Serie halten und Bilanz beim FC Viktoria 1889 Berlin …
von Timo Görner
… endlich mal aufbessern bei bislang 3 Niederlagen in 3 Gastspielen. Siege im "Stadion Lichterfelde" gelangen bislang nur gegen den SD Croatia und Tasmania.
Die aktuelle Saison bislang:
Viktoria momentan relativ gut weg vom Abstiegskampf, aber nicht ganz ungefährdet. Mit Polster von 5 Punkten auf Platz 15, heimstark und auswärtsschwach. Was unteres Mittelfeld der Liga mit leicht negativem Saldo an Punkten und Toren ergibt. Alles in allem eine bislang (noch) unaufgeregte Saison, da man nicht mit aller Macht die Rückkehr in die 3. Liga anstrebt. Das Konzept eher langfristig, aufgebaut auf eine schrittweise sportliche und wirtschaftliche Entwicklung mit jungen, talentierten Spielern.
Zum Auftakt in Plauen eine starke Moral, das 0:2 beim Aufsteiger noch gedreht. Einziger Auswärtssieg. Zum Heimauftakt gegen Erfurt stand man sich selber im Weg, Ausgleich durch ein Eigentor. Danach das vorherrschende Bild, zu Hause wurde fleißig gepunktet. Auswärts die Hauptstädter "gern gesehener Gast." 6-mal ohne Zählbares. Gingen die Lokalderbys bei Hertha BSC II (1:3), Dynamo (0:3), Altglienicke (1:2) verloren. Keine Punkte auch in Jena (0:2), Meuselwitz (1:2). Beim ZFC nach Führung in der 3. Minute.
Zu Hause lief es eben besser. Einzig Primus Lok (0:1) konnte alle Zähler mitnehmen. Danach mühten sich 7 vergeblich. Zwickau erreichte ein 0:0, glücklich. Torreich die Erfolge gegen Luckenwalde (4:1), Babelsberg (4:2). Ohne Gegentreffer 2:0 gegen Chemie. Ausgerechnet im Pokal setzte es eine Heimpleite, kräftig gegen Ligarivale VSG (1:6). Frühes Aus in der Runde 3. Der Heimauftakt 2025 gegen eben diesen Gegner mit dem 1:1 am vergangenen Wochenende. Als Heimteam Viktoria derzeit 7. mit 18 Punkten aus 9 Spielen, 15:7 Toren. Zweitbeste Heimdefensive hinter uns. Auf Reisen wurden erst 4 Punkte eingefahren und 7:18 Treffer verbucht. Zuletzt hagelte es auf Reisen 5 Pleiten in Folge, mit dem 1:4 in Greifswald. Bei derzeit maximal 2 Absteigern aus der Liga trennen 7 Zähler und 10 Tore von Rang 17.
Delegierungen für diese Saison:
Im bisherigen Verlauf gab es viel Bewegung im Kader, vor der Saison und auch noch mal in Herbst und Winter. 12 gingen bis heute, 20 kamen. Nach der Herbstrunde 2024 zu den 14 noch mal 6, dafür gab man 4 ab. Eine Rolle spielten hier die Kooperationspartner in Österreich und Kroatien Austria Klagenfurt sowie HNK Sibenik.
Linksverteidiger Jonas Kühn (22/Austria Klagenfurt) wechselte in Österreichs 1. Liga. Referenz des Plaueners: 5 Vorlagen. Innenverteidiger Fatih Baca (24/Würzburg) zog es in die Bayern-Staffel. In der Mittelfeld-Zentrale ging Kapitän Berk Inaler (24/HFC) zum Ligakonkurrent. Im Angriff musste man Torjäger Lucas Falcão (25/ HNK Sibenik) ziehen lassen. Bilanz: 114 Spiele – 44 Tore + 18 Vorlagen. Rechtsaußen Laurenz Dehl (22) war ½ Jahr "Leihgabe" der Austria. Das die, welche im Sommer 2024 ihren Abschied nahmen.
In der spielfreien Zeit Bewegung auf der Abgang-Seite. Manndecker Aidan Liu (24/ HNK Sibenik) folgte Falcão. Auf dem rechten Flügel im Sturm zog es den Ghanaer Shean Mensah (25/3) zurück zur VSG. Mit Kühn, Liu, Falcão, Inaler, Dehl, Mensah verlor Viktoria mehrere Leistungsträger.
