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13.09.2004 · Fußball-Land DDR. Anstoß, Abpfiff, Aus.
25.05.2004 · Mythos Bökelberg


13.09.2004 · Fußball-Land DDR. Anstoß, Abpfiff, Aus. - Frank Willmann (Hrsg.)
Fußball-Land DDR

Gebunden - 192 Seiten
Zahlreiche, meist farbige, Fotos u. Abbildungen

Verlag: Eulenspiegel Verlag Berlin
Erscheinungsdatum: 2004
ISBN: 3-35901496-0
Preis: 14.90 Euro

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Rezension:

Fußball-Land DDR. Anstoß, Abpfiff, Aus.

Im Frühjahr 2004 erschien im Eulenspiegel Verlag Berlin ein weiteres Buch zur Geschichte und Illustration des Fußballsportes der DDR. Während die meisten bisher veröffentlichten Werke in der Regel detailgetreu aufarbeiten und mit Statistiken glänzen, beleuchtet der Herausgeber Frank Willmann hier das Auf und Ab der vier Jahrzehnte Ostfußball von einer eher menschlich-ironischen Seite oder läßt seine vielen Autoren von unten, von der Basis berichten. Zu Wort kommen bekannte Namen wie Horst Friedemann, Edgar Külow oder Andreas Gläser aus Berlin. Nicht nur zahlreiche Fotos, sondern auch Dokumente aus dem privaten (Spielerpässe) oder streng geheimen (SED-Mitteilungen) Bereich des Oberligageschehens bereichern sehr anschaulich dieses unterhaltsame Buch.

Nicht zu kurz kommt dabei der FC Karl-Marx-Stadt. Auf den Seiten 39/40 erklärt Matthias Biskupek "Die ganze Wahrheit über den FCK", die in seiner Sicht sich allerdings auf Spielerprämien, Dialekte (Gorrmorrgsschdodd) und seine Radfahrten von Mittweida an die Gellertstraße beschränkt. Wesentlich spannender zu lesen ist der Text vom BFC-Hausautor Gläser, der eine Auswärtsfahrt nach Sachsen schildert und viele interessante Details des himmelblauen Fußball-Lebens von 1980 benennt. Unklar blieb dabei jedoch, ob vor jenem Spiel der Fanartikel-Tabakladen am Rosenhof geplündert, oder die zahlreichen Wimpel auch brav von den einfallenden BFC-Horden bezahlt worden sind. Zumindest wird in diesem Buch mit vielen Abbildungen die Erinnerungen an die Zeit des Devotionalienhandels mit Wimpels, Fotos und Programmen geweckt und wachgehalten. So ist auf Seite 20 der legendäre FCK-DDR-Meisterwimpel von 1967 in Farbe zu sehen, oder auf Seite 109 ein FCK-Bierdeckel aus Mitte der 1980er Jahre. Selbst der schlichte hellblau-weiße Motor Fritz Heckert-Aufnäher ist in diesem Buch noch einmal auf Seite 94 zu bewundern. Auch fototechnisch kommt der FCK nicht zu kurz. Eberhard Vogel, Dieter Erler und auch Jürgen Bähringer fanden Einzug in dieses Werk. Ein absolutes Historienschmankerl ist jedoch auf Seite 59 zu finden. In einem Schreiben vom 15.1.1982 unterrichtet FCK-Boss Roland Hauschild den DFV in Berlin, daß die Delegierung von Uwe Pilz von Zwickau ins Dr.-Kurt-Fischer-Stadion "durchgesetzt" wird. Da aber bereits Tage vorher Hans Modrow (Dresden) und Siegfried Lorenz (Karl-Marx-Stadt) den Pilz-Deal an die Elbe besprochen und abgeschlossen hatten, wechselte der Mittelfeld-Star sehr zum Ärger des FC Karl-Marx-Stadt dann doch zu Dynamo.

Viele weitere Geschichten z. B. über die Anfänge des DDR-Fußballs, das Duell BRD-DDR 1974 oder einfache Fußballfans und ihre Sorgen füllen dieses sehr lesenswerte Buch. Ob Halle, Zwickau oder Berlin, fast jeder findet hier Texte oder Abbildungen zur seiner Mannschaft. Es ist eine Erinnerung an die "gute alte Zeit", als das Fußball-Geschehen noch überschaubar war, in der Mannschaft Spieler aus der Region aufliefen und der FCK selten in Abstiegsgefahr geriet. Fußball war damals noch Sport, Wochenend-Unterhaltung sowie Flucht vor dem grauen Alltag und fand seinen Platz in den Herzen vieler junger Menschen, welche sich noch heute an damals gern zurückerinnern. Das Buch ist dabei eine große Hilfe.

