Saisonstart gegen die "Shooting-Stars der Vorsaison" mit dem Willen zur Revanche …
von Timo Görner
… für die bittere 0:2-Heimniederlage aus dem Frühjahr 2016. Der CFC stand damals am Abgrund, rannte diesem dann in den folgenden Wochen davon. Die Chancen für 3 Punkte stehen diesmal ungleich besser als damals.
Die vergangene Saison unseres Gegners:
Mit Platz 7 in Liga 3 konnte das erfolgreichste Abschneiden der Vereinsgeschichte seit Gründung 1994 verbucht werden, wochenlang durfte dabei von der 2. Bundesliga geträumt werden. Noch 4 Spiele vor dem Saisonfinale war Relegationsplatz 3 mit 1 Punkt Rückstand machbar. Dann ging dem Überraschungsteam der 3. Liga 2015/2016 die Luft aus, wurde nur noch 1 Zähler bei 1:6 Toren geholt. Damit auch die Qualifikation für den DFB-Pokal 2016/2017 über die Liga verpasst. Wäre notwendig gewesen, da man im Landespokal in Runde 3 gescheitert war. Platz 12 nach 7 Spielen war durchwachsen, aber zufrieden stellend. Wieder mal war es ein Sieg gegen den CFC, welcher den Höhenflug einer Mannschaft einläutete. Nach dem 4:2 an Spieltag 9 begann der Marsch nach oben, bis zur Winterpause ging es bei 35 Punkten auf Rang 2 hinter Primus Dresden mit 11 Punkten Rückstand. Zu Hause stark mit 5 Siegen und nur 1 Niederlage gegen Stuttgart II (1:3), bezwungen wurden hier auch der spätere Aufsteiger Aue (2:0), Magdeburg (1:0) und die damals stärkeren Münsteraner (3:1). Gegen Dresden zudem ein 0:0 eingefahren. Auf Reisen ebenfalls im positiven Saldo bei 4 gegen 3, ließ bei den Stuttgarter Kickers und Bremen (4:0) aufhorchen, souverän in Rostock (3:1). Holprig der Start 2016 mit nur 6 Punkten aus 6 Spielen, zu Hause war von der Heimstärke aus dem Herbst 2015 nichts mehr übrig. Die SGS verlor alle 3 Heimspiele gegen Mainz II (0:3), Würzburg (1:2), überraschend Bremen II (0:1). Wenigstens klappte es auswärts bei Stuttgart II (3:0), Erfurt (2:0), nicht in Halle (1:4). Das Gastspiel beim CFC richtungweisend, für beide. Die SGS konnte ihre Aufstiegsträume wahren, mehr aber nicht. Zu Hause war weiter Sand im Getriebe, gelang auch in den folgenden 3 Spielen kein Sieg. Mit dem 5:0 bei Absteiger Cottbus in Runde 34 wurde die Chance am Leben gehalten. Wie zuvor in Aalen (1:0). Danach siehe oben. Gegen Kiel war das 0:0 zu wenig, in Magdeburg (0:4), gegen Wehen Wiesbaden (0:1) und in Dresden (1:2) fehlten die Punkte. Für mehr als Rang 7 war die viertschlechteste negative Heimbilanz ohne Sieg 2016 und bei 5 Niederlagen zu wenig, konnte auch Rang 3 als Gast nicht kompensieren. Den bislang letzten Heimsieg in der 3. Liga feierte die SGS am 12.12.2015 gegen Münster. 58:47 Tore waren offensiv aufstiegsreif (2.), defensiv durchschnittlich (9.).
Delegierungen für diese Saison bislang:
Es gab einige Abgänge, auch von Eckpfeilern und Leistungsträgern der überaus erfolgreichen Saison 2015/2016.
Der wichtigste sicherlich auf der Trainerposition mit Rüdiger Rehm (37) nach 4 Jahren bei der SGS mit dem Aufstieg in die 3. Liga 2014 und dem Aufschwung Richtung Tabellenspitze letztes Spieljahr. Er wurde verständlicherweise von höherklassigen Vereinen umworben, war auch in Kaiserslautern im Gespräch und entschied sich letztendlich für Arminia Bielefeld.