Das Transferprofil Sommer 2024 entsprach dem Konzept. Dafür sprechen 9 U19-Kader, 6 intern. Dazu noch 3 aus U23-Mannschaften. Das Durchschnittsalter der Neuen jetzt 20 Jahre.
Im Tor erst keine Änderung. Als Manndecker wurden Marvin Pohl (18), Matti Richter (18) berufen. Aus der eigenen U 19 wie Rechtsverteidiger Mohamad Okacha (18). Neu hier auch Rajk Lisinski (21/Bischofswerda). Bei den "Schiebockern" stark: 6 Tore + 3 Vorlagen. Wechselte im Winter zur BSG Chemie. Links verteidigen Jan Lippegaus (22/Phönix Lübeck), Jakob Klautzsch (19/ Magdeburg U19).
Im Mittelfeld zogen die Berliner für den offensiven Bereich den Bosnier Damian Coric (18/Unterhaching U19) ran, intern den nächsten U19-Spieler Kemal Günay (18) neben Muhammed Zekir Oglou (18) für die Defensive.
Im Angriff gab es den Abgang von Falcão. Die Mitte sah den Kosovaren Leart Halimi (19/U19) und Emmanuel Elekwa (19/Magdeburg U19) als Zugang. Auf dem rechten Flügel agiert der Österreicher Daniel Hölbling (18) von Drittligist SC Wiener Viktoria. Interessante Personalie der Japaner Lucien Littbarski (21/Greuther Fürth II) auf Linksaußen. Der Name und Japan lässt es erahnen, Filius von Ex-Nationalspieler Pierre. Er bei den "Kleeblättern" in der Regionalliga Bayern zeitweise Stammspieler.
Nach den Abgängen im Winter auch hier ein paar Neue. Keeper Ivan Kesina (19) ist Kroate, kam als "Leihgabe" aus Klagenfurt. Der Ukrainer Ivan Yermachkov (20/Werder Bremen II) ist Innenverteidiger, ebenfalls verliehen. Jerome Scholz (18/FC Augsburg II) verteidigt Links. Mohamed Sydney Sylla (28/Sparta Lichtenberg) ist "6er", der US-Amerikaner Noah Jones (22/Türkgücü München) Mittelstürmer. Heuerte Anfang Oktober 2024 an. Enes Küç (28) war vereinslos, zuletzt Würzburg. Von 2020 bis 2023 schon mal bei Viktoria mit 15 Toren in 74 Spielen. Einsetzbar als hängende Spitze.
Die sportliche Leitung:
Lucio Geral (38) übernahm am 19.09.2024 von Dennis Kutrieb (44), der nach 80 Tagen zum BFC Dynamo wechselte. Zuvor Co-Trainer und Cheftrainer bei Oberligist Eintracht Mahlsdorf. 5. Trainer seit Februar 2022. Als Assistent unterstützt Sven Körner (42), kam im Sommer 2024 von der U17 des FCM. Höchste Station als Spieler der HFC von 2000 bis 2003.
Henry Berg (54) fungiert seit 01.09.2024 als Sportlicher Leiter. Bekannt noch als Spieler im Lößnitztal. Der österreichische Ex-Nationalspieler Ivica Vastic (54) ist Direktor Entwicklung, das übrigens parallel in gleicher Funktion bei Kooperationspartner Austria Klagenfurt.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor gilt Florian Horenburg (22) auch nach der Verpflichtung von Ivan Kesina (19) als Stammkraft wie im Frühjahr 2024. Dahinter kommen Niklas Petzsch (20), Dmytro Karika (19). Letzterer noch ohne Spiele in Liga und Pokal. Horenburg ausgebildet bei TeBe, seit 2023 bei Viktoria.
Für die Abwehr und das Mittelfeld hat sich bisher noch kein Gerüst herausgebildet. Zum einen wegen personeller Probleme durch Verletzungen und weil zwischen 4-3-3, 4-2-3-1, 3-4-3, 3-1-4-2 gewechselt wurde. 5-mal begann die Viererkette, dann der defensivere Dreierverbund. In Greifswald dann vorerst wieder auf Anfang – 1:4. Ergo: alles zurück gegen die VSG. Dort begannen Mohamed Meisour (20) - Jan Lippegaus (22) - Larry-Nana Oellers (24). Oellers bereits in der Herbstrunde meist gesetzt. Meisour ebenfalls, eigentlich "6er". Lippegaus fiel zwischenzeitlich 4-mal wegen "Rot-Sperre" aus. Vermutlich Aufstellung für Mittwoch. Aufgabe hier, den Abgang von Liu zu kompensieren. Marvin Pohl (18) wäre eine Option, aber verletzt. Matti Richter (18) flog nach den ersten 2 Spielen raus. Jerome Scholz (19) kann Links verteidigen, Alexander Dikarev (20) Rechts.
