Nächster Anlauf um den Trend zu stoppen …
von Timo Görner
… beim BFC Dynamo, der sich seinerseits nach zuletzt 2 Siegen deutlich stabilisieren konnte. Hoffnung gibt vielleicht der Sieg aus der Vorsaison dort, als der CFC auch eher als Außenseiter in die Hauptstadt reiste.
Die letzte Saison:
Endete enttäuschend, monatelang spielte der BFC um Platz 1 mit. Ab Mitte der Frühjahrsrunde geriet man dann ins Schlingern. Zum Schluss ging sogar der Bronze-Platz an Viktoria verloren, waren es 10 Punkte auf Aufsteiger Cottbus. In der entscheidenden Phase der Saison stolperten die Weinrot-Weißen mehrmals. Konnten letztendlich vor allem die Spiele gegen die direkten Mitkonkurrenten nicht erfolgreich gestalten. Eine Folge der erneute Trainerwechsel, Dirk Kunerts Vertrag wurde nicht verlängert.
Wechselhaft der Start, dem 3:0 gegen Drittligaabsteiger Zwickau folgte das 1:3 in doppelter Unterzahl bei der VSG. Bis zur Winterpause rechtfertigten die Hauptstädter ihre Mitfavoritenrolle und setzten sich oben an der Tabellenspitze fest. Wenn es auch nicht für Platz 1 reichte. Nur 1-mal noch wurde verloren, in Erfurt im Klassiker (1:3). Daneben erwies man sich aber in den Spielen gegen Luckenwalde (4:0), Babelsberg (3:0), im Hinspiel bei uns als Spitzenmannschaft. Vor allem das 1:0 in Cottbus wertvoll. Auf Reisen der BFC besser als zu Hause. Dort gingen Punkte gegen Meuselwitz (1:1), Rostock II (0:0), Viktoria (3:3) verloren. Dafür schaffte man ein 0:0 in Greifswald, blieb dran am GFC.
Auf Neuzugänge wurde in der Winterpause verzichtet. Bis Spieltag 26 sah es vielversprechend aus. Die Dynamos ungeschlagen, konnten 5 von 8 Partien gewinnen. In Jena ging man 3-mal in Führung. Konnte die letzte verteidigen. Überlegen geführt das Heimspiel gegen Lok (4:0). Am GFC biss man sich die Zähne aus, verpasste den Sieg zur Wende in der Tabelle. Ärgerlich zudem das 2:2 gegen Kellerkind Eilenburg. Ausgerechnet gegen den CFC begann der Negativtrend, hakte es auswärts. Niederlagen bei Viktoria (1:3), überraschend in Rostock (2:3), Luckenwalde (0:2) folgten. Dazu kam die Heimpleite gegen Cottbus (0:2), da war aber sowieso schon betreffs Platz 1 alles verloren.
Die Bilanz eingedenk des CFC-Spiels: 10 Spiele – 3 Siege – 2 Remis – 5 Niederlagen, Mittelmaß. Deutlich unter Ansprüchen und Möglichkeiten. Das große Ziel damit verpasst. In der Heimtabelle reichte es nur zu Rang 5 wie auch auswärts. 59:38 Tore insgesamt waren viertbeste Offensive und Defensive. Im Landespokal kam das Aus diesmal bereits im Achtelfinale ausgerechnet bei Liga-Schlusslicht BAK (1:2).
Eine Saison der verpassten Möglichkeiten. So war es nicht überraschend, dass bereits Wochen vor dem letzten Spiel die Entscheidung fiel, sich beim Cheftrainer neu aufzustellen. Ironie der Geschichte, der geschasste Heiner Backhaus stieg unterdessen mit Alemannia Aachen in die 3. Liga auf.
Delegierungen für diese Saison:
Je 9 Ab – und Neuzugänge sprechen für einen “mittleren Umbruch” im Kader. Dazu kam der Wechsel beim Cheftrainer.
Bemerkenswert, wieder ein Verein, der auf dem Torhüterposten nichts veränderte.