Im Tor zog es mit Christopher Gäng (28) einen der besten Drittligakeeper aus dem Vorjahr zum SV Waldhof Mannheim in die Regionalliga Südwest, dem Staffelsieger und Teilnehmer an der Relegation. Im Mittelfeld wechselte der Italiener Michele Rizzi (28) zu Ligarivale Münster, vergangene Saison 9 Tore und 7 Vorlagen. Tobias Schröck (23) ging zu Zweitligaaufsteiger Würzburg. Im Angriff machte es Tobias Rühle (25) wie Rizzi. Mit ihm fehlt der Top-Vorlagengeber (10) und Torschütze (6). Schmerzlich aus sportlicher Sicht der Weggang von Max Dittgen (21), für den Kaiserslautern zumindest 75.000 € Ablöse überwies. Eine der Überraschungen der 3. Liga mit 6 Toren und 6 Vorlagen. Erwähnenswert noch, dass "Joker vom Dienst" Bashkim Renneke (23/3) sich für Osnabrück entschied.
Große "Kracher" bei den Neuzugängen waren nicht zu erwarten. Wie schon in den Vorjahren. Primär sind es Spieler aus Nachwuchsmannschaften oder dem eigenen Verein.
Für das Tor wurde der US-Amerikaner David Yelldell (34) aus Leverkusen verpflichtet, dort vergangene Saison mit 1 Einsatz von 43 min. gegen Ingolstadt am letzten Spieltag. Stationen zuvor u. a. Stuttgarter Kickers, Duisburg, Koblenz und die Blackburn Rovers in England. 85 Zweitligaspiele für Duisburg und Koblenz stehen zu Buche. Wesentlich jünger ist Dominik Traub (18) aus der A-Jugend der TSG Hoffenheim.
Mit Traub kamen Matthias Stüber (19) und Lukas Hoffmann (19). Marcel Damaschek (19) wechselte aus der U19 des 1. FC Köln zur SGS. Christian Heinrich (20) von Oberligist SVG Freiberg wagte den Sprung in die 3. Liga, der erfahrenste Neue im Abwehrbereich ist Marlon Krause (25) aus Kiel, er fiel Ende September 2015 wegen Kreuzbandriß aus und versucht nun in Großaspach den Neubeginn.
Für das Mittelfeld kam der Grieche Panagiotis Ballas (22) vom dortigen Erstligisten Atromitos Athen. Er hat die U19, 20 und 21 Nationalmannschaften der Hellenen durchlaufen mit insgesamt 29 Spielen. Vergangene Saison bestritt er 6 Punktspiele für die Athener, wurde auch 2x in der Qualifikation für die Europa League eingesetzt.
Im Sturm angelte man Lucas Röser (22) aus der II. der TSG Hoffenheim, Empfehlung hier 6 Tore und 5 Vorlagen in der Regionalliga Südwest. Aus Österreich von Zweitligist Austria Lustenau zog es Alexander Aschauer (24) nach Großaspach, dort eher Ergänzungsspieler.
Der Trainer:
Oliver Zapel (48) übernahm ein schweres Erbe, als Nachfolger des erfolgreichen Rehm und durch die Abgänge von Leistungsträgern. Als Spieler war er für mehrere Hamburger Vereine der Oberliga und darunter aktiv, beendete 2008 seine Laufbahn beim SC Concordia. 2002 die erste Station als Spieler-Trainer beim Harburger TB der Hansestadt. Letzte Station vor Großaspach der Schleswig-Holsteinische SV Eichede bis Ende der vergangenen Saison, den er zum Aufstieg in die Regionalliga Nord führte. Zapel hat einen Vertrag bis Ende der Saison 2017/2018.
