Das CFC-Pressearchiv


Freie Presse vom 22.03.2001

Trainer Karkuth droht nach 0:1-Niederlage gegen Oberhausen Konsequenzen an - Zukunft von Ananiev noch offen

Chemnitzer FC - Es geht nichts mehr

Als ob der Fan des Chemnitzer FC nicht schon genug leidet. Spätestens nach dem 0:1 gegen Oberhausen ist klar: Beim CFC geht gar nichts mehr. 18 Spiele sind die Himmelblauen nun schon ohne Sieg - das hat im deutschen Profifußball noch keine Mannschaft geschafft. Im September vergangenen Jahres fuhr der Club beim 1:0-Heimsieg gegen Ulm den letzten Drei-Punkte-Erfolg ein. Kein Wunder, dass auch die Spieler das Ende dieser Katastrophensaison herbeisehnen. „Man zweifelt natürlich bei so viel Negativerlebnissen an der eigenen Klasse“, hatte der verletzte Kapitän Torsten Bittermann schon vor diesem Nachholspiel der 2. Fußball-Bundesliga seine seelische Verfassung beschrieben.

Mindestens einer wehrte sich gegen RWO noch mit besten Kräften: Toni Ananiev. Wie der Keeper seine Qualitäten in den Dienst der Mannschaft stellte, nötigte Respekt ab. Dennoch blickte der Bulgare traurig drein: „Es ist unendlich schlimm. Ich habe einiges hier erreicht. So viele Niederlagen hat der CFC nicht verdient“, sagte Ananiev. Nach Knie- und Schulteroperation fand der Routinier schnell wieder zu seiner Glanzform, die in der vergangenen Saison der Garant für den Klassenerhalt war. Aber nicht nur sportlich, auch menschlich gilt der Mann der wenigen Worte als große Respektsperson in der Mannschaft.

Schlicht als einer, der beim Neuaufbau eine Schlüsselrolle in Chemnitz einnehmen könnte. Ob er bleibt in der 3. Liga? „Abwarten, das kann ich jetzt noch nicht sagen“, legt Ananiev die geballte Erfahrung etlicher Profijahre in seine diplomatische Antwort. Dass er bereits während seiner Verletzungspause den Club verlassen wollte und er auch deshalb nicht so schnell wie erwartet fit wurde, dementierte der Torhüter. „Das sagen nur die Leute, die nichts davon verstehen.“

Dennoch habe Ananiev, zumindest laut Präsident Lutz Waszik, während der Zwangspause seine Wechselabsichten gegenüber dem CFC geäußert. „Er sagte mir damals, dass er sich einen Job als Torwarttrainer suchen will“, meinte Waszik. In der aktuellen Verfassung rechnet der Vereinsboss aber mit dem ehemaligen Nationalspieler fest für die Regionalliga. Falls es am Mittwochabend im lockeren Plausch zwischen Ananiev und Sachsen-Leipzig-Coach Hristo Bonev nicht nur um das miese Wetter ging, erhofft sich Waszik ein Signal, um sich rechtzeitig nach einem weiteren Torhüter neben Steffen Süßner umsehen zu können.

Die Planungen für die Saison eins nach dem Abstieg sollen bis Ende des Monats weiter fortgeschritten sein. Bis dahin müssen sich die Spieler zu ihren neuen Vertragsangeboten positionieren. Wenn man den Worten von Trainer Dirk Karkuth Glauben schenkt, sind nach dem Oberhausen-Spiel einige Kandidaten aus dem Rennen. Total enttäuscht nach der neunten Niederlage im zehnten Spiel unter seiner sportlichen Verantwortung drohte er Konsequenzen an: „Mit einigen Herrschaften werden wir die Gespräche abbrechen.“ Hoffentlich sind es die Richtigen, und hoffentlich kann sich der CFC künftig Bessere leisten.

Thomas Prenzel

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