrau aus der Plauener Ecke. Dazu vollkommen neue Gegner, aus Chemnitz mit Rapid oder der Dresdner Region mit Motor Wilsdruff bei längerer Anreise von 110 km. Einer Herausforderung, der man sich aber gerne stellt.
Das letzte Spieljahr unseres Gegners:
Endete mit dem großen Wurf, der Meisterschaft in der Vogtlandliga und damit Aufstieg in die Landesklasse. Hierzulande wie bekannt die siebte Etage des Vereinsfußballs unterhalb der Landesliga. Das mit dem enormen Vorsprung von 13 Punkten auf den Vizemeister vom VfB Schöneck 1912, der damit zum zweiten Mal in Folge den angestrebten Sprung in die Landesklasse verpasste. Im Vorjahr war es der SC Syrau, welcher den Gelb-Schwarzen den Aufstieg verhagelte. Im gesamten Verlauf der Saison wurde nur 1 Niederlage kassiert, am 3. Spieltag eben beim VfB mit 2:4 "auf dem Dach des Vogtlands". Danach drehten die Irfersgrüner so richtig auf. Beherrschten Gegner und Vogtlandliga in zuvor nie gekannter Dominanz. Gewannen von weiteren 23 Begegnungen deren 20 und mussten nur 3-mal die Punkte mit ihrem Gegner teilen, fielen 75:13 Tore.
Der Kurs ging klar Richtung Platz 1. 16 Punktspiele in Folge wurden danach siegreich gestaltet. Zu Hause wurden mehrere Gegner deklassiert, allen voran die SG Jößnitz (7:1). Daneben auch Concordia Plauen (5:0), die SG Rotschau und SV 1903 Kottengrün (4:0). Auswärts gab es torreiche Siege noch mal bei den Kottengrünern (5:0) und der SGJ (4:1). Die Serie endete erst in Rodewisch, als man aber auch Steher-Qualitäten und Moral bewies. 13 Minuten vor dem Ende führte der 1. FCR mit 3:1 im Beisein des Autors. Feierte schon den großen Sieg, kassierte den Anschlusstreffer zum 3:2 und in der Nachspielzeit kam der BSV noch zum 3:3. 2 Spieltage später noch mal ein kleiner Patzer beim FC Werda zu Füßen der Talsperre beim 2:2. Mit dem 3:0 in der viertletzten Runde gegen den BC Erlbach machte man alles klar. Durch den Aufstiegsverzicht einer anderer Mannschaft entfiel auch die Relegation für die 7. Liga.
Auf dem eigenem Platz blieb man ungeschlagen, gewann 12 der 13 Partien und bot bei 44:4 Toren ein echtes Abwehrbollwerk. Auch auf Reisen konnte niemand dem BSV das Wasser reichen. Einzig offensiv konnte der VfB Schöneck mit 41 gegen 39 Treffer einen kleinen, aber letztendlich wertlosen Vorteil erspielen. Im Vogtlandpokal kam es am 18.05.2024 zum Showdown mit dem Vizemeister aus dem oberen Vogtland. Der BSV entschied es mit 1:0 für sich und dies vor allem mit einer starken Abwehrleistung. Damit wurde der Pokal-Hattrick des VfB verhindert. Dabei hing die Endspielteilnahme am seidenen Faden, erst im Elfmeterschießen gewann man mit 6:5 bei Ligarivale FC Werda.
Die sportliche Leitung:
Trainer der Ersten Mannschaft ist Thomas Pfefferkorn (59), das bereits seit 2016. Aus Zwickau stammend, bereits zuvor erfolgreich tätig bei Motor Zwickau Süd. Mit besten Kontakten in die Stadt an der Mulde, was einen deutlichen Einfluss auf den Kader und auch in der Vereinsführung hat. Im Vorjahr führte er den BSV zum Double mit Meisterschaft in der Landesklasse und dem Gewinn des Vogtlandpokals.
Das Kollektiv:
Den CFC erwartet eine spielstarke und junge Mannschaft, die in der jüngeren Vergangenheit immer bis zum Ende fit und wach wirkte und so manche Punkte einfahren konnte. Die auch mit deutlich größerem Selbstbewusstsein bei mittlerweile 26 Punktspielen ohne Niederlage in Folge am Samstag auflaufen dürfte als die himmelblaue Mannschaft, die seit 4 Spielen nicht mal einen Punkt holen konnte. Ein veritabler Teil stammt aus Zwickau, dortigen Ersten Mannschaften oder Nachwuchsteams aus der Schwäne-Stadt.
