Heilsamer Schock?

26.02.1998 von Pierre Schönfeld (Charlie S.)
Eigentlich kann man den Dresdnern nur dankbar sein. Denn so, wie sich die CFC-Kicker letzten Samstag gegen Dynamo präsentierten, werden sie im Sachsenpokalhalbfinale am 28. März sicherlich nicht nocheinmal auftreten. Fast das ganze Spiel feldüberlegen und dennoch lassen sie sich 4 Eier ins Netz legen. Und an allen 4 Gegentoren war Steffen Süßner (mal mehr, mal weniger) beteiligt. Eigentlich kann so eine miserable Leistung nur einen Torwartwechsel nach sich ziehen, also Süßner raus und Weißflog rein. Zumindest für einige Spiele. So kann Süßner, dem zweifellos die Zukunft gehört, mal in sich gehen, seine Fehler analysieren und sich im Training durch gute Leistungen wieder für einen Stammplatz empfehlen. Ein Wort noch zum Verhalten einiger "CFC-Fans". Daß man der eigenen Mannschaft nicht gerade hilft, wenn man gelungene Aktionen des durch seine Fehlgriffe ohnehin schon verunsicherten Torwarts noch durch höhnische Zurufe kommentiert, sollte eigentlich jeder begreifen. Zudem ist es auch Steffen Süßner gegenüber im höchsten Maße unfair - er wird sich selber am meisten über seine schlechte Leistung geärgert haben.

Doch die Pleite in Dresden allein am Torwart festzumachen, wäre ungerecht. Die sonst immer so hochgelobte Abwehr war löchriger als ein Schweizer Käse - die Dynamo-Angreifer müssen sich in manchen Situationen mächtig einsam vorgekommen sein. Zudem habe ich mit wenigen Ausnahmen auch die Laufbereitschaft und Agressivität in den Zweikämpfen, die man einfach braucht, um so ein Spiel zu gewinnen, schmerzlich vermißt. Spielerische Überlegenheit mag gegen Mannschaften wie Spandau reichen, aber nicht gegen Teams die kämpferisch gegenhalten. Das bewiesen die Dynamos eindrucksvoll. Trotzdem halte ich einen nicht gerade charmanten Ausspruch von Dresdens Trainer Schade für überzogen. Dieser meinte nach dem Spiel, daß er sich freut, daß Dynamo in der nächsten Begegnung gegen Stendal endlich wieder gegen "echte Männer" antreten darf. Welches Zeugnis damit den Chemnitzern ausgestellt wird, dürfte jeden klar sein. Vielleicht sollte man dieses Zitat von Schade vor dem Halbfinale im Sachsenpokal an der Kabinentür der Himmelblauen anbringen. Das müßte dann eigentlich Motivation genug sein.

Zu den wenigen positiven Dingen, die man dem Dynamo-Spiel abgewinnen kann, gehört zweifellos der Auftritt von Jörg Schmidt. Überall auf dem Platz war Schmidt'l zu finden, einsatzstark versuchte er immer wieder, das Spiel an sich zu reißen. Schade, daß er von seinen Mitspielern so oft im Stich gelassen wurde. Mittlerweile scheint Schmidt ja auch sein "Gelbfieber" überwunden zu haben (seit 3 Spielen ohne gelbe Karte). Aus dem Mittelfeld der Himmelblauen ist er auf jeden Fall nicht mehr wegzudenken. Mach weiter so Schmidt'l !

Nun geht's am Wochenende ersteinmal gegen die "Ex-BFCer" vom FC Berlin. Wir werden sehen, ob Trainer und Mannschaft ihre Konsequenzen aus dem peinlichen Auftritt bei Dynamo gezogen haben.

Noch ein Wort zum Sachsenpokal. Vergangene Saison mußten die Himmelblauen im Achtelfinale ja ebenfalls bei Dynamo antreten. Damals gewann der Club durch einen Ballack-Treffer mit 1:0. Das vor der Pokalbegegnung stattgefundene Punktspiel im Rudolf-Harbig Stadion ging mit 1:3 verloren. Diesmal verloren die Himmelblauen wieder das Punktspiel...

Man sieht sich im Stadion.