"Nächster Halt Dresden" im Pokal mit dem Wiedersehen nach …
von Timo Görner
… über 21 Jahren. Im Frühjahr 2003 duellierten sich der damalige "Dresdner SC Fußball 1898" und der CFC letztmalig. Damals in der dritten Etage. Jetzt sieht man sich wieder im Duell Sechst – gegen Viertligist.
Kleiner Rückblick auf die letzten Jahre:
Ein paar Jahre nach der "Kehre" schickten sich 3 Vereine im Osten an, den "Platzhirschen" den Rang als Nr. 1 der Stadt streitig zu machen. In Halle der VfL Halle 1896 dem HFC, in Magdeburg Fortuna dem FCM und in Dresden der wiederbelebte Dresdner SC 1898 dem damaligen 1. FC Dynamo. Die 3 Traditionsvereine lagen sportlich und wirtschaftlich darnieder, abgerutscht in Viertklassigkeit oder gar darunter. Ein Vorhaben, was so nicht gelingen sollte, am besten klappte es noch beim DSC. Der zumindest sportlich 2 Jahre Schwarz-Gelb abhängte. Was letztendlich den 3 auf die Füße fiel, war die fehlende Basis an Fans, Mitgliedern, Sponsoren. Getragen wurde der kurzfristige Aufschwung durch Gönner und Mäzene. Die dann schnell die Lust verloren.
Der CFC und der DSC trafen sich erstmals am 07.05.1997 zum Pokalendspiel an der Gellertstraße, die Dresdner hatten sich nach Wiederauferstehung 1990 aus dem SC Einheit Dresden bis in Liga 4 gearbeitet. 1998 der Sprung in die drittklassige Regionalliga Nordost. Zu dem Zeitpunkt war man ernsthafter Konkurrent für Dynamo. Ein Wiedersehen mit dem CFC sollte es am 2. Spieltag 2000/2001 geben. Die Mannschaft gewann hier 2:1, im Rückspiel 1:0. Nur der Lizenzentzug des 1. FC Magdeburg verhinderte den Abstieg. 2002/2003 hieß es dann als Letzter Abschied nehmen. Der DSC scheiterte an mehreren Problemen. Sponsoren blieben aus, die Flut August 2002 machte Spiele im Ostragehege undenkbar mit Zwangsumzug ins Stadion des Lokalrivalen und später nach Meißen. Pläne einer Fusion mit Dynamo zum "Dresdner SC Dynamo" blieben Wunschdenken. Mäzen Thomas Dathe hatte sich längst (wieder) Richtung Lennéstraße orientiert. Es begann der Abstieg in die Niederungen des Amateurfußballs.
Bereits 2004 und damit 1 Saison später auch Abstieg aus der viertklassigen Oberliga, erinnere mich an den letzten Spieltag in Auerbach. Das 2:0 wertlos, begleitet von 20 – 25 Fans. 2006 ging es in die Bezirksliga Dresden, 2007 dann Insolvenzantrag. Folge die Wiedereingliederung des "Dresdner SC Fußball 98" in den Gesamtverein. 2024 dann Aufstieg in die Landesliga Sachsen, damit ein erneuter Marsch durch die Ligen wie vor dem Drittligaaufstieg 2001. Wenn auch nur in einem kleineren Rahmen. Viel mehr wäre unrealistisch, dazu haben sich die Kräfteverhältnisse in Dresden mittlerweile klar zur SGD verschoben.
Die letzte Saison:
2019 der Sprung in die Landesklasse Ost. Im ersten Jahr, gekennzeichnet durch Corona wurde man 10. Nur 14 Spiele gab es, aus denen ein Koeffizient von 1,07 erreicht wurde oder 15 Punkte. 1 Jahr später reichte es zum 5., dann 2-mal 6. und 2023/2024 der Meistertitel mit 5 Zählern vor dem FV Eintracht Niesky, CFC-Pokalgegner aus früheren Zeiten.
Grundlage für Platz 1 als größter Trumpf die Auswärtsstärke, hier holte der DSC den entscheidenden Vorsprung und 8 Zähler mehr als der FV. Dabei die Spiele bis Mitte der Hinrunde schwierig. Am 21.10.2023 gab es ein 0:4 in Niesky, im Anschluss hieß es 1:3 gegen den SV Wesenitztal. Der 9. Spieltag, die Bilanz bis dahin: 4 Siege – 2 Remis – 3 Niederlagen. 14 von 27 machbaren Punkten. Keine Ausbeute eines Meisterkandidaten. Neben Niesky und dem SVW wurde auch bei Post Germania Bautzen verloren (4:5). Den ersten Sieg gab es in Runde 3 mit 2:1 gegen den FSV Oderwitz 02.
