Vorbericht

Nach Cottbus der nächste Gradmesser…

...mit dem Vorjahresdritten dieser Liga. Der Kieler SV Holstein zählt auch in dieser Saison zu den Mannschaften, die man oben erwartet. Vergangene Saison blieb der CFC ohne Sieg gegen die "Störche".

Die vergangene Saison unseres Gegners

...nahm ein bitteres Ende. Wochenlang mit einem Bein in der 2. Liga stehend, fehlten am Ende nur wenige Sekunden zum großen Wurf. Die Ostseestädter scheiterten in der Relegation bei den im Grunde schon abgestiegenen Münchner "Löwen".
Das war umso tragischer, da man von Spieltag 27 bis 34 auf dem direkten Aufstiegsrang 2 stand. Dabei sah es in der Herbstrunde nicht danach aus: Nach 10 Spieltagen lagen die "Störche" auf Rang 14, einen Zähler von der Abstiegszone entfernt. 10:11 Tore und 10 Zähler standen zu Buche und die Ostseemannen waren die offensiv schlechteste Mannschaft gemeinsam mit Fortuna Köln, dafür defensiv die drittbeste Gemeinschaft. Zu Hause gelang nur ein Sieg gegen Rostock (2:0), dafür gewann Cottbus (0:1) in Kiel. Auf Reisen wurden 3 Niederlagen in Erfurt (2:3), Osnabrück (1:2) und beim VfB Stuttgart II (0:1) kassiert – dafür überraschend in Dresden gewonnen (2:1). Bis zur Winterpause arbeitete man sich aus dem Keller, zeitigte solide 23 Zähler aus 12 Begegnungen. Der Abstand nach unten stieg auf beruhigende 12 Punkte und verringerte sich nach oben auf deren 5 auf den Relegationsplatz. Nur gegen Dortmund II (0:2) wurde noch mal verloren, dafür 6 Spiele siegreich gestaltet mit dem 4:0 zum Herbstrundenfinale in Rostock. Kiel zeigte sich heimstark gegen Halle (3:0), Duisburg (1:0), Großaspach (3:1) und Bielefeld (1:0).
In der Winterpause wurde auf Ab- und Neuzugänge verzichtet; es lief ja sehr ordentlich. Die Hoffnung auf die Rückkehr in die 2. Bundesliga nach 34 Jahren Dritt- und zeitweise Viertklassigkeit nahm Fahrt auf, denn die Holsteiner kamen immer besser in die Gänge, nach Spieltag 27 war Platz 2 erreicht. Wenn auch nur mit minimalem Vorsprung von 5 Toren auf Duisburg. Holprig der Start gegen den VfB II (1:1), es folgten 4 Siege in Folge gegen direkte Konkurrenten in Cottbus (2:0), Münster (3:1), gegen Dresden (1:0) und Erfurt (4:1). Spätestens mit diesen Siegen nahm man den KVS ernst, zumal die Serie hielt. Zu Hause war man Minimalist, es reichte dreimal jeweils ein "Goldenes Tor". Dass man nach Spieltag 34 Rang 2 an Duisburg verlor, lag am Stolperer in Halle (2:2). Es lief auf das "Endspiel" in Duisburg hinaus. Am vorletzten Spieltag musste man die Tickets für die Relegation buchen (1:3), eine Serie von 15 Spielen ohne Niederlage ging zu Ende. Das 0:2 gegen die Stuttgarter Kickers fiel nicht mehr ins Gewicht. Es ging in die Aufstiegsrunde gegen die taumelnden Löwen aus Bayern, die nach dem 0:0 in Kiel die besseren Karten hatten, sie aber erstmal ausschlugen, weil die "Störche" bis Minute 78 Spiel und Gegner gut im Griff hatten nachdem man "DAS Tor" vorgelegt hatte. Was dann passierte, liegt noch schwer im Magen. Mit dem 1:1 nach 78 Minuten bekam der Gegner die "zweite Luft", drängte erfolgreich auf das entscheidende zweite Tor. Die Fragwürdigkeit der Relegation wurde in Liga 1 und 2 dieses Jahr eindrucksvoll demonstriert. Weder der HSV noch 60 hatten nach einer weitestgehend grottenschlechten Saison den Klassenverbleib verdient. 12 schwache Minuten der "Störche" bedeuteten ein weiteres Jahr 3. Liga.

Positiv: Kiel war heimstark, holte hier als viertbestes Team 40 Zähler und war mit lediglich 10 Gegentoren defensiv Spitze. Negativ: 12 Teams schossen mehr Tore auf eigenem Platz (26). Auch auf Reisen war man noch viertbestes Team. Im DFB-Pokal scheiterte man - Duplizität der Ereignisse - mit 1:2 gegen den TSV 1860 München nach wiederum überlegener 1:0-Führung. Im Landespokal musste man im Endspiel ausgerechnet Erzfeind Nr. 1 VfB Lübeck (0:1) an der "Lohmühle" den Cup überlassen, war aber als 3. in der Meisterschaft bereits für den DFB-Pokal 2015/2016 qualifiziert.

