17. Spieltag der Regionalliga Nord
Himmelblauer Grottenkick in der Uerdinger Grotenburg
KFC Uerdingen gg. Chemnitzer FC 1:0 (0:0)
Austragungsort: Grotenburg-Stadion, Krefeld
Datum und Zeit: Freitag, den 16.11.2001 um 19.00 Uhr
Aufstellungen:
KFC Uerdingen: Martin - Koenen - Vriesde, Puschmann - Schmugge, Eraslan, Bradasch, Maaß, Nouri (70. Özkaya) - Abdulai (61. Emerson), Rodriguez (61. Fiore) | Trainer: Luhukay
Chemnitzer FC: Hiemann - Göhlert - Bittermann, Schmidt- Hauptmann, Podszus, Ratkowski, Tchipev, Walther, - Meissner, Krieg (61. Rolleder) | Trainer: Schulz
Schiri: Meiwes (Rheda-Wiedenbrück)
Zuschauer: 1.760
Gelbe Karten: Nouri -
Gelb-Rote Karte: Schmidt (71.)
Tor:
Zum Spiel:
Nach den feinen Ergebnissen der letzten Wochen sah man sich als mittlerweile sieggewohnter Fan außerstande, daß letzte Spiel der Rückrunde untätig am Radio rumzusitzen. Der CFC besaß aufgrund der Tabellenkonstellation die Chance, zum zweiten Male in diesem Jahr an der Tabellenspitze übernachten zu können, vorausgesetzt, man würde in Uerdingen 3 Punkte einfahren. So unwahrscheinlich schien das nicht, da die Himmelblauen einen guten Lauf hatten und die Grotenburg in diesem Jahr bisher nicht als Heimfestung aufgefallen war. Beim CFC waren zwar Mehlhorn und Fröhlich nicht an Bord, aber dafür standen mit Walther und dem wiedergenesenen Hauptmann zwei andere tatendurstige Akteure schon in den himmelblauen Startlöchern.
Also ab ins Auto und über die allseits bekannte Route Eisenach/Gießen/Köln in Richtung Ruhrgebiet getigert. Zu den ersatzgeschwächten Clubsurfern gesellten sich diesmal Mitfahrer vom Rittergrüner Komitee, von Ossi18, den CFC-Fans-Köln und den Flintstones. Die bunte Mischung jagte vorbei an den immer wieder lustigen Autobahnabfahrten mit den Namen "Siegen-Eisern" und "Biedenkopf" und erfreute sich im Kölner Autobahndschungel der Pfadfinderdienste von Thomas aus Köln. Erfreulich war auch, daß alle Staus auf der Gegenseite stattfanden und somit die geplante Landezeit von 18:00 gerademal um 15min überschritten wurde.
Auf dem Parkplatz vor dem Stadion angekommen, machte erstmal die Nachricht die Runde, daß die Männer in Grün sehr aktiv sein würden und zum Beispiel das Auto der Ultras komplett durchgefilzt hätten. Andere Fans berichteten von TÜV-Drohungen wegen klappernden Auspüffen und ähnlichen Schnickschnack. In diesem Fall erwies es sich mal wieder als sehr hilfreich, kein C am Nummernschild zu haben ;o)...
Dann enterten wir das Stadion mit dem gruseligen Namen Grotenburg und erblickten die üblichen ca. 100 himmelblauen Allesfahrer. Im Gästeblock standen auch ca. 20 Fans von der einzig wahren Borussia aus Mönchengladbach, von denen ein paar sogar den neuen Freundschaftsschal CFC-BMG umhängen hatten. Die Grotenburg machte den Eindruck eines düsteren Riesen, dessen bessere Zeiten schon eine Weile zurücklagen. Die unteren 10 Stufen des Gästeblockes hatten gerademal Format "Beyerstrasse". Der leichte Nebel, welcher über dem Ruhrgebiet lag, war auch im Stadion anwesend und so wirkten die wenigen einheimischen Zuschauer wie einsame Wächter auf dem Rundgang einer germanischen Zwingburg aus dem Nibelungenlied.
Nun war es soweit und die Spieler trabten auf den Rasen. Der Schieri pfiff an und es passierte 30 Minuten lang gar nichts. Im Schach hätte man von einem klassischen Patt gesprochen. Erst sah das ganze nach Respekt voreinander aus, dann eher nach Unvermögen in beiden Reihen, und erst später wurde klar, daß beide Teams einen jener Tage erwischten, an denen gar nix ging und die Zuschauer in der nächsten Kneipe ein besseres Domizil gehabt hätten.
