Kölner Express vom 10.02.2000
Ballack über den Gladbach-Gegner
Chemnitzer Geheimnisse
Himmlische Zeiten für die
Himmelblauen. Gladbachs erster Rückrunden-Gegner
Chemnitz reist als Tabellensechster an - ein modernes
Fußball-Märchen.
Die Sachsen konnten in der Regionalliga Nordost so eben
den Konkurs (drei Millionen Mark Schulden) abwenden,
sanierten sich mit dem Aufstieg und liegen schon wieder in
Lauerstellung - drei Punkte hinter dem Rangdritten. Was
ist bloß ihr Erfolgsgeheimniss? Einer, der es wissen
muss, ist Michael Ballack von Bayer Leverkusen.
Der Chemnitzer FC - bis zur Wende FC Karl Marx-Stadt,
ist sein Ursprungsverein. „In Chemnitz bin ich groß
geworden - zwanzig Jahre habe ich dort gelebt und
gespielt. Auch wenn das Team selbst überrascht ist, die
stehen völlig zu Recht da oben“, sagt der Nationalspieler.
Die größte Stärke sei der enorme Zusammenhalt und die
Kameradschaft. „Fast alle Akteure kommen aus der
Region. Einige haben nie für einen anderen Klub gespielt.
Die Identifikation ist sehr groß.“
19 von 25 Profis stammen aus Ostdeutschland, darunter
sind nur vier Ausländer. 153 Sponsoren finanzieren den 9,5
Millionen-Etat, zehn Neuzugänge kosteten nur 500.000
Mark.
Ehrliche Arbeiter auf dem Rasen, familiäre Verhältnisse
hinter den Kulissen: Die heimliche Seele des Vereins,
Sieglinde Renner, beköchelt täglich die CFC-Kicker.
Lieblingsspeise: Schnitzel mit Ei.
Oberhaupt der Fußball-Familie: Trainer Christoph Franke.
Ballack: „Ein ruhiger Typ. Der kennt alle Spieler aus dem
Effeff, weiß sie richtig anzupacken.“ Sein Handwerk lernte
Franke von 1991 bis 1995 als Assi von Hans Meyer -
Wiedersehen Freitag. Hält sich Chemnitz im Profi-Lager?
Ballack: „Das ist fraglich, die haben viele ältere Spieler, die
irgendwann aufhören. Grundsätzlich ist aber alles
möglich.“
Michael Makus und Arthur Riegel
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