Wie man unschwer erraten kann, wurde sich gesteigert. Bis zum Saisonende sollten die Dresdner nur noch 1-mal verlieren. 6 Spiele vor Ende, erneut gegen Niesky – 0:2 im eigenen Stadion. Es sollte den DSC aber noch mal anstacheln. 5 der letzten 6 Begegnungen wurden gewonnen, der Vorsprung verteidigt. Vor allem offensiv erwiesen sich die Schwarz-Roten als echte Spitzenmannschaft mit 26:6 Toren. In den letzten beiden Heimspielen durften die Fans ein 8:0 gegen die SG Crostwitz und 8:3 gegen den Königswarthaer SV feiern. Ganz wichtig waren aber 10 Siege in Folge vor der Pleite gegen den Vizemeister.
22 der 30 Punktspiele siegreich. 83:36 Tore zweitbeste Offensive, hinter Niesky. Dazu die drittbeste Defensive. Auswärts war man die Nr. 1, im eigenen Revier reichte es zum 3. Rang. Im Sachsenpokal erreichte man immerhin die 3. Hauptrunde nach den Siegen beim CSV 61 Conradsdorf (1:0) aus der Kreisliga (A) – also 9. Liga. Danach hieß es 2:0 beim Ortsrivalen und Ligarivalen Post SV Dresden. Ende dann gegen den VfB Auerbach (0:2).
Delegierungen für diese Saison:
Der Kader wurde nach dem Aufstieg vergrößert, den 4 Abgängen standen 9 Neue gegenüber. Darunter mehrere Akteure von Oberligist SC Freital.
Von 4 haben 3 aus beruflichen Gründen oder wegen Studium eine Pause als Aktive eingelegt, einer der Keeper wechselte in die III.
Für das Tor kam Richard Beulke (30) von Lokalrivale Dresden-Laubegast 06, dort 9 Jahre. Manndecker Stephan Ruß (32) einer der 3 Freitaler, stammt aus dem Nachwuchs des TSV IFA Chemnitz. 2014 der Wechsel von IFA zum VfB Fortuna. Er im Vorjahr Ergänzungsspieler beim Oberligisten, 4-mal Stammelf. Im Mittelfeld weitere 2 aus Freital mit Lucas Danz (23), Roko Lucic-Jozak (20). Jozak dort kaum eingesetzt, Danz hingegen 12 Berufungen in die Startformation. Carl Thombansen (19) wurde aus der U19 hochgezogen, Ahmad Azad (34/SC Borea) ist Iraker, 33 Spiele in der Oberliga Nordost für Dynamo Dresden II, Neugersdorf, Einheit Kamenz. Im Sturm zog es den Algerier Omar Said Megueni (22/VfB Fortuna Chemnitz) auf Linksaußen zum DSC. Dazu in der Mitte Robert Roch (27/SG Weissig) und Timon Weigel (19/SC Borea U19).
Die sportliche Leitung:
Trainer ist André Heinisch (40), seit dem 16.12.2022. Gebürtiger Dresdner, aktiv auch vor allem bei Vereinen der Stadt und des Regierungsbezirks. Stammend aus der Jugend des damaligen FV Dresden-Nord, heute SC Borea. 2006 ging es vom FV zur SGD, dort 2 Kurzeinsätze in der damaligen dritten Liga. Nach Plauen folgten 2 Stationen in Griechenland bei Ethnikos Filippiadas, AO Agias Paraskevis. 2019 das Ende der aktiven Laufbahn beim SC Borea Dresden – damit schloss sich der Kreis.
Als Co-Trainer fungieren Yannick Jüptner (31), Christopher Kührt (41) und Nick Nowack (30). Seit 2018 bekleidet Stefan Steglich (41) den Posten des Sportdirektors, zuvor Coach der Ersten Mannschaft.
