Die Spendenaktion als Neustart?!

05.08.2020 von Charlie S.
Zugegeben - auch der Autor dieser Zeilen war skeptisch, ob es dem CFC gelingen wird, die doch beträchtliche Summe von 450.000 € innerhalb von 3 Wochen einzusammeln. Spendenaktionen in der Vergangenheit hatten nur einen Bruchteil der Summe ergeben.

Zu holprig war auch der Start der ganzen Aktion. Nach der dramatischen Verkündung der fehlenden 450.000 € zur Beendigung der Insolvenz auf einer Pressekonferenz passierte für die Öffentlichkeit eine ganze Woche lang nichts. Eine Crowdfunding-Aktion wurde angekündigt, aber aus verschiedenen Gründen wieder verworfen. Fans wurden zwar in Überlegungen einbezogen, von deren zahlreiche Ideen jedoch so gut wie keine realisiert. Maximale Transparenz war angekündigt, doch von den eingereichten Fragen nur ein Teil beantwortet.

Und trotzdem steht man, Tage vor dem als Stichtag genannten 10.08., bereits unmittelbar vor der Ziellinie. Besser gesagt, rechnet man die noch laufenden Aktionen wie die Versteigerung der Trikots von Ballack oder Köhler oder die Schal-Aktion von Ultras und Fanszene, dann ist man jetzt schon drüber.
Am Ende waren es nicht einige wenige Sponsoren oder große Geldgeber. Es waren vor allem Fans, die teilweise ihr sprichwörtlich letztes Hemd gaben oder wertvolle Erinnerungsstücke in den sozialen Medien oder bei Ebay versteigerten. Beispielhaft sei hier die Aktion des Jungen genannt, der sein, ihm zum 18. Geburtstag geschenktes Trikot, für den Club versteigern wollte, aber stattdessen von Fans spontan über 3.000 Euro gesammelt wurden. Unter der Maßgabe, dass der Junge sein Trikot behalten durfte. Wahrhaft berührend.
Oder der Fan, der das wahrhaft wertvolle Europapokal-Trikot von Sven Köhler zur Versteigerung zugunsten des Spendenkontos zur Verfügung gestellt hat. Auch der gemeinsam mit den Gesellschaftern durchgeführte Flohmarkt war ein toller Erfolg. Oder die Bieraktion vom Chef des Turmbrauhaus.

Was aber am meisten begeistert, ist der positive Spirit der sich im Laufe der Aktion entwickelt hat. Trotz Abstieg. Trotz bedrohlicher finanzieller Situation. Trotz aller Vorbehalte, die es in Fankreisen immer noch gegen die ausgegliederte GmbH gibt. Alle vereint das Ziel, endlich die Insolvenz zu beenden. Den Plagegeist aus Düsseldorf loszuwerden. Endlich wieder positiv nach vorne zu blicken.

Wenn diese Aktion was gezeigt hat, dann dass der Chemnitzer FC eine Basis aus Fans und Mitgliedern hat, auf die er sich verlassen kann. Und das diese Basis im entscheidenden Moment ein echter Faustpfand sein können. Wenn man diese mitnimmt, sie einbezieht.

Die gelungene Spendenaktion sollte nun Verpflichtung für Vereinsspitze und Gesellschafter sein, alles dafür zu tun, die Insolvenz schnellstmöglich zu beenden. Dass dabei der "Größte Insolvenzverwalter aller Zeiten" trotzdem noch ein schwer kalkulierbares Risiko darstellt, ist bekannt. Es darf aber keine Ausrede sein.

Vereinsspitze und Gesellschafter wären klug beraten, wenn sie daran arbeiten, den positiven Spirit der letzten Wochen zu bewahren. Das gelingt nur, wenn bei Ihnen Werte wie Transparenz, Teilhabe und Fannähe ganz oben stehen.
Der Südkurven-Slogan "Für Verein und Heimatstadt" muss so auch in der Geschäftsstelle gelebt werden. Damit der CFC auch wieder ein zentraler Bestandteil der Gesellschaft der Stadt Chemnitz wird. Nicht das Schmuddelkind, was in die Ecke gestellt wird.
Klug wäre es in dem Zusammenhang auch, wenn sich der CFC seiner sozialen Verantwortung bewußt wird. Und wenn er denen, die jetzt zur Rettung des Vereins beigetragen haben, etwas zurückgibt. Egal in welcher Form. Den Fans, Mitgliedern und Freunden der Himmelblauen. Den Menschen der Stadt Chemnitz.

Dann kann man hoffentlich irgendwann mal rückblickend die Spendenaktion zur Beendigung der Insolvenz als echten Neustart für den Chemnitzer Fußballclub Anno 2020 betrachten.