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Freie Presse vom 20.07.2000

Franke: "Am liebsten hätte ich Rivaldo" - Drei Neue helfen weiter - Torjäger gesucht

Beim Chemnitzer FC hat das Wort "Wunschspieler" eine andere Bedeutung

Zu beneiden ist CFC-Trainer Christoph Franke nicht gerade. Während die Konkurrenz in der 2. Fußball-Bundesliga bis auf wenige Ausnahmen kräftig aufgerüstet hat ein Aufsteiger wie Saarbrücken sogar über eine Verpflichtung von Europameister Thomas Helmer nachdachte, versuchten die Himmelblauen im Ausland Schnäppchen zu machen. Nach einem Monat Vorbereitungsphase konnte sich der Trainer ein Bild vom den sieben Neuzugängen machen. Doch die Bilanz fällt eher nüchtern aus: "Die Phase des Experimentierens ist jetzt zu Ende. Ich habe die Stammelf im Kopf. Drei Neue helfen uns sicher weiter", sagte der Coach und meinte damit Mittelfeldspieler Mario Ivankovic, Defensivspezialist Damir Biskup und Alen Avdic.

Doch der bosnische Stürmer darf derzeit nur mit Gastspielgenehmigung die Tests bestreiten, so lange der Vertragsstreit (wird von der Uefa behandelt) mit Admira Wacker Mödling noch nicht geklärt ist. Ramiz Husic ist inzwischen durchgefallen. Er durfte nicht mit aufs offizielle Mannschaftsbild, das am Mittwoch von einer Schar Fotoreportern geschossen wurde. "Er kann kein Wort deutsch, kaum englisch. So wirkt er wie ein Fremdkörper im Team", begründet Manager Siegmar Menz die Entscheidung. Zudem hätte der CFC durch das Überangebot an Linksfüßern (Mehlhorn, Jendrossek, Ivankovic, Osswald) kaum eine Verwendung für den Bosnier gefunden.

Mit Hilfe von Sprachkursen sollen die Ausländer schneller kommunikationsfähig gemacht werden. Das trifft auch auf die zwei Nigerianer zu. Nguka Anyanwu, Emmanuell-Ejike Izuagha zeigten in den Testspielen laut Franke ein paar Ansätze, doch für den rauen Zweitliga-Alltag müssen die 20-Jährigen noch dazulernen. Beide spielten vergangene Saison in der Oberliga Hessen und kamen für jeweils 100.000 Mark nach Chemnitz. "Beide sind veranlagt, aber noch sehr jung. Ich denke, dass sie für die Zukunft durchaus Potenzial besitzen", schätzte Franke ein.

Auch Tino Findeisen hat sich in den Tests nicht so aufgedrängt, dass Franke ins Grübeln kommen müsste. Ivankovic könnte da schon eher ein Gewinn auf der linken Außenbahn sein, wo sich natürlich auch Kay-Uwe Jendrossek behaupten will. "So ist das Geschäft. Aber bisher habe ich mich immer durchgesetzt", will "Sek" seinen Platz nicht kampflos preisgeben. In der Abwehr rechnet sich Ivankovics Landsmann Biskup Chancen auf einen Stammplatz aus. Der 30-jährige will in der neuen Saison dem einstigen CFC-Abwehrrecken Andrej Panadic nacheifern, der Biskup empfohlen und selbst nach Chemnitz chauffiert hatte. "Ich will meine Chance nutzen und mir mit guten Leistungen einen neuen Vertrag erkämpfen", meinte Biskup.

Bisher hatte der athletische Typ kein Glück mit Vereinen im Ausland. In Frankreich, Österreich und beim VfL Osnabrück war er bereits zur Probe, doch mit einer Verpflichtung klappte es erst beim CFC. "Das lag wohl an meinem damaligen Manager, der zuviel Geld wollte", glaubt Biskup nicht an sportliche Gründe. Diesen Nachweis will er unbedingt in Chemnitz antreten. Der Kroate sehnt aus zweierlei Gründen den August herbei. Zum einen erwartet seine Frau Sanja am 3. des Monats Nachwuchs. Gemeinsam mit dem fünfjährigen Sohn Phillip wollen Biskups danach in Chemnitz ein neues Zuhause finden. Am 13. August wird es dann sportlich ernst, wenn der Club zum Auftakt in Fürth antreten muss. Bis dahin hofft Christoph Franke, noch einen brauchbaren Torjäger zu finden. "Am liebsten hätte ich Rivaldo", schmunzelt Franke, der das Wort Wunschspieler gar nicht so gern hört. "Ich kann mir immer nur das wünschen, was in unseren finanziellen Rahmen passt." Dass sich ein Steffen Heidrich (Cottbus) oder Nico Däbritz (Hannover) oder auch ein Ronny Nikol (Union Berlin) nicht vom CFC locken ließen, spricht Bände. Franke wäre der letzte, der darüber klagt. Und Rivaldo kann sich zum Glück noch kein Zweitligist leisten...

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