CFC vor Herkules-Aufgabe beim Klassenprimus …
von Timo Görner
… der diese Liga derzeit mit großem Abstand anführt, noch ungeschlagen ist und ein echtes Abwehrbollwerk bietet. Für den CFC selbst spricht die ebenso starke Defensive und dass man gegen die starken Teams der Liga bislang durchaus akzeptabel auftrat.
Die letzte Saison:
Verlief ernüchternd mit Licht und Schatten. Platz 1 und der direkte Aufstieg nie Thema. Es gab einen Trainerwechsel, der teilweise eine Trendwende brachte. Auch im Landespokal wurden früh die Segel gestrichen. Nach Rang 4 2022/2023 mit 3 Punkten auf Vizemeister Jena wurde es diesmal der 10. Ergebnis die Neuaufstellung in der sportlichen Leitung. Ein neuer Trainer zum neuen Spieljahr, bereits gegen Ende der Saison verpflichtet und Sportdirektor. Zuvor in Personalunion ausgeübt.
Der Start vielversprechend, 3 Siege in 4 Begegnungen. Zu Hause wurden Mitfavorit Altglienicke und Eilenburg (2:1) bezwungen. Dazu das 3:2 in Jena. In Meuselwitz ein 2:0 verspielt. Ab dem 0:1 gegen Greifswald begann die Talfahrt. Lok 7-mal sieglos. Auswärts 4 Pleiten, 3 ohne Tor. Bei uns (0:1), Luckenwalde (0:2), deaströs 0:5 bei Viktoria wie 1:4 in Babelsberg. 0:3 nach 18 Minuten. Zu Hause rannten die Leipziger gegen den BFC (1:1), Hertha BSC II (3:3) dem Rückstand hinterher. Von Platz 4 auf 13, 14 Zähler auf Rang 1. Ambitionen auf Platz 1 damit nur noch Träumerei.
Bis zur Winterpause eine Stabilisierung. Gegen Erfurt (1:0) endete die Sieglosserie. Wichtig der Heimsieg gegen Eilenburg (2:0). Das 2:2 gegen Cottbus nicht schlecht, wenn man nicht 10 Minuten vor Ende 2:0 geführt hätte. Mit 1:1 in Rostock und Leipzig-Leutzsch gab es eine Serie von 4 Spielen ohne Niederlage. Rückschritt in Zwickau, ein 2:0 wie in Meuselwitz mit Pleite am Ende. Almedin Civa längst umstritten, störten sich viele an der Doppelfunktion wie immer mal wieder merkbaren Dünnhäutigkeit.
17 Punkte für das Frühjahr 2024 kein Ruhekissen. Lok steigerte sich: 25 Zähler. Gut in Eilenburg (4:2), kalte Duschen bei Altglienicke (0:2), Greifswald (0:4) – das Aus für Civa. Bis zum Ende übernahm Tomislav Piplica. Debüt erfolgreich gegen Babelsberg (1:0), auch gegen Meuselwitz (4:1) lief es. Bilanz: 14 Spiele, 6 Siege, 3 Remis, 5 Niederlagen. Gute Stimmung nach den Spielen in Erfurt (1:0), beim BAK (5:0), gegen Jena, Zwickau (2:0). Lange Gesichter zur Klatsche beim BFC (0:4), vor allem aber dem Pokalaus in Bischofswerda (2:3 n.V.) und Auftritt im Derby gegen Chemie.
Lok zu Hause solide, achtbeste Mannschaft mit 7 Siegen und 3 Niederlagen, 24:17 Tore defensiv gut. Das Problem auf Reisen. 10-mal verloren, 4-mal gewonnen. Die Abwehr bei 39 Gegentoren anfällig, mehr nur für Absteiger BAK und Hertha BSC II (40). 48:56 Tore insgesamt zehntbeste Offensive und Defensive.
Delegierungen für diese Saison:
14 gingen, 10 kamen. Ein mittlerer bis etwas größerer Umbruch.
Manndecker Luca Sirch (25/Kaiserlautern) schaffte nach 4 Jahren Lok den Sprung in die 2. Bundesliga. Empfehlung: 13 Tore + 5 Vorlagen. Nebenmann Jan Löhmannsröben (32/Halle) blieb in der Liga wie Julian Weigel (25/Chemie). Rechtsverteidiger Jannis Held (25/Eintracht Trier) jetzt in der Südwest-Staffel. Osman Atilgan (25) auf Linksaußen (25) ging zunächst ohne Ziel, seit Mitte Oktober in Greifswald. Gute 9 Treffer und insgesamt 17 Torbeteiligungen.
