Vorbericht

37. Spieltag - 3. Liga - Saison 2012/2013
Stuttgarter Kickers
Stuttgarter Kickers
1:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Rehabilitationsversuch bei der "Mannschaft der Stunde"...

von Timo Görner

...in Stuttgart. Nach dem Debakel in Karlsruhe und der "dezenten Vorstellung" gegen Erfurt muss der CFC bei einem Team ran, was zuletzt fleißig Punkte sammeln konnte.

Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang

Zwei Spiele vor Ultimo können die "Blauen" den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen, was vor wenigen Wochen noch undenkbar war. Grundstein dafür ist eine kleine Serie von zuletzt vier Spielen mit drei Siegen. Zwei davon gelangen auswärts, zuletzt bei Aufstiegskandidat Münster (1:0).

Der Aufsteiger und Rückkehrer in Liga 3 galt vor der Saison als Abstiegskandidat. Finanziell "überschaubar an Ressourcen" traute man dem Team maximal den knappen Klassenverbleib zu. Sieglos verliefen auch die ersten vier Begegnungen mit Punkten lediglich zu Hause gegen Wehen Wiesbaden und Mit-Neuling Halle (je 0:0). Den ersten Dreier holte man ausgerechnet im "kleinen Ortsderby" gegen den VfB II im "Heimauswärtsspiel" mit 4:1. Zwei Heimsiege gegen Osnabrück (3:0), Aachen (3:1) folgten. In Bielefeld (0:1) verkaufte man sich ordentlich. Nach 8 Spieltagen war Platz 8 erreicht, so gut stand man später nie wieder da. Es war die beste Phase mit solider Defensive bei 13:8 Toren. Die Skeptiker schienen aber Recht zu behalten, denn die Kickers gerieten sportlich ins Trudeln und marschierten Richtung Tabellenkeller. Bis zum Hinspiel konnte nur in Erfurt (3:0) ein weiterer voller Erfolg bejubelt werden, dagegen standen 6 Niederlagen. Das 0:2 in Chemnitz bedeutete den Absturz auf Abstiegsplatz 18 und das Ende von Dirk Schuster als Mann auf der Bank. Nach dem Motto "wer feuert übernimmt" übernahm Sportdirektor und Weltmeister Guido Buchwald das Amt als Interimslösung bis Jahresende. Seine Bilanz in 3 Heimspielen: 1 Remis - 1 Sieg - 1 Niederlage. Hansa wurde zu Hause (2:0) bezwungen, gegen Mitkonkurrent Darmstadt – damals noch mit Seeberger – gelang nur ein 1:1. Mehr als gegen Heidenheim (0:2).

Gerd Dais (49), bis Mitte November bei Zweitligaaufsteiger Sandhausen, sollte dann das Ruder herumreißen. Dazu kamen 3 Neuzugänge mit je einer Ausleihe aus Liga 1, 2 und 3. Er startete vielversprechend: Zum Auftakt erkämpfte man ein 1:1 in Halle. Zwei Siege schlossen sich an; in Wiesbaden (2:0) wurde der SVWW düpiert und der VfB II erneut (3:0) deklassiert. Dais´ Verpflichtung schien die Rettung zu sein. Es blieb ein Strohfeuer, denn die drei folgenden Gastspiele wurden verloren. Eher im Rahmen Osnabrück (1:3), enttäuschend die Auftritte in Aachen und Saarbrücken (0:3). Offenbach (0:2) holte sich auch die Zähler, Pleite Nummer vier in Folge bei nur einem Torerfolg. Dais stand längst in der Diskussion und der vierte Trainerwechsel drohte. Vor allem das "Wie" der Niederlagen bereitete Kopfzerbrechen. Im Schneetreiben gegen Bielefeld (1:1) konnte er seinen Job noch mal retten, nach dem 0:3 in Karlsruhe war auch seine Ära beendet. Massimo Morales (49) , vor allem bekannt als langjähriger Co-Trainer von Giovanni Trappatoni, sollte es nun richten. 7 Spiele Zeit blieben ihm, doch die Amtszeit begann eher trostlos. Zwei Heimpleiten in "6-Punkte-Spielen" gegen Erfurt und Dortmund II (0:1) steigerten die Negativserie auf acht Begegnungen ohne Sieg bei einem Pünktchen. Viele schrieben die "Blauen " ab. Doch mit Start beim 4:1 in Burghausen nach 0:1, einem Punkt in Unterhaching (1:1) und einem ganz wichtiger Sieg gegen Babelsberg (2:1) drehte Stuttgart noch mal auf. Für den Paukenschlag sorgte man dann in Münster und beendete mit einer bärenstarken Abwehrleistung die famose Heimserie der Gastgeber von 18 Spielen ohne Niederlage (1:0). Ein Punkt und 11 Tore Vorsprung als 16. sind es mittlerweile auf Platz 18, bei noch 2 Runden muss jedoch weiter gezittert werden.

