Broschur - 132 Seiten
zahlreiche Fotos
Verlag: Tilsner-Verlag Bad Tölz (Neuausgabe)
Erscheinungsdatum: Sommer 2002
ISBN: 3-910079-49-0
Preis: 15 Euro
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Rezension:
Die dritte Halbzeit
Im Sommer 2002 erschien in einer Neuausgabe das Dokumentarbuch "Die dritte
Halbzeit", das sich mit dem Thema Hooliganismus unmittelbar vor und nach der
Wende beschäftigt. Beschränkt es sich inhaltlich zwar nur auf die Berliner
Fanszene, so ist es gerade in den heutigen Tagen, wenn man in eine
benachbarte Großstadt blickt, von nur allzu großer Aktualität.
Die zahlreichen ausdrucksstarken Fotos fallen zuerst ins Auge. Und das Bild
auf Seite 17 schrieb Geschichte. Für den 1. FC Union. Denn nie zuvor hatte
es später eine solche Entweihung der Südkurve des Dr. Kurt-Fischer-Stadions
in Karl-Marx-Stadt gegeben. Das Foto, gleichzeitig auch das Titelbild des
Buches, zeigt eine jubelnde Berliner Masse, die, 1988 den
Klassenerhalt feiernd, den eigentlichen FCK-Fanblock bevölkert, dann den
Gitterzaun überwindet und das Spielfeld stürmt. Mario Maek konnte eben das
3:2 erzielen. Was aber hatten die Unioner im FCK-Block verloren? Wie konnten
sie das schaffen? Genau darum geht es hier. Hooligans in Berlin-Ost heißt es
im Untertitel, Fußball-Mitreisende also, welche ausschließlich mit Fausthieb
und Fußtritt ihre Sportbegeisterung ausleben. "Andere Leute verprügeln ihre
Frau zu Hause, und ich prügel mich beim Fußball rum" erzählt Thomas, 26,
Student. Auch Bäcker Mario und Lagerist Heiko sprechen über sich, über
Hooligans, Punks, Zivis und Bullen. Und über Gewalt als einzig probates
Mittel.
Aufgezeichnet hat die Interviews der Szenekenner Klaus Farin, der 1997 auch
das Archiv für Jugendkulturen gründete. Zahlreiche, teilweise erschreckende
Bilder trug der (Ost-)Berliner Fotograf Harald Hauswald (BVK) bei, von denen
einige er auch in Karl-Marx-Stadt schoss. Damals 1988. Gegenüber der
Erstausgabe von 1993 aber wurde das Buch um einige Seiten gekürzt. Trotzdem
sind 15 Euro für diese Dokumentation äußerst heftig. Denn vor allem die
Jugend sollte eigentlich Zielgruppe des Buches sein und sich mit diesem Werk
beschäftigen. Dafür ist es heute ist es ruhig auf der Fischerwiese. Berliner
kommen nicht mehr, und Gewalt ist vorwiegend woanders ein Thema. Jedenfalls
noch bis 2006. Dann wird alles geglättet sein.
Bewertung:
CFC-Bezug: wenig
Kauftipp: auf jeden Fall reinschauen
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