2. Spieltag der Regionalliga Nord
Vermeidbare Heimniederlage gegen cleveren DSC
Chemnitzer FC gg. Dresdner SCF 98 1:2 (0:1)
Austragungsort: Fischerwiese, Chemnitz
Datum und Zeit: Samstag, den 04.08.2001 um 14.00 Uhr
Aufstellungen:
Chemnitzer FC: Hiemann - Bittermann, Ahlf (12. Franke), Hauptmann, Mehlhorn - Renn, Tchipev (63. Schmidt), Walther, Fröhlich - Podszus (71. Göhlert), Meissner | Trainer: Karkuth
Dresdner SCF 98: Groß - Hoßmang - Cassano, K. Michael - Ernst (72. Wächtler), Beuchel, Ratke (77. Kurilenko), Ronald Schmidt, Bronec - Lau (85. Wegier), Sanchez | Trainer: Kreiche
Schiri: Scheppe (Wenden)
Zuschauer: 5.160
Gelbe Karten: Podszus, Renn, Fröhlich - Ernst, Radke, Bronec, Michael, Beuchel
Torfolge:
0:1 Lau (42.)
0:2 Ernst (60.)
1:2 Walther (80./Handelfer)
Zum Spiel:
Nachdem sich der geneigte Chemnitzer Fußballfan in der Sommerpause von den Schrecken der letzten Saison erholen konnte, stand nun das erste Heimspiel des CFC in der neuen Abenteuerklasse "Regionalliga" an. Der himmelblaue Paukenschlag in Düsseldorf ließ aufhorchen und machte Appetit auf das neue Team. Rechtzeitig vor dem Spiel meldeten sich auch Renn und Fröhlich wieder fit, so daß Karkuth Bestbesetzung aufbieten konnte. Gegen den DSC hatte der CFC noch nie verloren, und noch dazu mit Co-Trainer Schulz einen Mann in den himmelblauen Reihen, der die Dresdner aus dem FF kannte.
Bei so vielen positiven Vorzeichen hatte auch das Wetter ein Einsehen und so fanden sich 5160 erwartungsfrohe Zuschauer an der Gellertstrasse ein. Und diese bemerkten erst einmal, daß die Werbung an der Bande und im sonstigen Rund merklich weniger geworden war.
Aus Dresden waren ca. 150 Fans angereist, welche zwei große Schwenkfahnen mit sich führten. Vor dem Anpfiff präsentierten die Gästefans ein großes Spruchband, auf welchen "Bieten unfähigen und herzlosen Haufen - suchen Teamgeist und Schulle" draufstand. Auch andere Sympathiekundgebungen für den jetzigen Co-Trainer des CFC hingen am Zaun, so z.B. "Wir sind nur hier, um Schulle abzuholen". Na hoppla, aber dem Schulle gefällts jetzt bei uns!!
Der CFC begann das Spiel druckvoll und mit erkennbaren Siegeswillen. Hauptmann dirigierte seine Viererkette, welche oft bis zum Mittelfeld aufrückte und somit für ein himmelblaues Übergewicht sorgte. Einziges Manko waren schon zu Beginn viel zu ungenaue Anspiele auf die Spitzen. Die Dresdner wiederum verlegten sich erst einmal auf konsequente Verteidigung und störten wo sie konnten, wenn nötig, auch durch rauhe Gangart.
Dann die 12.Minute - ein Zweikampf von Ahlf mit Sanchez, indem sich der Chemnitzer das Knie verletzt. Franke kommt für Ahlf - und kann leider während des gesamten Spieles das entstandene Loch in der Viererkette nie so richtig flicken. Der DSC nun mutiger und mit ersten Konterversuchen. Besonders Sanchez und Lau kamen jetzt in Fahrt. Was auch auffiel, war die ruppige Gangart der Elbestädter, welche wohl merkten, daß der Schieri seinen gelben Karton in der Kabine vergessen hatte. Ausgefahrene Ellenbogen, verstecktes Nachschlagen - von allen war etwas dabei. Besonders Fröhlich und Tchipev hatten darunter zu leiden. Aber auch Vorwurf an den CFC, diesen "Kampf" nicht angenommen zu haben. Die Himmelblauen konnten ihren kompromisslosen Einsatz aus dem Düsseldorfspiel nicht auf diese Heimpartie übertragen. Der DSC stand sicher, und der CFC rannte planlos an.