Im Mittelfeld Anpassungen durch den Wechsel zwischen 4-3-3, 4-2-3-1, 3-4-3, 3-1-4-2. Momentan beginnen 2 vor der Abwehr. Zuletzt erhielten Diren-Mehmet Günay (21) und Mohamed Sydney Sylla (28) das Vertrauen. Letzterer Ex-Nationalspieler von Burkina Faso, 3 Tore in 8 Spielen. Als "8er" wiederum gelten der Chinese Xiancheng Li (22), Moritz Berg (21), Muhammed Zekir Oglou (18), der Südkoreaner Min-young Lee (19). Offensiv agieren Metehan Yildirim (18/2) und der Bosnier Damian Coric (18) – er U19-Spieler seines Landes. Yildirim mit ganz ordentlichen 4 Torbeteiligungen. Links ackert Jakob Klautzsch (19).
Im Angriff ebenfalls Rotation, gibt es keinen "Knipser". Von 8 haben 6 getroffen. Nr. 1 Mittelstürmer Oleg Skakun (20/4), Ukrainer mit belgischem Pass. Gleiche Position Routinier und Kapitän Nicolas Hebisch (34/2). Mit Erfahrung aus den Stationen Babelsberg, Magdeburg, Neustrelitz, Mannheim, VfB Lübeck, Viktoria Köln. Dazu kommen noch Emmanuel Elekwa (19/2), Leart Halimi (19), Noah Jones (22). Auf Linksaußen wirbelt Lucien Littbarski (21). Auf Rechtsaußen Julien Damelang (21/2) feste Größe bei 3 Vorlagen. Schwer für Daniel Hölbling (18). Für Tore soll Routinier Enes Küç (28) sorgen. Was beim GFC schon mal klappte. In guter Form sicher ein absoluter Gewinn.
Viktoria bestreitet diese Saison mit 30 Spielern inkl. 4 Keepern. Mehr hat nur der HFC (31). Der CFC liegt bei 25. 21,4 Jahre im Schnitt unterbietet nur Hertha BSC II. Im Vorjahr lag man noch bei 22,4.
Einkaufsbilanz:
Eine Bewertung kann nur für die 15 Spieler erfolgen die vor dem Start kamen.
Von denen konnte sich Marvin Pohl (U19) bis zur Verletzung Mitte September als feste Größe etablieren. Da in allen 8 Punktspielen in der Startelf. Weiteren Akteuren gelang dies zumindest zeitweise mit Rajk Lisinski (Bischofswerda), Jan Lippegaus (Phönix Lübeck), Jakob Klautzsch (FCM II), Lucien Littbarski (Greuther Fürth II), Emmanuel Elekwa (FCM U19).
Von den Winter-Zugängen konnten sich für den Auftakt in Greifswald Jerome Scholz (FC Augsburg II), Noah Jones (Türkgücü München) und wie erwartet Enes Küç für die Anfangself empfehlen. Mohamed Sydney Sylla (Sparta Lichtenberg) wurde eingewechselt. Die anderen beiden blieben ohne Einsatz.
Gesamtfazit: durchwachsen. Auch wenn man 9 aus einer U19 beachten muss. Problem aber, dass die genannten wichtigen Abgänge wenn nur sehr begrenzt kompensiert wurden. Küç könnte zumindest noch eine absolute Verstärkung werden.
Gewinner der Saison bislang:
Schwierig, hier jemanden auszumachen. Allenfalls Oleg Skakun (20), der auch im 2. Jahr ganz erfolgreich agiert und sicher dem einen oder anderen Club aufgefallen ist. Denkbar auch, dass es ihn zu einem der beiden Partner verschlägt mit höherklassiger Anstellung. Gerüchte munkeln Klagenfurt.