Linksverteidiger Felix Meyer (21/Aachen) verließ den BFC nach 3 Jahren. Wagte den Sprung in die 3. Liga. Spielt dort unter Ex-Coach Heiner Backhaus als feste Größe in der Innenverteidigung. Mittelfeld-Allrounder Alexander Siebeck (30/Lok Leipzig) blieb in der Liga, absolvierte 113 Spiele für die Berliner mit 22 Toren. Linksaußen Patrick Sussek (24/Duisburg) ging in die West-Staffel zum Drittligaabsteiger. Der Bosnier Amar Suljic (26/Homburg) auf dem rechten Flügel nach Südwest, schoss 8 Tore.
Das die wichtigsten Abgänge, die anderen spielten keine Rolle oder waren meist keine festen Größen.
Für die Abwehr kam als Manndecker Amiro Amadou (21/Jahn Regensburg II), Stammspieler in der Bayern-Staffel. David Grözinger (25/TSV Steinbach-Haiger) wechselte aus der Südwest-Staffel, von Drittligist SSV Ulm 1846 für ½ Jahr ausgeliehen. Der Österreicher Timo Friedrich (26/Floridsdorfer AC) verteidigt Rechts, spielte in der 2. Liga des Alpenlandes.
Von dort stieß auch der Kroate Kristijan Makovec (28/ Schwarz-Weiß Bregenz) zum BFC, Heimat das zentrale defensive Mittelfeld. Ivan Knezevic (30/Homburg) soll die Offensive beleben, beim Südwest-Regionalligisten nur selten Stammelf. Von 2022 bis 2023 ein paar km weiter südwestlich am Ball. Jules Hasenberg (19/RSV Eintracht 1949) ist in dem Sektor vielseitig verwendbar.
Auch für den Angriff wurden 3 geholt. Der US-Amerikaner Kevin Lankford (25) war ab März 2024 in Offenbach aktiv, zuvor bei Drittligist Viktoria Köln. Beim OFC gut unterwegs als Stammkader mit 2 Toren in 8 Spielen. Der Deutsch-Engländer Henry-Jon Crosthwaite (21/Halle) auf dem linken Flügel war von Darmstadt 98 ausgeliehen, bis Mitte November 2023 feste Größe. Dann neben 2 anderen von Sreto Ristic suspendiert. Mit dem Trainerwechsel zurück. Benedikt Wüstenhagen (19) auf der gleichen Position wurde aus der U19 befördert.
Dazu wie bekannt ein neuer Cheftrainer, der mittlerweile aber den Club aus gesundheitlichen Gründen wieder verlassen hat.
Die sportliche Leitung:
Aktuell hat Nils Weiler (24) das Sagen, Interimsweise. Er übernahm vom Österreicher Andreas Heraf (56). Der wie bekannt aus gesundheitlichen Gründen nur ein kurzes Gastspiel beim BFC gab. Ex-Keeper Carsten Nulle (48) trainiert die Torhüter. Der starke Mann der sportlichen Leitung ist weiterhin Angelo Vier (52), das seit 2 Jahren.
Die aktuelle Saison bislang:
Der BFC nach den letzten beiden Spielen wieder im Aufwind und einer Art "Lauerstellung". Teil des Feldes, was derzeit versucht, den Abstand zum Primus aus Jena möglichst zu halten oder gar zu verringern. Zum derzeit übermächtigen Tabellenführer sind es 7 Punkte und 10 Tore. Also gefühlt 8 Zähler. Eben gegen den FCC ging der Saisonauftakt daneben mit dem 2:3 im eigenen Stadion. Das auszumerzen wurde dann in Babelsberg knapp verpasst, Daniel Frahn traf spät zum Ausgleich. Den kompletten Fehlstart verhinderte das souveräne 4:0 gegen den ZFC. Der Aufbruch zu einer Serie war es nicht. Die Dynamos sieg– und torlos in den Gastspielen bei Chemie (0:1) und "Auswärtsangstgegner" Luckenwalde (0:0). Umso wichtiger, wenn auch nicht unbedingt überzeugend, der 2:0-Heimsieg gegen Aufsteiger Zehlendorf. Deutlich verbessert präsentierten sich der Meister 2022 beim 2:1 in Greifswald am vergangenen Dienstag.