Die aktuelle Saison bislang:
Verläuft auswärts ordentlich, im eigenen Revier ungenügend. Noch keine Punkte im Ostragehege, auf Reisen hingegen 7 in 4 Begegnungen. Zuletzt ein erkennbarer Aufwärtstrend für die Landeshauptstädter nach schlechtem Start mit 6 Niederlagen im Punktekampf. Es begann mit 2 Auswärtsspielen, dem 1:2 in Riesa und 1:5 in Rabenstein bei der SGH. Der Heimauftakt dann das Ortsderby gegen den FV aus dem Stadtteil Laubegast, gleichzeitig das Eröffnungsspiel des fein aufgemöbelten "Heinz-Steyer-Stadion". Nichts Zählbares beim knappen 0:1. Ebenso im nächsten Heimspiel gegen Oberliga-Absteiger Marienberg, deutlich (0:4). Nach den Pleiten in Glauchau (1:2) und Reichenbach (0:2) standen 0 Punkte. Der DSC erstmal Schlusslicht.
Der leichte Aufwärtstrend dann im dritten Pokalspiel eingeläutet, Stahl Riesa zu Hause 3:1 aus dem Wettbewerb geworfen. Lohn das Achtelfinale gegen uns. Möglich wäre auch das Derby gegen Dynamo gewesen. Bereits nach 23 Minuten die Nordost-Sachsen 3:0 abgehangen. Schafften nur noch den Ehrentreffer 2 Minuten vor Ende. Station zuvor der SV Panitzsch/Borsdorf aus der Landesklasse Nord – klare Sache (5:0). Dem Sieg im Pokal folgte der erste Liga-Sieg, 2:1 bei den Rand-Leipzigern der SG Taucha 99. Den nächsten Dreier holten die Schwarz-Roten bei Lok Zwickau, wieder 2:1. Wichtig das Remis in Neugersdorf zum 2:2. Denn zu Hause schwächelte der DSC zumindest in der Liga weiter, gutes Omen vielleicht, denn es war Fortuna aus Chemnitz (0:3).
Zu Hause der Sportclub Vorletzter, weniger erfolgreich nur Lok Zwickau. Dazu konnte noch kein Tor bejubelt werden nach 0:4 – 0:1 – 0:3. Auf Reisen ist man immerhin siebtbestes Team. 9:23 Tore sind die schwächste Offensive mit Markranstädt, defensiv hat nur Lok Zwickau (34) mehr kassiert. Platz 15 das aktuelle Ergebnis, momentan erster Abstiegsplatz. Stand jetzt wäre der DSC der einzige sportliche Absteiger. Die "Rote Laterne" bleibt bis zum Ende beim FC 1910 Lößnitz, der sich kurz vor Beginn zurückgezogen hatte. Pokalgegner für uns in der Saison 2018/2019 mit dem Spiel damals im "Erzgebirgsstadion" einer Kleinstadt in der Lößnitzer Nachbarschaft.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor kommt Richard Beulke (30) auf die meiste Spielpraxis, stand auch bei den beiden Pokalspielen als Nr. 1 bereit. Als Nr. 2 gilt Moritz Eggert (21) vor dem Ukrainer Stepan Andruszczyszyn (29). Am Freitag dürfte sich wohl Beulke unseren Kickern entgegenstellen.
In der Abwehr vertrauen die Trainer meist auf Stephan Ruß (32), Long Nguyen (29) als Manndecker. Nguyen ein echtes "Eigengewächs". Eine mögliche weitere Option Bodo Zeiler (27). Auf den Seiten verteidigen Thomas Hönle (27/1), Torik Schütze (24). Letzterer ebenfalls aus dem eigenen Nachwuchs an die Erste Mannschaft herangeführt.
Im Mittelfeld zentral vor der Abwehr sollte Lucas Danz (23) am Freitag beginnen, 1 Tor im Pokal. Daneben wohl der Syrer Adib Al Akied (31). Schon seit 2015 beim DSC. Offensiver ausgerichtet ist Carl Thombansen (19/1), zuletzt erfolgreich beim 2:2 in Neugersdorf. Dazu Emilio Rau (20/1). Auf Links gilt Yannick Jüptner (31) als Kandidat. Da es zuletzt ganz ordentlich lief, dürfte sich an der Startformation in diesem Bereich wie in der Abwehr gegen den CFC wenig ändern. Mögliche Alternativen sind der Kroate Aleksandar Milic (36), Benno Sternhagen (27), Pascal Hänisch (24).
