Schwung aus dem Pokal mitnehmen zum Befreiungsschlag gegen …
von Timo Görner
… die BSG Chemie, mit der wir zuletzt aber so unsere Probleme in der Liga hatten. Die Leipziger werden alles daransetzen, die kleine Negativserie um Punkte mit 2 Niederlagen zu stoppen.
Die letzte Saison:
Endete auf Rang 8 nach Platz 7 im Jahr davor und 9 in 2021/2022. Keine klare Tendenz also, die Leipziger ein wenig die Mittelfeld-Mannschaft der Liga ohne größere Chancen nach oben. Aber auch in der Regel nicht im Abstiegskampf. Insgesamt fehlte einfach die Konstanz, um den Spitzenteams an der Spitze so richtig Sorgen zu bereiten. Defensiv waren die Grün-Weißen stabil, nach vorn ging aber letztendlich oftmals zu wenig.
Zur Winterpause auf Rang 11 mit 20 Punkten aus 15 Begegnungen. Das Problem war die Diskrepanz zwischen Heim und Auswärts. Im eigenen Revier zeigte sich die Mannschaft stark, musste nur 1 Niederlage beklagen beim 0:3 gegen Aufstiegsaspirant Altglienicke. Dagegen standen 4 Siege ohne Gegentreffer, u.a. gegen uns im "typischen 0:0-Spiel". Reichte ein Tor wie gegen Eilenburg, Viktoria. Auch der offensiv starke GFC biss sich an der BSG-Defensive beim 0:0 seine Zähne aus. Dagegen klemmte auf Reisen die Säge, gelang nur der Dreier in Meuselwitz (4:2). Die ärgerlichste Pflichtspiel-Pleite auf Reisen aber das 1:2 in Plauen beim Oberligisten im Pokal-Achtelfinale.
In den 19 Spielen der Frühjahrsrunde 2024 kamen sehr gute 30 Zähler hinzu, mit echten Highlights und starker Phase Mitte der Rückrunde bei 5 Spielen ohne Niederlage, in denen 4-mal gewonnen wurde. Hertha BSC II ebenso mit 3:0 demontiert wie der spätere Aufsteiger Cottbus. Dazu das 3:1 in Eilenburg. Generell steigerten sich die Messestädter auswärts. Konnten neben Eilenburg beim BAK (1:0), Hansa II (3:2) gewinnen. Wichtig, um sich weiter ein Polster nach unten zu bewahren. Den allerwichtigsten Dreier auf Reisen von 5 2024 feierten Trainer, Mannschaft und Fans aber in Probstheida am 05.05.2024 beim souveränen 2:0-Sieg.
Chemie mit 40:40 Toren, 16 erzielten mehr. Das eher Tabellenkeller. Dafür stimmte die Abwehrarbeit, kassierten nur 4 weniger. Insgesamt keine Saison zum Hadern und Grübeln, wenn es einen Grund gab: das frühe Aus im Pokal.
Delegierungen für diese Saison:
Es gab einen "mittleren Umbruch" mit 9 Ab – und 8 Neuzugängen.
Manndecker Philipp Harant (25/FSV Schöningen) wechselte in die Oberliga Niedersachsen. Nebenmann Philipp Wendt (27/Jena) blieb in der Liga. Marcel Hilßner (29/FC Verden 04) im offensiven Mittelfeld machte es wie Harant. Lucas Surek (27) im linken Mittelfeld beendete aus gesundheitlichen Gründen seine Laufbahn. Im Sturm verließ Denis Jäpel (26) den Verein, schloss sich dem FC Einheit Bad Berka an - Landesklasse Thüringen.
Der Rest spielte keine oder keine wichtige Rolle. Das gilt für Allorunder Alexander Bury (32/ Knorpelschaden), aber durch großes Verletzungspech. Er hängte nach 8 Jahren in Leutzsch seine Töppen an den Nagel. Absolvierte insgesamt 182 Spiele für die BSG Chemie mit 37 Toren und 17 Vorlagen.
Im Tor blieb alles beim Alten. In der Abwehr kamen als Innenverteidiger Fabian Rüth (27/Rot-Weiß Essen) und Tobias Reithmeir (25/Rot-Weiß Ahlen) aus Nordrhein-Westfalen. Rüth beim Drittligisten nach monatelangem Ausfall wegen Kreuzbandriss und Trainingsrückstand mit 1 Einsatz. Reithmeir war beim Ex-Zweitligisten und aktuellen Oberligisten feste Größe, zeitweise Kapitän. Dritter Manndecker ist Marcel Kohn (29/Hansa Rostock II), im Vorjahr ebenfalls Spielführer.