Delegierungen für diese Saison bislang

Trotz der sportlich alles in alle sehr erfreulich verlaufenen Saison wurde mit 12 Ab- und 11 Neuzugänge kräftig am Kader gewerkt.
Aus dem Mittelfeld zog es den Dänen Mikkel Vendelbo (27) zurück in die Heimat, er spielt jetzt bei Zweitligist Silkeborg IF. Kapitän Rafael Kazior (32) schloss sich Aufsteiger SV Werder Bremen II an, er war mit 11 Toren und 6 Vorlagen einer der herausragenden Spieler der 3. Liga 2014/2015. Aus dem Angriff ging Patrick Breitkreuz (23) Richtung Cottbus, Bilanz der Vorsaison: 6 Tore und 5 Vorlagen. Dort konnte er ja bereits mit 2 Treffern in 3 Begegnungen aufwarten. Der Rest spielte nicht die große oder gar keine Rolle.
Neu im Tor ist Bernd Schipmann (21) vom FC Schalke 04 II aus der Regionalliga West. Für die Abwehr holte man Rafael Czichos (25) aus Erfurt, Denis Weidlich (29) aus Rostock und Dominik Schmidt (28) aus Münster. Alle 3 waren jeweils feste Größen in ihren Ex-Vereinen. Im Mittelfeld verpflichten die "Störche" Manuel Janzer (23/1. FC Heidenheim), den Deutsch-Ghanaen Evans Nyarko (22) von Absteiger Borussia Dortmund II. Der Afghane Milad Salem (27) kam vom VfL Osnabrück; Steven Lewerenz (24) von Aufsteiger Würzburger Kickers. Fabian Schnellhardt (21) wechselte per Ausleihe vom MSV Duisburg an die Kieler Förde. Louis Mandel (19) berief man aus der eigenen A-Jugend. Janzer fehlte beim Zweitligist in Heidenheim die Perspektive, auch aufgrund von Verletzungsproblemen. Schnellhardt soll beim KSV Spielpraxis sammeln. Salem zog sich Mitte Februar 2015 eine Knieverletzung zu, war bis dahin primär in den Anfangsformationen. Lewerenz war in Würzburg mit 7 Toren und beeindruckenden 13 Vorlagen einer der Eckpfeiler beim Drittligaaufstieg. Nyarko pendelte in Dortmund zwischen Ersatzbank und Anfangself. Im Angriff wurde Ausleihe Saliou Sané (22/Paderborn) fest verpflichtet; der Senegalese stand in der Frühjahrsrunde allerdings mehrmals nicht im Kader. Die Quote mit einem Tor in 15 Spielen auch nicht unbedingt beeindruckend. Durchaus vielversprechende Neuzugänge mit schon recht erfahrenen Akteuren wie Czichos, Weidlich, Schmidt in der Abwehr und einem Topspieler aus Liga 4 mit Lewerenz.

Der Trainer

Der unglückliche Ausgang der Relegation war kein Grund, sich vorzeitig von Karsten Neitzel (47) zu trennen, Platz 3 in der 3. Liga 2014/2015 war schließlich das beste Abschneiden der Kieler seit 1982. Sein Vertrag läuft noch bis zum Ende der kommenden Saison. Der gebürtige Dresdner wird vom gebürtigen Burger (bei Magdeburg) Jan Sandmann (37) als Co-Trainer unterstützt, der diese Funktion seit mittlerweile 5 Jahren ausführt.

