Sachsenpokalserie in Dresden behaupten...
von Timo Görner
...denn in den Sachsenpokalspielen sieht die Bilanz des Chemnitzer FC gegen Dynamo Dresden erfreulich positiver aus als in den Auswärtsspielen der Liga seit 1988. Insgesamt fünfmal wurde gegen die SG Dynamo um den Landespokal gespielt und fünfmal gewonnen. 1996 hieß es im Viertelfinale 1:0 in Dresden gegen die Erste und 5:0 bei der Zweiten im Halbfinale. Ein Jahr später wurde wiederum nach 1:0 im Halbfinale gegen den Ligarivalen gewonnen. Danach folgten jeweils ein 2:0 im Jahr 2008 und ein 2:1 anno 2011 jeweils als Viertligist. Die Aufgabe wird diesmal aber ungleich schwerer.
Nur knapp fünf Wochen sind seit dem Ligaspiel in Dresden vergangen. Deshalb gibt es hier einen verkürzten Vorbericht. Den ausführlichen Vorbericht zum Ligaspiel kann man sich hier noch einmal anschauen:
Vorbericht Dynamo - CFC, 7. Spieltag 2015/2016
Die aktuelle Saison bislang
Besser kann es nach dem besten Saisonstart in der Vereinsgeschichte mit 12 Spielen ohne Niederlage bei zehn Siegen und lediglich zwei Remis kaum laufen. Vor knapp einem Jahr hatte man nach 12 Spielen auch Platz eins inne, aber mit "nur" 24 statt 32 Punkten bei bereits zwei Niederlagen. Diesmal ist Dresden noch ungeschlagen und hat zudem die letzten acht Spiele alle gewonnen.
Im Auftaktspiel war Kellerkind VfB Stuttgart II (4:1) in Dresden chancenlos. Durchwachsen dann die ersten beiden Gastspiele beim Aufsteiger in Würzburg und der aktuelle Überraschungsmannschaft aus Mainz (jeweils 1:1). Auch gegen Erfurt beim 3:1 tat man sich ein wenig schwerer als im Rest der bisherigen Saison. Es war der Auftakt der Serie bis zum heutigen Tag, die die Tabellenführung fest zementieren sollte. Bemerkenswert ist die Stärke gerade in der Schlussphase – im Vorjahr war dies noch eine große Schwäche, der einige Punkte zum Opfer fielen. Gegen Erfurt wurden die beiden Tore zum 2:1 und 3:1 erst in Minute 87 und 90 erzielt, gegen den Halleschen FC beim 3:2 waren die 85. und 87. Minute der Zeitpunkt für den entscheidenden Doppelschlag zum Heimsieg. Gleiches Spiel in Bremen mit dem Siegtreffer zum schwer erkämpften 2:1 in der Schlussminute, wenngleich durch einen Elfmeter. Auch gegen Osnabrück beim 2:1 musste lange gezittert werden, bevor fast mit der letzten Aktion im Spiel das zweite Tor fiel. Deutlicher wurde die Überlegenheit beim 5:1 gegen den kriselnden SC Fortuna Köln, bereits zur Halbzeit war mit dem 4:0 alles geklärt. Auch Aalen war in Dresden zuletzt chancenlos (4:0) und Rostock konnte in seinem Heimspiel die Dresdner auch nicht so richtig gefährden.
31:11 Tore sprechen für die mit Abstand beste Offensive der Liga, Großaspach kommt erst mit 25 dahinter. Defensiv sind drei Gemeinschaften derzeit besser. Auf dem eigenen Platz ist die Bilanz makellos mit 17:5 Treffern und 6 Siegen aus 6 Spielen. Saisonübergreifend sind die Schwarz-Gelben somit seit 16 Begegnungen ungeschlagen und haben 12 dieser Spiele gewinnen können. Duisburg sorgte am 26. April 2015 für die letzte Niederlage beim 0:2. In Dresden ist derzeit jede Mannschaft aus der 3. Liga klarer Außenseiter, der CFC somit am Freitag im Pokal auch. Die Qualifikation für den DFB-Pokal über die Meisterschaft können die Dynamos wohl diese Saison frühzeitig klar machen.
Die Mannschaft
Im Tor ist derzeit Neuzugang Janis Blaswich (24) die Nummer eins, er konnte zu Saisonbeginn mit Patrick Wiegers den Stammkeeper der Frühjahrsrunde 2015 verdrängen. Zudem muss Wiegers derzeit verletzungsbedingt pausieren. Reaktion darauf war die Last-Minute Verpflichtung von Jean-François Kornetzky (33), der aber kaum eine Chance auf den begehrten Platz hat.
