Der Kapitän ist von Bord, die Probleme bleiben oder was der CFC mit einem Krebs zu tun hat

24.08.2001 von Timo Görner (T-Mobile)
...denn so langsam kann man unseren Verein oder konkret die 1. Mannschaft mit diesem Meerestier vergleichen. Ein Schritt vor, einen zurück. Oder wie auch immer.

Heute vor einem knappen Jahr ging mit Christoph Franke der jahrelange Käpt´n von Bord nach einem klassischen Fehlstart und bei allem Optimismus und aller Genügsamkeit kann man dem Start in die Regionalliga-Saison 2001/2002 auch keinen anderen Begriff zuordnen. Was Fans und wohl auch Sponsoren aber noch mehr in Rage brachte, war das WIE des Verlierens in den letzten beiden Spielen. Wurde gegen den momentan auch nicht gerade sorgenfreien DSC am 2. Spieltag wenigstens noch ordentlich dagegen gehalten und waren Defizite nur im Ansatz zu sehen, so wucherten die offensichtlichen Schwächen in den folgenden 3 Spielen schon gegen Fortuna Köln zu einem kleinen Krebsgeschwür. Das war keine Mannschaft, keine Einheit auf dem Platz, da hatte man den Eindruck hier haben sich 11 Kollegen zu einem betulichen Feierabendkick getroffen und das zum ersten Mal, denn von einer funktionierenden Mannschaft, einem homogenen Gefüge konnte keine Rede sein. Vorgeführt von einem spielerisch mit einfachsten Mitteln operierenden Gegner aus Paderborn und nun auch von der Reserve eines Bundesligisten, der sich zugegebenermaßen mit einem völlig anderem Spielerkader in der vergangenen Saison nur durch den Lizenzentzug für den FC Sachsen Leipzig in der Dritten Liga halten konnte. Sicherlich mit guten und ansehnlichen Spielen, aber wenn wir schon Niederlagen gegen solche Mannschaften als "normal" deklarieren, klafft zwischen Anspruch und Möglichkeiten eine große Lücke und die Ansprüche lagen für unseren Trainer wie auch für die Mannschaft nach ihrer Neuformierung mit und dabei bleibe ich Verstärkungen auf vielen Positionen nun mal höher als direkter Abstiegskampf.

Mehr noch als der spielerische Offenbarungseid schmerzte das Vermissen des unbedingten Willens, des Kämpfens bis zum Umfallen wie in der Saison 99/2000, wo so mancher eigentlich überlegener Gegner noch zu Punktverlusten gebracht wurde. Sache des Trainers, aber wie ich meine auch Sache der Spieler und hier scheinen manche die Meinung zu besitzen, es laufe vieles von allein. "Nichtankommen" in der neuen Liga nennt man dies bei Absteigern der vergangenen Saison. So ist die Entlassung des Trainers wohl im Endeffekt ein notwendiger Schnitt, denn bei Dirk Karkuth lagen vor allem in den letzten 3 Spielen Anspruch und Realität weit auseinander und vermutlich wäre dies in den folgenden Spielen noch deutlicher geworden und mit seinem Eingeständnis, die Viererkette beim CFC nicht durchbringen zu können, ohne das wir jedes Spiel mindestens 10 Chancen für den Gegner ermöglichen, war das eigene Scheitern bereits eingestanden. Selber Effekt wie es Siegfried Held vor Jahren beim VfB Leipzig erleben musste, für eine solche Taktik waren beim VfB die Spieler nicht da und auch jetzt nicht beim CFC, wo ein Ulf Mehlhorn schon mal die erforderliche Grundschnelligkeit und gedankliche Frische nicht mitbringt, Verdienste hin und her, "Was willst Du von einem 33-jährigen verlangen, der abtrainiert." Meinte gegen Paderborn höhnisch einer der Umstehenden in meinem Block. Mag man für zynisch halten oder nicht, die Probleme sind mit der Karkuth-Entlassung nicht vom Tisch und jetzt liegt es auch an der Mannschaft, die eigene Verunsicherung und den Frust nach diesen Wochen selber zu bekämpfen. Dabei können wir zwar helfen, die Arbeit auf dem Rasen muss aber jeder Spieler selber erledigen.

Das die Mannschaft durchaus das Potential hat, um einen Durchmarsch in die Amateur-Oberliga (oder tiefer) zu verhindern, wissen wir und die Ballartisten selber auch. Eine derartige Vorstellung wie gegen den SC Paderborn war selbst für mich als langjähriger treuer und wenig zu erschütternder Fan aus einem "Feind-Gebiet" wie Pockau (MEK) ein Schlag ins Gesicht. Und ich dachte, die Jungs können mich nicht mehr schocken. So bleibt mir nur die Hoffnung, auch mal wieder mit stolzer Brust und grinsend wie ein Honigkuchenpferd die einstmals heimischen Gegenden zu besuchen. Fans (richtige Fans) sind geduldig und reißen die Klappe nicht nur dann auf, wenn es was zu feiern gibt. In diesem Sinne noch ein kleiner Seitenhieb an die Aue-Fanatiker im Usenet. Aber Geduld ist nicht unendlich.

Man sieht sich im Stadion.