Der Rest spielte keine oder keine wichtige Rolle. Erwähnenswert noch, dass unser Ex-Keeper İsa Doğan (25/Istanbulspor) in der 2. türkischen Liga spielt und mit Riccardo Grym (25/Wuppertaler SV) ein weiterer Ex-CFC-Akteur weg ist. Er wurde im Frühjahr 2024 kaum noch eingesetzt, ab Ende März nicht mehr im Kader.
Für das Tor kam Andreas Naumann (31/Eilenburg), 4. Station in Nordost nach Halberstadt, Meuselwitz, Eilenburg, Lok. Die Abwehr vermeldet 3 Innenverteidiger: Laurin von Piechowski (30/FC 08 Homburg), Adrian Kireski (24/TSV Aubstadt), Nikola Aracic (24/TSV Landsberg). Von Piechowski 2017/2018 beim CFC. Danach Rödinghausen, Elversberg, Homburg. Nikola Aracic ist, wie man ahnt, mit Ilja verwandt, der Filius. Ersten Schritte als Fußballer beim FC Augsburg. Für die Mittelfeld-Zentrale lotste man Alexander Siebeck (31/BFC Dynamo) ran, "Heimkehrer". 2009 ging es aus der Jugend zu RBL, danach Engagements in Karlsruhe, Cottbus, Babelsberg. Im Sturm 5 Neue. Stefan Maderer (28/Türkgücü München), Luc Elsner (20) sind Mittelstürmer. Maderer 18 Einsätze in Liga 3 für Bayreuth, FSV Frankfurt/M. Linksaußen Noel Eichinger (23/Regensburg) ist "Leihgabe", 2023 der Wechsel aus Zwickau zum SSV. Zuvor bereits an Greifswald verliehen. Gleiche Position der Südkoreaner Min-gi Kang (23/Hessen Kassel). Pasqual Verkamp (27/Jena) ist hängende Spitze. Um es vorwegzunehmen, im Sturm hat Lok sehr gut verpflichtet.
Die sportliche Leitung:
Jochen Seitz (48) übernahm zu Beginn. Ein Begriff als Ex-Profi mit Stationen u. a. HSV, Stuttgart, Kaiserslautern, Schalke, Hoffenheim. 162 Spiele in der 1. und 73 in der 2. Bundesliga. 2016 das Ende als Aktiver bei Bayern Alzenau. Bereits vor dem Abschied als Spieler U-19 Trainer. 2016 der Wechsel zu Viktoria Aschaffenburg mit 7 Jahren Amtszeit. Sein Vertrag läuft noch bis 2026.
Als Co-Trainer unterstützt Robin Hintz (29), zuvor in gleicher Funktion bei der HFC U19. Dazu Nico Wegmann (29). Tomislav Piplica (55) coacht die Keeper. Sportdirektor ist Toni Wachsmuth (37), Teil 2 der bislang erfolgreichen Neuaufstellung in der Leitung.
Die aktuelle Saison bislang:
Lok ist die Überraschungsmannschaft, als einzige der 90 Regionalligisten unbesiegt. Natürlich sollte man den Club aus der Messestadt immer mit oben erwarten. Dass man aber die Staffel bislang so dominiert und Platz 1 sicher hat, davon war nicht auszugehen. Vor allem angesichts der Abgänge im Abwehrbereich. Bei 10 Punkten und 7 Toren Vorsprung auf den 2. steht man schon jetzt als Herbstmeister fest. Die größte Dominanz liegt dabei auswärts und in der Defensive.
Der Auftakt wieder gegen Altglienicke, diesmal in Berlin und erneut erfolgreich (1:0). Das 1:1 gegen Luckenwalde nach Rückstand ein Dämpfer. In den folgenden 3 Begegnungen ging es knapp zu. Eilenburg wurde 2:0 bezwungen, auch das zweite Gastspiel in der Hauptstadt 1:0 beendet bei Viktoria. Das Duell mit dem Drittligaabsteiger aus der Nachbarschaft in Runde 5 ein Spitzenspiel Zweiter gegen Dritter. Wieder wurde ein Rückstand zu Hause ausgeglichen. Ab da begann der Höhenflug an die Tabellenspitze.
Bei Hertha BSC II ballerte sich Lok zum 6:0, zwei Tore in der Schlussphase. Blau-Gelb abgezockt und effektiv. Gegen Zwickau irritierte der zweimalige Ausgleich nicht, "Lucky Punch" in der Nachspielzeit. Auch in Jena die Truppe bis zum Ende hellwach, wieder in der Nachspielzeit der entscheidende Treffer mit 11 gegen 9 ab Minute 82. Siegreich ging es weiter. Babelsberg, Zehlendorf wurden im "Plache" (2:1) besiegt, das Heimderby gegen Chemie diesmal umgedreht. Im Stil einer Spitzenmannschaft auch das 2:0 beim BFC. Erst Greifswald beendete am Wochenende die Siegesserie, war dran an der ersten Niederlage des Tabellenführers.
