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Mit "blauen Briefen" spielt sich's nicht gut
Mitte vergangener Woche flatterten den Frankfurter Spielern die "blauen Briefe" auf den Tisch. Ende der Saison wird der Geldhahn zugedreht, die Bundeswehr kommt nicht mehr für die finanziellen Aufwendungen des Klubs auf. Sie entläßt die Spieler.
Auch wenn dies im Grunde seit langem bekannt ist - der Fakt an sich trug ganz gewiß nicht dazu bei, die Kampfmoral der Frankfurter zu heben, die am Ende 0:1 gegen Chemnitz verloren.
Die Auswirkungen waren dann auch nicht zu übersehen. Viktoria 91 ließ in den ersten 45 Minuten alle Kennzeichen eines selbstbewußten Gastgebers vermissen, wirkte harmlos, ängstlich seiner Mittel, in keiner Phase sicher. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch durch das Ausscheiden des neu gewählten Kapitäns Volkmar Kuhlee, der bereits nach sieben Minuten mit einer Knieverletzung vom Platz humpelte. Keiner, der die Fäden in die Hand nahm.
Eine Situation, die der Chemnitzer FC mit bemerkenswerter Konsequenz ausnutzte. Heidrich, von Wilski in der ersten halben Stunde nicht zu stellen, Keller und Ziffert, kurbelten in eben jener Zone des Spielfeldes, in der die Viktoria überhaupt nichts zu bestellen hatte - im Mittelfeld. Die Überlegenheit war deutlich, auch was die Zahl der herausgespielten Chancen anlangte. Nur eine davon nutzten die Gäste. Mehlhorn setzte sich am linken Flügel durch, flankte hoch nach innen, wo sich der aufgerückte Ziffert noch umschauen konnte, bevor er den Ball per Kopf in Schulzes Gehäuse einnickte.
Wenigstens im kämpferischen Belangen konnte sich der Gastgeber nach dem Wechsel steigern. Das Strickmuster, mit dem er allerdings versuchte, den Rückstand wettzumachen, war so einfach, daß die kompakte Chemnitzer Abwehr vor Barsikow keinerlei Mühe hatte, das wertvolle 1:0 zu halten. Frankfurts Torhüter Schulze wuchtete die Abschläge in Richtung Chemnitzer Strafraum, wo man wohl auf die Kopfballstärke von Rath spekulierte. Umringt von drei, vier Chemnitzer Abwehrspielern (vor allem Illing!) stand Rath allerdings auf verlorenem Posten.
(Rainer Nachtigall)