Wir warten aufs Christkind...

23.07.2001 von Timo Görner (T-Mobile)
...oder so ähnlich. Denn da gibt´s die Bescherung und in der Regel ist dies mit Überraschungen verbunden. Irgendwie so in der Richtung dürfte es dem gemeinen CFC-Fanatiker gehen, denn eine neue Liga mit neuen Spielern in der Truppe sorgt für diverse Unwägbarkeiten. Breitgefächert waren die Leistungen in den Vorbereitungsspielen ebenso wie die Erwartungshaltungen der himmelblauen Fanschar, Trainer und Spieler sind. Von Wiederaufstieg als Saisonziel und Prognose war in Gazetten wie der "Sport-Bild-Sonderausgabe zu lesen, derweil Dirk Karkuth erst mal tief stapelte und den Klassenerhalt als Ziel ausgab. Präsident Lutz Waszik wiederum bewies seinen Leistungsanspruch vergangener Tage mit der Zielstellung Platz 1 bis 6. Soll sich jeder seinen Reim drauf machen. Die Testspiele jedenfalls brachten Licht und Schatten, die Neuzugänge als eines der wichtigsten Kriterien einer Saisonplanung und Vorbereitung jedenfalls machen die "Graupen"-Truppe der letzten Saison mehr als vergessen. Wobei es zur katastrophalen Einkaufspolitik der letzten Saison wohl kaum noch eine Steigerung im negativen Sinne geben konnte. Wochenlang zeterten die Chemnitzer Medien und letztendlich auch die Fans, weil man mit Christian Fröhlich erst 1 Neuzugang für die kommende Saison präsentierten konnte und auch dessen Befähigung zu einer Verstärkung wurde in Frage gestellt. Nach ihm kamen dann die "Neuen regelrecht gepurzelt" und wie es scheint hat man lange und gründlich gesucht und die Frage stellt sich, ob der eine oder andere nicht schon für die vorangegangene Saison geholt hätte werden können, wobei man sich von Freundschaftsspielen nicht unbedingt ein zu 100 % schlüssiges Urteil bilden sollte. Was wäre dann vielleicht möglich gewesen. Ja hätte, wäre, würde. Christian Fröhlich jedenfalls machte Kay-Uwe Jendrossek mehr als vergessen und drängte sich vor allem im Spiel gegen den VfB Leipzig geradezu penetrant für die Anfangsformation auf. Mit Zwetomir Tchipew scheint man nach Toni Ananiews den 2. bulgarischen Glücksgriff gemacht zu haben und sein Statement zum Wechsel nach Chemnitz fand ich schon mal bemerkenswert ("Ich kämpfe hier lieber um den Aufstieg als in Oberhausen gegen den Abstieg."). Holger "Hieme" Hiemann braucht man nicht extra vorzustellen, auch wenn sich jüngere Leser dieses Forums weniger an ihn erinnern werden. Auch er dürfte gesetzt sein. In der Abwehr steht ein Kicker, der eigentlich aufgestiegen war, jetzt bei einem Absteiger gelandet ist. Für Marcus Ahlf allerdings wohl "Null Problemo !". Und m. E. hatte das die CFC-Abwehr mit ihm in der Viererkette auch nicht. Ebenfalls gleich 2 Klassen tiefer ging Ralf Hauptmann, einer der "Ja wenn der noch bei Dynamo spielen würde ..."-Dresdner, der beim 1. FC Köln keine richtige Perspektive mehr sah. Zwei Neuzugänge, mit denen wohl die wenigsten CFC-Freunde noch vor Wochen gerechnet hatten. Aber siehe "Christkind". Stefan Meissner spielte im "ersten CFC-Abstiegsjahr 1996" noch beim VfL Wolfsburg, dieser läutete mit dem desaströsen 0 : 4 aus CFC-Sicht im Sportforum das Ende der Ära Häfner und des CFC in der 2. Liga ein. Ingo Walther setzte mit seinem Elfmetertor zum 0 : 2 - Endstand am ersten Spieltag der Rückrunde im Dezember 2000 den bitteren Schlusspunkt für die Himmelblauen in einer gigantisch schlechten Hinrunde. Ja so sieht man sich wieder. Bleibt noch Sebastian Meyer, dessen Einordnung als "Neuzugang" allerdings vor allem gelegentlichen Zuschauern der CFC-Amateurtruppe schwerfällt, denn "Seb" war ja schließlich sozusagen immer einer von uns und "1 Jahr VfB Chemnitz kann man durchgehen lassen". Geschadet hat ihm dieses 1 Jahr jedenfalls nicht, denn zumindestens die Leistung in Leipzig war keine schlechte.