Dennoch bleibt die Heimbilanz abstiegsreif: Nur 5 der 18 Duelle wurden siegreich gestaltet. In den letzten 5 Vergleichen im "GAZI-Stadion" konnte man nur gegen Babelsberg einen Dreier landen und es stehen 3 Niederlagen ohne Tor gegenüber. Geizig war die Offensive (17), stark die Defensive (18). Auf Reisen holte man nur zwei Zähler weniger als zu Hause. 37:46 Tore insgesamt sprechen für eine schwächere Offensive (14.) und solide Defensive (9.).

Im Landespokal Württemberg war bereits im Viertelfinale Endstation bei Regionalligist SG Sonnenhof Großaspach (0:2).

Delegierungen für diese Saison seit dem Hinspiel

Der Pole Peter Sprung (33) ging nach knapp einem Jahr im Januar 2013 zu Regionalligist SV Viktoria Aschaffenburg. Er schaffte bei den Kickers nicht den Durchbruch.

Drei Akteure wurden ausgeliehen bis Saisonende: Aus Aachen kam Abwehrspieler Fabian Baumgärtel (23), bis zur Winterpause vom Erstligisten Fürth an die Alemannia verliehen und dann nach Stuttgart. Vom Zweitligisten VfL Bochum kam auf die gleiche Weise Daniel Engelbrecht (21), dort fast ausschließlich in der II. im Einsatz mit nur einem Kurzeinsatz bei den Profis. Nicolai Groß (21) wurde vom 1. FC Heidenheim zur Verfügung gestellt. Dort in der Herbstrunde sechsmal eingewechselt, warf ihn Ende September eine Verletzung aus dem Kader. Beide sind jeweils im Angriff beheimatet.

Der Trainer

Massimo Morales (49) hat seit dem 07.04.2013 das Sagen auf der Trainerbank. Der Italiener trainierte zuvor bis Oktober 2010 den ungarischen Erstligisten Budapest Honvéd FC. 1994/1995 fungierte er als Co-Trainer von Giovanni Trappatoni beim FC Bayern und in den drei Jahren davor dort als Nachwuchstrainer. Weitere bekanntere Stationen waren Fortuna Düsseldorf, Waldhof Mannheim und SSC Neapel. Die Düsseldorfer führte er 2004 zurück in die Drittklassigkeit, bevor er sich mit einigen Stammspielern anlegte und im November 2004 gehen musste. Die Kickers sind immerhin schon der 10. Verein seit 1999. Er hat noch einen Vertrag bis Saisonende.

Die Mannschaft

Im Tor kamen bereits drei Akteure zum Einsatz. In den letzten sechs Spielen war Markus Krauß (25) fünfmal die Nummer Eins. Er kommt auf bislang acht Spiele, Günay Güvenc (21) auf deren 11 und Daniel Wagner (26) auf 18.
Die Abwehr sieht Julian Leist (25), Fabio Leutenecker (23) und Fabian Baumgärtel (23) als Gerüst. Fabian Gerster (26) und Patrick Auracher (23) kommen dahinter. Mit Kai Bastian Evers (23) fiel ein potentieller Stammspieler wochenlang wegen Verletzung aus, steht derzeit aber wieder im Aufgebot. Nicht einsatzbereit sind Thorben Stadler (23) und der US-Amerikaner Royal-Dominique Fennell (23). Julian Leist konnte sich immerhin dreimal als Torschütze auszeichnen.
Im Mittelfeld haben Sandrino Braun (24), Jérôme Gondorf (24), der Italiener und Kapitän Vincenzo Marchese (29) und der Türke Mahir Savranlioglu (26) die Nase vorn. Marchese war an acht Toren beteiligt, viermal davon als Torschütze. Mit Tobias Rühle (22) kämpft ein noch jüngerer Spieler um den dauerhaften Stammplatz, der Slowene Marcel Ivanusa (28) ebenfalls.
Herausragend im Mannschaftsmaßstab und auch in der Liga ist Marco Grüttner (27). Seine stolze Bilanz: 17 Tore. Sein letztes Erfolgserlebnis liegt jedoch knapp vier Wochen zurück, beim 4:1 in Burghausen war er mit drei Toren der "Matchwinner" - drei von sechs Treffern im Jahr 2013. Schmerzlich deshalb der seit ein paar Wochen feststehende Abgang zum "Mitbewohner" mit dem VfB Stuttgart II. Denn ansonsten sieht es im Angriff eher schlecht aus, einen echten weiteren Eckpfeiler gibt es nicht. Neuzugang Daniel Engelbrecht (22) ist zwar gesetzt, aber auch relativ erfolglos (1). Der Deutsch-Spanier Marcos Álvarez (21) ist ebenso Ergänzungsspieler wie der andere Winterneuzugang Nicolai Groß (23). Hier droht dem Verein selbst beim Klassenerhalt eine nicht unbedeutende Baustelle im personellen Bereich.
24,4 Jahre im Schnitt dokumentieren den durchaus jungen Charakter dieser Mannschaft von weitestgehend "Namenlosen". Der Klassenerhalt mit diesem Aufgebot ist zweifellos ein respektabler Erfolg.

