Nachlegen gegen den kleinen Club aus Bremen…
von Timo Görner
…um das Aufbäumen in Wolfsburg zu bestätigen und zumindest an der Tabellenspitz dran zu bleiben. Für den FC Oberneuland geht es um Punkte gegen den Abstieg.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang
Nicht unerwarteter Abstiegskampf ist angesagt. Nach den ersten 7 Spielen stellten Rang 10 und die ausgeglichene Bilanz auf heimischen und fremden Plätzen die Verantwortlichen noch zufrieden. Immerhin gelangen in Wilhelmshaven (3:2) und beim Goslarer SC (2:1) 2 Auswärtsdreier sowie der bemerkenswert Heimsieg gegen Halle (1:0), mit dem die beeindruckende HFC-Auswärtsserie beendet wurde. Dafür wurde der FCO in Hannover (0:5) abgewatscht.
In den 12 Duellen bis zur Winterpause ging es aber Richtung Abstiegszone. 11 Punkte aus diesen Partien waren für den anvisierten, gesicherten Mittelfeldplatz zu wenig. 4 Heimspiele in Folge ohne Sieg und Torerfolg bei nur einem 1 Remis wurden absolviert, darunter die Pleiten gegen St. Pauli II und Lübeck (jeweils 0:2), mit denen man sich auf Augenhöhe sah. Auch auf Reisen ging es abwärts. Die Heimniederlage gegen den CFC (0:3) und das 0:1 in Wolfsburg waren im Rahmen des Erwarteten, das 1:4 bei Hertha BSC II wieder weniger. "Lohn" dieser Erfolglosigkeit war Platz 17 und die fraglos bislang schwierigste Situation.
Doch es schloss sich ein Aufwärtstrend an, der zwar nicht beeindruckend, aber immerhin die Talfahrt stoppte. Start war der Sieg in Meuselwitz (2:1) und die Blamage des damaligen Topfavoriten Magdeburg am Vinnenweg (1:0) sowie der Heimsieg gegen Türkiyemspor (3:1). Das es nicht weiter nach oben ging, verhinderten weitere Auswärtsniederlagen beim HSV II (0:2) und in Plauen (0:1). Das Ende des Punktspieljahrs 2009 sah die Rot-Weißen knapp auf Nichtabstiegsplatz 14 mit Kontakt zum einstelligen Bereich der Tabelle.
im Jahr 2010 hat Oberneuland mittlerweile 5 Punktspiele absolviert, aus denen nur ein Sieg – das 2:1 im Nachholer gegen Goslar am Mittwoch - aber auch nur 1 Niederlage entsprang. Im Vergleich mit 2 Topteams erwies sich der FCO als unbequem. In Babelsberg gelang ein sehr respektables 0:0, in Halle (1:2) konnte man bis 15 Minuten vor dem Ende ein 1:1 behaupten. Unzufriedener dürfte man mit den Ergebnissen bei St. Pauli II (4:4) und gegen Hertha II (1:1) gewesen sein. Bei den Hamburgern gelang eine Aufholjagd vom 2:4 zum 4:4. Auswärts wurden 11 Punkte in 12 Partien eingefahren, der letzte volle Erfolg gelang am 08.11.2009 in Meuselwitz. Die Heimbilanz ist mit 4 Siegen und 4 Niederlagen ausgeglichen.
Im Landespokal steht man am 27.04.2010 beim Blumenthaler SV aus der fünftklassigen Oberliga Bremen.
Delegierungen seit dem Hinspiel
3 Mann für die Abwehr und 1 für den Angriff wechselten in der Winterpause nach Oberneuland. Francis Banecki (23) kam von Oberligist Kickers Emden, Nikolaj Streater (20) vom SV Werder II und Julian Matiasovits (26) spielte bis Juli 2009 bei Wacker Burghausen. Aus dem "gleichen Stall" ist der italienische Stürmer Alessandro Belleri (25).
Gewinner der Saison bislang
Bünyamin Aksoy (20) spielte 2008/2009 bei West-Regionalligist Borussia Mönchengladbach II kaum eine Rolle, konnte sich beim FC Oberneuland aber über weite Strecken als Stammspieler etablieren. Torwart Christian Ceglarek (25) gelang der Sprung aus der fünftklassigen Oberliga Bremen (Brinkumer SV) in die Regionalliga.