Im defensiven Mittelfeld zog es Julian Weigel (23/1. FC Lok) vom Erzrivalen Nr. 1 zu den Grün-Weißen. Links ist Henry Koeberer (21/Eimsbütteler TV) zu Hause, spielte zuletzt Oberliga Hamburg. Ausgebildet beim HSV. Der Ghanae Terry Asare (26/Rot-Weiß Koblenz) bedient die rechte Seite.
Für den Sturm kamen zwei Flügelspieler. Stanley Ratifo (29/1.CfR Pforzheim) als Rechtsaußen ist sicher ein Begriff. Steht bei immerhin 22 Länderspielen für Mosambik mit 4 Toren. Nach dem Weggang vom VfB Auerbach 2017 ging es zum 1. FC Köln II und dann nach Pforzheim. Linksaußen Tim Bunge (28/Eilenburg) kam vom Nachbar. Empfahl sich beim FCE mit 7 Treffern, spielt jetzt bei seinem Lieblingsverein.
Die sportliche Leitung:
Kontinuität beim Cheftrainer, Miroslav Jagatic (48) ist seit nunmehr über 5 Jahren für die Erste Mannschaft verantwortlich. Seine Bilanz: 175 Spiele – 72 Siege – 48 Remis – 55 Niederlagen mit 257:208 Toren. Sein Vertrag läuft noch bis Ende 2026/2027. Unter seiner Leitung konnten die Chemiker 4 der 8 Duelle gegen den CFC gewinnen und verloren 2. Als Co-Trainer unterstützt Marcus Wolf (29).
Harald Bellot (63) trainiert die Torhüter, seit 2015. Steffen Ziffert (60) fungiert seit Saisonbeginn als Sportlicher Leiter.
Die aktuelle Saison bislang:
Nach den Abgängen war man trotz der ordentlichen Neuzugänge bescheiden mit den Zielen. Oben anzugreifen, traute man sich selber nicht zu, so dachten auch viele Experten dieser Liga. Insgesamt dürften die Verantwortlichen und zahlreichen Anhänger zumindest nicht unzufrieden sein. Die ersten 4 Spiele liefen überraschend positiv und erfolgreich, zuletzt war etwas Sand im Getriebe.
Die ersten 4 Spiele die Grün-Weißen ungeschlagen, holten 8 Zähler und waren defensiv bei nur 2 Gegentoren gut. Im eigenen Revier wurde gegen Babelsberg ein 1:1 erreicht, der BFC Dynamo in einem "Ost-Klassiker" mit einem Blitzstart nach 2 Minuten besiegt. Überzeugend das 3:1 in Meuselwitz, mit Steigerung in Halbzeit 2 nach dem Rückstand. In Luckenwalde hielt die Abwehr das 0:0, die letzten 30 Minuten in Unterzahl nach einer vollkommen überflüssigen Tätlichkeit, bestraft mit glatt "Rot".
Der erste Dämpfer beim Überraschungsteam Zehlendorf. Wie zuvor Zwickau und danach Babelsberg reiste auch Chemie (0:2) ohne Punkte wieder aus Lichterfelde ab. Glücklos dann das Heimspiel gegen clevere Greifswalder, zweite Niederlage. Somit ordnet sich unser Gast im Niemandsland der Tabelle mit neutralem Saldo von 2-2-2 und 6:6 Toren ein. Am Samstag gab es den lockeren Aufgalopp im Sachsenpokal als Heimspiel gegen den SV Blau-Gelb Mülsen aus der Landesklasse (8:1), der angesichts zu erwartender Auflagen das Heimrecht aufgegeben hatte.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor ist Benjamin Bellot (30) weiter die klare Nr. 1 und auch der Kapitän. Seit 2019 im Verein. Jonas Janke (22) kam immerhin zu 1 Einsatz, beim 3:1 in Meuselwitz, als Bellot aus privaten Gründen fehlte. Lenno Udo Schmidt (20) gilt als die Nr. 3.
In der Abwehr haben sich als Manndecker die Neuzugänge Fabian Rüth (23) und Tobias Reithmeir (25) gut eingefunden und etabliert. Paul Horschig (24) war zunächst auch gesetzt, musste dann wegen "Rot" in Luckenwalde 2-mal gesperrt pausieren und stand dann gegen den GFC nicht im Kader. Manuel Wajer (29) spielt keine wichtige Rolle. Marcel Kohn (29) hat da schon bessere Karten. Chemie spielt mit einer Dreierkette. Somit ist das Angebot an Außenverteidigern überschaubar. Nur Florian Brügmann (33) ist ein solcher, auf Rechts.