Krankenlager / Strafbank:
Marvin Pohl muss seit Mitte September 2024 verletzungsbedingt pausieren. Gia Huy Phong fällt seit Juli 2024 wegen Schulterverletzung aus. Mohamad Okacha hat es noch schlimmer erwischt, Kreuzbandriss. Rückkehr nicht mehr in diesem Jahr. Alles Ausfälle in der Abwehr.
Prognose:
Mit dem Abstiegskampf sollte man ernsthaft so nichts zu tun bekommen, sofern man auswärts zulegt und zu Hause weiter stabil bleibt. Der Kader ist jung. Aber das Potential, sich zu behaupten, ist vorhanden. Mit Küç konnte ein erfahrener Spieler gewonnen werden. Der mit seiner Qualität der Mannschaft wenn in Normalform helfen sollte.
Bilanz gegen unseren Gegner:
7 Duelle gab es bislang, unsere Bilanz in der Hauptstadt bedarf dringend einer Verbesserung bei 3 Niederlagen in 3 Spielen und 2:9 Toren – die Ergebnisse 2:4, 0:3 und 0:2. Im eigenen Stadion sieht es etwas besser aus, mit je 2 Siegen und Niederlagen. Die letzten Heimspiele konnten wir mit 1:0 und 2:1 gewinnen.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Nach dem sportlichen Höhenflug im Vorjahr sollte die Stimmung bestens gewesen sein. War es dann aber nicht, gab es Dissonanzen im Frühherbst. Ende August der überraschende Abschied von Rocco Teichmann und Bernd Nehrig. Letzterer war als Sportdirektor Juli 2023 angetreten, Rocco Teichmann der Vorgänger, wechselte zum Geschäftsführer Sport. Bemerkenswert insofern, dass Teichmann Juni 2024 seinen Vertrag bis 2026 verlängerte. Der Verein bemühte sich um versöhnliche Worte zur Trennung, Nehrig wurde aber deutlich. Bemängelt wurden die finanzielle Situation, stagnierende Entwicklung der Infrastruktur, fehlende Professionalität. Mit Kündigungsfrist 3 Monate wäre es noch bis Anfang Oktober weitergegangen, die Gesellschafter wollten aber den Schnitt. Somit war bereits zum 31.08.2024 Ende.
Größte Problematik der unverhoffte Aufstieg in Liga 3 2021, Auswirkungen der Corona-Zeit und Umzug in den "Jahn-Sportpark". Dort musste der Club für 1 Mio. € die Flutlichtanlage installieren. Dazu die Kosten für Rasenheizung, Rasenaufbereitung, Wasserleitungen. Hinzu kamen Stadionmiete und höhere Kosten für den Kader, ungenügend refinanziert durch weniger Zuschauer als erhofft. Der Schnitt von 1.906 nicht ausreichend. Aus der Kritik von beiden ausgenommen Hauptgesellschafter Zeljko Karajica und seine SEH Sports & Entertainment Holding. Auch mit dem Wissen, wie viel Geld dieser hat einfließen lassen. Das Konzept des Vereins mit einer der größten Nachwuchsabteilungen in Deutschland sieht für die nächsten Jahre noch mehr die Fokussierung auf die Talenteförderung in Zusammenarbeit mit Austria Klagenfurt aus Österreich und HNK Sibenik in Kroatien.
Zumindest hat man "den Klotz Jahn-Sportpark" nicht mehr am Bein, spielt Viktoria seit Januar 2023 wieder im "Stadion Lichterfelde". Aktuell dürfen dort 4.300 rein. Davon 1.800 Sitzplätze (800 überdacht, 1.000 unüberdacht), 2.500 unüberdachte Stehplätze. Für die Regionalliga ausreichend. In der 3. Liga würde man wieder umziehen müssen. Das Hauptstadion in der soliden Anlage von weiterhin 2 Kunstrasenplätzen mit Flutlicht, 1 kleiner Kunstrasenplatz und 3 Kleinfeld-Rasenplätzen. In der Vorsaison lag der Schnitt bei 818, 2022/2023: 711. In dieser Spielzeit aktuell 766. Den größten Andrang gab es gegen Chemie (1.181) vor dem HFC (906). Zum Highlight DFB-Pokal gegen Erstligist Augsburg ging es noch mal in den "Jahn-Sportpark" vor 5.504. Gegen den CFC darf mit vielleicht 400 bis 500 Zuschauern gerechnet werden. Die VSG Altglienicke sahen am Wochenende 215.