28:8 Tore die zweitbeste Offensive hinter Jena (31), beste Defensive vor uns. Es spielen die beiden abwehrstärksten Mannschaften gegeneinander. Lok mit Halle Heimmacht bei 17 Punkten. Auf Reisen alleinige Nr. 1 bei 15:2 Toren und 19 Zählern - 10 mehr als Halle. Im Pokal geht es am 16.11.2024 nach Bautzen. Im Vorjahr dort in Runde 2 1:0, 2021/2022 das Aus in Runde 3. Zuvor mühte man sich mit 2:1 bei der SG Taucha, locker 12:0 in Runde 3 gegen den TSV Rotation Dresden aus der Landesklasse. Das Heimrecht wegen der Auflagen für die Dresdner gedreht.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor ist Andreas Naumann (31) wie erwartet gesetzt. Niclas Müller (22) gilt als Nr. 2, durfte im Landespokal 2-mal ran. Erik Heinrich (18) ist noch ohne Einsatz, 2023 aus der eigenen U19 befördert.
Lok spielt mit Viererkette. Bei den Innenverteidigern gelten Lukas Wilton (29), Laurin von Piechowski (30), Adrian Kireski (24) als feste Größen. von Piechowski und Kireski fielen in Greifswald aus. So durfte sich Nikola Aracic (20) über den ersten Einsatz in der Anfangself freuen. Machte seine Sache ordentlich. Der Benine Ryan Adigo (23) verteidigt Links, mit Erfahrung aus Liga 3 (Würzburg) wie von Piechowski. Nationalspieler, nominiert für die kommenden beiden Länderspiele. Wichtig auf der Position Linus Zimmer (22). Stammkraft auf Rechts Tobias Dombrowa (25/1), glänzt in dieser Saison mit 5 Vorlagen. Kassierte in Greifswald seine 5. Gelbe, damit gesperrt am Freitag. Ob dafür Nico Rieger (21) auflaufen wird, unklar. Denkbar, dass damit gegen uns 3 gesetzte Verteidiger fehlen. Machte in Greifswald keine Probleme.
Im Mittelfeld spielen die Leipziger mit der "Doppel 6". Normal vertrauen die Trainer auf Zak Paulo Piplica (23/1), Farid Abderrahmane (28). Problem: Piplica verletzt und Abderrahmane siehe Dombrowa. Die gleiche Position bekleidet noch ein weiterer Junger namens Fabian Zeidler (18), wie Rieger ohne Spielpraxis. Für die Offensive zuständig Alexander Siebeck (31/2). "Matchwinner" mit "Goldenen Tor" bei Viktoria.
Im Angriff hat Lok Breite und Qualität. Herausragend Mittelstürmer Stefan Maderer (28/7) Guter Auftakt mit Treffer bei der VSG. Hat "Lok-Ikone" Djamal Ziane (32/2) verdrängt. Der dennoch weiter wichtig bleibt. Wenig Chancen für Luc Elsner (21/1). Linksaußen stehen Min-gi Kang (23/4), Noel Eichinger (23/3) zur Verfügung. Kang an 25% aller Tore beteiligt. Eichinger mit Traumtor in Greifswald, nachdem er einen an sich verwirkten Elfmeter verschoss. Dritte Option der Franzose Abou Ballo (25). Eine starke Saison spielt "Offensiv-Allrounder" Pasqual Verkamp (27/2) – 7-mal Vorbereiter. 3-mal mehr als am Ende im Vorjahr. Beim Rechtsaußen fehlt der Eckpfeiler. Theo Ogbidi (23) noch ohne Tor. Auch nicht immer gesetzt.
In diesem Sektor hat die Leitung sehr gut verpflichtet mit Maderer, Verkamp, Eichinger, Kang. Hier kann man Ausfälle verkraften. Steuerten 16 Tore bei. 23 Spieler sind einer der kleinsten Kader, weniger hat nur Meuselwitz bei 20. 25,3 Jahre im Schnitt sind relativ deutlich über dem unsrigen - 24,3.
