Gebundene Ausgabe - 400 Seiten
Verlag: Die Werkstatt Göttingen
Erscheinungsdatum: 2. Auflage 2001
ISBN: 3-89533-306-9
Preis: 39,90 Euro
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Rezension:
Unzählige Stadiongeschichten zwischen Kiel und Chemnitz
Bereits in seiner 2. Auflage liegt nun "Das grosse Buch der deutschen
Fussball-Stadien" in den Läden, ein Zeichen dafür, dass die großformatige
Lektüre (A4, 1,9 kg) eine breite Leserschaft gefunden hat. Fast 350 deutsche
große und kleinere Stadien sind aufgeführt, beschrieben und mit vielen meist
historischen Abbildungen ummalt. Das, was den Titel vor allem lesenswert
macht, sind zuallererst die unzähligen, teils rührigen Geschichten rund um
die Stadien zwischen Kiel und Freiburg. Es sind die, welche das Leben
schreibt, und welche von fleißigen Chronisten festgehalten wurden. Vor allem
die kleineren Arenen sind umschmückt mit Story und Episoden, die heute in
der Zeit der absoluten Kommerzialisierung des Ballsports geradezu
abenteuerlich erscheinen.
Auch in der näheren Umgebung passierte einiges rund ums Oval. So erfährt man
von einem sowjetischen General Malzew, der 1950 den Bau des heutigen
Erzgebirgsstadions anordnete und dafür auch die Lößnitz umleiten ließ. Im
Dresdner Ostragehege fand Ende 1949 das erste Flutlichtspiel in Deutschland
statt, wo 12 Lichtmasten, 30.000 Haushaltskerzen und der Vollmond vor
25.000 Zuschauern den 2:0-Sieg der SG Friedrichstadt über eine DDR-Auswahl
ausleuchteten. Erzählt wird auch vom Dresdner Rudolf Harbig, der immer noch
Vereinsmitglied von Eintracht Braunschweig ist. Wieso das? Als
Fallschirmjäger-Offizier diente er Anfang der 1940er Jahre in der Löwenstadt
und stellte dort mit der 4x800-m-Staffel einen neuen Weltrekord auf.
Ebenfalls erwähnt wird das Fallschirmspringer-Unglück in Halle/S. 1997 oder
die Abzockversuche eines Böhlener Ortschronisten 1991, der mit überzogenen
Honorarwünschen eine Aufnahme der Jahnbaude in dieses Buch verhindern
konnte.
Natürlich sind auch einige Seiten den beiden Chemnitzer Stadien gewidmet.
Erzählt wird u. a. vom Kopierdreher Leo Bachmann, der in den 1960er Jahren
regelmäßig vor dem Anpfiff mit einer FCK-Fahne eine Stadionrunde lief. Und
dass 1970 beim Pokalhalbfinale gegen Vorwärts Berlin (1:2) ein Linienrichter
mit seiner
eigenen Fahne verdroschen wurde, nachdem zuvor Rudi Glöckner offenbar
falsche Entscheidungen traf. Durch das ausgesprochene Stadionverbot wich man
u. a. nach Halle/S. aus, wo nachgereiste Wismut-Aue-Fans einen Sarg mit der
Aufschrift "Tod dem FCK" ins Kurt- Wabbel-Stadion trugen. Und als 1938 das
heutige Sportforum mit dem Länderspiel gegen Polen (4:1) eingeweiht wurde,
spielte auf Gästeseite ein Ernst Willimowski mit, damals noch aktiv bei Ruch
Wielki Hajduki.
Man neigt dazu, sich fest zulesen, egal welche Seite, welche Stadt und
welches Stadion man aufschlägt. Der Hamburger Fussball-Autor Werner Skrentny
hat es der Anhängerschaft wirklich nicht einfach gemacht, auf dieses Buch zu
verzichten. Zumindest aber einen Blick sollte man da hineinwerfen, und
vielleicht sind dann 39,90 Euro doch nicht zu teuer.
Bewertung:
CFC-Bezug: mäßig
Kauftip: Ja!
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