Ein Tag im Juni - Ein Spiel - Ein Ergebnis - Zwei Sieger
Der Nabel der Fuballwelt liegt in Zschocken. Da gibt es gar keine Frage - zumindest hatte dieser Satz am 29.06.2002 seine tiefgründige Wahrheit. Während dem gemeinen Fußballvolk von der Werbe- und Sportindustrie mit großem Getöse zwanghaft klar gemacht wurde, daß ganz weit entfernt in Asien ein als WM tituliertes Fußballturnier den Gipfelpunkt der ballrunden Lust darstellen soll, wußten es ca. 100 Leutchen besser und traten als aktive Spieler oder Supporter zum Fanderby in Zschocken an.
Wie es dazu kam? Ganz einfach - der CFC hatte im Schacht gesiegt (yeeaah!) und dummerweise war den Auern umgekehrt dasselbe geglückt (arrrgh!). Kein Internetti wußte nunmehr wirklich, welches Team das Bessere sei und das Ablästern im Forum des Gegners machte bei dieser Pattsituation einfach keinen Spass mehr. Aber da war ja noch das MDR-Tippspiel, wo die Stammposter der CFC-Fanpage klar in Front lagen. Doch welch ein Schock am vorletzten Tipptag - der Schacht explodierte und lag mit ungeheuerlichen 8 Punkten auf dem ersten Platz! Mit einem spektakulären Kaftakt holten sich die Himmelblauen den ersten Platz zurück, aber leider nicht ganz - man wurde zusammen mit den lilanen Tippern zusammen Erster. Also noch ein Patt! Klarer Fall - eine Entscheidung mußte her - lange Rede, kurzer Sinn, man einigte sich auf ein Spiel zwischen den Communitys der CFC-Fanpage und von Aufans.com in Zschocken.
Auf beiden Fanpages gab es im Vorfeld des Fanderbys viel Getöse und Schlachtenlärm, auf Chemnitzer Seite wurden sogar Vorwürfe des Landesverrats laut, wie man sich dem Schacht ohne jeden Vorbehalt nähern kann und im allerschlimmsten Fall sogar ein Bier trinken und eine Roster vertilgen kann, ohne rot, pardon - lila zu werden. Allen Widerständen zum trotz fanden sich auf himmelblauer Seite 15 Spieler ein, auf Auer Seite stolze 22 Kämpfernaturen. Weil nun mittlerweile der Ehrgeiz beider Seiten angestachelt war, angelte man sich gleich noch 2 richtige Promis als Trainer - ohne großes Zögern sagte für das Team der CFC-Fanpage Torsten Bittermann und für Auefans.com Gerd Schädlich als Coach zu. Trikots wurden erstellt, ein Programmheft gebastelt und endlich konnte es unter dem großen Slogan "Wir können auch anders!" losgehen...
Nach einem professionellen Aufwärmen (zumindest sollte es so wirken) bezogen die ersten 11 auserwählten Vertreter der Gattung homo sapiens cfc-fanpageiensis Position, ebenso tat dies der Gegner. Wer nun gedacht hatte, es würde nun fein brav das Drehbuch des Hinspiels nachgespielt, sah sich enttäuscht.
Zwar wogte das Spiel zunächst auf dem doch recht großen Großfeld hin und her, gab es auch erste mehr oder weniger verheißungsvolle Aktionen zu bewundern, doch zeigte sich schon hier, dass das lila Bergvolk nicht so leicht zu besiegen sein würde, läuferische Überlegenheit hin oder her. Schon bald geschah es also, daß nach einer Ecke der lilanen, die einen im Kopfball nicht ungeübten Abnehmer fand, zum ersten Mal an jenem Tage der Torschrei der Schachter erscholl. Einfach Äks. Aber doch vom Spielverlauf her halbwegs gerechtfertigt und vom viel zu neutralen Schiri der ersten Halbzeit (aus dem himmelblauen Lager) ordnungsgemäß anerkannt. 0:1 also aus himmelblauer Sicht schon nach 22 Minuten. Erste Wechselspielchen und zugleich wurde deutlich, daß auf himmelblauer Seite zu wenige Akteure tatsächlich Spielerfahrung auf dem Großfeld aufweisen konnten. Ergo: die Lücken im Mittelfeld waren derart groß, daß da von Löcher stopfen schon gar keine Rede mehr sein konnte. Mit großem Laufpensum und vielen Worten auf dem Spielfeld kam allmählich etwas mehr Ordnung in den himmelblauen Kick.