Die Mannschaft

Aktuelle Nr. 1 im Tor ist Niklas Jakusch (25), 2013/2014 dies schon mal in 21 Spielen für die Holsteiner. Vergangene Saison kam er nicht zum Einsatz. In der Abwehr gelten derzeit der Erfurter Neuzugang Rafael Czichos (25) und Patrick Herrmann (27) als das Gerüst. Dominik Schmidt (28) erwischte zum Auftakt gegen Mainz 05 II einen rabenschwarzen Tag, wurde in Halle und gegen Stuttgart nicht eingesetzt. Gegen Bremen II reichte es für einen Kurzeinsatz von 4 Minuten. Wesentlich besser läuft es hier dagegen für den neuen Kapitän Marlon Krause (24) sowie Hauke Wahl (21). Im Mittelfeld hat der aus Würzburg gekommene Steven Lewerenz (24) mit 2 Toren bereits gut eingeschlagen. Daneben haben sich hier vorerst Maik Kegel (25), der aus der Abwehr auf den 6er gewechselte Denis Weidlich (29) und Tim Siedschlag (27) etabliert. Dazu kämpfen mit Finn Wirlmann (19) und René Guder (20) zwei junge Akteure um den Sprung in den Stammkader und konnten erste, wenn auch noch wenige Einsatzminuten in der 3. Liga verbuchen. Evans Nyarko (23) hingegen musste sich mit Spielen in der II. Mannschaft zufriedengeben, stand bislang noch nicht im Kader. Gleiches gilt für Manuel Janzer (23). Sehr gut aufgestellt ist man im Angriff mit dem "KSV-Urgestein" Marc Heider (29) – bereits seit 2009 bei den Blau-Weiß-Roten, Manuel Schäffler (26) und der Duisburger Leihgabe Fabian Schnellhardt (21). Schäffler erzielte bereits 2 Tore, dabei das enorm wichtige erste Saisontor zum 1:0 in Halle. Vergangene Saison kam er auf 10 Treffer. Heider wiederum kommt bislang auf einen Torerfolg. Macht 70 Tore seit 2009 für den Vorjahresdritten. Schnellhardt wartet noch auf ein solches Erfolgserlebnis, ebenso wie Saliou Sané (22). Für diesen reichte es nur zu 2 Kurzeinsätzen. Mit Fabian Arndt (19) steht ein "Jungspund" hier noch hintenan. Der KSV geht mit einem starken Kader in diese Saison. Die Neuen Czichos, Schmidt, Weidlich sind jeweils gestandene Drittligaspieler. Siedschlag und Heider seit Jahren feste und wichtige Akteure, Schäffler zweifellos einer der Topstürmer dieser 3. Liga. Ebenso wie ein Kenneth Kronholm (29) großen Anteil an Platz 3 in 2014/2015 hatte. Mit Lewerenz hat man wohl einen guten Griff in der Kreativ-Abteilung gemacht. Wie der CFC bietet man 25 Spieler auf. 25,2 Jahre liegen etwas über unserem Schnitt mit 24,9.

Krankenlager / Strafbank

Wie bereits erwähnt hatte und hat man auch noch teilweise mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Der etatmäßige Stammkeeper Kenneth Kronholm (29) fehlt seit Anfang Juli wegen einer Bänderdehnung, vermutlich noch bis zum Gastspiel beim CFC. In der Abwehr muss Karsten Neitzel auf Patrick Kohlmann (32) verzichten, Grund: Adduktorenverletzung. Im Mittelfeld kann man Milad Salem (27) derzeit nicht einsetzen, er fällt seit Mitte Februar 2015 wegen einer Knieverletzung aus, Rückkehr-Termin ist unbekannt.

Prognose

Nach den Wechseln ist kein Substanzverlust erkennbar, auch wenn der Abgang des "Kopfes der Mannschaft" mit Kazior schwer wiegt. Ob man dennoch diese Saison aber wieder ganz oben angreifen kann und wird, schwer einzuschätzen. Zumindest ein einstelliger Tabellenplatz erscheint mir als sicher. Tipp: Platz 6 bis 8.

Das Umfeld

Der so knapp verpasste Aufstieg und Rückkehr in die Zweitklassigkeit nach 34 Jahren war eine verständlicherweise veritable Enttäuschung, aber kein Genickbruch für den Traditionsverein. Eher konnte man sich damit trösten, dass niemand die Ostseestädter vor der Saison auf Rang 3 erwartet hatte. Die Saison hat aber die Erwartungen im Umfeld natürlich gesteigert. Vergangene Saison wurde ein Zuschauerschnitt von 6.222 erreicht, damit beim Zuspruch gegenüber 2013/2014 mit damals 5.340 zugelegt. Die ganz große Euphorie ist es sicherlich nicht. Den größten Ansturm auf die Stadionkassen erlebten die Verantwortlichen zum letzten Spiel gegen die Stuttgarter Kickers mit 9.200, wo man eigentlich den direkten Aufstieg feiern wollte. Zuvor waren 8.000 gegen Erfurt der Rekord, den CFC wollten 7.500 zahlende Besucher sehen. In der Hinrunde lag man zuweilen auch mal unter den 5.000. Zum Saisonauftakt gegen Mainz 05 II kamen eher durchwachsene 5.400 ins "Holstein-Stadion", Bremen II sahen dann 5.100. Im DFB-Pokal meldete man wie beim CFC "ausverkauft" mit 11.500.

Die Lizenz für diese Spielzeit wurde ohne Auflagen erteilt, der Verein gilt als wirtschaftlich solide. Aktuell zählt man 1.467 Mitglieder in den Sportarten Fußball, Handball und Tennis. Kontinuität beim Hauptsponsor wie beim Vereinschef, seit mittlerweile über 8 Jahren steht Roland Reime (70) dem Club vor. Vizepräsident und Geschäftsführer Wolfgang Schwenke (47) ist seit 2009 in diesen Funktionen am Ball. Sportlicher Leiter seit Januar 2015 ist mit Ralf Heskamp (49) ein ehemaliger Profi des VfL Osnabrück. Die 2. Bundesliga ist kein absolutes Muss in dieser Saison, aber das mittelfristige Ziel bereits zu Regionalliga-Zeiten gemeinsam mit dem CFC 2009.