Der Leistungsträger im Angriff ist bislang Mittelstürmer Dzenan Hot (20/2) mit 3 Torbeteiligungen in der Liga. Stammt aus Montenegro, wurde 2023 aus der U19 befördert. Knapp vor Kevin Urbanek (25/2) auf der gleichen Position. Ausbildung bei der SG Dynamo, konnte sich dort nicht durchsetzen und ging 2017 zur SG Striesen, später SC Borea. 1-mal erfolgreich als Schütze Robert Roch (27). Auf dem linken Flügel läuft es ordentlich für Omar Said Megueni (22/1). Dieser Mannschaftsteil ist der mit Abstand jüngste im Kader mit nur 22,5 Jahren im Schnitt. Hot ist der Kapitän mit erst 20 Jahren.
Krankenlager / Strafbank:
Nichts bekannt.
Die Bilanz gegen unseren Gegner:
Sieht lt. meinen Quellen 8 Duelle. Wir liegen vorn mit 6 Siegen gegen 2 Niederlagen bei 17:4 Toren. In Dresden hieß es jeweils 4:0, 0:1, 2:1 um Punkte, 3:0 im Pokal 2005/2006. In 2 verschiedenen Stadien übrigens. Das 4:0, 3:0 und Niederlage 2021 in der Friedrichsstadt, der Sieg 2023 im "Rudolf-Harbig-Stadion". In Chemnitz gewannen wir 1997 im Pokal-Endspiel und 1998 3:0.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Der Höhepunkt der letzten Jahre neben dem Aufstieg die Neueröffnung des "Heinz-Steyer-Stadions" als moderne Sportstätte, nachdem die traditionsreiche Arena zuvor baufälliger wurde. Nur noch ein Bruchteil der einstigen Kapazität genutzt werden konnte. Die himmelblauen Fans werden sich noch an den Dezember 2001 erinnern. 2021 startete die Renovierung des Bauwerks in der Dresdner Friedrichstadt. 10.400 finden jetzt Einlass, 5.400 davon dürfen unter einem Dach Platz nehmen. Mobile Tribünen in den Kurvenbereichen bieten die Möglichkeit, 15.000 Besucher aufzunehmen. 54 Mio. € wurden am Ende verbaut, der Freistaat steuerte 4 Mio. € bei. 770.000 € wurden für die fachgerechte Entsorgung von kontaminiertem Boden zur Verfügung gestellt. Den "Rest" übernahm die Stadt. Auch hier waren die letztendlichen Kosten deutlich höher als geplant mit 20 Mio. € mehr. Grund, dass dieses Projekt in der Stadt umstritten war und ist, zumal Dresden aktuell finanziell in Schieflage ist. Der "Rotstift" kräftig angesetzt wird. Die Stadtverwaltung in der Kritik. Ende Oktober waren Probleme mit Parkplätzen, Toiletten, Lärmschutz akut. Hinzu fehlten Mischpulte, Mikrophone, Anzeigetafel. Die Arena ist Teil der Sportanlage "Sportpark Ostra". Hauptnutzer sind die Fussball – und Leichtathletik-Abteilung des DSC sowie die Dresden Monarchs aus der GFL.
Zur Eröffnung der Arena am 04.09.2024 kamen 2.898 Fußballfreunde zum Derby gegen Laubegast. Auch das Pokalspiel gegen Riesa mobilisierte mit 826 mehr als sonst. Motor Marienberg sahen 278, Fortuna Chemnitz 275. Die Fanszene klein, aber kreativ und vor allem treu. Mitgegangen durch all die Jahre des Abgleitens in die unteren Ligen. Das Spiel am Freitag das Highlight der Saison, bei geschätzt rund 500 Fans auf unserer Seite sollte die 1.000 Marke machbar sein. Der Sportclub eine der größten Gemeinschaften in Sachsen, beherbergt 11 Sportarten inkl. Fußball. Aushängeschild fraglos die seit Jahren national und international erfolgreiche Volleyball-Sparte der Damen mit 6 Deutschen Meisterschaften, Pokalsiegen, Supercup- und Europapokalsieg. Davon sind die Kicker natürlich weit entfernt. Auf dem Trikot wirbt ein Sporthaus aus Siebenlehn für seine Dienste und Produkte. Ausrüster des Vereins und hier auch u. a. beim HC Elbflorenz in der 2. Handball-Bundesliga am Start. Dazu kommen als Unterstützer u. a. die auch bei uns im Stadion bekannte aktive und örtliche Sparkasse neben weiteren Unternehmen. Die "fetten Jahre", die eben keine solchen waren, sind sicherlich für die Fußballer beim DSC vorbei. Aber man ist in einem ruhigen Fahrwasser, stabil mit realistischen Perspektiven. Und freut sich enorm auf den Freitag.