Dann Ecke von rechts, der Ball wird verlängert und kommt zu Mehlhorn. Der setzt seinen linken Hammer ein und drischt die Kugel aus dem Hinterhalt in den Strafraum, wo Meissner den Ball noch ablenkt - doch mit viel Glück kann der Dresdner Keeper den Ball abwehren. Tja, das war sie - die größte himmelblaue Chance in der ersten Halbzeit. Der CFC zwar immer bemüht, aber irgendwie ohne allerletzten Einsatz und kaum richtig gefährlich. Nach etwas Stimmung zu Anfang nun auch Ruhe auf den Rängen.
Und der DSC konterte sich langsam ein. Die Viererkette wurde nun wiederholt überlaufen, meistens nach Pass aus dem Mittelfeld auf einen fix durchsprintenden schwarz-roten Stürmer. Diverse Schnelligkeitsnachteile der Urgesteine names Bittermann und Mehlhorn waren dabei unübersehbar. Kurz vor der Halbzeit rückt Hauptmann mit vor und bedient die rechte Angriffsseite. Der Pass wird abgefangen und ruckzuck überbrückt der DSC das Mittelfeld - Franke übersieht den startenden Lau, welcher prompt den Ball bekommt und nach ein paar gesprinteten Metern gegen den chancenlosen Hiemann flach zum 0:1 einschiebt. Mist verflixter - mit derselben Kontertaktik hatte der CFC vor einer Woche Düsseldorf erlegt.
Dann noch einmal die Himmelblauen, Flanke von rechts, der kleine Fröhlich steigt zum Kopfball hoch und wird gehalten und fällt - der Ball segelt vorbei und der Schieri pfeift. Vorfreude unter den Fans wegen des vermeintlichen Elfers. Denkste, es gibt Gelb wegen Schwalbe und Freistoß für den DSC. Unter diesen düsteren Vorzeichen geht es in die Kabinen.
Der CFC kam mit viel Schwung aus der Pause. Es war mehr Leben im Team und dem Gegner wurde konsequent nachgestellt. Podzus kommt in der Mitte zum Zuge, doch sein halb Schuß, halb Heber geht über das Tor. Dann taucht Podzus auf der rechten Seite auf und flankt nach innen. Fröhlich nimmt den sich senkenden Ball vom langen Pfosten aus volley, gute Aktion, aber leider geht der Ball weit über das Tor.
Aber der DSC nun noch gefährlicher beim Kontern, da sich die Chemnitzer Abwehr immer öfters in die Angriffsentwicklung einschaltete. Hauptmann ging mit nach vorn, auch Mehlhorn rückte auf. Ein Vabanque-Spiel, aber was sollte man tun!? Die Fankurve wachte auch wieder auf und präsentierte eine feine Uffta. Dann stürmt der agile Fröhlich an der Strafraumgrenze entlang und wird von Cassano gefoult. Ein Pfiff, ein Freistoß - leider nicht korrekt, da Fröhlich nach TV-Bildern innerhalb der weißen Linie agierte. Statt Elfer also nur Freistoß, welcher knapp über das Tor geht.
Aber der DSC blieb brandgefährlich - Lau konnte sich immer wieder gut in Szene setzen und schießt in der 55.min knapp am rechten Pfosten vorbei. Fünf Minuten später war es dann soweit - Sanchez setzt sich gegen die aufgerückte CFC-Abwehr durch und bedient Ernst, welcher Fröhlich auf der linken Abwehrseite (wo war Mehlhorn!?) einfach überläuft. Überlegt schiebt er die Kugel zum 0:2 in die lange Ecke. Jubel in der DSC-Ecke und himmelblaue Ernüchterung, da der CFC mit den eigenen (Auswärts-)Waffen geschlagen wurde.