Bewertung:

Lesenswert: Unbedingt!
Kauftipp: Für DDR-Nostalgiker Pflicht!

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25.05.2004 · Mythos Bökelberg - Markus Aretz
Mythos Bökelberg

A4, Festeinband - 232 Seiten
zahlreiche Fotos

Verlag: Verlag Die Werkstatt, Göttingen
Erscheinungsdatum: 11/2003
ISBN: 3-89533429-4
Preis: 24.90 Euro

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Rezension:

Borussias Bökelberg und Chemnitz

Der Bökelberg ist Geschichte. Am 22.Mai 2004 erfolgte der Anpfiff des letzten Heimspiels in einem der wichtigsten und legendärsten Stadien des deutschen Fußballs. Dem Stürmer Arie van Lent war es vorbehalten, mit dem 3:1-Siegtreffer gegen 1860 München das letzte Tor für Borussia Mönchengladbach zu erzielen, das jetzt seine Koffer packt und zur Jahresmitte in den Nordpark umziehen wird. Damit endete die Geschichte des 61 Meter hohen Hügels, der seit 1919 von kaum einem Gegner bezwungen werden konnte.
So ist es selbstverständlich, daß diesem Stadion und seinem Abschied ein Denkmal gesetzt wurde. Vor einem Jahr erschien im Göttinger Werkstatt-Verlag eine illustrierte Geschichte des Bökelberges, geschrieben vom Journalisten Markus Aretz, der dort über dem Stadtteil Eicken 1972 sein erstes Spiel an der Hand des Vaters erlebte. Hier in der "Kull" (Kuhle), an dessen Lehmhängen einst die Zuschauer die "Fußball-Lümmelei" des FC Borussia 1900 erlebten, spielten später Mannschaften von Weltformat, und das nicht nur als Gäste. Die Fohlen-Elf der Siebziger mit Netzer, Simonsen und Heynckes ist noch heute Legende und Vorbild für viele junge Kicker. Das überaus lesenswerte Buch verwebt gekonnt die Historie des Stadions mit den Erfolgen und Niederlagen der Mannschaft. Eine lebendige, aber auch detailtreue Chronologie der Baugeschichte sowie emotionale Spielberichte und zahlreiche Fotos lassen auch Nicht-Grünweisse den Fußballwahnsinn am Rhein nacherleben.
Vor genau 3 Jahren, am 20. Mai 2001 kamen auch ca. 1000 mitgereiste Chemnitzer in den Genuß der Atmosphäre des Bökelberg. Der Zweitligist und feststehende Absteiger in die Regionalliga Chemnitzer FC bestritt sein Abschiedsspiel ausgerechnet gegen Mönchengladbach, das von Hans Meyer trainiert wurde und soeben in die 1. Bundesliga aufstieg. Die damalige Aufstellung des Chemnitzer FC lautete: Süssner-Bittermann, Holetschek, Schmidt, Mehlhorn, Renn, Kluge, Jendrossek (46. Oswald), Sobiech,Tetzner (54. Podszus), Kujat, und für fast alle konnte es nur heißen, den Bökel sehen und sterben.
Trotz der 0:3-Niederlage läuft vielen CFC-Fans noch heute ein Schauer über den Rücken ob der Geschehnisse vor allem außerhalb des Rasens, als man gemeinsamen mit den Gladbachern feierte und die Arena in ein Partyhouse verwandelte. In dem Kapitel "Unvergessene Spiele" erinnerte der Autor auf zwei vollen Seiten noch einmal an dieses Ereignis mit Rekordkulisse und Platzsturm, wobei allerdings die Rolle der Chemnitzer als Mitgestalter der Fete nur etwas schwach hervorgehoben wurde. Immerhin ließ die Karkuth-Elf auch einen Kicker zurück, denn mit Peer Kluge stürmt inzwischen auch ein Himmelblauer für die Farben der Borussia. Am 30. Juli erfolgt der Umzug ins neue 87 Millionen Euro teure "Borussen-Park"-Stadion, für das noch ein offizieller Sponsor-Name gesucht wird.

» Fanpage-Bericht vom himmelblauen Auftritt am Bökelberg am 20.05.2001

Bewertung:

Lesenswert: auf jeden Fall
Kauftipp: ja, durchaus

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