Beide Mannschaften erkoren das Mittelfeld zum Hauptkriegsschauplatz und einigten sich darauf, daß der Ball nach spätestens 3-4 Stationen wieder dem Gegner zu übergeben ist. Auf beiden Seiten kam kein einziger durchdachter Angriff zustande. Krieg und Meissner hingen völlig in der Luft, und das Mittelfeld um Tchipev und Hauptmann sah seine Hauptaufgabe im Zerstören des gegnerischen Spiels. Podzus und Walther auf den Außenbahnen waren nicht zu sehen. Einzig die Abwehr um Göhlert und Schmidt machte einen halbwegs soliden Eindruck.
Nach unglaublichen 31 Minuten abgelaufener Spielzeit fasste sich der Uerdinger Bradasch ein Herz und zog aus 35m unvermittelt ab. Hiemann zeigte sich auf der Hut und wehrte den Ball sicher zur Ecke ab, welche nix einbrachte. Auf himmelblauer Seite erkämpfte man sich auch 2-3 Ecken, welche aber für keine Aufregung sorgen konnten.
Einzig bemerkenswert an dieser ersten HZ war der harte Kern der Uerdinger Fans, welche sich unter dem Dach der Hautptribüne zu einem ca. 200 Mann starken Pulk formierten und dort mit Trommeln und Schwenkfahnen einen Dauersupport ablieferten. Zwar bestand das einzige Liedgut aus "Oeding' ist die geilste Stadt der Welt", aber trotzdem respektable Leistung.
Anzumerken bliebe noch, daß Schieri Meiwes dem grottenschlechten Niveau in nichts nachstand und der himmelblauen Gastmannschaft nahezu keinen Freistoss zusprach. Aber wehe, wenn ein Krefelder zu Boden ging - der Pfiff des Pfeifenmannes war gewiß. Absolut ungerecht auch die an den CFC verteilten 3 gelben Karten, welche durch die Bank für harmlose Allerweltsfouls vergeben wurden - genau dies sollte sich in der zweiten HZ noch bitter rächen.
In der Halbzeitpause wurde dann eine Original Krefelder Bratwurst abgefasst, die dem laschen Spiel in Nichts nachstand. Für sagenhafte 4 DM gab es einen derartig faden Riemen zu kauen, daß sogar dem wirklich hungrigen Fan der Gedanke ans Wegschmeißen überlegenswert erschien. Der Geschmack von eingeschlafenen Füßen war nichts dagegen...
Zweite Halbzeit. Merkwürdigerweise vertrauten beide Trainer denselben Aufstellungen, nahezu logisch, daß sich das Gegurke hemmungslos fortsetzte. Fairerweise muß man anerkennen, daß der CFC die ersten 10 Minuten des zweiten Durchganges durchaus besser im Spiel war. Es wurde einen Tick mehr gelaufen und das ganze Geschehen vom Mittelfeld auf einmal in Richtung gegnerisches Tor verlagert. Aber mehr als ein paar Ecken und völlig harmlose Schüßchen kamen nicht zustande. Nach ca. 60 Minuten pegelte man sich wieder auf das alte Niveau ein - wieder die alte Parole: Alle Mann ins Mittelfeld !!
Dann kam die Zeit der Stürmerwechsel - der CFC tauschte den völlig harmlosen Rainer Krieg gegen den später ebenfalls harmlosen Rolleder aus, und der KFC tauschte sogar beide Spitzen. Mit dem neuen Sturm wurden die Uerdinger nun gefährlicher und immer öfter schwebte der Ball in der Nähe des himmelblauen Strafraumes herum. Zum Glück stellten sich die Krefelder beim finalen Pass erschreckend einfallslos an, oder knallten das Leder aus guter Position weit über das CFC-Gehäuse.
Bei soviel Tristesse feierten natürlich die Fans wie gewohnt ihr eigenes Fest. Eine Uffta, ein Zaunsturm, und eine Schalpräsentation bei "Never walk alone" lenkten vom Gurkenspiel ab. Stimmung kam unter den mitgereisten himmelblauen Fans auch bei der Nennung der offiziellen Zuschauerzahl auf, als diese mit 1760 bekanntgegeben wurde. Spottgesänge wie "1.000 Chemnitz-Fans..." und "Hurra, das ganze Dorf ist da..." erklangen aus dem Gästeblock. Idiotische Episode am Rande: Einer der CFC-Ultras stellte sich neben Gladbachfans und versuchte denen zu erklären, daß er ihre Anwesenheit im CFC-Block nicht verstehen und akzeptieren könne.