Nun plätscherte das Spiel erstmal etwas. Der DSC sah sich in der Siegerrolle und der CFC brütete über die Mittel, um die Landeshauptstädter überhaupt in Gefahr bringen zu können. Das ruppige Spiel legte sich, vielleicht auch deshalb, weil der mittelmäßige Schieri nun bei jeder sich bietenden Gelegenheit den gelben Karton auspackte.
Trainer Karkuth wechselte Abwehrrecke Jan Schmidt ein (für den glücklosen Tchipev), um vorn für Kopfballgefahr zu sorgen. Später folgte noch Göhlert für Meissner. Als Ballverteiler im Mittelfeld agierten Hauptmann und Walther, wobei letzterer eher seine Fähigkeiten im Zerstören des DSC-Spiels sah, als im himmelblauen Aufbauspiel. Auch hier merkte man, daß die neu zusammengestellte Truppe noch nicht eingespielt ist. Und der DSC konterte fleißig - Ernst und Sanchez haben klare Chancen, auf 0:3 zu erhöhen. Aber auch der CFC ließ sich nicht lumpen und hat mit einer Kopfballbogenlampe durch Schmidt eine Großchance, welche der DSC-Keeper glänzend pariert.
In der 80.Minute war es dann soweit - nach einer Flanke von links köpft Meissner dem eingewechselten Dresdner und Ex-CFC'er Wächtler den Ball an die Arme - Handelfmeter. Ingo Walther läuft an und versenkt die Pille souverän zum 1:2, welches mehr als verdient war. Nun wurde es hektisch - und alle waren wieder wach, vom Spieler bis zum letzten Fan. Nach einer Ecke für den DSC zirkelt Lau den Nachschuß an die Latte des CFC-Tores. Dann wieder die Platzbesitzer mit Renn, welcher einer Kopfballvorlage von Meissner in den Strafraum hinterhereilt. Ein Dresdner hält den Fuß in den Lauf - Renn hebt ab und fällt - der Schieri pfeift Elfmeter. Dachten zumindest alle. Das er wieder auf Schwalbe und Gelb für Renn entscheidet, brachte die Volkseele nun endgültig zum Kochen. Tja, dritte Liga, drittklassige Schiedsrichter.
Der DSC war nun stehend k.o. und hoffte auf den Schlußpfiff. Es sollte aber noch die größte Chance des CFC während des ganzen Spieles kommen. Der starke Hauptmann schaltet sich wieder vorn ein und gibt eine scharfe Flanke von rechts nach innen. Podzus segelt in der Mitte heran und säbelt den Ball aus 1m Entfernung mit gestrecktem Bein fulminant über die Latte - aarrghh!! Es sollte einfach nicht sein. Kurz darauf war Schluß und der DSC entführte keineswegs unverdient 3 Punkte aus der Gellertstraße. Beide Teams gingen zu ihren Fans und ließen sich entsprechend feiern oder trösten.
Fazit: Es war das erwartet schwere Spiel, indem sich zeigte, daß der CFC als Mannschaft erst noch zusammenwachsen muß und das die Träume von einem Wiederaufstieg noch gewaltige Rosinen sind. Die Niederlage hatte somit auch ihre heilenden Aspekte. Unübersehbare Abstimmungsschwierigkeiten in der neuen Viererkette als auch das Fehlen eines ballsicheren zentralen Stürmers sind die (erwarteten) himmelblauen Probleme. Im Spiel selbst wurde die erste Halbzeit mit halbherzigen Fußball verschlafen, obwohl allen klar war, daß man in der dritten Liga nur mit Kampf bestehen kann. Ein Engagement wie in den letzten 10 Minuten sollte daher der Maßstab für künftige Heimauftritte sein.
Bericht: Frank Neubert
CFC-Spielwertung: Note 2,5.
Beste Spieler beim CFC: Fröhlich, Hauptmann
Tabellenplatz: 5