Zehlendorf war das letzte Spiel von Andreas Heraf, der seinen gesundheitlichen Problemen Rechnung tragen musste und nach nur knapp 2 Monaten den BFC wieder verließ. An der Ostseeküste übernahm mal wieder Co-Trainer Nils Weiler die Mannschaft, er dürfte dann bei der Wahl des neuen Chefs wieder auf seinen Posten zurückkehren.
Selbstvertrauen holte man sich zudem wie der CFC im Landespokal. Hier sogar mit einem 16:0 bei Normannia 08 Berlin aus der Kreisliga A, 5 Spielklassen tiefer.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor bleibt Leon Bätge (27) die klare Nr. 1. Paul Hainke (19) durfte 1-mal im Berlin-Pokal ran wie auch Kevin Sommer (34).
In der Abwehr begann Heraf gegen Jena mit Viererkette, wechselte dann auf Dreierkette, um gegen die "kleine Hertha" wieder zurückzukehren. Als Manndecker haben Steffen Eder (27), der Tunesier Karim El Abed (20) die Nase vorn gegen den Deutsch-Iraker David Haider (32). Neuzugang Amiro Amadou (22) wartet auf seinen ersten Einsatz. Links ist Ben Meyer (25) etabliert, dahinter kämpft David Grözinger (25) um mehr Praxis. Rechts hat nach wie vor Kapitän Chris Reher (30/1) das Vertrauen. Seit nunmehr über 6 Jahren beim BFC. Schlechte Karten damit für Timo Friedrich (25). John Liebelt (22) kämpft noch mit Nachwirkungen einer Knie-Verletzung.
Vor der Abwehr setzen die Verantwortlichen weiter vor allem auf McMoordy Hüther (25/1) und Julian Wießmeier (31). Eine weitere Option ist zudem Kristijan Makovec (28). Jules Hasenberg (19) gilt als "Perspektivspieler". Offensiv spielt die Neuverpflichtung Ivan Knezevic (31/1) eine bislang ganz solide Saison mit 3 Torbeteiligungen. Joey Breitfeld (27) ist aktuell keine feste Größe, im Vorjahr noch mit starken 11 Torvorlagen.
Im Sturm bleibt der Aserbaidschaner Rufat Dadashov (32/3) der Eckpfeiler. Gerade seine Ladehemmung in der Frühjahrsrunde 2024 mit nur noch 1 Treffer und die Knieprobleme ab Anfang April warfen den BFC im Titelrennen stark zurück. Gegen Zehlendorf der "Matchwinner" mit je 1 Tor und Vorlage. Tobias Stockinger (24/1) ist dies für den rechten Flügel vor Kevin Lankford (25/1). Henry-Jon Crosthwaite (21/1) für die Gegenseite. Immerhin konnte sich Konkurrent Benedikt Wüstenhagen (18) 24 Minuten Praxis holen und bereitete 1 Tor vor. Vasilios Dedidis (24) als hängende Spitze ist bislang unwichtig, muss sich nach Ausfall in den ersten 3 Wochen wegen Bänderriss in der Fußwurzel wieder ran kämpfen.
25 Akteure im Kader sind Liga-Durchschnitt. Mit 25,4 Jahren im Schnitt stellt der BFC auch diese Saison eines der älteren Aufgebote der Staffel. In der Routiniers wie Reher, Knezevic, Dadashov, Wießmeier maßgeblich den Ton angeben. Eine Mannschaft, mit der man auch diese Spielzeit oben dabei sein sollte.
Krankenlager / Strafbank:
Für Erlind Zogjani (20) ist die Hinrunde bereits beendet, er zog sich in der Vorbereitung einen Kreuzbandriss zu. Kehrt frühestens Januar 2025 wieder zurück.
Prognose:
Der BFC kann oben mitspielen, ein Kandidat für Rang 1 ist er wohl diese Saison nicht unbedingt. Tipp: Platz 4 bis 7.
Bilanz gegen unseren Gegner:
Duell Nr. 69 steht an, einer der Klassiker im Nordosten.
Die Zahlen sprechen nach wie vor deutlich für den BFC, vor allem aufgrund der Kräfteverhältnisse in der nicht mehr existenten DDR. 18 Spiele konnten wir gewinnen, 38 unser Gegner bei 71:124 Toren aus unserer Sicht. Die "Nach-Wende-Bilanz": 16 Spiele – 7 Siege – 3 Remis – 6 Niederlagen.
Im eigenen Stadion liegen wir knapp vorne mit dem Saldo 15-5-14, in der Hauptstadt stehen mickrige 3 volle Erfolge gegen die 24 Niederlagen zu Buche. Das letzte Aufeinandertreffen konnten wir dort aber 3:1 gewinnen.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Das Ziel bleibt die 3. Liga, an der man vor 3 Jahren dicht dran war. Auch wenn es dort enorm schwierig werden würde, angesichts der finanziellen Möglichkeiten. In Berlin selber konzentrieren sich Sponsoren und Zuschauer primär an den Platzhirschen Union und Hertha BSC. Alles was danach kommt, muss sich strecken zu stabilen Grundlagen für den Profifußball. Im Frühjahr waren die Weinrot-Weißen einer von 7, welche an der Lizenzierung zur dritthöchsten Spielklasse teilgenommen hatten. 2022 musste eine Bürgschaft von 900.000 € hinterlegt werden, solide Bedingung des DFB. Problematisch die Stadionfrage, Dynamo will im Sportforum bleiben. Zusagen der Stadt, hier entsprechend zu helfen, schnell vergessen. Stattdessen wurde das Mommsenstadion in Charlottenburg als Trainingsstätte zur EM 2024 aufgemöbelt und damit drittligatauglich gemacht.
In der vergangenen Spielzeit kamen 2.745 im Schnitt. Nah am Liga-Wert von 2.989. Platz 9 in der Zuschauertabelle. Veritabler Anstieg zu den 1.805 davor. Den größten Andrang gab es im brisanten Duell gegen den Aufsteiger Cottbus (4.500). In die Richtung ging auch das Gastspiel des Greifswalder FC (4.000). In beiden Duellen konnte kein Sieg und Tor bejubelt werden. Lok sahen 3.414, den CFC und Chemie etwas mehr als 3.000. Die 4.500 gegen Energie bedeuteten "ausverkauft", das ist die aktuell zugelassene Kapazität. 5.000 braucht es für die 3. Liga, das allein ist aber nicht die einzige Baustelle. 2.000 Sitzplätze stehen zur Verfügung, davon 400 (zu wenig) überdacht. Die 2.000 Sitzplätze an sich wären ausreichend. Mindestanforderung zudem drei Tribünen in U-Form. Hier müsste der BFC nachbessern wie bei der Flutlichtanlage von 1.000 Lux E-Cam.
Mit der neuen Saison nahm der Brustsponsor Abschied. Einen Nachfolger gibt es noch nicht, wirtschaftlich geriet man dadurch aber nicht ins Schlingern. Eine Abhängigkeit von einem Geldgeber wie zu den "unseligen Zeiten der Lipro AG" Anfang der 2000er Jahre gibt es nicht. 4 Unternehmen unterstützen den BFC als Hauptsponsoren. Zwei Unternehmen der Baubranche, im Immobiliensektor und eine Kette von Fitnessstudios engagieren sich seit Jahren. Darunter kommen mehrere "Exlusiv-Partner" und ein Sponsorenpool "Club 1966 Partner" mit kleineren und mittleren Geldgebern. Im "Förderclub Partner" haben ähnlich wie beim CFC auch Privatpersonen die Möglichkeit, ihrem Verein da zu helfen. Chef des Vorstands ist nach wie vor Norbert Uhlig, Karsten Valentin und Sven Radicke komplettieren das Gremium. Der für viele eigentlich starke Mann im Club ist Peter Meyer als Chef des Wirtschaftsbeirats.