Zum Spiel: Zum Einstieg 5 Mark ins DSF-Phrasenschwein: Ein Spiel dauert 90 Minuten. Der CFC hat das alte Sprichwort geändert: Für die Himmelblauen reichen sechs Minuten. Und das bewiesen sie am Samstag. Bis zur 36. Minute war zwar ein stetiges Anrennen auf das Hütte-Tor zu sehen - es stand aber immer noch 0:0. Dann kam Lutz Wienhold: Mit seinem ersten Regionalliga-Tor überhaupt überwand er Jens Kunath (1. Spiel für Eisenhüttenstadt, kam von Hansa Rostock). Der Jubel war kaum beendet, das neue Ergebnis gerade so verhallt - da krachte es zum zweiten Mal im Hütte-Kasten: Mirko Ullmann hatte aus abseitsverdächtiger Position mit seiner linken Brust zugeschlagen, den Ball an Kunath vorbei ins Netz gedrückt. Wiederum drei Minuten später durfte neben den 3 800 Zuschauern auch Captain Torsten Bittermann jubeln - ein schöner Flachschuß aus 10 Metern landete im langen Eck. Scorer-Punkte verdiente sich Hendrik Liebers: Er bereitete zwei der drei Tore vor. Chancen von Eisenhüttenstadt machten entweder Antonio Ananiev oder die eigene Abschlußschwäche des Tabellenletzten zunichte.

Die zweite Halbzeit war dann eher für ein Sonnenbad geeignet. Chemnitz wollte, Hütte konnte nicht. Drei Minuten vor Schluß jagte der wieder nur eingewechselte Danilo Kunze das Leder in den blauen Himmel - anstatt ins Netz für himmelblauen Jubel. Der kam dann nochmal bei den Endergebnissen aus Leipzig und Babelsberg auf. Apropos Babelsberg: Den Jungs sollte man eigentlich eine Kiste Sekt schicken - 1:1 gegen Leipzig, 1:1 gegen Zwickau und jetzt 4:1 gegen Plauen - danke in die Filmstadt. Danke an Alexander Tetzner, daß er einen schlechten Tag erwischte. Auf der Tribüne saß Hansa-Neu-Coach Andreas Zachhuber samt Gattin, verschwand eine Minute nach Tetzners berechtigter Auswechslung in der 64. Minute. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt...

Noch etwas zur Zuschauerresonanz: 3 800 Fans in einem potentiellen 1 500-Zuschauer-Spiel gegen den Tabellenletzten sind schon klasse. Es ist wieder eine Euphorie da, man sieht immer mehr Anhänger aus FCK-zeiten mit selbstgestrickten blau-weißen Woll-Schals von damals in Richtung Gellertstraße pilgern. Fans mittleren Alters, die auf einmal merken: Da passiert ja immer noch was. Was mich nachdenklich stimmte: Mit einer Leistung wie in der zweiten Halbzeit lockt man niemanden hinter dem Ofen ehrvor. Das Spiel lebte nur von ganzen sechs Minuten. Eintritt wird für 90 Minuten bezahlt. Als Jungs: Ändert keine Sprichworte - haltet Euch an die alten. Und spielt 90 Minuten lang so tollen Fußball wie zwischen der 36. und 42. Minute. Noch ein Wort zur "Fan"-Kurve: Wenn dort Ordner zusammengeschlagen werden und Knaller und Pfeifer in die eigenen Fans geschossen werden, fehlen mir die Worte. Etwas Rauchpulver oder Bengalos sind eigentlich ungefährlich - solche Sachen aber können wortwörtlich ins Auge gehen. Gut, daß Ordner und Sicherheitsleute endlich reagiert haben und sich den Idioten aus der Kurve schnappten.