Dann kam die 71. Minute - auf der linken Seite kam der Pass eines Uerdingers halbhoch nach vorn. Und Jan Schmidt nimmt im Pflichtgefühl des abzuwehrenden Balles dabei die Hand zu Hilfe - der Schieri ist unerbittlich und zeigt dem CFC-Abwehrrecken die gelb-rote Karte. Und letztlich beeinflußt er damit das Spiel, aber der Reihe nach...
Der KFC schwang sich in der Schlußviertelstunde zur tonangebenden Mannschaft auf, einerseits bedingt durch den Doppelwechsel im Sturm und andererseits durch das Ausscheiden von Schmidt. Trotz allen verlief das Spiel im Rahmen eines schmeichelhaften Remis für den CFC, Torchancen blieben Mangelware, auch wenn der KFC nun drückte. Dann kam die 86.Minute - eine völlig harmlose Situation , wie viele zuvor auch. Bradasch führt den Ball im Mittelfeld und legt auf Puschmann, der wiederum passt auf Emerson - der KFC-Angreifer stürmt in den Strafraum und zieht aus spitzen Winkel scharf ab. Hiemann fällt sicher zur Seite, um den Ball abzuwehren - doch anstatt einer Abwehr zischt das tückische Leder bei Hiemann durch die Hosenträger und zappelt zum Entsetzen der mitgereisten Fans im himmelblauen Netz. Och nee - 4 Minuten vor Schluß die Führung der Gastgeber - einfach frustrierend!!
Es kam, wie es kommen mußte - der CFC ohne Mumm und Möglichkeiten, den Ausgleich erzielen zu können. Einzig Meissner faßte sich aus gut 30m nochmal ein Herz und schoß am kurzen Pfosten vorbei. Dann war Schluß in der Grotenburg und Zuschauer "strömten" nach Hause. Die himmelblauen Helden kamen noch zum Abklatschen am Zaun vorbeigeschlichen und spendeten dabei Holger Hiemann zu Recht Trost für seinen Aussetzer.
Nach dem Spiel ging es zurück zu den fahrbahren Untersätzen, welche dann nach Leeren eines Trostbieres in Betrieb genommen wurden. Da bei unserer illustren Fahrgemeinschaft das Bierverklappen etwas länger dauerte, kam nach einer Weile ein grünes Männlein auf uns zu und bat uns sehr höflich um die Sicherstellung seines Feierabends. Nach kurzem Smalltalk, wobei wir von dem grünberockten Beamten netterweise noch die Lage des nächsten guten McDoof erfahren konnten, trollten wir uns heimwärts. Kurz nach der Parkplatzausfahrt wiederfuhr uns das nächste Malheur, indem wir dachten, unbemerkterweise einen Geradeauspfeil zum Linksabbiegen nutzen zu können. Prompt tauchte neben uns ein grünes Motorad auf, welches uns zum Folgen aufforderte. Gedanken an das Gefilze der Ultras kamen auf. Zum Glück erwies sich auch dieser Freund und Helfer als großer Menschenfreund, indem er nach unserem schmollenden Blick zur Aufforderung, 2x20 DM zu bezahlen (uff, was für billige Preise im Westen!), sich sogar auf 1x20 DM für beide Autos herunterhandeln ließ. Danke nach Krefeld, nette Polizei!! Auf der Rückfahrt trudelten wir dann gegen 1:30 im McDoof von Eisenach ein, wo um diese Zeit kaum ein Platz zu kriegen war. Echt erstaunlich, scheinbar hat Eisenach außer der Wartburg nur diesen Fastfood-Tempel als Attraktion. Wir waren uns natürlich nicht zu fein, die anwesenden Gourmets mit dem Singsang "Hurra, das ganze Dorf ist da..." zu beglücken ;o)...
Fazit: Ein Spiel, das wir ganz schnell vergessen sollten. Immerhin kann man in Uerdingen verlieren. Und für alle Träumer ist es vielleicht die Niederlage zur richtigen Zeit. Der CFC hatte eine gute Serie hingelegt, und dabei öfters Glück gehabt - der zweite Tabellenplatz ist kein Selbstläufer, er muß von der Truppe hart erarbeitet werden. Unter Ausnutzung aller Kräfte kann man vorn mitspielen, bei schlechten Spielen erhält man wie hier prompt die Quittung. Entscheidend wird sein, wie der CFC die nächsten drei Spiele bestreitet. Gelingen gegen die vermeintlich Kleinen tatsächlich 9 Punkte, dürfte mit dem CFC im Aufstiegsrennen weiter zu rechnen sein.
Bericht: Frank Neubert
Spielwertung: Note 5
Beste Spieler beim CFC: Göhlert, Schmidt
Tabellenplatz: 2
Bilder vom Spiel: