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Freie Presse vom 27.07.2000

Neuer Libero kommt ohne Berater, aber mit gesunder Einstellung zum Chemnitzer FC

Holetschek - der etwas andere Profi

Als am Dienstag die Profis des FC Hansa Rostock nach Friedrichshafen am Bodensee ins Trainingslager aufbrechen wollten, fehlte ein Spieler zur Verwunderung vieler auf dem Flughafen in Berlin. Da war Olaf Holetschek bereits nach Jena unterwegs, wo er am Abend einen Arbeitsvertrag mit dem Chemnitzer FC unterzeichnete. Nach der medizinischen Untersuchung am Mittwoch war dann alles perfekt. Am Abend wirkte der 32-Jährige bereits mit einer Gastspielgenehmigung beim Benefizspiel gegen den VFC Plauen mit. "Es ging alles blitzschnell. Aber ich habe ein gutes Gefühl. In Rostock hätte ich nur noch auf der Tribüne gesessen", freut sich Holetschek auf die neue Chance.

Warum er beim FCHansa in Ungnade gefallen war, kann er bis heute nicht beantworten. In 17 Punktspielen von Beginn an - dazu vier Pokaleinsätze - hatte er sich einen Stammplatz erkämpft. Doch nach dem 3:4 gegen 1860 München fand sich Holetschek plötzlich auf der Ersatzbank wieder. Drei Wochen später stellte er Andreas Zachhuber zur Rede. Doch der Coach wollte die "Degradierung" nicht mit dem 1860-Spiel in Verbindung bringen. "Ich weiß es bis heute nicht. Aber jetzt beginnt ein neuer Abschnitt. Und es war eine sehr schöne Zeit in Rostock. Die Mannschaft ist intakt, auch menschlich sind wir prima ausgekommen", ließ er kein schlechtes Wort an seinem ehemaligen Verein.

Das ist in der Branche längst nicht üblich. Und auch in anderer Beziehung unterscheidet sich der Abwehrmann von so manchem Profi. Zu den Verhandlungen mit dem CFC reiste Holetschek allein, und nicht mit einem Berater an. Dem verblüfften Manager Siegmar Menz gab er dann auch gleich eine Erklärung: "Wenn ich auf dem Rasen Verantwortung übernehmen will, dann muss ich auch meinen Vertrag allein aushandeln können. Und wenn Fehler passieren, will ich die schon selbst machen", sagte Holetschek.

Das hört sich gut an. Menz war nach dem Gespräch noch mehr vom neuen Abwehrorganisator angetan. "Olaf hat Charakter. Ich denke, er kann hier so eine Integrationsfigur werden wie Ulf Mehlhorn." Über die Ablösesumme machte Menz keine Angaben, sie soll aber bei 250.000 Mark liegen. Geld, das sicher gut angelegt ist, sollte Holetschek so spielen, wie es seine Einstellung verspricht. Der gelernte Feinmechaniker möchte nach den turbulenten Tagen zunächst erst einmal zur Ruhe kommen. Frau Ines und sein achtjähriger Sohn Florian ziehen ins Haus nach Jena zurück, das in den vergangenen zwei Jahren leer stand. Die Kontakte in die Thüringer Heimat sind ohnehin nicht abgerissen, weil die Gattin während der Zeit an der Ostseeküste ihr Kosmetikstudio noch aufrecht erhielt. Auch Florian hat seine Kumpels noch in Jena.

Vater Holetschek wird in Chemnitz, wo er zunächst im Hotel wohnt, sicher bald zahlreiche Fans haben. Doch zuvor trifft er am 5. August die Jungs vom FC Hansa wieder. Nach dem letzten Härtetest des CFC vor der neuen Saison wird Olaf Holetschek dann sicher die Zeit finden, den ehemaligen Mitspielern zu erklären, warum er beim Abflug ins Trainingslager auf dem Berliner Flugplatz fehlte.

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