Die Einkaufsbilanz

11 Spieler kamen neu hinzu. Von denen konnten sich seit der Winterpause Baumgärtel und Sandrino Braun über die gesamte Saison etablieren. Im Tor gelang zuletzt Markus Krauß der Sprung in den Stamm. Stadler und Evers wurden durch Verletzungen gehandicapt. Im Angriff sind Alvarez, Engelbrecht und Groß keine Verstärkungen. Tobias Rühle blieb fast ausschließlich Reservist. Fazit: sehr durchwachsen, muss besser werden, will man in der neuen Saison - wenn in Liga 3 - weiter drin bleiben.

Gewinner der Saison bislang

Sandrino Braun (24) kam aus der Regionalliga vom SC Pfullendorf und wurde in der 3. Liga Stammspieler.

Prognose

Es wird knapp für die Kickers, sollte man am Samstag gewinnen, dürfte es reichen. Ansonsten droht in Darmstadt ein Abstiegsendspiel, gegen den alten Trainer Dirk Schuster.

Das Umfeld

Mit 3.809 Zuschauern im Schnitt sind die Kickers nicht gerade der Publikumsmagnet der Liga, was nicht verwunderlich ist als die "kleine Nr. 2" im Schatten des Erstligisten VfB. Das sind aber immerhin etwas mehr als in der letzten Drittligasaison 2008/2009 mit 3.647. Zum Heimauftakt gegen Wehen Wiesbaden kamen 4.500, den Karlsruher SC im "kleinen Derby" wollten 6.400 sehen – mit einem entsprechenden Anteil aus Baden. Gegen Babelsberg im letzten Heimspiel wurde die Mannschaft von 3.500 zahlenden Fußballfreunden unterstützt. Der Zuspruch bewegt sich relativ konstant zwischen 3.000 und 4.000. Am Samstag sollte man mit knapp 3.500 bis 3.800 Einheimischen rechnen.

Dabei kann der kleine Verein mit viel Tradition jeden Cent gebrauchen, man ist eher einer der "Kirchenmäuse" dieser Staffel. Der Lizenzspieleretat liegt bei 1,65 Millionen EUR, der KSC zum Vergleich investiert 4 Millionen EUR. Mit einem Gesamtetat von 3,2 Millionen EUR liegt man relativ deutlich hinter dem CFC. Konsolidierung und solide Haushaltsführung haben Vorrang. 2008/2009 musste man wie in dieser Saison Offenbach den Kautionsfond von 200.000 EUR des DFB in Anspruch nehmen. Konnte diesen dann nicht zurückzahlen und wurde mit einem Punktabzug von drei Zählern bestraft. Der Abstieg in die Viertklassigkeit dokumentierte den Tiefpunkt der Vereinsgeschichte. Mühevoll war der Neuaufbau mit Spielern der II. Mannschaft bis zur Rückkehr in die 3. Liga 2012. Wir kennen das ja. Große Sprünge sind auch weiterhin nicht zu erwarten, der Klassenerhalt in der 3. Liga wird für den Verein eine primäre wirtschaftliche Komponente.
37. Spieltag - 3. Liga - Saison 2012/2013
Samstag, 11. Mai 2013, 13:30 Uhr
GAZi-Stadion, Stuttgart
Zuschauer: 5.415
Schiedsrichter: Rohde (Rostock)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

Stuttgarter Kickers Chemnitzer FC
16Tabellenposition6
38
36
1,1
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
51
36
1,4
10 (27,8%)
18 (50,0%)
Siege
Niederlagen
14 (38,9%)
13 (36,1%)
37 : 46
1,0 : 1,3
Tore
Tore pro Spiel
50 : 46
1,4 : 1,3
4:1 gegen VfB Stuttgart II (A), SV Wacker Burghausen (A)Höchster Sieg5:1 gegen Alemannia Aachen (A)
0:3 gegen Kickers Offenbach (A), Alemannia Aachen (A), 1. FC Saarbrücken (A), Karlsruher SC (A)Höchste Niederlage1:4 gegen Karlsruher SC (A)
N-s-u-S-sDie letzten Spielen-u-S-n-N
2 Siege in Folge
4 Spiele in Folge ungeschlagen
Aktuelle Serien2 Niederlagen in Folge
2 Spiele in Folge ohne Sieg

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele1043311:13
Heimspiele53116:3
Auswärtsspiele51225:10
Ligaspiele93339:12
Pokal-/Relegationsspiele11002:1

Der Ergebnisrückblick

1992/19932. Bundesliga4. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers2:0 (0:0)
1992/1993DFB-Pokal2. RundeStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC1:2 (0:0)
1992/19932. Bundesliga27. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC1:1 (1:1)
1993/19942. Bundesliga13. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC2:0 (0:0)
1993/19942. Bundesliga32. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers1:0 (1:0)
1999/20002. Bundesliga15. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC2:2 (1:0)
1999/20002. Bundesliga32. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers1:1 (1:1)
2000/20012. Bundesliga14. SpieltagStuttgarter Kickers - Chemnitzer FC4:0 (1:0)
2000/20012. Bundesliga31. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers0:2 (0:0)
2012/20133. Liga18. SpieltagChemnitzer FC - Stuttgarter Kickers2:0 (0:0)