Der Trainer
Mike Barten (36) ist aktuell Trainer der Regionalliga-Mannschaft. Seit 01.07.2007 ist er bereits der 9. Verantwortliche auf dieser Position. Barten arbeitete als Übungsleiter bereits von April bis November 2008 beim FCO, löste nun am 29.10.2009 die Interimslösung Remzo Memic ab, der wieder als Co-Trainer fungiert. Memic wiederum war Nachfolger des Marokkaners Mohamed Amiq (60), der Anfang September 2009 entlassen worden war und nicht mal ein halbes Jahr im Amt war.
Die Mannschaft
Gesetzt im Tor ist Christian Ceglarek (25). In der Abwehr sind Viktor Pekrul (27), der Kroate Marin Mandic (21), Bünyamin Aksoy (20), Christopher Beck (25) und Björn Dreyer (21) feste Größen. Eine Verstärkung soll Neuzugang Francis Banecki (24) werden, der immerhin Erfahrung aus Liga 1 bis 3 mitbringt, wenn auch nur mit relativ wenig Einsätzen. Im Mittelfeld vertrauten die bislang 3 Trainer in dieser Saison Benjamin Titz (29), Kapitän Benedetto Muzzicato (31) aus dem Land des Fußball-Weltmeisters und Danny Cornelius (24). Auf dem Sprung zum etablierten Stammkader ist Marius Winkelmann (19). Als Vorlagengeber verdient in diesem Sektor Cornelius mit 5 Vorarbeiten und 3 Toren eine Erwähnung. Im Angriff ragt der Georgier mit deutschem Pass Alexander Karapetyan (22) heraus. 6 Tore stehen zu Buche, bei 22 Spielen allerdings keine berauschende Quote. Für mehr Torgefahr soll Neuzugang Alessandro Belleri (25) sorgen; mit 3 Toren in 5 Spielen ist er auf einem guten Weg. Ansonsten sieht es in diesem Bereich eher mau aus. Möglicherweise zu wenig für den Klassenerhalt, vor allem wenn Belleri nicht einschlagen sollte. 27 Kicker stehen insgesamt im Aufgebot, das eines der eher Größeren der Staffel ist. 24,1 Jahre im Schnitt sprechen für einen guten Anteil an jüngeren Aktiven.
Die Einkaufsbilanz
19 Spieler sind mittlerweile neu, von denen sich bislang 7 einen Stammplatz erspielten. Belleri und Banecki dürften Nr. 8 und Nr. 9 sein. Eine große qualitative Verbesserung wurde allerdings wohl eher nicht erreicht. Zeugnis: ordentlich, aber wohl nicht unbedingt effektiv.
Prognose
Für den FC Oberneuland dürfte es bis zuletzt gegen den Abstieg gehen. Nur wenn gegen direkte Mitkonkurrenten mehr gepunktet wird als zuletzt und zu Hause zugelegt werden kann, wird es reichen. Auch in der Defensive wird sich der FCO deutlich steigern müssen. Schon jetzt hat man 41 Gegentore kassiert, exakt soviel wie in der letzten Spielzeit. Tipp: Platz 15 und Abstieg, eventuell vermieden durch Lizenzentzug eines anderen Vereins.
Das Umfeld
Das Interesse an Bremens Nr. 2 hinter dem SV Werder ist dürftig. 280 Besucher wurden im Schnitt bislang registriert, weniger haben in der Nordstaffel nur Hertha BSC II, Goslar und Wolfsburg. Mit gerade mal 121 zahlenden Fußballfreunden erreichte der Zuspruch am vergangenen Wochenende gegen Hertha BSC II seinen Tiefpunkt. Immerhin 750 Gäste sahen den "Kassenschlager" 1. FC Magdeburg. Gegen den CFC waren 250 Unentwegte zugegen. Relativ leicht zu erahnen das am Sonntag vermutlich ein ziemlich verwaister Gästeblock zu sehen sein wird.
Ähnlich "spektakulär" präsentiert sich das "restliche Umfeld". Skandale und Eklats sind beim Bremer Stadtteilverein nicht zu vermerken und wohl auch nicht zu erwarten. Als Vereinschef fungiert mit Holger Micheli einer der maßgeblichen Sponsoren des FCO, seine Grundstücksgesellschaft lässt dem Club ein paar EUR zukommen. Für die Geschäftsleitung ist Tochter Karen Micheli verantwortlich. Erinnerungen an die SG Wattenscheid 09 in weitaus besseren Jahren werden wach, zuletzt mit Klaus und Britta Steilmann. Wie der CFC spielen auch die Bremer ohne Brustsponsor.