Das Tor hütet normal Edgar Oeser (20), in der Abwehr setzte der Cheftrainer in den ersten 3 Spielen vor allem auf den erfahrenen Martin Seltmann (31), kam vom FC Sachsen 90 Werdau aus der Kreisoberliga Zwickauer. Hat eine bemerkenswerte Vita aufzuweisen. Stationen zuvor u. a. der FC Sachsen Leipzig für 6 Monate in 2014 und Vereine in Bayern mit der FT Starnberg 09 und der III. des TSV 1860 München. Stammkräfte im Mittelfeld sind Tobias Günther (25), Robert Höfner (27), Marcel Günther (23) und Tom Schneider (31). Er einer im Team mit Zwickauer Vergangenheit, kam 2016 mit dem Trainer und stammt aus der Jugend des VfB Auerbach. Im Angriff ist Franz Reiher (22) zu nennen und natürlich der "Knipser" der Vogtlandliga 2023/2024 namens David Landmesser (33). Bis 2018 beim aktuellen Landesligisten Reichenbacher FC aktiv ging es 2018 zum SV Fronberg Schreiersgrün in die Vogtlandliga. Nach dessen Abstieg ging es zum BSV, dort mit überragenden 33 Toren. Aktuell aber noch ohne Torerfolg.
Wie die Aufstellung am Samstag dann letztendlich aussieht, bleibt dennoch teilweise schwer einzuschätzen. Dem himmelblauen Fanpage-Leser werden die Namen nichts sagen, schließlich liegen 3 Ligen zwischen beiden Teams. Auf den CFC wartet aber ein hochmotivierter Gegner, mit breiter Brust.
Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
-
Die aktuelle Saison:
Wer die Kreisoberliga derart souverän als Meister beendet, der ist auch in der Landesklasse nicht unbedingt als "Fallobst" zu erwarten. Genau dies stellen die Vogtländer derzeit unter Beweis. Belegen nach 3 Spieltagen einen sehr ordentlichen 3. Platz und sind auch ungeschlagen. 2 der 3 Duelle wurden dabei gewonnen und wuchern vor allem mit einer stabilen Defensive bei erst 2 Gegentreffern. Generell scheinen dem BSV 53 dabei – aufgepasst – Chemnitzer Mannschaften zu liegen. Zum Auftakt gastierte Landesliga-Absteiger BSC Rapid Kappel beim BSV. Das 0:1 zur Halbzeit wurde gut weggesteckt, bis Minute 66 gedreht und in der Nachspielzeit alles klar gemacht. Auch in Thalheim bewies man gute Kondition, kam in Min. 89 zum 2:1- Siegtreffer. Der VfB Annaberg 09 aus dem Erzgebirgskreis konnte sich dann ein 0:0 an der Hartmannsgrüner Str. erkämpfen.
Das Thema Chemnitz wurde ja angesprochen, das Duell mit dem CFC erspielte sich der Landesklasse-Aufsteiger mit einem 4:2 auf dem Platz am Harthweg in Schönau beim VTB aus der Kreisliga A und damit 2 Ligen tiefer. Und auch hier wurde spät noch mal zugeschlagen, das 2:3 in Minute 88 mit dem 4:2 nach 90+3 beantwortet. Die letzte Niederlage im Punktspielbetrieb datiert mittlerweile vom 27.08.2023 mit einem 2:4 in Schöneck gegen Vizemeister VfB.
Der CFC muss sich also darauf einstellen, die Entscheidung möglichst vor der Schlussphase zu erreichen.
Die Bilanz gegen den BSV 53 Irfersgrün:
-
Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:
Für den BSV 53 Irfersgrün ist die Teilnahme in einer Spielklasse außerhalb des Vogtlandkreises eine echte Herausforderung. Die Kalamität in den letzten Jahren ist den regionalen Fußballfreunden gut bekannt, schon mehrmals verzichteten designierte Aufsteiger aus der Vogtlandliga auf die Landesklasse oder auch anderswo Mannschaften auf das Startrecht in der Oberliga. Deutlich höhere Reisekosten und die Zweifel an der sportlichen Konkurrenzfähigkeit waren die Hauptgründe. In Irfersgrün war dies zumindest offiziell nie zu hören. So folgte man dem SC Syrau in die Landesklasse West. Damit spielen dort in 2024/2025 insgesamt 4 Vereine aus dem Vogtland mit dem VfB Auerbach II, Syrau, SV Merkur 06 Oelsnitz und eben dem BSV.
Heimstätte der Nordost-Vogtländer ist der Platz an der Hartmannsgrüner Str. Hier wurde alles versucht, um das "Spiel des Jahres" austragen zu können. Alternativen waren zunächst die Arena in Zwickau-Eckersbach und die "Arena zur Vogtlandweide" des VfB Auerbach. Letztendlich konnten die Auflagen des Verbandes und der Sicherheitsorgane erfüllt werden. Somit tritt der CFC erstmals dort an. Im letzten Heimspiel der Liga sahen 125 Besucher den Auftritt des VfB Annaberg 09. Gegen den BSC Rapid Kappel waren es 173. Am Wochenende gegen den CFC sollte man mit insgesamt gut 500 bis 600 Fußballfreunden rechnen. Hauptsponsor des BSV ist die "ESGO Entsorgung und Stadtbeleuchtung GmbH Oelsnitz". Daneben engagieren sich u. a. eine bekannte Zwickauer Brauerei und ein im Vogtland aktiver Getränkehandel für den Club. Ausrüster ist ein Sportartikelhändler aus Auerbach, ein Begriff durch den langjährigen starken Mann beim VfB.