In der Abwehr gelten Neu-Kapitän Michael Hefele (25), der Italo-Argentinier Giuliano Modica (24) in der Innenverteidigung und auf den Außen Fabian Müller (28) sowie der Deutsch-Portugiese Nils Teixeira (25) als das Gerüst. Dahinter versucht derzeit mit Niklas Kreuzer (22) ein Stammspieler der letzten Saison mit immerhin 32 Einsätzen den Sprung zurück in die Anfangsformationen.
Als Prunkstück der Mannschaft kann man das Mittelfeld ansehen. Hier findet sich einiges an Qualität und Erfahrung mit Routinier Andreas Lambertz (30), Justin Eilers (27), dem Riesen-Talent Marvin Stefaniak (20) als aktuellen U20-Nationalspieler, Marco Hartmann (27) und dem Deutsch-Syrer Aias Aosman (22) als Kreativ-Zentrale. Für die Defensive sind Hartmann und Lambertz zuständig. Für den Druck nach vorne Eilers, Stefaniak und Aosman. Eilers bringt es bereits auf elf Tore, Aosman auf deren drei. Der Top-Vorlagengeber dieser 3. Liga ist aber Marvin Stefaniak (20), der hier bereits zwölfmal für einen Torschützen aufgelegt hat; so auch beim wichtigen 1:0-Führungstreffer in Rostock für Marco Hartmann per Freistoss. Mit Eilers, Aosman, Lambertz und Hartmann ist hier enorme Qualität aufgeboten. Schwer damit auch für einen Spieler wie Sinan Tekerci (22) dauerhaft in den Stammkader zu kommen. Ebenso stehen aktuell ganz solide Drittliga-Akteure wie Luca Dürholtz (22), Jim-Patrick Müller (26) oder Quirin Moll (24) in der zweiten Reihe. Denkbar vielleicht das zwei oder drei davon am Freitag eine Einsatzchance zur Schonung der vier "Kernspieler" bekommt – Stefaniak muss eh ersetz werden (siehe “ Krankenlager / Strafbank / Ausfälle“).
Angriffsführer ist Pascal Testroet (25), der bei fünf Toren steht und unter anderem das Siegtor gegen unsere Farben erzielt hat. Zuletzt war er erfolgreich zum Endstand in Rostock beim 3:1. Die potentielle Nummer eins, Mathias Fetsch (27) kämpft nach seiner schweren Verletzung in der Vorsaison noch um den Anschluss, kann erst einen Kurzeinsatz von 22 Minuten gegen Aalen vorweisen. So steht er momentan noch hinter dem finnischen Nationalspieler Tim Väyrynen (22).
28 Spieler stehen im Aufgebot, mittlerweile 4 Torhüter. Mit 23,7 Jahren im Schnitt hat man einen der jüngsten Kader dieser Liga.
Krankenlager / Strafbank / Ausfälle
Es gibt ein paar Ausfälle für Freitag. Keeper Patrick Wiegers (25) fällt mit Meniskus-Schaden weiterhin auf noch unbestimmte Zeit aus. Justin Eilers brachte sich vom Rostock-Gastspiel eine offene Wunde zwischen Spann und Sprunggelenk mit. Er sollte aber am Freitag im Kader stehen können - möglicherweise wird er jedoch geschont. Marvin Stefaniak und (deutsche U-20) und Tim Väyrynen (Finnland) sind mit ihren jeweiligen Auswahlmannschaften auf Länderspielreise.
Das Umfeld
Dynamo bleibt einer der Zugnummern dieser 3. Liga, will dies aber lieber zumindest eine Etage höher sein. Der Schnitt von aktuell wieder 27.209 aus den sechs Heimspielen gegen Stuttgart II, Erfurt, Halle, den CFC, Osnabrück und Aalen sprechen dafür. In der aktuellen Zuschauertabelle der Zweiten Bundesliga wäre man damit bemerkenswerter Sechster. Den größten Besuch vermeldeten die Kassierer beim Derby gegen den CFC mit 29.600 zahlenden Fußballfreunden, dahinter kommen Erfurt mit 28.200 zahlenden Besuchern an einem Donnerstagabend und Halle mit 27.135. Am Freitag ist trotz der Verlegung mit gut gefüllter „Hütte" zu rechnen, auch wenn bisher nur rund 17.000 Karten verkauft wurden (Quelle: BILD von Mittwoch).
Wirtschaftlich bleibt die Entschuldung des Vereins oberstes Ziel, sportlich die Rückkehr in die 2. Bundesliga des Erstligisten von 1995. Auch in der Erkenntnis dass Spieler wie Eilers eine weitere Saison in der 3. Liga wohl nicht mehr spielen werden. Mit Stefaniak konnte einer der Eckpfeiler dieser Mannschaft vor wenigen Tagen zumindest vertraglich bis 2020 langfristig gebunden werden, mit einer festgeschriebenen Ablösesumme von nicht unter 2 Millionen EUR wie man inoffiziell munkelt.