Krankenlager / Strafbank:
Niclas Müller laboriert an einer Bänderdehnung. Laurin von Piechowski hatte muskuläre Probleme. Adrian Kireski muss wegen Muskelbündelriss passen. Linus Zimmer hat es schlimm erwischt, Kreuzbandriss Anfang September. Zak Paulo Piplica plagt sich mit Adduktorenbeschwerden. Stefan Maderer konnte beim GFC wegen Krankheit nicht spielen. Mit Maderer, von Piechowski, Zimmer, Müller, Piplica fielen somit 5 Akteure am vergangenen Wochenende aus. Maderer könnte am Freitag wieder fit sein. Gegen den CFC werden Dombrowa und Abderrahmane "Gelb-gesperrt" pausieren.
Prognose:
Lok hat die Qualität, um Platz 1 mitzuspielen. Knackpunkt kann der kleine Kader bleiben, wobei die Ausfälle wie in Greifswald gut weggesteckt wurden. Eventuell wird man in der Winterpause noch mal nachlegen. Tipp: Zweikampf mit dem Halleschen FC mindestens bis zum vorletzten Spieltag.
Bilanz gegen unseren Gegner:
Das lt. meiner Quellen 80. Duell, ein Klassiker des Ostfußballs. Nicht verwunderlich, da man viele Jahre gemeinsam in der DDR-Oberliga am Start war. Auch nach "der Kehre" oft in einer Liga.
Dabei schaut es tatsächlich ausgeglichen aus mit 31 Siegen und Niederlagen, 134:136 Toren aus unserer Sicht. In der Messestadt liegt Lok vorn mit 21 Siegen, während wir 12-mal feierten. Beim letzten Gastspiel gab es ein 0:3 im Endspiel des Sachsenpokals 2023. Zweite in Folge im Wettbewerb nach 0:1 n. V. im "Corona-Jahr" 2021. In der Liga blieben wir 3-mal ungeschlagen mit 2:1, 2:2, 1:1. Umgekehrtes Bild auf unseren Plätzen: 19 Siegen und 10 Pleiten. Am 15.09.2023 bejubelten wie das 1:0 als ersten Sieg der Saison.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Lok würde den Aufstieg wahrnehmen. Wenn es die sportliche Lage zur Winterpause erlaubt, soll der Lizenzantrag gestellt werden. Gegner in der Relegation wären die Ex-Drittligisten TSV Havelse, SV Meppen, Kickers Emden. Dazu SV Drochtersen/Assel, Weiche 08 Flensburg. Ob Havelse noch mal das Abenteuer 3. Liga angeht wie vor 3 Jahren mit Zwangsumzug ins große Niedersachsen-Stadion Hannover, scheint nicht ganz klar. Meppen hingegen würde dies angehen.
Genau hier ein Problem. Das "Bruno" darf 12.321 Einlass erlauben. 2.450 sind Sitzplätze, 1.214 davon auf der alten Tribüne überdacht. Die 5.000 würde man anbieten können. Auch die mindestens 2.000 Sitzplätze. Baustelle wäre die fehlende Rasenheizung bei Kosten von 1 Mio. €. Es würde wie beim SSV Ulm 1846 einen zeitweisen Umzug (hier Aalen) notwendig machen. Dazu die Mindestanforderung 3 Tribünen in U-Form. Von offizieller Seite wurde erst vor wenigen Wochen kundgetan, dass man dies eigentlich später angehen wollte.
5.669 besuchten bislang die Begegnungen, Anstieg zu 4.207 aus dem Vorjahr. Mehr als Lokalrivale Chemie. Allerdings können dort auch nur bis 4.999 zuschauen. Den Schnitt nach oben hat das Derby gegen Grün-Weiß geschraubt, "Zahltag" mit 10.503. Dazu ist auch schon der zweite "Kassenschlager" gegen den HFC enthalten (8.180). Minusbesuch gegen Eilenburg - 3.827. Zehlendorf sahen letztens 4.136. Am Freitag kann man mit knapp 5.500 Einheimischen Fußballfreunden rechnen. Insgesamt wird es wohl eine würdige Kulisse von 6.300 bis 6.500 geben.
Aufhorchen ließ nach dem Derbysieg gegen Chemie, dass die eigentlich ja erfreuliche Entwicklung erhöhte Kosten bei den Prämien verursachen. Bei der Tendenz bis zum Saisonende es finanziell nachzubessern gilt. Der Eindruck, dass Lok vom Höhenflug selbst überrascht wurde, drängt sich ein wenig auf. Worst Case: die Mannschaft wird Meister mit hoher Punktzahl, schafft aber nicht die Relegation zur 3. Liga mit den Mehreinnahmen. Erinnert sei an den CFC im Jahr 2011, der durch den Zweikampf mit Wolfsburg II auf 82 Punkten kam. Entsprechend Prämien ausschütten musste. Statt der erwartet tollen Zahlen 2011 verkündete der Club ein Minus.