16. Spieltag Chemnitzer FC gegen FC Eilenburg.

[Eisvogel]

die Diskussion hier im Forum nehmen ja langsam immer groteskere Züge an.
auf der einen Seite wird sich in regelmäßigen Abständen darüber beschwert wieviel besser doch andere Kurven und Blöcke sind und auf der anderen Seite wird versucht jeden Fortschritt hin zu einer lebendigen Kurve sofort kaputt zu reden.
der eine beschwert sind über Pyro, dem anderen sind schon Fahnen zu viel.
vielleicht lohnt da mal ein Blick über den Tellerrand und ein Vergleich mit anderen Kurven zum Thema Fahnenbild.
ich bin der Meinung, dass in Chemnitz jeder ohne Probleme einen Platz findet wo er seine Art der Fankultur problemlos ausleben kann. frech wird es meiner Meinung nur dann, wenn die Leute, die mehr investieren als Andere um die Südkurve voran zu bringen, jetzt als Selbstdarsteller beschimpft werden.

[Lars]

Anstatt sich an einem Wort hochzuziehen, sollte man vielleicht mal überdenken, ob die Kritik nicht auch berechtigt sein könnte. Niemand ist gegen Fahnen, ich bin erst recht nicht gegen Pyro, und meine Art der Fankultur ist die Beteiligung am Support. Es geht nur darum, dass eine riesige Fahne 90 Minuten geschwenkt wird und dadurch den oberen Reihen zu die Sicht aufs Spielfeld extrem eingeschränkt wird. Das "Fahnenbild" in anderen Kurven ist gegenüber der Lautstärke scheißegal, und die sabotiert man dadurch, wenn man durch Sichteinschränkungen die Supportwilligen, die auch etwas vom Spiel sehen wollen, aus der 6b vertreibt.

[Eisvogel]

anstatt zum wiederholten Male die gleichen Vorwürfe zu bringen, sollte man vielleicht mal überdenken, ob man damit übers Ziel hinaus schießt.
wenn du nur akustisch die Mannschaft unterstützen willst dann stell dich doch an den Rand der 6b. oder in a oder c.
wie gesagt, in Chemnitz hat jeder die freie Wahl wie intensiv er sein Fansein leben möchte.
falls du jetzt mal bei Bayern rein schaltest, dort hast du die Wahl nicht, da sind die großen Fahnen über die komplette Breite der Kurve verteilt.

[EubaForces]

Die Diskussion zeigt viel mehr, wie peinlich die Chemnitzer Fanszene abseits der aktiven Gruppen geworden ist. Das ist maximal Kreisklasse. Das einzige, wo man mithalten kann, ist beim "meckern und fordern" und das ausruhen darauf, dass es noch paar "Selbstdarsteller" gibt die der Fanszene ein bissel Leben einhauchen wollen. Wir reden hier über 8 Schwenker, davon 3 große Fahnen über eine ganze Kurve, sagen wir im Mittelteil 25x18 Meter. In anderen Kurven gibt es 3 mal so viele Fahnen und auch eine doppelt so hohe Mitmachquote. Da haben auch normale Fans mal eine Fahne in der Hand. Was machen die anders? Oder ist es einfach nur die Mentalität, die bei uns in großen Teilen fehlt? Da ist die bedinungslose Unterstützung des Teams wichtiger, als dauerhaft freie Sicht auf den Rasen. Da guckt dann auch so mancher Chemnitzer recht neidisch zu den Fanszenen der Nachbarn rüber. Will man nun eine lebendige Fankultur oder lieber eine Stimmung wie in Meuselwitz, Auerbach oder Greifswald? Hat vielleicht auch mal jemend überlegt, dass sich junge Menschen, die man dazugewinnen möchte, beeinflussen lassen von dem Fakt, dass auch abseits des Rassens etwas los ist. Die Verklärung, dass früher alles besser war, kann ich übrigens überhaupt nicht teilen. Und ich gehe auch seit 92 zum Club. Die Qualität des Kurvenbildes, der Lieder, der Choreos und auch der Pyroaktionen hat in den letzten 10 Jahren stark zugenommen. Ich kann mich dagegen an so manchen Totentanz auf der alten Fiwi in Oberliga und Regio-Zeiten erinnern, wo ich froh bin, dass es heute besser geworden ist. 

[KrahnkeWölfi]

Wenn man die Diskussionen als old Man (seit 1971 von Fahnen umgeben) liest, fragt man sich: HABT IHR EINEN AN DER KLATSCHE?...Ich haben fertig.

[Lars]

Ich stimme vielem zu, und sehe gegenüber der alten Fischerwiese auch große Fortschritte. Das ist zum einen baulich bedingt, weil man mit dem früheren kleinen und flachen Fanblock keinen Blumentopf gewinnen konnte. Aber auch die Masse an aktiven Fans ist extrem deutlich gestiegen. Und die Choreos dieser Saison waren wirklich überragend und haben in der Form fast neue Maßstäbe gesetzt.

Die Mentalität kann aber nicht der Grund sein, warum die Mitmachquote zu wünschen übrig lässt. Wer vor 20 Jahren mal in Magdeburg oder Dresden war, hat dort auch keine südeuropäische Mentalität erlebt. Was machen die also anders? Ein paar Faktoren kann man schlecht beeinflussen, siehe sportlicher Erfolg und einfach eine höhere Packungsdichte dank mehr Zuschauern. Dort hat man offensichtlich aber irgendwann einfach das Aha-Erlebnis gehabt, dass die Qualität des Stadionerlebnisses eine ganz andere ist, wenn einfach mal alle mitmachen. Das merkt man aber zumindest ansatzweise auch in Chemnitz, wenn das Stadion mal richtig voll ist.

Damit bin ich dann aber wieder beim Liedgut. Mich würde interessieren, was unter der besseren Qualität der Lieder verstanden wird. Die längeren Texte? Die sehe ich gegenüber alten Klassikern eher als kontraproduktiv, weil ich sie für einen Nachteil hinsichtlich Mitmachquote und vor allem Lautstärke halte, die für mich über allem steht. Da wäre mir ein simples "Olè CFC" aus tausend Mündern sehr viel lieber. So mancher Kracher aus der Vergangenheit ist leider in Vergessenheit geraten. Deshalb plädiere ich auch für die Reaktion aufs Spiel, weil von dort der Funke leicht auf die Zuschauer überspringt. Warum nicht mal einen Schlachtruf bei jedem Torwartabstoß ausprobieren, wo das ganze Stadion weiß, was in genau diesem Augenblick zu rufen ist (das gab es früher auch schon mal)?

Und wenn man die Mitmachquote wirklich erhöhen will, dann muss man die Leute einfach nur erreichen können. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass eine Lautsprecheranlage einen Unterschied wie Tag und Nacht ausmachen würde. 6a und 6c und selbst die Bereiche jenseits der Treppenaufgänge in der 6b sind heute quasi tot, weil sie einfach nichts von den Ansagen und angestimmten Gesängen hören und das sich dann zusammen mit der fehlenden Beteiligung um einen herum sofort totläuft. Deshalb ist es aktuell auch keine Option dorthin auszuweichen, wenn man eigentlich mitmachen und trotzdem noch das Spiel sehen will.