Dann war endlich Pause und das Fazit, weiter zu machen wie zuletzt, nur eben noch das Tor anzuvisieren. Gesagt - nicht getan. Alles blieb beim Alten, ja es kam sogar noch Schlimmer. Wieder eine Ecke aus dem Schacht, wieder ein Treffer der Lilanen, die einfach energischer nachsetzten. 0:2 also, spielten wir denn von Beginn an nach dem Drehbuch des Rückspiels? Demnach hätten sich die Himmelblauen nun beruhigt hängen lassen können, bissl Alibi kicken und gut. Aber mitnichten. Obwohl der Konditionsakku allmählich in den roten Bereich schwappte, zogen die Himmelblauen noch mal an - und wurden in der 67. Minute erstmals belohnt. Nach einem Freistoß und anschließendem Chaos im Strafraum der Erzgebirgler schlug der Ball ein: der Anschlusstreffer durch himmelblau01. Beflügelt von dieser guten Tat und daher auch noch mal ne' zweite Luft freisetzend ging es weiter nach vorn, taten sich Chancen auf, konnten die Bergmänner nur noch wenige Konter setzen - diese ohne zählbaren Erfolg. Jenen gab es viel umjubelt und absolut gerechtfertigt (wiewohl jedes himmelblaue Tor gegen den Schacht gerechtfertigt ist!) in der 73. Spielminute, als Thomas(golfi??) nach einer abermals Chaos in der lilanen Hintermannschaft auslösenden Ecke die Pille zum 2:2 in die Maschen lederte. Der Zschockengrund nun fest in Chemnitzer Hand. Die Himmelblauen setzten nun alles auf eine Karte, spielten weiter nach vorn und wären fast belohnt worden, als in der letzten Minute der Ball nur den Weg an die äußersten Finger des Torwarts statt ins Tor fand. Aus. Aus. Das Spiel war aus. Deutschland ist... ach ne, das sollte erst nen Tag später passieren. Hier galt es, nicht gar zu arg der Erschöpfung Raum zu geben, da einige Unverbesserliche von Verlängerung faselten, wo doch ein schiedlich, friedliches 2:2 auch genug Sieger bedeutet hätte. Die durchgesagte Dauer der Verlängerung beförderte dann einige der Himmelblauen an den Rand des Komas und dann auf den Platz zurück, auf dem sich nun der leere Akku, die Blasen an den Füssen und die geringe Zahl von Wechslern bemerkbar machten. Mit einem Wort, das lila Volk hatte mehr zum Zusetzen, klinkte nach 2x Latte das 2:3 und später dann auch noch das 2:4 ein, ehe der zwar nicht immer völlig auf Ballhöhe aber doch dankenswerter Weise pfeifende Fichtelberg dem Treiben ein Ende setzte und schon das Erreichen des Schlusspfiffs für viele wie ein Sieg war.
Nach dem verdienten Sieg (naja, woll'n mal nicht soo sein) von Auefans.com kam ein Pokälchen zum Vorschein, der höchstens einen vierstöckigen Stonsdorfer fassen konnte - und die lilanen Jungs nahmen das Dingens auch noch jubelnd entgegen. Die Supporter beider Teams beeilten sich, ihre rauhen Kehlen am vom SV Zschocken aufgestellten Bierstand wieder anzufeuchten. Besonders Stoffi von den Uns Ulfern und SOLB aus dem lilanen Lager hatten sich eine heiße Schlacht geliefert, wobei man sich selbst bis nach Zwickau gewundert haben dürfte, wie man derartigen Bierbäuchen so volle vokale Schwingungen entlocken konnte. Ebenfalls erwähnenswert die nette Liedschlacht nach dem 2:0, als die Chemnitzer sangen "Aue wir hören nix" und der verbale Konter mit "Chemnitz wir sehen nix" kam.
An getrennten Tischen (political correctness first!) wurden unter besten Derby-Liedgut noch bis Sonnen- (oder doch Mond- ?) untergang ordentlich Bier und Roster vernichtet, wobei die Auer Seite dabei wohl die schwereren Verluste zu beklagen hatte *g*. Alles in allem endete somit eine rundum gelungene Veranstaltung, die bewiesen hat, daß bei aller Erzrivalität ein sportlich fairer Umgang unter dem Slogan "Wir können auch anders!" mit vollem Leben ausgefüllt wurde. Und genau deshalb gab es an diesem Abend auch ZWEI Siegermannschaften!!