Der agiert aber vorzugsweise im rechten Mittelfeld, hier die Stammkraft. Im Vorjahr bei 6 Toren der Vorbereiter. Links hat sich Neuzugang Terry Asare (26) etablieren können, kommt auf 2 Vorlagen. Im defensiven Mittelfeld kämpft Julian Weigel (23) noch um seinen festen Stammplatz. Die Nase vorn hat hier Cemal Kaymaz (26) neben Routinier Dennis Mast (32).
Der Sturm sieht gleich 7 nominelle Akteure. Klare Nr. 1 hier Rechtsaußen Stanley Ratifo (29/4) mit insgesamt bereits 6 Torbeteiligungen. Mit Top-Start bei 3 Treffern in den ersten beiden Begegnungen. Auf seiner Position hat man zudem mit Timo Mauer (27/1) und Janik Mäder (27) zwei ordentliche Alternativen. Gut läuft es, was Einsätze betrifft, für den Ex-Eilenburger Tim Bunge (28) auf dem linken Flügel, noch ohne Treffer. Vor Elias Ndukwe Oke (19). In der zentralen Spitze gibt es nicht zu vergessen Florian Kirstein (29), seit 2017 im Verein und 1 Jahr danach aus der II. zur Ersten Mannschaft befördert. Für Konkurrent Maximilian Jagatic (19) blieben aktuell nur Kurzeinsätze.
Wie der CFC hat auch die BSG nur einen kleinen Kader. Weniger als 23 unterbietet nur der ZFC Meuselwitz mit 21. Mit 25,6 Jahren im Schnitt der älteste der Liga, vor allem durch die "alten Hasen" Brügmann, Bellot, Mast, Kirstein.
Krankenlager / Strafbank:
Terry Asare musste im Pokalspiel bereits nach 21 Minuten raus, Knieverletzung. Möglicherweise damit am Dienstag außen vor.
Prognose:
Mit dem Abstieg wird man nichts zu tun haben. Am Ende kann es für einen einstelligen Platz reichen.
Bilanz gegen unseren Gegner:
Stattliche 54-mal trafen sich beide Vereine schon. 23 Siege stehen auf unserer Habenseite gegen 12 Niederlagen bei 81:59 Toren.
Auf unseren Plätzen liegen wir klar vorn, verloren lediglich 3 der 25 Begegnungen und schickten 15-mal die BSG / den FC Sachsen ohne Punkte nach Hause. Das letzte Gastspiel der Leipziger am 25.02.2024 endete mit einem 1:1, zuvor unterlagen wir im Herbst 2022 0:1. Am Dienstag geht es auch darum, die Negativserie zu beenden. Wir sind seit 4 Spielen ohne Sieg, die Ergebnisse 0:1 – 0:3 – 0:1 und eben 1:1.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
An der Grundkonzeption des Vereins hat sich nichts geändert, man will nicht mit Druck und kurzfristig weiter nach oben. Auch nicht in dieser Saison, schrittweise sollen Umfeld und Infrastruktur weiterwachsen. Auch ist die Umstellung auf einen reinen Profifußball zumindest offiziell kein Thema. Wichtig bleibt, den "Alfred-Kuntz-Sportpark" in Schuss zu halten und als die einzig wahre Heimstätte zu bewahren. Im vergangenen Jahr wurden im Schnitt 4.393 Fußballfreunde zu den Begegnungen im "Leutzscher Holz" begrüßt, damit lag man knapp vor dem Erzfeind aus dem Südosten der Stadt. Ein Anstieg zu den 4.134 aus dem Jahr davor. Die Kapazität der Arena liegt bei 4.999, damit meldete man gegen Lok und Cottbus "ausverkauft". 11-mal kamen mehr als 4.000. Den geringsten Zuspruch verursachte das Gastspiel des FC Eilenburg mit immer noch soliden 3.512. Klar erkennbar, dass sich ein harter Kern von rund 3.300 herausgebildet hat.
Ein Schritt zu mehr Professionalität in der Leitung war die Verpflichtung von Steffen Ziffert als Sportdirektor. Wichtig zur Entlastung von Präsident Frank Kühne und Spielbetriebsleiter Hans Jerk, welche sich diesen Job monatelang geteilt hatten. Lt. dem Chef will man weiter die nächsten Schritte gehen. Neben Kühne besteht der Vorstand aus 4 weiteren Mitgliedern. Gerd Kroll ist der Finanzchef, Dirk Skoruppa kümmert sich vorrangig um die Entwicklung der Infrastruktur. Den Aufsichtsrat leitet Kai Leschier, Ex-DDR-Auswahltrainer Frank Engel ist ebenfalls dort engagiert. Hauptsponsor ist nach wie vor ein Leipziger Unternehmen der Immobilienbranche. Auf dem Trikot prangt das Logo einer Firma im Gastronomie-Gewerbe.