Die Mannschaft:
Trotz der Abgänge sollte die SGS einen Kader aufbieten können, der in dieser 3. Liga kein "Kanonenfutter" darstellt. Beim letzten recht überzeugenden Testspiel am vergangenen Samstag im Trainingslager Walchsee in Tirol gegen Zweitligist Fürth beim 2:2 gab es wohl bereits Konturen für den vermutlichen Stammkader zum Auftakt beim CFC. Im Tor begann Oliver Zapel mit dem jungen Kevin Broll (20), vergangene Spielzeit als Neuzugang aus der Regionalliga (Homburg) mit bereits 14 Einsätzen im Tor der SGS. Alternativen sind Dominik Traub (18) und der bereits erwähnte David Yelldell (34). In der Abwehr erhielten auf Rechtsaußen Sebastian Schiek (26), innen Julian Leist (28), Kai Gehring (28) und Jeremias Lorch (20) auf der linken Außénbahn das Vertrauen. Wenig Veränderung hier zur Vorsaison bis auf Lorch. Die "2. Reihe" in der Innenverteidigung dürften Lukas Hoffmann (19) und der Grieche Panagiotis Ballas (22) sein. Für Lorch kam der Italiener Felice Vecchione (25). Im Mittelfeld standen Josip Landeka (29), Marlon Krause (25), Kapitän Daniel Hägele (25), Pascal Sohm (24). Mit Krause und Landeka damit 2 schon erfahrene Drittligaakteure. Nicht zu vergessen Routinier Timo Röttger (31), der allerdings verletzungsbedingt das Trainingslager nicht absolvierte und am Samstag zwar im Kader, aber vielleicht noch nicht von Beginn an auf dem Feld stehen wird. Dahinter kommen aktuell nach Lage der Dinge Marcel Damaschek (19), Nicolas Jüllich (26), Shqiprim Binakaj (27). Krause wurde allerdings bereits nach 45 min ausgewechselt und durch Nicolas Jüllich (26) ersetzt. Landeka erzielte hier das zwischenzeitliche 1:1. Im Angriff scheint das Rennen um die Stammplätze offener. Die besten Karten dürfte Lucas Röser (22) haben. Daneben kämpfen Pascal Breier (24) und Alexander Aschauer (24) um ihren Platz. Mit 24 Spielern geht man in die neue Saison, wie der CFC. Auch beim Alter liegt man (fast) gleichauf. 24,7 gegen 24,6.
Die aktuelle Saison:
Nach dem Auftakt beim CFC gastiert Jahn Regensburg in Großaspach, bevor es zum FC Hansa Rostock geht. 2 Heimspiele in Folge gegen Mitfavorit SC Preußen Münster und den Halleschen FC schließen sich an. Im DFB-Pokal sind die Württemberger bekanntermaßen diesmal nicht dabei, im Landespokal greift man erst in Runde 3 vor dem Achtelfinale ein. Letzte Saison war eben dort Endstation.
Krankenlager / Strafbank:
Robin Binder (21/Mittelfeld) fehlt aktuell, ist im Aufbautraining nach Kreuzbandriss im Juli 2015.
Prognose:
In dieser 3. Liga wie bekannt eher schwierig, allerdings ist nicht zu erwarten das man wieder oben mitspielt. Dies ist aber auch nicht die Erwartung im Umfeld, die vergangene Saison galt nicht als Maßstab. Kann man die Abgänge von Gäng, Dittgen, Rühle, Rizzi kompensieren, sollte zumindest der vorzeitige Klassenerhalt realistisch sein.
Das Umfeld:
Trotz des sportlichen Aufschwungs mit dem Blick Richtung Liga 2 blieb die große Euphorie aus, die SG Sonnenhof blieb der kleine Verein aus dem Süden "vom Land". Der Zuspruch ging sogar leicht von 2.453 aus 2014/2015 auf 2.388 im Schnitt zurück. Weniger hatten nur Fortuna Köln und die U23 Mannschaften aus Stuttgart, Mainz und Bremen. Den größten und einzig richtig großen Ansturm auf die Stadionkassen der "Mechatronik-Arena" verbuchte man gegen Dresden bei "ausverkauft" mit 9.751. Davon allerdings rund 4.500 Gästefans. Gegen die Stuttgarter Kickers kamen noch mal 3.600, Aue zum Heimauftakt sahen 3.320. Den CFC wollten 1.600 sehen, Bremen und Köln als Minusrekord nur 900. Wochenlang beschäftigten die Verantwortlichen Planungen für die 2. Bundesliga, wie der Ausbau der kleinen Arena von 10.000 auf 12.000 und folgend die vom DFB gewünschten 15.000. Alle notwendigen Maßnahmen wurden als "machbar" eingeschätzt, die größten Probleme machte bislang die Verkehrsanbindung. Nicht verabschieden wollte man sich vom Halb-Amateur-Status der Spieler. Sprich, alle sollten weiter nebenbei arbeiten oder studieren. Am Ende blieb es bei der 3. Liga in der Gemeinde mit 8.290 Einwohnern. Vergangene Saison wurde ein Etat von 2,85 Mio. € auf die Beine gestellt, damit war man einer der "ganz kleinen Fische der 3. Liga". Der Haushalt für diese Saison liegt ungefähr im gleichen Rahmen. Präsident ist mit Werner Benignus der Chef einer süddeutschen Unternehmensgruppe im Immobiliensektor. Große Luftschlösser werden auch diesmal nicht gebaut, die 3. Liga zu erhalten bleibt das primäre Ziel des "Dorfvereins".