Natürlich sind auch einige gegangen, bei vielen konnte man sich ein ironisches Grinsen nicht verkneifen. "Tetze" hatte mal wieder "den Spaß beim Probetraining vermisst" und blieb trotz Bitten, Kniefall und verzweifelter Überzeugungsversuche nicht beim SV Waldhof Mannheim und stattdessen ein paar km südlich ins Gebirge, wo er hoffentlich mehr Spaß beim Fußball spielen hat. Ronny Kujat konnte trotz seiner mehr als einmal gezeigten Torjägerqualitäten kein Engagement bei diversen Clubs zeitigen und wanderte ab Richtung Thüringen, im Gepäck sozusagen auch noch Karsten Oswald, eigentlich für höhere Aufgaben berufen, aber trotz überdurchschnittlicher Qualitäten verschmäht. So ist man irgendwann doch noch untergekommen. Oftmals war man genötigt, sich an Hans Krankl zu erinnern, der als Trainer der Fortuna aus Köln irgendwann mal meinte "Einige Spieler hoffen ja auf Angebote von anderen Vereinen, aber bei solchen Leistungen werden die wohl dankend abwinken". Passend zu der Tatsache, dass lediglich Peer Kluge den Sprung in einen höherklassigen Verein geschafft hat.

Naja, die "Seuchen-Saison" 2000/2001 endlos durchzukauen bringt nun mal nichts und die neue Spielzeit in der mittlerweile nur noch zweigleisigen Regionalliga wird gewiss kein Spaziergang und so mancher Zweitligaabsteiger hat dies bereits schmerzhaft zu spüren bekommen, vor allem wenn man die neue Spielklasse derart unterschätzt und teilweise mit Arroganz betritt, siehe die Offenbacher Kickers. Da scheint die Erwartung von Dirk Karkuth wiederum keine Schwarzmalerei, sondern "kontrollierter Pessimismus", auch angesichts der mittlerweile "hochkarätigen Besetzung" der Oberliga Süd. Die Regionalliga hat ihr Gesicht nämlich gründlich verändert, die Konzentration der besten Regionalliga-Vereine zur 3. Bundesliga mit reinem Profistatus ist in der 1. Phase durchgezogen worden, denn die eingleisige Regionalliga dürfte in bälde kommen, die Rede ist von spätestens 2005. Auch ein Grund für uns, erst mal die Hausaufgaben zu machen. Denn die Konkurrenz dieser Nord-Staffel bringt alte Bekannte noch aus Zeiten der 2. Bundesliga und die letzte Saison hat gezeigt, die Ausgeglichenheit ist enorm groß, es kann jeder jeden schlagen, sofern man nicht gerade Tennis Borussia Berlin heißt. In der abgelaufenen Saison kämpften hinter dem letztendlich souveränen Aufsteiger Union Berlin mit Babelsberg, Münster, Köln, Lübeck und Braunschweig zeitweilig 5 Vereine um den begehrten 2. Platz. Bis auf Babelsberg alles Clubs, die vor gar nicht mal so langer Zeit höherklassig gespielt haben. Führt man sich mal die Besetzung dieser Saison zu Gemüte, so hat über die Hälfte des Feldes nach 1990 schon mal höherklassig gespielt. Zeigt auch die deutlich gewachsene Attraktivität der dritten Liga, aber auch vor der schweren Aufgabe, vor der wir stehen. Wir zählen aus meiner Sicht weniger zu den Favoriten, die kommen in erster Linie aus´m Norden mit Vereinen wie dem VfB Lübeck, der VfL Osnabrück, auch Eintracht Braunschweig und Preußen Münster dürften wieder zu den Aspiranten zählen. Dazu sollten wieder die sog. "Geheimfavoriten" zählen, wo man unter der Hand den FC Erzgebirge Aue oder den Dresdner SC handelt. Aber Prognosen für die kommende Saison sind, das hat die abgelaufene Saison gezeigt, schwierig. Wer hätte schon Babelsberg und Schweinfurth 05 als Aufsteiger gesehen, Fortuna Köln als "Fast-Zweitligist" oder den FC Sachsen als Absteiger (wenn auch nur durch Lizenzentzug, aber sie wären es ja fast), dazu die Enttäuschungen aus Düsseldorf, Offenbach, Jena.

Es wird halt sein wie Weihnachten, schon am nächsten Freitag gibt´s in Düsseldorf die erste Bescherung. Und das noch 33 mal...

Man sieht sich im Stadion.